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Sikal
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Österreich

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Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2018
Ich seh, ich seh, was du nicht siehst - denn ich bin blind
Hill, Constanze

Ich seh, ich seh, was du nicht siehst - denn ich bin blind


sehr gut

Eine beeindruckende Frau

Constanze Hill wurde um drei Monate zu früh geboren und kam in den Brutkasten. Die dortige zu hohe Sauerstoffkonzentration führte letztendlich zu ihrer Erblindung. Anfangs unter Schock, begriffen ihre Eltern rasch, dass sie ihr nur helfen konnten, wenn sie das kleine Mädchen so „normal“ wie möglich aufwachsen ließen – „sie nicht blinder machen, als sie ohnehin bereits ist“. Sie wurde sogar in einen öffentlichen Kindergarten aufgenommen und tobte mit den anderen Kindern herum. Nach Abschluss einer Blindenvolksschule sowie des Gymnasiums wollte sie unbedingt studieren, wo sie aber dann doch auf erhebliche Schwierigkeiten stoß und das Studium wieder aufgab.

Trotz allem versuchte sie immer ein Leben zu führen, wie es auch sehende Menschen führen könnten – z.B. zog sie mit 18 Jahren von zu Hause aus in eine Wohnung, machte eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin, heiratete zwei Mal und bekam zwei wunderbare Kinder.

Constanze erzählt in ihrer Autobiographie aber auch von Menschen, die Blinden nicht wohlgesonnen sind, von anderen, die dafür gerne Hilfe anbieten, von ihrem persönlichen Assistenten, der für sie eine wertvolle Unterstützung ist, aber auch von der Weiterentwicklung der Technik in den letzten Jahren – von einer „Voice-over-Software“, die gute Dienste leistet und von ihrem Smartphone sowie Computer mit Braille-Tastatur.

Mittlerweile hat sie drei unterschiedliche Jobs, engagiert sich im oberösterreichischen Blindenverband und versucht ihre Hobbies eigenständig auszuleben. Aber sie beschönigt nichts, zeigt auf, dass es auch viele Dinge gibt, die sie nicht kann und nie können wird. Doch genauso gibt es eben auch vieles, was für Blinde selbstverständlich ist (z.B. immer Ordnung in der Küche zu halten).

„Wenn ich noch einmal geboren werde, würde ich mir wünschen, wieder blind auf die Welt zu kommen!“

Constanze ist eine außergewöhnliche Frau, die mit Mut und Entschlossenheit ihre Ziele verfolgt. Gerne vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 25.09.2018
Hoffnung für Kenia
Köster, Arno

Hoffnung für Kenia


ausgezeichnet

Hoffnung für die Lebenden

„Irgendwann musst du dich im Leben entscheiden, ob du dich engagierst. Was unseren Traum vom Frieden angeht, träumst du alleine, bist du ein Träumer. Träumen wir zusammen, wird’s Realität. Wir müssen zusammenhalten und uns einmischen.“

Diese Aussage Udo Lindenbergs findet sich auf der Rückseite des Buches „Hoffnung für Kenia“ und zwischen diesen Buchdeckeln finden sich viele Projekte und Hintergründe, wie Hoffnung gelebt wird, wie engagiert Menschen Hilfe leisten.

Der Autor Arno Köster war bereits jahrelang für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising der Udo Lindenberg Stiftung aktiv, bevor er zusätzlich die Betreuung diverser Hilfsprojekte der Stiftung in Kenia übernahm. In diesem Buch gibt er einen Einblick in die Arbeit der Stiftung, diverse Projekte, berichtet über Erfolge und Misserfolge ebenso wie über die Nachhaltigkeit dieser Aktivitäten. Zwischendurch liest man Lebensläufe und Schicksale von Menschen, für die Wasser nicht ständig verfügbar ist oder Bildung keine Selbstverständlichkeit.

Arno Köster erklärt wie es zur Stiftung kam, welche Verbindung es zu Hermann Hesse gibt, was der Panikpreis-Wettbewerb ist und welche humanitären Projekte nachhaltige Erfolge bringen.

„Wasser ist ein Menschenrecht“ – und doch haben so viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, während bei uns der Wasserhahn läuft oder tropft und Unmengen sinnlos verschwendet werden. Durch die Waterbox wurde nicht nur Menschen in Slums der Zugang zu Wasser ermöglicht, es wurden auch Arbeitsplätze geschaffen – Hilfe zur Selbsthilfe lautet die Devise.

Außerdem liest man einiges über engagierte Frauen, die alles daransetzen, um Schulbildung den Ärmsten zugänglich zu machen – z.B. hat Gaby Bentlage die Bambino Academy gegründet während Annedore Biberstein ursprünglich eine Lodge aufbauen wollte und letztendlich die „New White House Academy“ ins Leben rief.

Durch das Engagement und die vielen erfolgreichen Projekte in den letzten Jahren hat sich die Stiftung ein Netzwerk an Experten aufgebaut, die vor Ort unterstützen, verwalten und helfen. Immer wieder zeigt sich das der IT-Fachmann genauso wichtig ist, wie der Wachmann oder der Servicetechniker.

Man erfährt einiges über das Leben in Kenia, die Rolle der Frauen, die Schwierigkeiten und den Zusammenhalt, das Einstehen füreinander und die „Hoffnung für Kenia“. Durch spendenfreudige Menschen können diese Projekte weiter ausgebaut werden und bringen den Kindern eine lebenswerte Zukunft. Eine tolle Sache, die auf jeden Fall 5 Sterne verdient.

Bewertung vom 25.09.2018
Das kleine Buch: Vergessene Hausmittel
Buchart, Karin

Das kleine Buch: Vergessene Hausmittel


ausgezeichnet

Zurück zur Natur

Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Karin Buchart sammelt bereits seit Jahren das alte Heilwissen der Pinzgauer. Nun gibt es wieder einen Auszug ihres Wissens in einem weiteren der kleinen Bücher aus dem Servus-Verlag. Dieses Mal geht es um „Vergessene Hausmittel“, die unseren Großmüttern noch geläufig waren und langsam in Vergessenheit geraten.

Die Autorin gibt uns einen Einblick in die Wirkung der Pflanzen, in Inhaltsstoffe und auch Rückblicke und historische Weisheiten. Einige Rezepte sind mir bekannt, so gibt es bei uns immer schon den Rettich-Hustensaft oder Essigpatscherl. Doch es gibt noch einiges mehr zu entdecken und auszuprobieren: z.B. den Brennnesselsirup zur unterstützenden Behandlung von Rheuma oder Gelenksentzündungen; oder auch ein wohltuendes Fichtenbad bei Muskel- oder Nervenschmerzen.

Immer mehr Menschen besinnen sich wieder auf die Kraft der Natur und wollen von der Pharmakeule etwas Abstand nehmen. Einen Versuch ist es immer wert, wie ich finde. In diesem Büchlein erhält man umsetzbare Anregungen und kann ja das ein oder andere Rezept mal ausprobieren.

Bewertung vom 25.09.2018
Das kleine Buch: Unser Bier
Berninger, Jakob M.

Das kleine Buch: Unser Bier


ausgezeichnet

Für mich eine Herausforderung

Nachdem ich überhaupt kein Bier trinke und auch den Geruch verabscheue, war es für mich eine spezielle Herausforderung, mich mit genau diesem Thema zu beschäftigen. Doch es hat sich gelohnt, wie ich finde. Bier werde ich zwar auch weiterhin nicht konsumieren, aber ich konnte in dem kleinen Buch viele interessante Informationen finden.

Es gibt hier die Geschichte rund ums Bier, Legenden und Hintergründe über die Entstehung vor mehreren tausend Jahren. Mit welch einfachen Mitteln damals Bier gebraut wurde und welche Hightech-Anlagen heute zur Verfügung stehen. Man erfährt auch einiges über die Grundrohstoffe – Hopfen, Malz, Hefe und Wasser.

Als Ergänzung gibt es noch das kleine Bier-Alphabet, wo man vom Alkoholgehalt über das bekannte Guiness bis hin zur Kunst des Bierzapfens viel Interessantes erfährt. Tolle Fotos ergänzen dieses kleine „Bier-Buch“, welches sich prima als Geschenk für Bierliebhaber oder –kenner eignet.

Wie gesagt – zum Biertrinker werde ich nicht – aber ich habe das kleine Büchlein trotzdem gerne gelesen.

Bewertung vom 21.09.2018
Der letzte Sterz
Pfeifer, Günther

Der letzte Sterz


ausgezeichnet

Eine falsche Statue

Als in Stainz plötzlich eine falsche Statue statt dem Erzherzog-Johann auf dem Sockel steht, steht relativ rasch fest, dass es sich um eine eingegipste Leiche handelt. Keiner versteht so recht warum nicht die Grazer Kripo ermittelt, sondern die Wiener Kollegen Hawelka und Schierhuber aushelfen müssen. Die beiden sind natürlich nicht sonderlich erbaut über diese Arbeitsanweisung. Auch der Empfang im winterlichen Stainz ist mehr als frostig, so gestaltet sich die Befragung zum Fall als äußerst schwierig.

Erst durch einen Griff in die Trickkiste kommt Schwung in die Sache, so dass Hawelka und Schierhuber endlich vorankommen. Plötzlich tun sich auch verschiedenste Mordmotive auf, da muss nun nur mehr das richtige herausgefunden werden. Und Weihnachten rückt immer näher …

Mit viel Lokalkolorit gewürzt ist dieser Krimi aus der Feder von Günther Pfeifer, welcher sich durch viel Humor, eigenwillige Charaktere und so manches Fettnäpfchen auszeichnet. Der flüssige Schreibstil lässt Seite um Seite verfliegen, die Dialoge sind teilweise zum Schreien komisch und die eingestreuten Dialekte verursachten sogar bei mir als „Kennerin“ einiges an Kopfzerbrechen…

Die Protagonisten sind herrlich überspitzt gezeichnet, die Waldviertler Eigenheiten ebenso wie die Weststeirer Gepflogenheiten. Hawelka und Schierhuber sind eine sympathische Ermittlertruppe, wenngleich mir manches Mal beinahe etwas zu viel Alkohol im Spiel war (und danach setzt man sich ohne mit der Wimper zu zucken ins Auto).

Der Schluss punktet noch mit einem spannenden Showdown, so konnten die Ermittler dann doch noch zu Weihnachten den Fall abschließen und sich wieder um wichtigere Dinge kümmern – wie z.B. das herrliche „Auskunftsbüro“

Ein spannender, humorvoller Krimi, den ich sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 20.09.2018
Leonardo da Vinci
Reinhardt, Volker

Leonardo da Vinci


ausgezeichnet

Leonardo da Vinci – ein Phänomen

Leonardo da Vinci (1452 – 1519) - Wer kennt ihn nicht? Als Maler der Mona Lisa ist er weltbekannt. Viele Touristen besuchen nur wegen diesem Gemälde den Louvre in Paris. Doch da Vinci war mehr, er war ein Visionär, ein begnadeter Zeichner, ein guter Beobachter der Natur. Viele Stationen seines Lebens sind bekannt und doch wissen wir nicht alles über ihn, können nur Vermutungen angestellt werden.

Der Autor Volker Reinhardt, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg, gehört zu den führenden Renaissance-Experten und versucht mit dieser Biographie vieles zu hinterfragen. Er hat die zum Teil vernachlässigten Notizbücher Leonardos gelesen, in denen dieser seine Beobachtungen katalogisiert hatte und interpretiert diese Recherchen nun mit enormer Fachkompetenz. Zum Glück schafft es Reinhardt, dass dies trotzdem noch für den kunstinteressierten Laien gut lesbar ist.

Das Buch ist in 6 Kapitel gegliedert und begleitet Leonardo von seinen ersten Jahren in Florenz, über die Jahre in Mailand, die Suche nach den Kräften der Natur, die späten Wanderjahre, den Ausflug nach Rom sowie als Abschluss den wiedergefundenen und erfundenen Leonardo.

Reinhardt schafft es, einen groben Überblick über das Genie Leonardo zu schaffen, der als Meisteringenieur durch seine Konstruktionen wie z.B. einen Hubschrauber seiner Zeit voraus war, auch werden seine Eigenheiten und zum Teil sonderbaren Charaktereigenschaften hervorgehoben – z.B. aß er kein Fleisch, ließ aber Tiergedärme aufblasen und platzen.

Zu seinen vielen Interessen gehörte auch die Mathematik. Leonardo verstand unter Mathematik die Erforschung der Naturgesetze, viele mathematische Schriften blieben ihm verwehrt, weil diese in Latein verfasst waren und er diese Sprache nicht beherrschte.

Er war fasziniert von Körpern und studierte diese genau. Anfangs begnügte er sich mit einer genauen Konstruktion des menschlichen Körpers, doch es beeindruckte ihn immer weiter in die Tiefe zu gehen. Zahlreiche Zeichnungen und Notizen belegen seine Anatomiestudien.

Gut hervorgehoben werden seine Rivalitäten mit Michelangelo, die Verbindung zum Adel, den Familien Sforza und Medici, seine Unzuverlässigkeit und Abarbeitung von Aufträgen. Oft mussten seine Auftraggeber sehr energisch eine Leistung einfordern (nicht immer mit Erfolg). Reinhardt analysiert auch viele bekannte Werke da Vincis, versucht dessen Beweggründe darzulegen und Legenden zu drum herum zu widerlegen.

Leonardo konnte Zeit seines Lebens seine Neugier aufrechterhalten und erinnert uns daran, dass es zu wenig ist, Wissen anzusammeln – dieses zu hinterfragen, Phantasie auszuleben und vor allem gegen den Strom zu schwimmen, bringt uns im Leben weiter.
Gerne vergebe ich für diese gelungene Biographie 5 Sterne.

Bewertung vom 20.09.2018
Tesla
Carlson, W. Bernard

Tesla


sehr gut

Tesla – ein Genie?

„Tesla“ ist wohl den meisten ein Begriff, E-Mobilität der Luxusklasse – dahinter steht der Amerikaner Elon Musk, der mit Visionen und Innovationen die Automobilwelt revolutionieren (möchte). Diese Biographie von W. Bernard Carlson beschäftigt sich mit dem Namensgeber dieser Automarke, Techniker und Erfinder Nikola Tesla (1856 – 1843).

Dem Autor gelingt es, eine fesselnde Geschichte zu schreiben, die für alle technisch interessierten Leser spannende Details zutage fördert. Für mich gab es viel Neues zu entdecken, Beschreibungen des damaligen Alltags sowie Teslas Herangehensweise wird ebenso beschrieben wie sein oftmaliges Scheitern. Immer wieder zeigt sich, wie wichtig ein Ziel vor Augen ist.

Nikola Tesla wird zwar als Visionär und genialer Erfinder dargestellt, jedoch versucht der Autor hier den schmalen Grat „Superstar“ nicht zu überschreiten und findet durchaus auch kritische Worte. Während man in anderen Biographien viel Persönliches findet, berichtet Carlson hauptsächlich über technische Innovationen und Teslas praktische Arbeiten, die zum Teil sehr ausführlich erklärt werden und durch detaillierte Skizzen und Abbildungen ergänzt sind. Etwas technisches Verständnis ist hier von Vorteil, ansonsten wird der Lesefluss ziemlich gehemmt. Auf jeden Fall wäre die Welt ohne die Erfindungen von Nikolas Tesla heute nicht vorstellbar.

Sehr gelungen finde ich die Variante, wie uns der Autor Teslas Geschichte näherbringt: Gleich zu Beginn begegnet man dem Journalisten Arthur Brisbane, der einen Artikel über den genialen Erfinder schreiben soll. Man begleitet den Journalisten bei seinen Recherchen, dadurch liest sich die Biographie relativ flüssig und man verschlingt Seite um Seite.

Tesla schaffte es immer wieder andere Menschen zu motivieren, um in seine „Hirngespinste“ zu investieren. Immerhin war er von seinen Einfällen überzeugt, musste nur noch das nötige Kapital für seine Entwicklungen auftreiben, um auch den nötigen Erfolg zu haben. Bemerkenswert finde ich, dass er bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf eine kostenlose Energieversorgung setzte. Natürlich waren seine Geldgeber darüber wenig begeistert. Und wenn man den Bogen zur heutigen Wirtschaft schlägt, erkennt man durchaus ähnliche Ansätze – alles ohne Profit ist nicht erwünscht…

Eine lesenswerte beeindruckende Biographie über einen bedeutenden Erfinder, für die ich gerne vier Sterne vergebe.

Bewertung vom 15.09.2018
Neues vom Onkel Franz
Ranzenberger, Klaus

Neues vom Onkel Franz


sehr gut

Neues vom Onkel Franz

Ungewöhnlich sind die Geschichten des Onkel Franz immer und so beginne auch ich diese Rezension mit dem Fazit:
Dem Autor gelingt es auf 155 Seiten mittels der Figur des Onkel Franz Zusammenhänge zu erklären, die ansonsten nur sehr schwer durchschaubar sind.

Aber nun von Anfang an…
Dem Onkel Franz – welchen man auch als die „Tante Jolesch des 21. Jahrhunderts“ bezeichnen könnte – ist bereits zu Beginn der Geschichte nicht ganz wohl. Als nämlich in seiner Straße zufälligerweise die unterschiedlichsten Lieferdienste aufeinandertreffen, kommt ihm nur ein Gedanke in den Sinn: „Die Endtentakeln des Riesenkraken Internets.“

Nur an seiner Haustür steht noch der Postler – wie eh und je - und hält in den Händen was dem Onkel Franz seine Odyssee beschert: ein Einschreiben.
Und somit tritt der Onkel nach ein paar Tagen eine Reise an, die doch tatsächlich an Homer erinnert. Auch dieser hat auf seinen Seefahrten immer wieder Neues gelernt. Das Schöne am Onkel Franz ist allerdings, dass er uns direkt an seinen Erkenntnissen teilhaben lässt.

So lernt der Leser auf einfache Art und Weise Zusammenhänge kennen, die ansonsten oft nur schwer durchschaubar sind. Beginnt das ganze bereits am Heimatbahnhof beim Lösen der Fahrkarte und zieht sich durch bis zu seinem eigentlichen Ziel – einem Notar in Wien.
Dazwischen wird der Onkel Franz immer wieder mit dem Internet, der Wirtschaft und deren Krisen, sowie mit Politik oder auch unserem Ökosystem konfrontiert.
Diese Konfrontationen nutzt der Autor geschickt, um mit einfachen Worten zu erklären, was ansonsten Wissenschaftler, Analysten, Biologen und andere Koryphäen in ganzen Aufsätzen nicht schaffen.

Gegen Ende des Buches bekommt man kurz den Eindruck, der Autor würde ein wenig auf eine Verschwörungstheorie hinarbeiten und diese letztendlich zum Mittelpunkt der Geschichte machen. Dies löst sich aber dann doch anders auf und unser Onkel Franz darf sich seines Gemüts entsprechend von uns verabschieden.

Fast könnte man diesem Buch auch den Untertitel „Der Onkel Franz erklärt die Welt des 21. Jahrhunderts“ geben. Leider sind manche Passagen etwas langatmig formuliert – so wird eben das Gemüt des Onkels immer und immer wieder hervorgehoben und verleiten den Leser darüber hinwegzulesen.

So komplex unsere Welt auch manchmal scheinen mag – mit ein bisschen Hausverstand, und dem Einsatz des eigenen Denkapparates lässt sich vieles durchschauen. Ich will dem Autor hier nichts unterstellen - aber ich hoffe, dass genau das eine der Hauptaussagen dieses Buches sein soll.

Bewertung vom 15.09.2018
Apollo
Scott, Zack

Apollo


ausgezeichnet

Ein Schritt für die Menschheit

Am 25. Mai 1961 verkündete John F. Kennedy den Beschluss, dass Amerika Menschen zum Mond und wieder sicher nach Hause bringen werde – und das innerhalb des laufenden Jahrzehnts. Das Projekt bekam den Namen Apollo.

Dass dieses Vorhaben auch gelungen ist, weiß heute die ganze Welt – miterleben durfte John F. Kennedy den Erfolg nicht. Dieses Buch stellt die Geschichte des von Kennedy ins Leben gerufenen Apollo-Projektes eindrucksvoll dar.

In vier Teile gegliedert werden dem Leser die Maschinerie, die einzelnen Missionen und die dahinterstehenden Personen beschrieben. Im letzten Teil geht der Autor auf Statistiken ein, zeigt Fakten zum Mond und zum Programm auf.

Das durchgängig mit Grafiken durchzogene Werk umfasst 162 Seiten, von denen jede einzelne lesenswert ist. Sehr gut erklärt werden hier der Aufbau der Raketen als Gesamtes sowie die einzelnen Module. So erfährt der Leser unter anderem, dass alleine im Kommandomodul 24 km Kabel verbaut wurden oder ein einziges Kettenglied des Transporters über 900 kg wog.

Dem Autor ist es mit diesem Buch gelungen, einen gesamtheitlichen Blick auf das Apolloprogramm zu schaffen, ohne dabei den Leser zu überfordern oder mit unnötigem Wissen zu langweilen.

Dieser „vereinfachte“ Blick auf das Programm wird auch im letzten Teil klar ersichtlich. So zeigt der Autor nicht einfach nur Statistiken auf oder stellt trockene Zahlen in den Raum – nein, der Autor zeigt hier beinahe plastisch um welch gigantisches Projekt es sich dabei wirklich gehandelt hat.
Dass sich die Welt seit damals weitergedreht hat und die technologischen Fortschritte immens sind sollte uns aber nicht vergessen machen, mit welchen dennoch einfachen Mitteln die damaligen Mitglieder diese Missionen durchführen mussten. Auch dieser Umstand sollte einem bei der Lektüre dieses Buches bewusst werden.

Bewertung vom 15.09.2018
Die Frauen der Diktatoren
Mikkelsen, Sveinung

Die Frauen der Diktatoren


sehr gut

Frauen an der Macht

„Gute Klatschgeschichten sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch aufschlussreich, insoweit es berechtigten Grund zu der Annahme gibt, dass sie wahr sind.“

Inwieweit sich die Geschichten rund um die Frauen in dem Buch von der Wahrheit abheben, lässt sich nicht immer genau feststellen. Vieles ist Klatsch, vieles Überliefert und manches etwas „angepasst“. Unterhaltsam sind sie allemal.

Der Autor teilt das Buch in fünf Gruppen ein, in denen wiederum in kleineren Kapiteln jedem Diktator und seiner Frau bzw. Frauen ein Abschnitt gewidmet ist.
Sieg Heil
Europa, du Rotes
Vor unserer Zeit
Östlich von Eden
Die Problemkinder der Entwicklungsländer

Viele Frauen sind uns gut bekannt, manche waren für mich Neuland. Immer wieder stellt sich die Frage, warum um alles in der Welt sich Frauen gerade für diesen einen Mann entschieden haben … Natürlich waren Massenmörder nicht immer zu Hause die brutalen Monster, doch bei vielen stand Gewalt und Demütigung an der Tagesordnung.

Vielfältige Beziehungen werden hier vorgestellt: Eva Braun, deren blindes Vertrauen zu Hitler gerade in der jüngeren Geschichte herausragend war und die ihm ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod folgte. Oder Mi-hyangs Beziehung zu Nordkoreas Diktator Kim Jong-il (geb. 1941), die im „Genussschwadron“ arbeitete bevor sie nach Südkorea flüchtete und ihre Geschichte erzählte. Aber auch Jiang Qing wird erwähnt, eine der mächtigsten Frauen in der Geschichte Chinas und Ehefrau von Mao Zedong. Auch die hübsche Frau und Modeikone Asma al-Assad findet Erwähnung – wie wird ihr Leben noch verlaufen …

Nicht immer geht es um die Ehefrauen, in vielen Porträts wird der jeweilige Diktator in den Fokus gestellt und die Frauen (Sklavinnen, Mätressen, Freundinnen, …) ranken sich um ihn – den Mittelpunkt der Macht. Vermutlich ist es auch nicht möglich, die Frauen ohne ihren jeweiligen Partner wahrzunehmen.

Der Autor Sveinung Mikkelsen schreibt flüssig, die Geschichten lesen sich leicht – wenn auch viele Schrecklichkeiten der jeweiligen Diktatoren (und auch der Frauen) erwähnt werden. Nicht alle Porträts entsprechen ganz der Realität, hierzu gibt es zu wenig historisches Material und man weiß, wie viel durch Überlieferungen oder Propaganda verfälscht wird.
Trotzdem habe ich viele Geschichten gerne gelesen und viel Neues erfahren.