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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2010
Das komische Manifest
Lewis, Ben

Das komische Manifest


sehr gut

Mit Satire und vielen schönen und auch nicht so schönen Witzen versucht Ben Lewis mit dem Kommunismus Bekanntschaft zu schließen. Mit sehr gemischten Gefühlen taste ich mich an dieses Buch heran.

Eigentlich mag ich nicht mit Leuten über den Sozialismus reden, die ihn selber nicht kennengelernt haben. Übrigens schreibt Lewis vom Kommunismus, den hat es jedoch nie gegeben, er meint zweifellos den Sozialismus. Nicht das mich jemand falsch versteht: Ich war nie ein Verfechter des Sozialismus, ich war in der Kirche, musste leider auch mit der Stasi Bekanntschaft machen und habe 30 Jahre in der DDR gelebt. Oft haben wir unsere Witze über Honecker, Mielke und Co gemacht und haben herzhaft über unsere Witze gelacht.

Für mich ist es dann aber doch noch etwas anderes wenn jemand der nie den Sozialismus kennengelernt hat über diese Witze lacht, oft komme ich mir dann vor wie ausgelacht, vielleicht auch wie ein belächeltes Museumsstück. Obwohl ich beim lesen desöfteren auch herzlich gelacht habe, immer mit dem oft bösen Hintergrundwissen das jeden Witz erst möglich machte.

Ben Lewis hat alle ehemaligen Ost - Block - Länder bereist. Für mein Empfinden ist er manchmal schnell mit seinen Urteilen und selten sehr vernichtend. So bezeichnet er beispielsweise den ehemaligen polnischen Arbeiterführer und späteren Präsidenten Lech Walesa als strohdumm. Dies halte ich als ehemaliger DDR - Bürger für eine fatale Entgleisung die der Verlag nicht hätte durchgehen lassen dürfen. Für viele DDR - Bürger war der Gründer der ersten freien polnischen Gewerkschaft Lech Walesa ein Hoffnungsträger.

Dennoch habe ich das Buch zu Ende gelesen. Nach dem Motto man muss auch den Anderen zuhören, gelangte ich dann schneller als erwartet an die letzte Seite des dicken Wälzers. Vielleicht lässt dieses Buch ja junge Leute auf das aufmerksam werden, was vor zwei Jahrzehnten entgültig scheiterte und sie beginnen daraufhin sich mit der Geschichte zu beschäftigen. Dann könnte ich mit diesem Buch doch noch meinen Frieden schließen und es hätte einen Sinn erfüllt.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2010
Der Vogelbrunnen
Richardson, Paddy

Der Vogelbrunnen


ausgezeichnet

Claire ist Schriftstellerin. Sie lebt allein mit ihrer Tochter und hält sich so einigermaßen finanziell über Wasser. Aber eines Tages kommt ein Angebot ins Haus, dass ihr einen reichen Geldsegen verspricht.

Sie soll die Biografie eines Serientäters schreiben, der noch Jahre im Knast zu sitzen hat. Travis Crill hat mehreren Frauen aufgelauert, sie gefesselt, aber nie vergewaltigt. Jedes Jahr im Oktober eine Frau.

Noch weiß Claire nicht, wie dieser Auftrag, den sie nach längeren Überlegungen dann doch annimmt, ihr Leben verändern wird. Sie besucht Travis Crill im Gefängnis, besucht seine Eltern, seine Schwester und erfährt immer mehr von diesem Verbrecher.

Zu Hause liegt sie oft in ihrem Bett und fürchtet sich. Einmal werden ihre Aufzeichnungen aus ihrem Auto gestohlen, ein anderes mal glaubt sie verfolgt zu werden.

Seite um Seite steigt die Spannung und Paddy Richardson tritt aufs Gaspedal. Travis Crill weiß immer mehr von Claire. Woher ? Für Claire wird dieser Auftrag, der längst ihr Leben überschattet zum Albtraum und zur Gefahr.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2010
Der Augensammler
Fitzek, Sebastian

Der Augensammler


ausgezeichnet

Sebastian Fitzek hat etwas unheimlich magisches an sich, dem man sich auch in seinem neuesten Buch "Der Augensammler" nicht entziehen kann.

Darin besteht das große Geheimnis und die hohe Kunst des Autors: Er schnappt sich den Leser, wie ein Entführer sein Opfer und schleppt ihn mitten hinein in seine Geschichte. Der Leser ist dem widerstandslos ausgeliefert.

Stell Dir vor, Deine Kinder werden entführt. Du hast genau 45 Stunden Zeit sie zu finden . . . Du wirst sie nicht finden . . . nicht lebendig . . . Du bist zu spät . . .

Wenn Kinderleichen mit nur noch einem Auge gefunden werden, dann sollte man sich unter die Bettdecke verkriechen. Der Leser schafft es nicht sich von diesem Buch zu trennen. Schon gar nicht als sich eine blinde Physiotherapeutin meldet, die behauptet, allein durch Berührungen am Körper ihrer Patienten deren Vergangenheit sehen zu können.

Dieses Buch ist ein wichtiger Meilenstein in der Psycho - Thriller - Literatur !!!


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

47 von 52 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2010
Die soziale Marktwirtschaft: Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen sollten
Horn, Karen Ilse

Die soziale Marktwirtschaft: Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen sollten


ausgezeichnet

Mal ganz ehrlich, können Sie mir erklären was die soziale Marktwirtschaft oder gar der Neoliberalismus ist? Also ich könnte das nicht.

Auf den ersten Blick erscheint das Buch der Leiterin des Berliner Hauptstadtbüros des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln wie ein Lehrbuch für Studenten, wichtige Fakten und Hintergrundinformationen sind farblich unterlegt und fallen sofort ins Auge. Aber die renomierte Ökonomin schreibt für jedermann verständlich und unterhaltsam.

Wichtige Begriffe wie Neoliberalismus, Wettbewerbsordnung, Leistungsgerechtigkeit und natürlich die soziale Marktwirtschaft erklärt die Autorin in erzählender Weise. Immer wieder beleuchtet sie die Vor - und Nachteile, die sich einstellen, wenn der Staat sich mehr in den Wettbewerb einmischt.

Äußerst interessant sind auch ihre Ausflüge in die Geschichte. Sie stellt in kurzen biografischen Skizzen viele Philosophen und Ökonomen ( Wilhelm Röpke, John Maynard Keynes, Alfred Müller - Armack . . .) vor, die Einfluss auf das hatten was wir heute an sozialer Marktwirtschaft vorfinden.

Mit Hilfe dieses Buches findet der Leser besser in der Welt der Wirtschaft zurecht. Er bekommt einen guten Überblick über das was 2008 als große Finanzkrise begann. Mit Hilfe von Karen Ilse Horn lässt sich diese längst nicht überwundene Krise besser einordnen und über notwendige Veränderungen nachdenken.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2010
Wie Kinder wieder wachsen
Leibovici-Mühlberger, Martina

Wie Kinder wieder wachsen


ausgezeichnet

Die Ärztin und mehrfache Mutter Martina Leibovici - Mühlberger hat mit diesem Buch nicht etwa einen klassischen Elternratgeber geschrieben, der viele schnelle Antworten bereit hält, die dann letzten Endes doch nicht halten was sie versprechen. Die Autorin versucht viel eher mit anderen Eltern in einen Austausch zu treten.

Unter anderem fragt die Autorin: Wieviel Mutter braucht das Kind? Sie geht der Problematik Kinder und Fernsehen nach, beleuchtet das weite Feld Scheidungskinder und beschäftigt sich sehr ausführlich mit dem Thema Kinder und Schule.

Wie gesagt: Wer ein schön einfaches Buch mit einfach - fertigen Antworten erwartet sollte dieses Buch schnell wieder weglegen, vielleicht ist es deshalb ja auch in der Wahrnehmung etwas umstritten. Dieses Buch fordert seine Leser. Die Autorin macht mit vielen ihrer Standpunkte vertraut, indem sie jedoch nichts vorschreibt, ist der Leser gezwungen sich seine eigene Meinung zu bilden. Eltern können an diesem Buch wachsen.

Dies Buch ist wie ein Kaffeeplausch. Man unterhält sich nett mit der Autorin, lernt sie und ihre Anschauungen kennen und nimmt mit was einem zusagt. Einiges habe ich mehrmals gelesen und habe die Erfahrung gemacht, dass es dann ergiebiger wird.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 27.05.2010
Der schwarze Palast
Castellanos Moya, Horacio

Der schwarze Palast


ausgezeichnet

1944, in El Salvador sind die Nationalsosialisten an der Macht. wegen kritischer Artikel sitzt Pericles erst im schwarzen Palast, sozusagen unter den Augen des "Nazihexers", später im städtischen Gefängnis. Er ist einer unter vielen politischen Gefangenen.

Haydie, seine Frau besucht ihn jeden Tag, doch die politische Situation wird kritischer und nach der Verlegung Pericles in das städtische Gefängnis gibt es keine tägliche Besuchserlaubnis mehr.

Seit ihr Mann im Gefängnis sitzt schreibt Haydie wieder Tagebuch, sie schreibt von ihren Sorgen und Bedenken, von den politischen Entwicklungen in ihrem Land. Ihr Sohn Clemen ist am Putsch beteiligt, der aber niedergeschlagen wird. Clemen muss fliehen, mit ihm sein Cousin Jimmy. Als Priester und Mesner verkleidet, fuhren sie unerkannt mit dem Zug durchs Land, um ins Ausland zu gelangen.

Niemand weiß, ob sie es schon ins Ausland geschafft haben und damit in Sicherheit vor der Garde sind. Haydies jüngster Sohn Betito schließt sich dem studentischen Widerstand an und auch Haydie gründet mit anderen Frauen ein Komitee der Mütter und Ehefrauen der politischen Gefangenen.

Horacio Castellanos Moya gelingt mit diesem Buch ein eindrückliches Bild des Innenlebens einer Frau zu zeichnen, deren Familie auseinandergerissen wird, die sich aber trotz allem nicht aufgibt und kämpft.

Trotz der Schrecken und der Angst schreibt der Autor leicht und mit einem ungeheuerem Humor, ohne dabei etwas zu verharmlosen oder geschmacklos zu sein.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu