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Sikal
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Österreich

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Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2018
Elitewahn
Skalecki, Liliane;Rist, Biggi

Elitewahn


ausgezeichnet

Mörderische Szenen in idyllischer Landschaft

Wenn man viele Krimis liest, begegnen einem immer wieder Privatpersonen, die plötzlich und irgendwie den Fall entschlüsseln, die kriminalisieren und analysieren – bis der oder die Täter gefasst sind. Hier entspinnt sich der Kriminalfall rund um das Ermittlerduo Gärtnerin Malie Abendroth und Archivarin Lioba Hanfstängl (welch klingende Namen).

Schauplatz ist das Eliteinternat Schloss Waldesruh am schönen Bodensee. Je mehr man in die Geschichte eintaucht, desto mehr taucht man auch in das Innere der Geheimnisse und die Schwerpunktsetzung der Schule – junge Männer, die zur Elite des Landes erzogen werden sollen, ähnlich den „Eliteschulen“ der Nationalsozialisten: NAPOLA

Als der junge Sportlehrer Malte Jensen eines natürlichen Todes stirbt, wirkt dies auf Malie und Lioba äußerst konstruiert. Plötzlich wird auch noch ein Professor aufgefunden, der angeblich an einem Herzinfarkt gestorben ist, so läuten bei den beiden Damen sämtliche Alarmglocken. Langsam sammeln Malie und Lioba Puzzlestück für Puzzlestück zusammen, kramen in der Vergangenheit des Schlosses und einiger Akteure, verknüpfen und analysieren, wühlen in Archiven und kommen der Wahrheit ziemlich nahe. Doch plötzlich gerät Malie ziemlich in Bedrängnis …

Die Autorinnen Liliane Skalecki und Biggi Rist schreiben hier den zweiten Fall rund um das Ermittlerduo Malie und Lioba. Mit Zeitensprüngen, Rückblicken und historischen Einschüben wird hier ein sehr vielschichtiger Krimi präsentiert. Nicht nur Judenverfolgung, Rassismus und die Verbreitung des „Elitegedankens“ werden zum Thema, sondern auch ungewollte Schwangerschaft, Mobbing und natürlich Mord.

Die Charaktere sind teilweise leicht durchschaubar und bald hatte ich einen Verdacht, der sich letztendlich auch bestätigte. Die Personen sind sehr vielschichtig gezeichnet, teilweise sympathisch, andere wiederum äußerst suspekt.

Der Krimi punktet mit Spannung, subtiler Recherche und sympathischem Ermittlerduo. Gerne vergebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 03.08.2018
Briefe aus dem Gefängnis
Mandela, Nelson

Briefe aus dem Gefängnis


ausgezeichnet

Eine Hommage an die Freiheit

Nelson Mandela ist wohl jedem ein Begriff. Ein Mann, der durch seine Überlegenheit, durch seine Gelassenheit und durch seine Klugheit überzeugen konnte. Ein Mann, der seine Prinzipien über alles stellte, ein liebender und verständnisvoller Familienvater, ein Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit – ein Mann, dem meine Bewunderung gilt.

Zu seinem 100. Geburtstag erschien im Verlag C.H. Beck ein Auszug aus seinen unzähligen Briefen, die Nelson Mandela während seinem 27-jährigen Gefängnisaufenthalt schrieb. 250 zum Teil unveröffentlichte Briefe wurden hier zusammengefasst und geben uns einen kleinen Einblick in seine Haftbedingungen, seine Verantwortung als Vater und Familienmensch, derer er sich bewusst und die ihm auch trotz Haft enorm wichtig war. Man liest über seine Liebe zu Winnie, seinen Einfluss auf die Erziehung der Kinder – z.B. liest man immer wieder wie wichtig Bildung ist und was alles zu unternehmen ist, um die Ausbildung seiner Kinder zu fördern.

Auf mehr als 700 Seiten, ergänzt mit etlichen Abbildungen, liest man hier über wohl einen der faszinierendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Oft voller Kraft und Ausdauer, dann wieder beinahe von Einsamkeit erdrückt, hoffnungsvolle Worte und Durchhalteparolen für Winnie, die Monate im Gefängnis sitzen musste, Dank an Freunde für Unterstützung und Hilfestellung, Beschwerden bei der Gefängnisverwaltung und auch Anfragen bei der Studienkommission.

Die Briefe berühren sehr und geben einen breiten Einblick in Mandelas Leben, z.B. seine Mutter sowie sein Sohn starben, durfte er nicht zum Begräbnis reisen und musste mit unglaublicher Selbstbeherrschung seine Trauer und Wut ertragen. Er schreibt aber auch sehr liebevoll an seine Schwiegertochter, die ihm persönlich noch nie begegnet war und versucht zu trösten.

Das Vorwort wurde von seiner Enkelin Zamaswazi Dlamini-Mandela verfasst. Nach einer Einführung des Herausgebers (von dem man zwischen den Briefen auch immer Ergänzungen lesen darf) findet man die Briefe chronologisch geordnet, den jeweiligen Gefängnisorten zugeteilt (Pretoria, Robben Island, Pollsmoor, Tygerberg Hospital, Victor-Verster-Gefängnis).

Ein sehr persönlicher Einblick in einen Menschen, der uns allen ein Vorbild sein sollte. Gerne vergebe ich hier fünf Sterne.

Bewertung vom 19.07.2018
Todesfontäne / Kommissar Merana Bd.6
Baumann, Manfred

Todesfontäne / Kommissar Merana Bd.6


gut

Gefährliches Salzburg
Der Salzburger Ermittler Martin Merana hat wieder einen aufregenden Fall zu lösen. Der Hamburger Unternehmer Hans von Billborn war bei einem internationalen Forum geladen und wird am nächsten Morgen tot im Mirabellgarten aufgefunden. Im Hotel wird das Notebook des Toten sichergestellt und die Polizei findet rasch heraus, dass sich von Billborn vor seinem nächtlichen Spaziergang ein altes Foto angeschaut hat, auf dem eine junge Frau glücklich mit einem jungen Mann in die Kamera lächelt – ebenfalls im Mirabellgarten. Merana ist verwirrt als er auf dem Bild seine Mutter erkennt und begibt sich auf Spurensuche, obwohl er sich noch von seiner Schussverletzung erholen sollte und sein Kündigungsschreiben bereits beim Polizeidirektor ist. Welche Verbindung hat Meranas Familie mit dem Hamburger Unternehmer? Und warum versucht jemand diese alte Geschichte zu vertuschen?

Der Autor Manfred Baumann hat hier einen spannenden Fall mit viel Lokalkolorit geschrieben. Der Salzburg-Bezug gefällt mir sehr und gerne streift man mit Martin Merana durch die Straßen dieser wunderschönen Stadt. Durch die historischen Einblicke fühlt man sich beinahe wie bei einer Stadtführung, anregende Dialoge ergänzen hier großartig.

Protagonist Merana ist schwer angeschlagen von seiner Schussverletzung, er erholt sich nur langsam. Er scheint mir ziemlich depressiv und vergräbt sich in seiner Gedankenwelt. Diese negative Energie war mir beinahe zu viel…

Erst gegen Ende kommt Schwung in die Sache und die Aufklärung des Mordfalls steht im Vordergrund. Zwischendurch finden sich leider einige Längen, auch konnte ich nicht nachvollziehen, warum Merana plötzlich die Erleuchtung hatte, die ihn zum Mörder führte.

Die Sprache erscheint teilweise zu dick aufgetragen, zwischendurch langatmige Gedankengänge Meranas trübten mein Lesevergnügen etwas.

Bewertung vom 14.07.2018
Der Weg zur Prosperität
Schulmeister, Stephan

Der Weg zur Prosperität


ausgezeichnet

Der Weg zur Prosperität

Von Smith über Keynes zu Hayek finden sich in diesem Buch alle nennenswerten Ökonomen, welche unsere Welt bis heute geprägt haben und noch prägen.

Stephan Schulmeister, selbst Ökonom und Forscher an dem von Hayek gegründeten Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO in Österreich versucht in diesem Buch auch dem Nicht-Ökonomen die Grundlagen der Ökonomie und die dadurch entstehenden Probleme oder Lösungen aufzuzeigen. Ein Versuch, der sich durchaus als gelungen bezeichnen lässt. Stephan Schulmeister erklärt anhand der populärsten Ökonomen und Wirtschaftsforscher die Wirtschaft der Europäischen Union in Abhängigkeit von inneren Vorgängen wie auch die Bezüge zum Rest der Welt.

Im Mittelpunkt der Beschreibungen des Autors findet sich der Neoliberalismus. Dieser wird in den Beschreibungen jedoch nicht grundlegend als schlecht bezeichnet oder als das Allheilmittel stilisiert, sondern als das was er ist, angesehen – ein weiteres System welches sich nach der sozialen Marktwirtschaft etabliert hat. Und hier setzt Schulmeister gekonnt mit seinen Erklärungen an. Die Entwicklung des Neoliberalismus bis in die heutigen Tage wird aufgezeigt und mit Thesen von Befürwortern und Gegnern hinterlegt. Selbst Philosophen wie David Hume oder Kant kommen zu Wort und unterstützen oder widerlegen die eine oder andere These.

Im ersten Teil des Buches kann somit der Wandel in den letzten Jahrzehnten seit dem Wirtschaftsaufschwung in Europa sehr schön nachvollzogen werden. Auch der Leser, der sich mit ökonomischen Fachbegriffen und Themen wenig auseinandersetzt, wird sich sofort zurecht finden. Die Erklärungen des Autors sind nicht für die Fachwelt gestaltet, sondern für den Laien, der sich ein Bild von unserer wirtschaftlichen Lage machen möchte.

So ist der erste Teil des Buches (der ziemlich ausführlich ist) durchaus als Lehrbuch zu verstehen – egal welcher politischen Gesinnung man angehört oder welcher ökonomischen Strömung man sich zugehörig fühlt.

Im Zweiten und kürzeren Teil geht es um Lösungen für jene Probleme, die uns im Augenblick zu schaffen machen – prekäre Anstellungen, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum, Außenhandel oder auch Hochfrequenzhandel, um nur einige zu nennen.

Um Lösungen aufzuzeigen, bedient sich der Autor bereits etablierter Resultate, erklärt diese und zeigt teilweise auf, warum das eine oder andere nicht funktionieren kann oder welche Wege es tatsächlich zu gehen lohnen würde. Zu den bereits bekannten Thesen bringt Stephan Schulmeister seine Ideen und Forschungsergebnisse ein.

Vergeblich suchen wird man in diesem Buch Weltuntergangszenarien oder Anlegertipps. Der Leser bekommt in den Zeilen zu spüren, wie wichtig dem Autor tatsächlich Auswege aus der Krise sind und das alles ohne auch nur ein System als gut oder schlecht zu werten.

Ich für meinen Teil konnte mir durch die Lektüre ein sehr detailliertes Bild über den Zustand unserer Wirtschaft machen und den Lösungswegen einiges abgewinnen – noch dazu, wo es in den Vorschlägen nur wenig bis gar keinen Eingriff in den bestehenden Wohlstand gibt und selbst die Ärmsten in unserer Gesellschaft (working poor, Arbeitslose oder Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen) noch stark profitieren würden.
Bleibt zu wünschen, dass sich die Vorschläge des Autors tatsächlich umsetzen lassen und somit eine Wirtschaftsordnung schaffen, die sowohl sozial als auch wirtschaftlich ausgewogen und annehmbar ist.

Bewertung vom 14.07.2018
Mörderische Provence / Commissaire Leclerc Bd.3
Lagrange, Pierre

Mörderische Provence / Commissaire Leclerc Bd.3


ausgezeichnet

Spannend bis zum Schluss …

Nachdem ich vor kurzem erst diese tolle Krimireihe entdeckt habe, musste ich natürlich auch den neuesten Band lesen. Das Ermittlerduo Albin Leclerc – ein pensionierter Kriminalbeamte – und Mops Tyson sind unschlagbar, kombinieren grandios, analysieren clever und fügen jedes (mit Unterstützung der Polizeikollegen) einzelne Puzzleteil in ein großes Ganzes. Dies geschieht mit enormer Präzision, unglaublichem Kombinationstalent, viel Motivation sowie einer gehörigen Portion Humor.

Als Albin einen Anruf von einem alten Freund erhält, dass dessen Tochter verschwunden sei, ahnt er noch nicht, welche Verwicklungen sich hier auftun. Schnell erfährt man, dass die junge Frau einen Verkehrsunfall hatte, ihr Auto wird gefunden, doch von Isabelle fehlt jede Spur. Was ist geschehen? Lebt Isabelle noch oder ließ jemand ihre Leiche verschwinden? Albin findet auf seiner Spurensuche Hinweise, die ihn zu einem bekannten Hotel führen - dort belegt er Undercover einen Kochkurs bei einem berühmten Sternekoch (wohl auch, um seine Partnerin Veronique ein wenig zu beeindrucken). Er entdeckt einige Ungereimtheiten und lässt nicht locker bevor er die Zusammenhänge erkennt, die ihn letztendlich mitten ins Geschehen von Mädchenhändlern führen. Und spätestens an dieser Stelle muss sich Albin (und auch der Leser) einigen gefährlichen Situationen stellen, die in einem enorm aufregenden Showdown enden.

Doch auch privat hat Albin dieses Mal wieder einiges zu ertragen, ist doch seine Tochter samt Enkelin vor ihrem gewaltbereiten Mann auf der Flucht. Albin kann die beiden nur begrenzt beschützen, immerhin steckt er mitten in einer Mordermittlung. Wenn da nicht seine Kollegen Caterine Castel und Alain Theroux wären, müsste man glatt verzweifeln…

Die Charaktere sind durchwegs sympathisch, mittlerweile hat sogar Theroux auf meiner Sympathieskala einige Punkte zugelegt. Der Krimi punktet mit einem flüssigen Schreibstil, mit viel Spannung, actionreichen Szenen und einem enormen Tempo. Man kann das Buch beinahe nicht aus der Hand legen und liest die mehr als 400 Seiten in einem Rutsch.
Gerne vergebe ich für diesen spannungsgeladenen Krimi 5 Sterne und empfehle diesen gerne weiter.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2018
Donaudämmerung
Buchner, Thomas

Donaudämmerung


ausgezeichnet

Eine Reise ins Jahr 1939 …

Als Ernestine Bremstaller tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird, denkt der ermittelnde Beamte Steininger erst an eine einfache Mordermittlung. Doch schnell kommt das Gerücht hervor, dass es sich um eine Tante Görings handelt und somit will nun auch noch die Gestapo mitmischen. Was ist hier wirklich passiert? Ein politisches Ärgernis oder ein Mord aus Habgier? Immerhin war die Tote kein stilles Wässerchen, hat auch überall herumerzählt, dass sie eine Erbschaft gemacht hatte. Und was bedeuten die Briefe, die in ihrem Tresor gefunden werden?

Doch nicht nur die Mordermittlung steht hier im Mittelpunkt, sondern vor allem ein Rückblick in diese grausliche Zeit, bei der jeder von Angst geprägt wird, zwielichtige Gestalten rasch Karriere machen, der Ariernachweis eine enorme Wichtigkeit besitzt und vieles andere. Die Aufnahme in die SS stellt für die jungen Männer eine Aufgabe dar und Mauthausen oder Dachau sind zwar bekannt, aber noch nicht das gesamte Ausmaß der Schrecklichkeiten.

Der Autor Thomas Buchner hat einen äußerst spannenden Krimi geschrieben, eine gehörige Portion Lokalkolorit eingebaut und mit humorvollen Dialogen verwoben. Der Zeitgeist kommt ebenso gut hervor, wie die Spannung langsam steigt und das Ende mit einer Überraschung aufwartet, mit der ich ganz und gar nicht gerechnet hätte.

Die Charaktere sind durchwegs gut gezeichnet und authentisch – die landläufige Meinung vom gemütlichen österreichischen Beamten wird durch Steininger hervorragend getroffen, dem acht Schnitzel oder seine pünktliche Vormittagsjause wichtiger sind, als Licht ins Dunkel zu bringen und lieber einen Fall ad acta legt, als sich zu sehr hineinzukämpfen. Die Kriminalassistentin Anna Rabbitsch muss sich in der Männerliga ziemlich behaupten, hängt sich auch sehr in den Fall hinein und wie mir scheint, ist sie die einzige, die den richtigen Mörder ausfindig machen will – wenn ihr die Lösung dann auch nicht sonderlich gefällt. Doch auch Heumader ist eine Bereicherung, der durch seine Unsicherheit immer wieder Fehler macht und beim Steininger ein schweres Dasein fristet. Die neugierige Nachbarin darf ebenso wenig fehlen wie das Geschimpfe auf Juden und Polen.

Der Autor hat es geschafft, dass man sich in eine Zeit zurückversetzt fühlt, in der Recht nicht unbedingt Gerechtigkeit bedeutet, wo man auch mal Fünf gerade sein lässt und der anstehende Krieg so manches richtet.
Gerne vergebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.07.2018
Ich dachte, älter werden dauert länger
Hutzenlaub, Lucinde;Abidi, Heike

Ich dachte, älter werden dauert länger


gut

Wenn nur die schreckliche Zahl nicht wäre …

Auch für mich ist es in rund einem Monat soweit und ich muss mich mit dieser Zahl anfreunden … Irgendwie finde ich es schon komisch, wenn ich mir die Zahl vorstelle, doch eigentlich ist es nicht wichtig – ich möchte auch nicht mehr 20 sein, da ist mir mein jetziges Leben viel angenehmer.

Die beiden Autorinnen Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi haben ebenfalls bereits Begegnung mit dieser Zahl gemacht – Heike hat es bereits geschafft und sich an die 50 gewöhnt, Lucinde steht noch ein wenig davor und kämpft auch mit dem Annehmen dieser magischen Zahl.

Beide schreiben locker und humorvoll, erzählen einige Geschichten aus dem Alltag und bald merkt man auch den Unterschied, wie sie sich diesem Thema nähern. Im ersten Teil geht es um das Gefühl des Älterwerdens, über das Duzen und Siezen, über Stimmungsaufheller, Vergleiche zur Pubertät usw. Diesen Teil fand ich sehr witzig und habe mich in einigen Aussagen wiedererkannt.

Im zweiten Abschnitt werden die optischen Veränderungen herausgestrichen und auch so manche Tipps gegeben. Diesen Abschnitt fand ich einfach schrecklich, Themen wie Botox, Tattoos, Diäten hin oder her, diese oder jene Creme, Falten, Brille und Shopping-Frust sind einfach nicht mein Fall. Hier wurde auch das Augenzwinkern vergessen und viel sinnloses Wissen aufgelistet (wobei ich hier natürlich nur für mich spreche).

Der dritte Teil ist wieder sehr humorvoll, es gibt einen Ausblick auf das weitere Leben, wie man mit welchen Problemchen denn nun so umgeht und dass man sich selbst darüber bewusst werden muss, was denn nun wichtig sei.

Die beiden Autorinnen haben mich teilweise zum Lachen gebracht und mir teilweise einen Spiegel vorgehalten. Teilweise hatte ich jedoch das Gefühl, eine Frauenzeitschrift zu lesen, was nicht ganz meinem Geschmack entspricht.
Auf jeden Fall finde ich das Buch ein witziges Geschenk zum 50er und man muss ja nicht alles so ernst nehmen und jedes Kapitel kann nicht für jeden passen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2018
Schwert und Galgen
Ammerer, Gerhard;Brandhuber, Christoph

Schwert und Galgen


ausgezeichnet

Aufschlussreiche Rückblicke

In dem Buch „Schwert und Galgen“, erschienen im Verlag Anton Pustet wird der Fokus auf ein dunkles Kapitel der Salzburger Geschichte gelegt. Die beiden Autoren Gerhard Ammerer und Christoph Brandhuber konnten aus einem reichlichen Fundus an Quellenmaterial schöpfen. Einleitend wird ein Überblick über die Salzburger Rechtsgeschichte gegeben, welchen Grund gab es, um auf einer Richtstatt zu enden? Ausgehend vom Mittelhalter bis hin zur letzten Hinrichtung im Jahr 1949 werden hier viele Beispiele und interessante Hintergründe erläutert.

Das Buch ist gut strukturiert und in folgende Abschnitte gegliedert:

Strafrecht und Todesstrafe in Salzburg
Die Richtstätte
Von der Gefangennahme bis zur Hinrichtung
Die Hinrichtung
Der Scharfrichter
Das 19. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert

Interessant ist, dass nach dem 1. Weltkrieg, ein Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe beschlossen wurde – doch während der NS-Zeit wurden Todesstrafen wieder legitimiert (42 Straftatbestände wurden mit dem Tod bedroht). Endgültig abgeschafft durch einen Beschluss im Nationalrat wurde die Todesstrafe erst 1968.

In jedem Kapitel finden sich unzählige Originaldokumente, Beschlüsse, Skizzen von Richtstätten, Bilder, Stammbäume von Scharfrichtern, und einiges mehr. Auch mussten Scharfrichter etliche Nebentätigkeiten erfüllen, um vom kargen Lohn überleben zu können. Sie galten als „unehrlich“ (gleichzusetzen mit üblem Ruf) und gehörten zur Randgruppe der Gesellschaft – leider wurde dieser Beruf auf die Nachkommen vererbt und somit hatte man keine Chance, diesem Dilemma zu entkommen.

Es werden verschiedenste Varianten der Hinrichtung vorgestellt, die gängigsten waren wohl das Köpfen mit Schwert oder Fallbeil sowie die Hinrichtung am Galgen, wenngleich das Hängen als unehrenhafter Tod galt. Zusätzlich werden noch grausamere Arten, wie z.B. das Rad oder das Vierteilen aufgelistet. Ebenso erfährt man einiges über Foltermethoden und sonderbare Verhörtechniken. Verschiedenste Prozesse werden sehr detailliert erläutert, unter anderen Hexenprozesse (Zauberer Jackl, …); teilweise durch Auszüge der Protokolle der Verfahren ergänzt.

Die beiden Autoren haben hier aussagekräftige Originaldokumente, penible Recherchen mit dem nötigen Hintergrundwissen verwoben und ein aufschlussreiches Buch über eine zum Glück vergangene Zeit herausgebracht. Das Buch liest sich sehr leicht (auch für den juristischen Laien), wenngleich das Lesen der alten Texte durch die ungewohnte Sprache ein wenig aufwendiger ist. Durch den sachlichen Schreibstil wird das Thema nicht blutrünstiger dargestellt als es ohnehin bereits ist. Dies finde ich sehr gut gelungen und kann den Autoren nur ein großes Lob aussprechen.

Ein sehr interessantes und informatives Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 08.07.2018
Ein Start ins Leben
Brookner, Anita

Ein Start ins Leben


ausgezeichnet

Ein Start ins Leben

Dr. Ruth Wess denkt über ihr bisheriges Leben nach, welches von der Literatur geprägt war. Seit vielen Jahren ist sie von Balzac fasziniert, sie sucht auf viele Fragen des Lebens in diesen Geschichten Antworten. Doch so einfach ist es nicht und das musste Ruth auch Zeit ihres Lebens erfahren.

Ihre Mutter, eine ehemalige Schauspielerin trauert um das Ende Ihrer Karriere, zieht sich zurück – erst in die Wohnung, dann in ihr Bett, welches sie kaum noch verlässt. Ruths Vater George hatte eine Buchhandlung, ertrug die Launen seiner Frau mit Fassung – beide Elternteile hatten etwas gemeinsam: die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Tochter waren ihnen egal. Eine unfähige Haushälterin führte den Haushalt der kleinen Familie und man hat den Verdacht, dass sie eine Schmarotzerin ist und sich bei Ruths Familie nur eingenistet hat. Als Ruth sich aufrafft und endlich für ihre Studien sich nach Paris aufmacht, hofft man, dass sie endlich ihr eigenständiges Leben führen kann und dieser eigenartigen Familiensituation entkommt.

Die Autorin Anita Brookner erzählt in diesem Roman vom Leben einer jungen Frau, die durch ihre Familiensituation geprägt wird. Ihr Schreibstil ist ruhig, fesselnd und von einer feinen Brise Humor durchzogen. Parallel zu Ruth lesen wir immer wieder über Eugénie Grandet, wo sich etliche Ähnlichkeiten finden. Beide nehmen das Leben so an, wie es sich ihnen bietet – ein gefühlloses Elternhaus, kein Glück mit Liebesbeziehungen. Ganz selbstverständlich nimmt Ruth auch hin, ihre Eltern zu betreuen, sich um sie zu kümmern, wie sie selbst es wohl als Kind auch gerne gehabt hätte.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig und authentisch gezeichnet. Auch wenn man Ruths Handlungen manches Mal nicht unbedingt verstehen kann, erscheinen sie in der jeweiligen Situation als plausibel.

Ein lesenswerter Roman, der nachdenklich stimmt. Großartig!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2018
Das kleine Buch: Wildblumen auf Wiesen und Almen
Wiegele, Miriam

Das kleine Buch: Wildblumen auf Wiesen und Almen


ausgezeichnet

Eine interessante Wanderung

Das Buch „Wildblumen auf Wiesen und Almen“ ist aus der Servus-Reihe „Das kleine Buch“ und sehr liebevoll gestaltet (wie eigentlich alle dieser kleinen Bücher). Mit dieser Ausgabe unternimmt man eine interessante Wanderung durch die heimische Landschaft.

Die Autorin Miriam Wiegele hat sich aufgrund ihrer vielen Studien (Medizin, Pharmakognosie, Botanik und Ethnologie, sowie alternativer Heilmethoden) ein enormes Wissen angeeignet, welches sie in Vorträgen, Seminaren und als Autorin weitergibt.

Zu Beginn zeigt sie uns die Heimat der Wildblumen - Feldwege, Weingärten, schattige Waldränder, oftmals karge Bodengegebenheiten, welche oftmals nur für die widerstandsfähigsten Pflanzen geeignet sind und doch finden sie in der kleinsten Ritze Nahrung und gedeihen.

Die Autorin erklärt diverse Standorte: Ruderalfluren, wo wilde Malve oder Königskerze wachsen; Segetalfluren (geeignet z.B. für Mohn); Fettwiesen und –weiden für Margerite oder Wiesenglockenblume; Trockenrasen, Magerwiesen, steinige Hänge, Fruchtwiesen, Wälder, Almwiesen und einige mehr.

Danach finden wir 26 Pflanzenportraits, die sehr übersichtlich aufgebaut sind. So findet sich nicht nur ein Bild der Pflanze, sowie Merkmale und Historisches, sondern man liest auch über medizinische Anwendungen, Namenskunde und die Symbolik der Pflanze – z.B. galt die Königskerze als Zauberpflanze, die Böses abhalten sollte.

Viel Neues durfte ich hier erfahren und manches Vergessene wieder hervorkramen. Gerne werde ich auch in Zukunft dieses kleine Büchlein beim Wandern mitnehmen, um so manches Gewächs am Wegrand zu bestimmen.

Ich vergebe hierfür 5 Sterne und empfehle es gerne weiter.