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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2613 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2020
Ach, du dicker Weihnachtsmann
Scheffler, Ursel

Ach, du dicker Weihnachtsmann


ausgezeichnet

Ein ganzjährig aktuelles Buch und eine schöne Einstimmung auf Weihnachten

Alle Jahre wieder bemüht sich der Weihnachtsmann, alle zu erfreuen und jedem ein tolles Geschenk zu machen. Doch was wird da in der Zeitung über ihn geschrieben? Dort wird kritisiert, er sei dick und altmodisch, niemand möchte den Kram haben, den er vorbei bringt? Das muss sich ändern, der Weihnachtsmann möchte moderner werden!


Dieses Bilderbuch hat kritische Hintergedanken und eignet sich für die Altersklasse von 4 - 6 Jahren gleichermaßen gut zum Vorlesen oder zum Selberlesen, denn die Texte sind nicht sehr lang und recht einfach und kindgerecht gestaltet. Die wunderschönen Bilder verlocken zum Anschauen und durch die vielen kleinen Details gibt es jede Menge zu entdecken.

Der Weihnachtsmann liebt es, die Wünsche der Kinder zu erfüllen. Aber nach der Kritik in der Zeitung überdenkt er sein Verhalten und sein Aussehen und möchte einiges ändern. Doch ist er damit glücklich? Er wird sportlich, trainiert und baut sich gesundes Gemüse an. Der Bauch verschwindet und das Abnehmen tut ihm gut, seine körperliche Fitness ist viel besser als vorher. Aber die Auswahl der Geschenke macht ihm keine Freude mehr, da entscheidet er sich letzten Endes wieder für seine altbewährte Methode, den Kinder schöne Geschenke zu machen. Und er muss feststellen, was die Zeitung an ihm bemängelt hat, der dicke Bauch und der zottelige Bart, sind später wieder gefragt.

Wünsche anderer zu erfüllen ist eine Kunst, die nicht immer nach logischen oder sinnvollen Maßstäben geschehen sollte. Und was in der Zeitung steht, entspricht auch nicht immer der eigenen Meinung. Man kann es nicht jedem recht machen und man sollte der bleiben, der man ist. Für Kinder vielleicht noch nicht ganz zu durchschauen, aber mit diesem Beispiel sicherlich kindgerecht verständlich gemacht.

Durch die farbenfrohen und lebendig wirkenden Bilder macht dieses Buch richtig Freude und strahlt vorweihnachtliche Stimmung aus. Eine schöne Einstimmung auf Weihnachten und ein ganzjährig aktuelles Bilderbuch, das neben der Botschaft auch Vorfreude auf Weihnachten macht.

Bewertung vom 10.12.2020
Der Teufel vom Brocken
Silber, Eva-Maria

Der Teufel vom Brocken


ausgezeichnet

Spannungsgeladener, authentisch wirkender Krimi

Kurz nach dem Mauerfall, am 1. Advent 1989, begeben sich westdeutsche Studenten zur sogenannten Brockenbefreiung. Am nächsten Tag sind alle tot, die Spuren deuten auf Mord hin. Was hat sie bei eisigen Temperaturen aus ihrem Zelt getrieben und wer hatte es auf sie abgesehen? Zuständig in diesem Grenzgebiet sind Beamte des BKA und der ostdeutsche Offizier Tomas Düvel. Sie finden heraus, dass der Pullover eines Opfers radioaktiv verstrahlt ist. Und die folgenden Ermittlungen ergeben noch weitere grausame Erkenntnisse.

Bei diesem Krimi war ich zwar von Mord ausgegangen, dass aber so ein brutales Verbrechen beschrieben wird, hatte ich nicht erwartet. Einige brutale Szenen sorgen für regelrechte Thrillereffekte. Die Autorin schildert den schrecklichen Ausgang einer Wanderung von Studenten, die zur Brockenbefreiung von Ost- und Westseite aufgebrochen waren. Die Ermittlungen in dem Fall führen aufgrund der neuen Öffnungssituation beider Länder der Ost-Kriminalist Tomas Düvel und Cassandra von Lucadou vom BKA gemeinsam durch. Der Brocken war militärisches Sperrgebiet der russischen Besatzer und voll von Abhöranlagen. Im Laufe der Handlung kommen immer mehr grausame Erfahrungen ans Licht, die den Kalten Krieg in Erinnerung rufen und ein düsteres Licht auf diesen Fall werfen. Die Autorin zeigt die Verbindungen der alten Machenschaften auf und lässt sich bei den Tätern Machtgebahren und einige böse Charakterzüge einfallen, die für mich schon einige Thrillerqualitäten hatten.

Der flüssige Schreibstil lässt sich gut lesen, die Dialoge wirken lebendig und passen sich den unterschiedlichen Charakteren gut an und mit den lokalen Beschreibungen und der eisigen Winteratmosphäre kann man sich gut in die Handlung hineindenken. Eingebaute Begriffe wie KGB, GRU etc. werden verständlich erläutert und man kann die unterschiedlichen Personen durch verschiedene Charakterzüge auch gut unterscheiden.

Dieser Krimi ist ein Cold Case. Auch wenn die Taten erst posthum erklärt werden, habe ich bei den Beschreibungen der an den Opfern vorgenommenen Handlungen mitgelitten. Mit viel realistischem Anschein wird gezeigt, mit welchen Mitteln die Stasi und die Russen ihr Unwesen trieben, Menschen unter Druck setzten und auch zu ihren Zwecken manipulieren konnte. Beim Lesen dieses Krimis wird mir das sehr deutlich bewusst. Dieses Buch ist übrigens angelehnt an ein wahres Verbrechen am Djatlow-Pass im Jahre 1959.

Ein spannungsgeladener Krimi mit winterlicher Stimmung für alle Geschichtsinteressierten, die sich für die Zeit vor dem Mauerfall interessieren und von mir eine volle Empfehlung.

Bewertung vom 07.12.2020
Mord nach Strich und Faden / Kate Shackleton ermittelt Bd.1
Brody, Frances

Mord nach Strich und Faden / Kate Shackleton ermittelt Bd.1


weniger gut

Sehr langatmig und konnte mich leider nicht überzeugen
Der Krimi "Mord nach Strich und Faden" von Frances Brody erscheint im Bastei Lübbe Verlag.

Kate Shackleton ist 31 Jahre alt und Kriegswitwe. Sie hat einen detektivischen Spürsinn und liebt Rätsel. Das mysteriöse Verschwinden des Vaters ihrer Bekannten lässt ihr keine Ruhe und sie beginnt in dem Dorf Bridgestead in Yorkshire mit ihren Nachforschungen. Dort leitete der Verschwundene eine Weberei. Die Dorfbewohner scheinen nicht sonderlich daran interessiert zu sein, diesen Fall aufzuklären. Kate merkt, dass hier etwas nicht stimmt. Aber sie scheint in ein Wespennest gestochen zu haben, denn irgend jemand hat nun Kate auf dem Schirm und geht scheinbar über Leichen.


Dieser traditionelle Krimi spielt im England der Zwanziger Jahre in einem kleinen Dorf namens Bridgestead. In dieser Zeit liefen die englischen Webereien unter Hochbetrieb, es war eine der Haupteinnahmequellen des Landes. Sehr interessant finde ich die eingestreuten Informationen über die Verarbeitung und das Färben von Wolle. Aber auch die Kleidungsstile und die englische Lebensweise werden bildhaft genau geschildert.
Kate sucht nach Tabita Braithwaites Vater, der seit über 6 Jahren vermisst wird, er verschwand nach einem missglückten Suizidversuch aus einer Klinik. Der ehemalige Polizist Mr. Sykes hilt Kate bei der Suche nach Joshua Braithwaite in Bridgestead. Merkwürdig ist auch, dass Tabitas Mutter scheinbar kein großes Interesse an dem Verbleib ihres Mannes hat. Steckt sie vielleicht dahinter?

Es geschehen weitere Morde an Mitarbeitern der Weberei, Sykes übernimmt die Befragung an den Orten, die Kate als Frau damals noch nicht betreten durfte.

Vom Erzählstil her lässt sich der Krimi gut lesen, es geht aber häufig sehr ins Detail, was mich in einem Krimi eher stört. Die Charaktere sind sehr zahlreich und irgendwie leblos, sie bleiben mir nicht sonderlich in Erinnerung. Die Befragungen gehen ins Detail und sind sehr umfangreich, leider aber einfach nur nüchtern und sachlich und deshalb kam für mich auch kaum Spannung auf. Kate macht den Eindruck einer jungen Miss Marple, sie lässt sich nicht abwimmeln, beobachtet genau und stellt viele Fragen. Sehr sympathisch wurde sie mir allerdings nicht.

Dieser Krimi sorgt mit seinem Zeitgeist für historische Atmosphäre und das Ambiente der Webereien macht einen interessanten Eindruck. Die Spurensuche ist zwar unterhaltsam, leider aber zu umfangreich und auch die Spannung blieb hinter meiner Erwartung zurück. 2,5 Sterne, die ich allerdings nicht aufrunden möchte.

Bewertung vom 06.12.2020
Als wir der Freiheit nahe waren / Der Nordseehof Bd.2
Kölpin, Regine

Als wir der Freiheit nahe waren / Der Nordseehof Bd.2


sehr gut

Eine spannende Fortsetzung der Familiensaga mit 70er Jahre-Feeling
"Der Nordseehof - Als wir der Freiheit nahe waren" ist der zweite Band der Nordseehof-Trilogie von Regine Kölpin, der im Piper Verlag erscheint.

1973: Die 18-jährige Adda möchte den Hof der Eltern verlassen und Krankenschwester werden. Es lockt aber nicht nur der Job, sondern auch das Großstadtleben. Freiheit ist ein großer Begriff, man muss schon etwas wagen, um sie zu leben.

Dieser Roman schliesst sich direkt an den ersten Teil an, die Geschichte sollte man Band für Band lesen, damit man die Personen und ihre Beziehungen zueinander besser kennenlernt.
Johanna versucht, mit allen Mitteln den Hof zu erhalten und zu modernisieren. Von einem auf den anderen Tag ist sie allein verantwortlich für den Hof und die Sorgen machen ihr schwer zu schaffen. Natürlich kann sie ihre Tochter Adda gut verstehen, die Freiheit der Großstadt ist verlockend und in dem Alter möchte man gerne den Horizont erweitern und der elterlichen Überwachung entfliehen. Die viele Arbeit fordert allerdings auch die Mitarbeit der Kinder und so kann sie auf Adda nicht verzichten. Es ist Addas Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Mutter und ihrer Oma zu verdanken, dass sie auf dem Hof bleibt. Fürs Erste jedenfalls. Doch dann sorgen einige Ereignisse für Veränderungen und einige Personen kehren in ihre alte Heimat zurück.

Sehr eindringlich und nachvollziehbar wird die Stimmung innerhalb der Familie beschrieben, die Interessen sind nicht immer um das Wohl des Hofes ausgerichtet. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und lebensnah, wir erleben einige Wetterkapriolen mit typischem norddeutschen Wetter mit, es gibt genaue Zeitschilderungen, die die 70er Jahre nachspürbar machen und durch spezielle Erlebnisse und Sorgen um den Hof wird die Geschichte zu einer runden Sache. Auch in diesem Band lebt die Story von den fein gezeichneten Figuren mit ihren Ecken und Kanten. Man kann eintauchen in die Gefühle, Gedanken und Hoffnungen der Personen und nimmt so am Leben der Menschen lebhaft teil.

Regine Kölpin versteht es, die Leserinnen an die Figuren zu binden und ich befand mich in einem Lesesog, denn die Probleme und Wendungen sind äußerst spannend und teilweise recht dramatisch mitzuerleben. Aber insgesamt ist es ein eher ruhiger Roman, bei dem es um Emotionen und die Veränderungen auf dem Hof und in der Familie geht. Mir hat auch die Einbindung des Zeitgeschehens gefallen, in dieser Dekade bewirkten veränderte Lebensziele der Menschen einen Sinneswandel. Es war der Zeitgeist der Anti-Atomkraft-Bewegung.

Eine gelungene Fortsetzung der Familiensaga, in der der Begriff Freiheit im Vordergrund steht. Eine spannende und unterhaltsame Lektüre mit norddeutschem Flair für Winterabende auf dem Sofa.

Bewertung vom 05.12.2020
Mookie - Weihnachten mit Schwein
Wohnlich, Laura

Mookie - Weihnachten mit Schwein


gut

Schweine bringen Glück
Joachim befindet sich mitten in einer Lebenskrise, er hängt nur noch zuhause rum, zerfließt im Selbstmitleid und geht nicht mehr groß aus dem Haus. Doch dann bekommt er kurz vor Weihnachten ein Schweinchen geschenkt und das bringt neuen Schwung in sein Leben. Wer es ihm wohl geschickt hat? Das muss Joachim unbedingt herausfinden und seine neue Bekannte Madeleine begleitet ihn dabei. Unbemerkt findet Joachim wieder zurück ins Leben, Schwein gehabt!

Das Leben von Joachim scheint gerade den Bach runterzugehen und er gleich mit. Nach einem Beziehungsaus fängt er an, sich selbst aufzugeben. Mit seinem geschenkten Schweinchen Mookie ändert sich das. Denn Joachim möchte nun wissen, von wem dieses Schwein sein könnte und damit eröffnen sich ungeahnte Blicke in sein Leben und in seine Vergangenheit. Er lernt Madeleine kennen, sie hilft ihm mit den entscheidenden Fragen auch dabei, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Bei diesem Buch hatte ich etwas anderes erwartet, in etwa eine tierische Weihnachtsgeschichte mit Friedensbotschaft, Glücksschwein und vielleicht Romantik. Erhalten habe ich eine Story über einen jungen Mann, der verzweifelt ist und alles hinzuschmeißen droht und durch ein Schweinchen wieder ins Leben zurückfindet. Doch bis es soweit ist, macht er sich nicht gerade beliebt beim Leser, er lässt seine schlechte Laune an dem Inhaber eines Lieferdienstes für Sushi aus, säuft und kifft was er nur kann und ist auch sonst kein Sunnyboy. Was Madeleine an ihm findet, konnte ich leider nicht entdecken. Immerhin ist sie diejenige, die ihn auf seiner Suche nach dem Schenkenden hilft und damit neuen Auftrieb verschafft.

Mookie begleitet Joachim ebenfalls, sie tritt zwar in gewisser Weise als Glücksschwein auf, bleibt aber mehr im Hintergrund der Story.

Diese Geschichte liest sich wie ein Jugendroman, sie enthält tragische Momente, die Joachims Vergangenheit enthüllen, es gibt aber auch witzige Stellen und einige, die nachdenklich machen. Laura Wohnlichs Schreibstil wirkt jugendlich frisch, locker und nennt alle Dinge beim Namen. Je mehr ich gelesen habe, desto mehr wollte ich wissen, wie es endet. Denn man nimmt doch Anteil an diesem Weihnachtsmuffel Joachim, was mich selbst sehr erstaunt hat. Immerhin wird er aktiver, denkt über andere Menschen nach und entwickelt sich zu einer positiveren Person.

Das Ende ist überraschend, anders und trotzdem ein hoffnungsfreudiges.

Dieses Buch hat mich überrascht, es ist mal eine ganz andere Weihnachtsbotschaft, als man sie erwartet hätte. Ein wenig durchgeknallt, etwas

Keine Weihnachtsgeschichte, sondern eine Sinnsuche, mit jugendlichem Erzählstil und einem großen Herz für Schweinchen.

Bewertung vom 03.12.2020
Hannover. Unterwegs mit deinen Lieblingsmenschen
Schmiedel, Janina

Hannover. Unterwegs mit deinen Lieblingsmenschen


ausgezeichnet

Lohnenswerte Ziele, viele Tipps für Aktivitäten und Ausflugsmöglichkeiten

Seit einigen Jahrzehnten lebe ich in Hannover, viele Locations, Sehenswürdigkeiten und Ziele in der Stadt kenne ich bereits und bin häufig im Grünen unterwegs, denn Hannover ist im Großen und Ganzen eine grüne Stadt, so wie die Farbe des Covers es auch andeutet.

In sechs Kapiteln wird sich der Stadt auf unterschiedliche Themenbereiche hin genähert.

1. Gemeinsam aktiv sein: Fahrradtouren mit Picknick, Schlittschuh laufen, im Kletterpark die Gipfel erklimmen, im Kinderwald toben, eine Therme besuchen oder eine Rutsche heruntersausen, hier gibt es jede Menge Tipps, die mit den Lieben unternommen werden können und dem Bewegungsdrang von Kleinen und Großen nachkommt.

Gleich zu Beginn des Buches wird eine Radtour entlang des grünen Ufergürtels des Mittellandkanals vorgestellt. Der Kanal quert Hannover und vom Uferweg aus sind viele Abstecher der Tour möglich.

2. Arm in Arm die Stadt erkunden: In kleinen Läden stöbern, den Hiroshima-Gedenkhain anschauen, vor der Löwenbastion am Maschsee für ein Foto posieren, den Park der Sinne entdecken, die Schleuse in Anderten ansehen, in der Volkssternwarte die Sterne beobachten oder mit den Touristenschwärmen am Maschsee die Fontäne bewundern. Die üppige Scillablüte am Lindener Berg ist ein besonders schönes Naturschauspiel.

3. In der Natur entspannen: #hannoverbäume

Georgengarten, Berggarten, Welfengarten, Maschseepark, Hannover ist eine grüneStadt.

4. Zusammen kreativ werden:

Die bunten Nanas am Leibnizufer sind beliebte Fotomotive. Vielfältige Zerstreuung findet man im Krimidinner, Impro-Theater, Poetry-Slam, Varieté-Theater GOP und anderen kulturellen Zielen.

Hier ist für jeden Geschmack das passende Etwas dabei.

5. Köstlichkeiten teilen: Bahlsen ist für alle Krümelmonster die richtige Adresse, die Firma bietet in der Markthalle einen Outletverkauf an. Viele kleine, hübsche Cafés laden zum Verweilen ein, auch Biergärten gibt es jenseits des Weißwurstäquators.

6. Seite an Seite Kultur erleben:

Mehrere Festivitäten sorgen für Unterhaltung: die jährliche Fête de la Musique, das kleine Fest im Großen Garten ist ein Publikumsmagnet und immer rappelvoll, der Literarische Salon.

Eine Empfehlung gibt es für den Museumsfreitag, an dem in einigen Museen der Eintritt frei ist.

Was gibt es Schöneres als gemeinsam mit den Lieblingsmenschen etwas zu erleben oder zu entdecken. Das macht nicht nur mehr Spaß als alleine, man sieht auch plötzlich ganz andere Dinge, auf die man selbst bisher nicht geachtet hat. Dieser Stadtführer zeigt einige Möglichkeiten auf, die man gut entdecken kann. Perfekt ist, dass die Ziele mit Adresse oder den Haltepunkten der jeweiligen öffentlichen Verkehrsmittel vorgestellt werden. So können auch Ortsfremde das Ziel gut finden.

Viele Locations oder Tipps werden mit den Namen im Internet vorgestellt, so kann man gut nachsehen, was einen erwartet oder wie die Öffnungszeiten sind. Alle Ziele richten sich an alte und junge Menschen, das gefällt mir gut. Ich hätte mir vielleicht noch ein paar Karten oder -ausschnitte mit den wichtigsten Stadthighlights gewünscht. Ansonsten werden die Texte mit hilfreichen bunten Bildern begleitet, sodaß man einen ersten Eindruck gewinnen kann.

Dieser "Stadtführer" ist auf alle Fälle eine Bereicherung für alle, die Hannoveraner erleben und besuchen. Gemeinsam verbrachte Zeit ist immer wieder ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 01.12.2020
Soja nun auch nicht
Gerdes, Heike

Soja nun auch nicht


ausgezeichnet

Kurzweiliger Ostfriesland-Krimi um Bio-Anbau und Internet-Einfluß

Jungbauer Noah Poppinga führt den Hof seiner Großmutter weiter und hat sich der Zucht von alten und häufig widerstandsfähigen Pflanzensorten verschrieben. Er hat mit seiner Idee Erfolg und gehört zur regionalen Ökoszene, gemeinsam mit dem veganen Koch Dennis hält er Slow-Food-Events ab. Unterstützung erhält Poppinga durch die Influencerin Clara und die Aktivistengruppe "No Soy". Leider sieht nicht jeder seine Ambitionen in der Bio-Landwirtschaft so positiv, ein Saatguthändler und seine neidische Verwandtschaft halten nichts davon. Als es Tote auf dem ostfriesischen Hof gibt, ermitteln die Kommissare Lükka Tammling und Roman Sturm aus Leer.

Dieser aktuell gehaltene Krimi greift die Themen Ernährung und Anbau von Bioprodukten auf und richtet den Blick auch auf die Probleme der Social Media Welt, wo der Einfluß von Influencern auch einiges anrichten kann. Der Biobauernhof von Noah Poppinga findet sich im idyllischen Ostfriesland, als ein Leichenfund im Watt bei auflaufender Flut geborgen werden muss, hilft Poppinga mit seinem Wattschlitten aus. Sein Bio-Bauernhof läuft gut, Noah kultiviert und erhält alte Gemüsesorten, damit hat er allerdings die konventionellen Landwirte, einen Saatguthändler und auch Zulieferer von konventionellen Pflanzen gegen sich.

Als Clara, die Schwester von Kommissar Sturm eine Bleibe sucht, lässt Poppinga sie gegen Mitarbeit im Hofladen mit ihrem Sohn auf dem Hof wohnen. Clara ist Influencerin und macht den Hof im ländlichen Ostfriesland durch ihren Einfluss im Netz ordentlich publik. Allerdings ist davon nicht jeder erbaut.

Dieser Krimi startet sehr abwechslungsreich und gerät dann zu einer spannenden Jagd nach einem Mörder. Heike Gerdes Schreibstil liest sich sehr flüssig, die Vorgänge werden kurzweilig erzählt und die vielseitigen Figuren absolut lebensnah beschrieben. Die Spannungskurve verläuft auf einem mittleren Level, doch zum Ende kommt nach einmal reichlich Tempo auf.

Für stimmigen und kultigen Lokalkolorit sorgen einige plattdeutsche Phrasen, die man größtenteils verstehen kann, es gibt dazu im Anhang aber auch die passende Übersetzung.

Was hier auf dem Ökohof passiert, ist ein buntes und sehr reales Meinungsbild, eine Mischung aus Familienstreitigkeiten, Nachbarschaftsinteressen, es geht bio gegen konventionell und sogar Veganer gegen Sojagegner. Die Interessen sind vielschichtig und konträr, so wie im echten Leben und das Thema ist aktueller denn je. Welche Probleme weltweit durch Pestizide und Massenanbau entstehen, wird uns einmal mehr in diesem Buch vor Augen geführt. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, mit den Personen erlebt man so einiges, besonders Clara und ihre Hashtags sorgen für reichlich Trubel in der Onlinewelt und bringen den Stein ins Rollen.

Ein aktuell gehaltener kurzweiliger Krimi, der mit Plattdeutsch mal eine andere Schiene bedient als üblich. Gut zu lesen, hier ist richtig was los und man wird gut und spannend unterhalten.

Bewertung vom 29.11.2020
Die Djurkovic und ihr Metzger
Raab, Thomas

Die Djurkovic und ihr Metzger


gut

Willibald Adrian Metzger wandelt auf Freiersfüßen und möchte seine große Liebe Danjela Djurkovic ehelichen. Doch vor der gesamten Hochzeitsgesellschaft verlässt ihn die Braut und verschwindet spurlos. Einfach so. Der Metzger kann gar nicht anders als seine Braut zu suchen und landet in den fiesen Machenschaften eines albanischen Familienclans. Welchen Grund hatte Danjela für ihr Verschwinden und wie hängt das mit dem Clan zusammen?

"Vielleicht entsteht Heimat nur dort, wo Menschen einander noch zuwinken, willkommen heißen." Zitat Seite 55

Einmal vorweg, ich mag den treffenden Wortwitz und unverwechselbaren Stil von Thomas Raab. Auch bei diesem Buch ist seine Erzählweise unverkennbar und man hat einige Phrasen, über die man lachen kann. Außerdem ist sein Metzger ja auch ein ganz spezieller Typ. Eigentlich ist er ein Einzelgänger, doch beflügelt von der Liebe zu Danjela möchte er endlich den Schritt in die Ehe wagen. Wie sie dann aber vor dem Traualtar flüchtet und in einer dunklen Limousine verschwindet, wirft einige Fragen auf. Natürlich macht sich der Metzger auf die Suche, es ist allerdings ein ziemliches Dickicht, in dem er stochert. Denn mit diesem Buch hatte ich so Probleme die Personen auseinanderzuhalten. Neben der normalen Handlung gibt es einige Dialoge mit Funksprüchen hinter Decknamen (Habicht, Falke, Adler, Taube, Habicht), die man erst im Verlauf durchschauen kann. Außerdem werden unterschiedliche Charaktere aus mehreren Kulturkreisen erwähnt, deren Beziehungen zueinander man erst einmal durchschauen muss. Mit der Verwendung von Mundart oder radebrechenden Figuren lässt Raab einen multikulturellen Eindruck entstehen, der der Gesellschaft entspricht, nebenbei erklärt er auch Hintergründe von "Blutrache" und mafiösen Strukturen und erweckt ein Bild von düsteren Vorgängen.

Insgesamt hat Raab es dieses Mal etwas übertrieben mit seinen Textvarianten Theaterdrehbuch, Dialog und Romanform. Es fiel mir schwer, die Handlung gedanklich nachzuvollziehen und mein Lesefluß wurde von den drehbuchartigen Einschüben gestört. Ich musste mich ziemlich zusammenreißen, um das Buch auch interessiert zu verfolgen. Die Szenen der jungen Anjeza waren spannend, dramatisch und sehr eindeutig, ganz im Gegenteil zu einigen anderen Teilen des Buches, bei denen ich erst im Laufe der Handlung eins und eins zusammenzählen konnte.

Die Story hat es in sich, denn die raschen Wendungen und einige Rückblenden sorgen für tiefe Einblicke in die Denk- und Handlungsweise von Clanfamilien mit ihren archaischen Strukturen. Es werden einige Grausamkeiten aufgedeckt und das nicht nur dank Metzgers Hilfe. Nur fehlte es ein wenig an eindeutiger Struktur, der rote Faden schlängelte sich nicht geradlinig durch die Handlung und das erschwerte leider den Lesefluß ungemein.

Für alle Metzger-Fans bestimmt interessant, mir hat es streckenweise nicht so gefallen.

Bewertung vom 29.11.2020
Die Saubermacherin
Kunz, Sabine

Die Saubermacherin


sehr gut

Putzfrau Millie ist eine balkanstämmige Wienerin und bringt die Haushalte ihrer reichen Auftraggeber zum Glänzen. Wenn wichtige Dokumente aufzuräumen sind, fällt ihr Blick schon mal auf wesentliche Informationen. Denn genau das ist ihr Anliegen. Der Putzjob ist Millies Tarnung für ihre Arbeit bei der PutzfrauenSpyAgency, ein Netzwerk hochqualifizierter Agentinnen. Agentin Millie geht aktuell einer globalen Verschwörung von manipulierten Lebensmitteln nach und trifft sogar ihren Traummann.


Dieser Krimi fällt mit seinem humorvollen Stil in die Rubrik cosy crime und unterhält außerordentlich gut. Wo Millie auftaucht, da wird es nicht nur blitzsauber, nein, sie ermittelt in ihrem Putzfrauenoutfit ganz nebenbei als Agentin.
Ihre Verkleidung und ihr radebrechender Akzent sind eine gute Masche, um ihren Auftraggebern das unscheinbare, dumme Putzmädchen vorzuspielen. So kommt Millie bei vielen Leuten recht einfach an deren PC oder ihre Korrespondenz. Sie ist eine liebenswerte Person und weiß sich im Job gut zu verstellen. Mit reichlich Mut und viel actionreichen Vorgängen putzt sie sich auch in die Herzen der Leser. Dabei kämpft sie immer noch mit ihrer Vergangenheit, die Alpträume verfolgen sie und erklären die dunklen Kapitel in ihrem Leben.

Neben ihrer spannend gehaltenen Spionagetätigkeit trifft sie völlig unerwartet ihren Traummann Max und es entwickelt sich eine Beziehungsgeschichte mit reichlich humorvollen Szenen. Zum Ende des Buches wird es noch mal richtig brenzlig, denn Millie ist einigen Ganoven auf die Schliche gekommen.

Die Charaktere sind vielseitig angelegt, viele private Freunde und Kolleginnen Millies haben ihr Päckchen zu tragen und doch kann man nicht allen trauen.

Sabine Kunz hat mit diesem Krimi eine witzige Persiflage auf Agentengeschichten geschaffen, die mich sehr gut unterhalten und amüsiert hat.

Diese Story sorgt mit viel Humor, reichlich Action und jeder Menge emotionaler und krimineller Energie für beste Unterhaltung.