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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2010
Lügen, die von Herzen kommen
Gier, Kerstin

Lügen, die von Herzen kommen


gut

Johanna Rübenstrunck ist 26, Redakteurin bei einer Frauenzeitschrift und aus Überzeugung und Zeitmangel Singe, was ihr eine Menge Ärger und unnötige Komplikationen erspart, bis zu dem Tag, als sie ich Chef dazu zwingt (natürlich zu Recherchezwecken) im Internet einen Mann aufzureißen. Sie trifft Boris im Chat. Nachdem sie ihn einen Partnerschaftstest machen lässt und sie die unglaubliche Übereinstimmung von 397 von 400 Punkten erreichen, steht für sie fest: Er könnte ihr Traummann sein. Dumm nur, dass Boris, eine anmutige Gazelle erwartet. Was wird er dazu sagen, wenn stattdessen ein trächtiges Nilpferd vor ihn tritt? Zum ersten Mal sieht sich Johanna mit dem Problem einer Diät und Selbstzweifeln konfrontiert.

Ab einem bestimmten Alter ist das Singledasein wie eine Krankheit (S. 36) Gerade heute, wo der Trend wieder mehr hin zur Familie geht, steht eine Frau unter großem gesellschaftlichem Druck. Schon mit Mitte zwanzig muss man sich dafür rechtfertigen, Single zu sein. (S. 51).
Das stimmt leider und Johanna muss sich diesem Thema zum ersten Mal in ihrem Leben stellen. Aus einer patenten Jungen Frau, die gewöhnt ist Probleme anderer zu lösen, wird dadurch eine unsichere junge Frau, die sich mit Diäten und Zwangsjoggen selbst quält und darin von ihren gertenschlanken Freundinnen unterstützt wird.
Prinzipiell ein tolles und wichtiges Thema, aber leider zerfasert sich das Buch in verschiedenen Ansätzen und Handlungen statt sich witzig auf einen Aspekt zu fokussieren. Zur E-Mail Bekanntschaft (wirklich nichts Neues, das kennt man schon aus „E-Mail für dich“ und „Gut gegen Nordwind“) kommt noch Verliebt in den Chef und verrückte, drogensüchtige Freundin des kleinen Bruders, gestresste übernächtigte Mutter von 3 Kindern und Sex in the City Freundinnen. Ein wenig zu viel des Guten für meinen Geschmack.
Auf S 140 war bei meiner Ausgabe von 2007 zudem ein lustiger Tippfehler „Marianne war zur Salzsäure erstarrt“.
Wirklich romantisch war die Szene mit den zwei beschrifteten Schnecken, obwohl sie ein wenig bemüht wirkte.

Fazit: Das Buch versucht zu viele Themen auf ein Mal aufzugreifen und wirkt dadurch unfokussiert und teils doch etwas bemüht. Dennoch liest es sich locker, leicht und witzig. Insgesamt sehr vorhersehbar, leider.

4 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2010
Gut gekocht! Das Grundkochbuch
Schinharl, Cornelia

Gut gekocht! Das Grundkochbuch


gut

In diesem Buch hat die Autorin viele Grundlegende Rezepte aus den Bereichen

1. Brühen, Suppen und Saucen
2. Eier
3. Meeresfrüchte
4. Fleisch und Geflügel
5. Gemüse und Kartoffeln
6. Hülsenfrüchte
7. Reis und Getreide
8. Pasta, Pizza und Co
9. Nachspeisen

zusammengetragen. Und mit viele Rezepte meine ich auch wirklich, wirklich viele. Genau lässt sich das leider nicht eruieren, denn leider lässt das Inhaltsverzeichnis sehr zu wünschen übrig. Nirgends gibt es ein Vernünftiges, übersichtliches Verzeichnis aller Rezepte, das müsste man sich selber erstellen oder tatsächlich das ganze Buch lesen, aber ehrlich, wer liest ein Kochbuch von Anfang bis Ende durch? Es ist somit fast unmöglich ein bestimmtes Rezept zu finden oder nachzuschlagen, was das Buch nahezu unbrauchbar macht.

Das Buch wirbt mit "Erleben und verstehen!" "nicht nur wie, sondern auch warum etwas genau so gekocht wird" soll man verstehen lernen. Anhand dieser Beschreibung hatte ich her etwas in der Art von The Science of Cooking erwartet, nicht so etwas überfrachtetes, Buntes und didaktisch schlecht aufgemachtes.
Statt einer Einleitung zu jede Themenbereich, in welchem erklärt wird was jeweils wichtig ist, werden hier verschiedene Rezepte leider überfrachtet und fast chaotisch präsentiert. Neben den Mengenangaben für 4 Personen und einen Anweisung, die sich "So geht's" nennt, gibt es noch "Varianten" und "Das ist wirklich wichtig", dabei wäre gerade für Anfänger ein "Troubleshooting guide", also was habe ich falsch gemacht auch sehr wichtig gewesen. Über diese offensichtlichen Mängel versucht man hinwegzutäuschen, indem man alles wunderbar mit sehr vielen bunten Bildern garniert und ein unhandliches, dafür aber ungewöhnliches Format gewählt hat.
Zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass viele der Rezepte wahrlich nicht für Anfänger geeignet sind, vor allem mit Lammkoteletts muss man wirklich vorsichtig sein und auch aufgrund einiger Zutaten, die besonders bei Anfängern wohl kaum in der Speisekammer zu finden sind wie Limettenblätter, Safranfäden oder Pinienkerne, fallen einige Rezepte eher in den Gourmetbereit.

Fazit:
- Kein ordentliches Inhaltsverzeichnis aller Rezepte nur eine Themenüberblick, somit als normales Kochbuch unbrauchbar.
- Rezepte unnötig aufwändig aufgeteilt in Anweisungen und Hinweise, statt gleich alles hinzuschreiben wo es hingehört macht alles unnötig unübersichtlich
- Didaktisch katastrophal: Die Teile, die für den Anfänger wichtig sind, wurden statt an den Anfang des Kapitels teils über die Rezepte und zwischen die Rezepte verteilt
Weder als normales Kochbuch noch als Lehrbuch für Anfänger geeignet, dafür aber hübsch bunt und ungewöhnliches (und in der Küche eher störendes) Format.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2010
Männer und andere Katastrophen
Gier, Kerstin

Männer und andere Katastrophen


sehr gut

Judith Raabe, 26, Germanistikstudentin im 11. Semester unglücklich. Ihr Freund hat sich verlassen, es hat sich einfach so ergeben, ganz plötzlich. Dabei ist sie damit eigentlich gar nicht so schlecht dran, wenn sie sich so die Männer anschaut, mit denen ihre Freundinnen gestraft sind, wie Susannas Bruno, für dessen Erscheinung Alptraum noch grob verharmlosend wäre. Andererseits gibt es dann aber auch diese glücklich verheirateten Frauen mit wundervollen Kindern, OK Kinder sind nur bis zu einem gewissen Grad wundervoll, nach einer Weile nerven sie einfach nur, aber dennoch. Irgendwo muss doch Judiths Mr. Right sein.

Hier nun Kerstin Giers Debütroman, den sie1996 veröffentlichte und der 1999 bereits mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt wurde. Schon in diesem Debütroman ist alles dabei, was einen Gier Roman ausmacht: Lustige weibliche Charaktere und ihre Probleme mit Männern und eine Menge schwarzer und sehr treffender Humor. Wunderbar einfach die Szene in welcher Judith und ihre Kollegin den Arroganten Chef mit Fremdwörtern erschlagen, oder wie die neue, junge, sexy und vor allem katholische Sekretärin verzweifelt mit der Computertastatur zurechtzukommen versucht. Auch die diversen Männertypen sind sehr pointiert karikiert und es ist kein Wunder, dass Judith und ihre Freundin Katja irgendwann einfach zu dem Schluss kommen, dass 100% aller Männer, mit denen Judith sich in letzter Zeit getroffen hat, Psychopathen waren und dass es den Richtigen einfach nicht gibt. Männer seien doch alle irgendwie gestört. Judith hat daher für die Nächste Zeit erst einmal die Nase voll von Männern, und will nur noch ihre Marionetten basteln, aber da kommt Leonoard.

Das Buch ist nun schon fast 15 Jahre alt und dennoch immer noch brandaktuell, was die typischen Probleme zwischen Mann und Frau angeht. Weniger aktuell ist (zumindest in meiner Ausgabe) die Tatsache, dass Computer damals wohl noch nicht zum täglichen Handwerkszeug gehörten und man den neuen Angestellten zeigen musste wo diese an gemacht würden. Auch geht Susanna noch in eine Telefonzelle, um ihren Bruno anzurufen, also eindeutig Vorhandyzeiten. Ich weiß nicht ob das in den neuen Aushaben bereits überarbeitet und angepasst wurde.

Fazit: Ein bereits typischer Gier Roman, wenn auch noch ein wenig chaotisch und teils ein wenig überfrachtet wirkend.

5 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2010
Das Erbe der Elfen / The Witcher Bd.1
Sapkowski, Andrzej

Das Erbe der Elfen / The Witcher Bd.1


ausgezeichnet

Geralt aus Riva hat Ciri, die Enkeling von Calanthe, der Löwin von Cintra, gefunden und gerettet. Er nimmt sie mit sich nach Cer Mohen und erzieht sie als Hexerin, nur ohne die Mutation durchzuführen, denn dieses Wissen ist verloren gegangen. Ciri lernt mit dem Schwert umzugehen, zu kämpfen, Körperbeherrschung, alles was ein Hexer braucht, nur ist sie kein Hexer, sie ist ein Mädchen und schon bald eine Frau. Die Hexer sehen sich vor einem Problem. Jahrhundertelang haben sie Jungen ausgebildet, aber ein Mädchen... Mit den speziellen Bedürfnissen der Frauen sind sie schlichtweg überfordert. Daher bittet Geralt Tess Merigold zu sich nach Cer Mohen. Sie soll ihnen helfen und ihnen zeigen, wie man mit einem weiblichen Kind umzugehen hat. Schon bald jedoch erkennt Tess, dass Ciri magische Fähigkeiten hat, die ihr selbst und ihrer Umwelt gefährlich werden könnten, jedoch ihre Fähigkeiten reichen nicht aus das Kind zu unterrichten, dazu wäre nur Yeneffer, Geralts Ex-Geliebte und Zauberin fähig, aber die beiden haben ein ... angespanntes Verhältnis, zumal er auch was mit Tess hatte.
Man kommt überein das Mädchen zu Nenneke in den Tempel der Melitele zu schicken, um ihr einerseits den Kontakt zu Gleichaltrigen zu ermöglichen, sie aber andererseits vor der restlichen Welt verbergen zu können, denn verschiedene Geheimdienste versuchen das Kind aufzuspüren und aus Staatsraison zu eliminieren.

Auch wenn die Reihe eingeteilt wird in Kurzgeschichten und die eigentliche Sage, so kann ich das nicht unterstützen. Die ersten beiden Bände Das Schwert der Vorsehung: Zweiter Band der Geralt-Saga und Der letzte Wunsch: Erster Band der Geralt-Saga sind wichtige Vorgeschichte der 5 Bände der Hauptsaga und ohne diese kaum wirklich zuverstehen, denn sie führen die Personen ein, etwas was in "Das Erbe der Elfen" nicht mehr der Fall ist. Auch wie Ciri zum Kind der Vorsehung für Geralt wurde und was es mit seiner stümischen Beziehung zu Yeneffer auf sich hat, wird in diesen Büchern erzählt.

Ich habe das Buch schon länger auf polnisch bei mir auf dem SUB, habe meist jedoch schon nach wenigen Seiten aufgegeben, da diese Bücher sprachlich wahrlich nichts für Anfänger sind. Sapkowskis Sprache passt sich wunderbar der Situation an. Ist es eine ruhige Szene, so wird alles lang und breit wunderbar blumig mit herrlichen Vergleichen geschildert, geht es hart zur Sache, wie in einer Schlacht, so sind die Beschreibungen teilweise nur eine aneinanderreihung von Ein-Wort-Sätzen oder sehr kurzer Sätze.
Das ist etwas was ich sehr schätze und was auch einen guten Autor meiner Meinung nach ausmacht, dass er die Sprache dem Tempo der Situation anpasst. In einer Schlacht oder einer schnellen Actions Szene sind langatminge Sätze einfach nicht angebracht und das beherrscht Sapkowski meisterlich.
Auch sprühen viele Szenen vor Wortwitz und Ironie.
Leider enthält das Buch keine Karte der Länder, aber das ist kein Manko der deutschen Ausgabe, diese Karte gibt es auch im polnischern Orginal nicht. Leider verstehe ich nicht, warum das "Blut der Elfen" mit "Das Erbe der Elfen" übersetzt wurde. Der Orginaltitel ist deutlich vielschichtiger, weil er mit Blut sowohl das Erbe der Elfen als auch deren Freiheitskampf und Blutvergießen umfasst, diese Tiefe ist dem deutschen Titel abhanden gekommen.

Insgesamt keine hohe Fantasy Literatur, die sich mit "Das Wort des Windes" oder andere des gleichen Kalibers messen könnte. Es passiert nicht wirklich viel im ersten/dritten Band. Das Buch lebt von der Wunderbaren Sprachgewandheit des Autors, von Situationskomik und den interessanten Charaktären, ist aber kein Reißer in Sachen Spannung und Action. Es hat eher viel mit Politik, Intriegen und ethischen Ansichten (warum sich Hexer strikt neutral verhalten) zu tun. Aber als Liebhaberin alles polnischen finde ich es toll, dass es eindlich ein bekannter polnischer Autor geschafft hat, in Deutschland verlegt zu werden.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.