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Benutzername: 
harakiri
Wohnort: 
Ostalb
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1054 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2015
Zerrissen
Gómez-Jurado, Juan

Zerrissen


sehr gut

Zerrissen ist Dr. Evans: seine Tochter wird entführt und er sieht sie nur wieder, wenn er den Präsidenten der Vereinigten Staaten bei der vorgesehenen OP tötet. Auf Schritt und Tritt bespitzelt und überwacht, bleibt ihm fast keine andere Lösung, als mitzuspielen. Durch Zufall bekommt er doch Hilfe von seiner Schwägerin, die sich nun an die Fersen der Killer heftet und schnell selbst in Gefahr gerät.

Ein rasanter Thriller, der einem den Atem raubt. Durch die Entführung des kleinen Mädchens und verschiedene Sequenzen, in denen sie gequält gezeigt wird, bekommt das Buch eine Intensität, die sich gewaschen hat. Dazu noch die Tatsache, dass es bei dem Patienten um den Präsidenten der USA geht – das macht das Ganze noch brisanter. Die Schreibweise ist sehr flott, stellenweise etwas verschachtelt. Aber ich hatte immer das Gefühl, das Buch hat ein Amerikaner geschrieben, nicht wie uns der Autorenname vorgaukelt, ein Spanier oder Portugiese.
Die Handlung ist fast durchwegs spannend und in der ICH-Form beschrieben. Schon am Anfang weiß man, dass etwas schief gegangen sein muss, weil Dr. Evans in der Todeszelle sitzt. Allerdings schwächen die Rückblenden in die Vergangenheit die Handlung etwas. Teilweise wird recht langatmig erzählt, wie Dr. Evans wurde, was er und wie er seine Frau kennengelernt hat. Diese Einschübe sind zwar teilweise recht gut (die Stelle mit der Katze und seinem Stiefvater fand ich aber interessant), stören aber den Lesefluss. Im Gegensatz zu anderen Thrillern dienen sie nicht als Cliffhanger, sondern als Charakterisierungen und das war in meinen Augen nicht ganz so gut gelöst.
Unaufhörlich treibt die Handlung auf den Showdown zu, der einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt.

Bewertung vom 28.04.2015
Unendlich wir
Harmon, Amy

Unendlich wir


sehr gut

Bonnie und Clyde sind zurück.
Bonnie Rae Shelby ist eine erfolgreiche Countrysängerin, Clyde ein Ex-Häftling auf der Suche nach Arbeit. Als Bonnie sich von ihrer Großmutter betrogen sieht, will sie von einer Brücke springen. Clyde hindert sie daran und die beiden beginnen einen Roadtrip nach Westen. Verfolgt von übler Nachrede der Großmutter, sehen sich die beiden schnell als Gejagte – dabei wollen sie doch nur ihre Ruhe haben.
Ein zauberhaftes Buch mit kleinen Logikfehlern, aber wen stört das schon? Bonnie Rae und Finn Clyde waren mir gleich sympathisch. Wie Bonnie schnell alle Konventionen von sich wirft und flieht, dazu ihre große Klappe – man muss sie einfach lieben. Auch Clyde war ich gleich sehr nahe und habe mich ihm verbunden gefühlt. Leider kam er etwas klischeehaft rüber (Ex-Häftling, aber unschuldig), dennoch hat mir sein Handeln sehr gut gefallen.
Es ist klar, dass sich die beiden verlieben, nur am Ende fand ich Bonnies Reaktion, dass Clyde auf sie zugehen müsse, etwas unlogisch. Das hätte gut auch ins Auge gehen können.
Sehr schön waren die kleinen Hilfen der beiden im Buch. Jede steht für eine andere Geschichte, jede sorgte auch am Ende für Entlastung. Sehr schönes Detail! Auch die Einstreuer über das echte Gaunerpärchen und die vielen Parallelen haben mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 30.03.2015
Die Königin der Orchard Street (Restexemplar)
Gilman, Susan J.

Die Königin der Orchard Street (Restexemplar)


gut

Malka flieht mit ihrer Familie aus Russland und landet in Amerika. Durch einen Unglücksfall verliert sie ihre Familie und wird bei einem Eismann aufgenommen. Dort entdeckt sie ihre Leidenschaft für Eis. Als ihre Stiefbrüder sie aus der Firma ekeln, sinnt Malka, die sich jetzt Lilian nennt, auf Rache. Sie erschafft selbst ein Eisimperium, verbittert aber zusehends an ihren Lebensumständen.

Der Einstieg ins Buch ist mir wunderbar gelungen und die Geschichte fand ich auch noch sehr schlüssig und gut. Gar nicht verstanden habe ich allerdings Malkas Mutter, die das Kind für alles verantwortlich macht und hier wohl schon die Saat für Malkas Charakter sät. Der weitere Verlauf der Handlung hatte dann allerdings doch sehr viele Längen und zog sich ein bisschen wie Kaugummi.

Sehr gut fand ich aber die historischen Hintergründe: dass die Army im Krieg ihre Soldaten mit Eis beliefern ließ, die Erfindung des Softeises, die Lebensumstände der Einwanderer im frühen 20. Jahrhundert.

Irgendwie war ich immer versucht, das Gute in Lilian zu suchen, wurde aber nicht fündig. Ich schiebe das auf ihre harte Kindheit, aber auch andere hatten eine solche, ohne so verbittert zu werden und in allem das Schlechte zu sehen.
Die Frau war mir am Anfang - als Kind - so sehr sympathisch wie am Ende unsympathisch.
Am besten fand ich immer die Stellen mit ihrem Enkel- wie die beiden zusammen kiffen - eine herrliche Vorstellung!
Die Schilderung des Prozesses, der sich ja durchs ganze Buch zieht und neugierig machen soll, war für mich eine Farce! Das Kind mit dem Pflaster überm (heilen) Auge, Lilians Zusammenbruch ... Das hat alles so überhaupt nicht zum Aufbau des Buches gepasst. Ich hatte mir da mehr von erhofft.

Alles in allem ein Buch, das man lesen kann, aber nicht unbedingt muss

Bewertung vom 30.03.2015
Die Falle
Raabe, Melanie

Die Falle


sehr gut

Linda hat seit 12 Jahren ihr Haus nicht verlassen. Ihre Schwester wurde ermordet und sie hat den Mörder gesehen. Jetzt sieht sie ihn im Fernsehen wieder und sinnt auf Rache, bzw. will ihn überführt haben. Hierzu ersinnt sie einen perfiden Plan, der aber ganz schön auf den Kopf gestellt wird.

Melanie Raabe ersinnt hier ein Szenario, das nicht alltäglich ist und dass schon dadurch fesselt, dass eine Frau den Mörder ihrer Schwester in ihr Haus einlädt. Es entsteht ein Katz- und Maus-Spiel, bei dem auch der Leser nicht mehr weiß, woran er ist.
"die Information die ich soeben erhalten habe überfordert mein Gehirn"
So wie es Linda da im Buch ging, ging es mir beim Lesen auch. Überzeugend bereitet Frau Raabe das Szenario so, dass man ins Zweifeln kommt. Wer hat jetzt was getan oder doch nicht?
Durch Einspieler in ein Buch, das Linda schreibt und das auch bei ihrer Falle eine Rolle spielt, erfahren wir mehr von dem Mord an der Schwester und was damals geschehen ist, warum Linda so wurde, wie sie ist. Dies hat mir sehr gut gefallen, es ist eine gute Möglichkeit, den Leser zu informieren ohne ihn zu überfordern und so wird auch die Spannung höher gehalten, weil die Kapitel natürlich immer in Cliffhangern enden.
Den Anfang fand ich – trotz der Tatsache, dass das Interview recht früh stattfand – etwas zäh. Hier fehlte mir ein wenig Spannung. Die Handlung nimmt, wie ich finde, erst nach dem Interview so richtig an Fahrt auf. Ich finde, Melanie Raabe hat total tolle Ideen in ihrem Thriller verarbeitet, die Umsetzung war dann stellenweise nicht ganz so gelungen, aber das Buch ist wirklich lesenswert

Bewertung vom 30.03.2015
Janusmond
Winter, Mia

Janusmond


sehr gut

Leon und Lune sind Zwillinge, doch ihr Leben steht unter keinem guten Stern. Als Lune verschwindet leidet Leon sehr darunter und 10 Jahre später will er sie für tot erklären lassen. Doch an ihrem letzten Aufenthaltsort gerät er an einen gewissenhaften Polizisten, der sich auf die Suche nach ihr macht. Und auf Unglaubliches stößt!

Leon und Lune – die helle und die dunkle Seite des Mondes. Doch welcher der Zwillinge ist die helle Seite? Was anfangs ganz klar schien, wird immer unwahrscheinlicher und bald kommt der Leser drauf, dass Leon gar nicht der ist, der er zu sein scheint. Mia Winter legt meisterhaft und massenhaft falsche Spuren um den Leser zu verwirren. Was anfangs weiß schien, ist nun schwarz und umgekehrt. Ganz langsam, in Briefen von Lune an Leon, darf auch der Leser mehr aus Lunes Leben erfahren. Ihre ausschweifende Art, die ihr viel Kritik einbrachte, verstehen lernen, denn eine schöne Kindheit hatte Lune ganz sicher nicht.
Am Ende bleiben noch ein paar Fragen ungeklärt, so zum Beispiel der Tod der Mutter der Zwillinge oder warum die Spurensicherung das Grab nicht gleich kontrolliert. Dies stört aber nicht weiter, die Handlung ist aufgeklärt, Leon und Lune finden ihren Frieden.
Die Schreibweise von Mia Winter hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Charakterisierung von Leon ist ihr treffend gelungen. Seine Manie, seine Perfidie und seine Intelligenz werden gut herausgestellt und logisch aufgebaut. Auch seine Manipulationen aller Menschen um ihn herum: ich habe mich hier auf keiner Seite verloren gefühlt. Lediglich seine Liaison mit Jeanne hätte ich mir noch ausführlicher gewünscht. Hatte sie je Angst vor ihm? Oder hat ihr Begehren alles überlagert?
Mia Winter schreibt - unter dem Namen Stefanie Koch – schon länger Krimis, von denen ich bisher noch keinen gelesen habe, das aber schnellstmöglich ändern werde.

Bewertung vom 30.03.2015
Bella Clara
Durst-Benning, Petra

Bella Clara


ausgezeichnet

3 Freundinnen, 3 Geschichten – Clara.
Im letzten Band der Trilogie dürfen wir Claras Leben teilen. Ein wenig hat man ja schon in den anderen beiden Bänden von ihr erfahren, jetzt tauchen wir ein in die Welt der Düfte und Cremes. „Eine Hommage an Elisabeth Arden“ wie die Autorin selbst schreibt.

Clara hat es in ihrer Ehe mit Gerhard Gropius nicht leicht: er schlägt sie und hält sie kurz. Clara sieht keinen anderen Ausweg als die Scheidung. Ein Skandal Anfang des 20. Jahrhunderts. So ist Clara in der Stadt geächtet und reist an den Bodensee. Als Apothekerstochter möchte sie gerne in einer Apotheke arbeiten und durch einen Zufall gelingt ihr der Schritt in die Selbstständigkeit. Rasch wächst ihr Emporium und sie wird zu einer geschätzten Unternehmerin.

Das hört sich jetzt alles recht einfach und kitschig an, aber der Roman Bella Clara ist alles andere als das. Man spürt wie Clara leidet und wie sie kämpft. Wie sehr sie sich nach ihren Kindern sehnt, die ihr Mann ihr entfremdet hat und wie gerne sie wieder lieben würde. Die Freundschaft zu Josephine und Isabelle aus den Vorgängerbänden hilft ihr jedoch sehr und ich finde die Passagen immer sehr schön, wenn die Freundinnen immer alles stehen und liegen lassen, wenn eine der ihren in Not ist.
Ein sehr schönes Buch ist Petra Durst-Benning hier wieder gelungen. Ein Buch, das man nicht mehr zur Seite legen mag. Jede Seite ein Genuss, keine Seite Langeweile, jedes Kapitel absolut lesens- und liebenswert. Clara ist eine starke Frau, nur braucht es eine Weile bis sie das erkennt – und es gelingt der Autorin vorzüglich, dieses den Leser mitleiden und mitfiebern zu lassen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2015
Die Seiten der Welt Bd.1
Meyer, Kai

Die Seiten der Welt Bd.1


sehr gut

Furia lebt in einem alten Gemäuer in England. Zusammen mit ihrem Vater und ihrem Bruder und jeder Menge Bücher. Denn Furia ist Bibliomantin. Sehnlichst erwartet sie ihr Seelenbuch, das sie finden wird. Als ihr Vater getötet und ihr Bruder entführt wird muss Furia sich beweisen. Sie geht nach Libropolis, wo sie auf Freund und Feind trifft. Aber auch auf ihr Seelenbuch. Erst mit diesem ist sie vollständig und kann ihren Bruder retten.

„Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt“
Für jeden Bücherliebhaber ist dieses Zitat, der erste Satz des Buches, bereits eine Eintrittskarte in eine neue, geliebte Welt. Kai Meyer ist ein Meister der Worte, was er in „Die Seiten der Welt“ wieder einmal furios beweist. So liebevoll gezeichnete Gestalten findet man selten in Büchern. Da ist das Schnabelbuch, der Lesebändchenbaum, Büchermenschen und und und. Es gibt jede Menge zu entdecken auf den 555 Seiten des Buches – auch jede Menge schöne Zitate für Bücherwürmer und solche, die es noch werden wollen.
Auch wenn die Handlung für mich stellenweise ein paar Längen aufwies und auch stellenweise etwas verwirrend war, hat Kai Meyer es geschafft, mich in seine Welt der Bücher zu entführen und mich zu fesseln. Denn welchen Leser erschrickt es nicht, wenn die Drohung in der Welt steht, alle Bücher zu „entschreiben“?

Ein MUSS für jeden Bücherfreund!

Bewertung vom 06.03.2015
Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7 (Restauflage)
Neuhaus, Nele

Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7 (Restauflage)


ausgezeichnet

Das neue Buch von Nele Neuhaus war für mich wieder ein Knallerbuch!

Pia Kirchhoff hat Urlaub. Eigentlich. Doch dann wird eine alte Frau erschossen und Pia soll an den Tatort. Fortan lässt ihr die Tat keine Ruhe mehr. Und es passieren noch mehr Morde. Schnell wird eine Soko gebildet und bald kommen die Ermittler rund um Pia und Oliver auch auf die Spur des Täters. Zumindest auf die Zusammenhänge. Denn der wahre Täter führt sie ganz schön an der Nase herum und ist ihnen immer einen Schritt voraus.

Wenn ich ein Buch aufschlage und mich die ersten Zeilen gleich so fesseln wie hier, dann weiß ich: dieses Buch legst du bis zum Ende nicht mehr aus den Händen. Nele Neuhaus schreibt toll! Ihre Schreibweise ist sehr flüssig und anschaulich und auch das Privatleben der Charaktere kommt hier nicht zu kurz. Das macht die Protagonisten greifbar und sympathisch und reduziert das Buch nicht nur auf die Tat und die Suche nach dem Mörder, sondern macht es zu einem Gesamt"kunst"werk, das man mit Freude liest. Als Nele Neuhaus-Fan vom ersten Buch an sind mir die Handelnden nämlich schon direkt ans Herz gewachsen und am Ende vom Buch bin ich immer traurig, dass man sie schon wieder verlassen muss. Aber natürlich sind auch die Morde immer überaus inspiriert und auch hier im Buch wieder etwas Besonderes. Wer ermordet all diese Leute und aus welchem Grund?

Nele Neuhaus führt den Leser immer wieder aufs Glatteis und so schnell kommt man nicht auf den wahren Täter. Ich hatte zwar einen Verdacht, doch wurde der von der Autorin durch geschicktes Schreiben schnell wieder ausgeräumt.
Ein Buch, das sich fast von selber liest. Die 555 Seiten werden auf keiner Seite langweilig und das einzige, was mich etwas gebremst hat waren die vielen Charaktere und wie sie zusammenhängen. Da fühlte ich mich zwischendurch kurzzeitig etwas überfordert.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.