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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2031 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2021
Aus der Mitte des Sees
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


ausgezeichnet

Momente am See

Aus der Mitte des Sees ist ein ruhiges, sehr reflektierendes Buch, auf das man sich einlassen muss, sonst wird es zum Geduldspiel.

Der Mönch Lukas, ca. 39, ist der jüngste im Benedikterkloster.
Es gab noch Andreas, der jünger war und ein Freund, aber er hat das Kloster verlassen und eine Familie gegründet.

Es ist eine innere Zwiesprache, die Lukas hält. Zuerst mit Andreas, aber auch mit anderen, insbesondere mit Sarah, die zu Gast in der Umgebung ist.

Es gibt viele Passagen am See oder beim Schwimmen, die etwas meditatives haben, aber es gibt auch Gedankengänge von Lukas, bei denen man seine Unruhe spürt.

Moritz Heger besitzt eine bildreiche Sprache, die er entsprechend fein einzusetzen weiß. Für mich war das gerade in dieser Form sehr ansprechend.

Bewertung vom 24.02.2021
Was bisher geschah (und was niemals geschehen darf)
Ertener, Orkun

Was bisher geschah (und was niemals geschehen darf)


gut

Freundschaft mit schweren Stand
Die Geschichte einer langjährigen Freundschaft und den Auswirkungen eines Unfalls.
Anfangs wirkt es fast wie ein Jugendroman, aber das liegt nur daran, dass die handelnden Figuren Finn, Paul und Khalill alles junge Männer sind.

Paul hat nach einem Unfall das Problem, das er Tag für Tag alles vergisst.
Dieses Thema wurde schon wiederholt in Literatur und Film verarbeitet.
Es wird im Verlaufe der Handlung ziemlich dramatisch, was mich teilweise irritierte.

Ich schätze an dem Roman das zeitgenössische. Die Figuren sind eigentlich gut gemacht, blieben mir aber leider mehr oder weniger fern und so ganz weiß ich am Ende nicht, was soll ich mit dem Leseergebnis anfangen. Vielleicht geht es anderen Lesern anders.

Bewertung vom 23.02.2021
For Cats Only
Weber, Pascale

For Cats Only


sehr gut

For Cats only / Nur für Katzen. Ein ganzes Buch mit Fotos von Katzenbäumen. Das ist schon ausgefallen und wer hätte gedacht, das sie ein so großartiges Motiv abgeben. Man staunt auch, wo die Fotografin Pascale Weber die vielen Katzen hergenommen hat. Aber es geht nicht um die Stubentiger sondern um die Bäume. Dennoch finde ich, dass es die Katzen sind, die den Fotos das besondere geben, auch die Lebendigkeit, aus der sich der Humor speist. Das gilt gerade wenn die Cats in Motion sind.

Das Buch zeigt, dass Standfotografie viele Möglichkeiten hat.
Großartig finde ich das dritte Foto, dass drei Einkuschelmöglichkeiten für die Katze hat, sie aber steht triumphierend auf einer Plattform.
Viel Coolness strahlt die schwarze Katze auf dem 5.Foto aus.
Schon etwas komplexer ist der Kratzbaum auf dem sechsten Foto. Die Größen der Bäume sind sehr unterschiedlich.
Das letzte Foto sieht aus wie eine Kakteene und bietet Platz für gleich drei Katzen.

Die Hintergrundfarben bestimmen die Wirkung der Kompositionen stark mit.
Ich denke, Katzenliebhaber werden dieses Buch sehr mögen.

Bewertung vom 21.02.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


sehr gut

Soko St. Peter-Ording

Nordwesttod ist ein ansprechend geschriebener Kriminalroman, der mich deswegen überzeugt, weil die Hauptfiguren vor großen Veränderungen im Leben stehen.
Hendrik Norberg übernimmt nach dem Tod seiner Frau die Dienststellenleitung in St.Peter-Ording. Das ist für seine Karriere ein Abstieg, aber so können seine Kinder im gewohnten Ort bleiben.
Die aus München stammende Kommissarin Anna Wagner wechselt auch nach Schleswig-Holstein und muss sich erst eingewöhnen und ihr gewohnten Grüß Gott durch ein Moin ersetzen.
Ich mag es, wie die norddeutsche Umgebung und Mentalität eingesetzt werden, ohne dass der Roman dadurch zu einem typischen Regionalkrimi wird.
Die Hamburger Autorin Svea Jensen kennt sich aus, da sie inzwischen auch in Schleswig Holstein lebt.
Während Norberg noch sehr mit seiner privaten Situation, der Trauer und das Verhältnis zu seinen Söhnen, beschäftigt ist, ermittel Anna Wagner bereits fleißig.
Es dauert ein wenig, bis sie eine Draht zueinander finden. Doch schließlich arbeiten sie gut zusammen. Die Autorin lässt sich mit dieser Beziehung Zeit, das ist gut so und es wird auch noch eine Fortsetzung mit der Soko St. Peter-Ording geben.

Bewertung vom 20.02.2021
Nächstes Jahr in Berlin
Seeberger, Astrid

Nächstes Jahr in Berlin


ausgezeichnet

Eine Familiengeschichte

Es gibt in der Literatur eine Reihe heraustragender Mutter-Bücher und jetzt gehört Astrid Seebergers auf schwedisch verfasster Roman „Nächstes Jahr in Berlin“ mit dazu.
Nachdem die Mutter stirbt zeigt die Erzählerin in diesem vermutlich autofiktionalem Buch ihren Zustand. Dazu nutzt sie bemerkenswerte Bilder, z.B. die klirrende Kälte in der Natur. Das ist sprachlich sehr ansprechend. Hinzu kommen Geschichten ihrer Mutter. Ihre Jugend wurde vom Krieg und der Flucht aus Ostpreußen bestimmt. Eine erste Liebe endete mit dem frühen Tod des Geliebten. Dann kommen die Nachkriegsjahre, aber es wechselt dann wieder zurück in die Ereignisse der Kriegsjahre.

Die Erzählerin lebt mit ihrem Gefährten Lech zusammen. Ihn kennt man schon aus dem Roman Goodbye, Bukarest. Auch Bruno, der Bruder der Mutter, der dort eine große Rolle spielte, wird erwähnt. Hier wird ein wichtiger Teil seiner Geschichte verraten. Solche Zusammenhänge geben dem Erzählten eine umfassende Geschlossenheit.
Ich mag auch die literarischen Verweise, die die Autorin nutzt W.G.Sebald, Lars Gustafsson, Czelaw Milosz.

Astrid Seebergers Art zu schreiben finde ich sehr überzeugend.

Bewertung vom 20.02.2021
Was wir scheinen
Keller, Hildegard E.

Was wir scheinen


ausgezeichnet

Das Leben der Hannah Arendt

Hildegard E. Keller ist eine bekannte Literaturkritikerin und hat auch ein beträchtliches Werk an literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, aber Was wir scheinen ist ihr erster Roman. Er erzählt von Hannah Arendt, die eine bedeutende Denkerin und Stimme in der Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts war.

Ich glaube, dass der Roman über Hannah Arendts Lebens mit Schwerpunkt nach dem Krieg bis 1975, auch für Leser geeignet ist, die Hannah Arendt nicht kennen. Obwohl es natürlich von Vorteil ist, Arendts Leben und Werk zumindest in groben Zügen zu kennen. Komplex und relevant genug ist es.

Entscheidend ist, das hier schwerpunktmäßig Hannah Arendt in erste Linie als Mensch gezeigt wird.

Als Jüdin flüchtete Hannah Arendt erst nach Paris, später in die USA. Erst war sie noch staatenlos, später bekam sie die US-Staatenschaft und fühlt sich auch als Amerikanerin.

Der nicht linear erzählte Roman wechselt in Zeiten und Orten. Das funktioniert sehr gut.
Hildegard E.Keller hat einen angenehmen Stil.Meisterhaft kann sie die Gedanken der Hauptfigur darstellen und auch die Dialoge sind gro0artig.

Eine wichtige Passage im Buch ist Arendts Besuch in Jerusalem, wo sie den Prozess gegen Adolf Eichmann verfolgt und darüber ein bedeutendes, aber umstrittenes Buch schreiben wird.

Sehr gefallen haben mir die Passagen mit Arendt als Dozentin in Berkeley.
Hannah Arendt hatte Freundschaften mit bekannten Leuten wie Martin Heidegger, Karl Jaspers; Walter Benjamin, Ingeborg Bachmann und Mary McCarthy.

Überraschend sind die Gedichte von Hannah Arendt, die im Buch verstreut auftauchen. Das gibt ihrer Persönlichkeit eine weitere, sanftere Note hinzu.
Obwohl Hannah Arendts kämpferische und widerspenstige Art im Buch insgesamt vielleicht etwas zu wenig betont wird.

Insgesamt entsteht ein gutes Gesamtbild der Persönlichkeit Arendts und ein Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe.

Bewertung vom 20.02.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


gut

Wasser, Eis und Feuer

Trauma – Kein Entkommen wird schon auf dem Cover als Thriller angekündigt, aber nach meiner Leseauffassung handelt es sich mehr um einen Kriminalroman mit psychologischen Momenten.

Der Roman ist gut strukturiert und hat 3 Teile, die mit Wasser, Eins, Feuer überschrieben sind.

Die Ermittlerin Katja Sand ist alleinerziehende Mutter und ihr Privatleben nimmt viel Raum ein, was ich prinzipiell nicht schlecht finde. Dennoch fehlt hier etwas, die Figur bleibt mir als Leser schließlich doch auf Distanz.
Dennoch, die Passagen, die die schwierige Beziehung von Katja zu ihrer 15jährigen Tochter Jenny zeigt, sind nicht schlecht gemacht. Jenny haut dann ab, um ihren Vater kennen zu lernen. So trifft auch Katja schließlich wieder auf ihren Ex.
Einen guten Kollegen hat Katja in Rudi Dorfmüller.

Die Szenen mit dem vom Vater gequälten kleinen Kind sind schmerzhaft zu lesen.
Daraus ergeben sich psychologische Folgen, die mir hier zu schematisch dargestellt werden.
Auflösung und Ende des Falls sind dann zu abrupt, aber okay.

Am Ende bleibe ich zwiespältig mit dem Roman zurück. Er ist solide und flüssig geschrieben, hat gute und weniger gelungene Passagen. Aber ein rausragen aus der Masse an Krimis kann ich auch nicht sehen.

Bewertung vom 20.02.2021
Die kanadische Nacht
Magenau, Jörg

Die kanadische Nacht


ausgezeichnet

Jörg Magenau hat einige brillante Biografien geschrieben. Ich selbst habe 3 Stück davon. Jetzt hat er sich erstmals mit einem Roman in eine andere Position gebracht und schlägt sich nicht schlecht. Etwas einlesen muss man sich in das Buch aber.
Es ist die Reise eines Mannes, geschätzt in den fünfzigern, der nach Kanada reist, um noch einmal seinen im sterben liegenden Vater zu sehen. Seit vielen Jahren sind sie einander entfremdet.
In Calgary angekommen reist er mit einem Mietwagen weiter durch Kanada jenseits der Rocky Mountains.
Dabei kommen ihm die Erinnerungen und viele Überlegungen, die den Text bestimmen.
Er denkt über seine Kindheit und Jugend in Deutschland nach. Die Eltern trennten sich, als er Jugendlicher war. Da sein Vater mit seiner neuen Frau nach Kanada auswanderte, riss der Kontakt ab.
Ob er jetzt seinen Vater noch lebend antreffen wird, weiß er nicht.
Zudem beschäftigt ihn seine eigene, erst kürzlich erfolgte Trennung von seiner Frau und seine Probleme mit seinem aktuellen Buchprojekt über die Beziehung eines Dichters und einer Malerin.

Die Reise nimmt 2/3 des Romans ein, bis er sein Ziel erreicht und es zum Abschied kommen kann.

Es ist ein konzentriertes, gut durchdachtes Buch, das Jörg Magenau vorlegt und sicher seine Leserschaft finden wird und ich gehöre dankbar dazu.

Bewertung vom 20.02.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


gut

Ein Fall für ihre Majestät

S.J.Bennett hat hier Band 1 der Reihe Die Fälle ihrer Majestät vorgelegt.

Die fast neunzigjährige Queen als heimliche Detektivin. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Ernst nehmen sollte man das nicht, sonst ist der Spaß schnell weg.
Unterstützung hat die Queen von der nigerianischen Privatsekretärin Rozie. Ein weitere origineller Einfall. Rozie ist meine favorisierte Figur im Buch, da sie als noch neue im Haus Windsor noch einen Blick von Außen mitbringt und das ist interessant.
Die Gedanken der Queen bestimmen aber den Hauptteil des Romans. Hinzu kommen diverse Details über das im königlichen Haushaltes, des man so vielleicht nicht kennt.

Das cozy-typische reizte mich sehr an dem Buch und der Roman ist very british gestaltet, gerade bei den Dialogen. Gleichzeitig ist der Roman ziemlich zeitgemäß.
Das gefällt mir besser als wenn die Handlung in die Vergangenheit gelegt worden wäre. Obwohl, vielleicht hat sich für die Queen auch nicht so viel geändert.
Irgendwann war für mich der Reiz an dem ganzen dann doch nicht mehr so da, weil mich der maue Kriminalfall nicht so besonders überzeugte. Es bleibt aber ein solides Buch, obwohl ziemlich durchkalkuliert und auf Nummer sicher.

Ich denke, dass S.J.Bennett durch diese Reihe ausgesorgt hat. Viele werden sie um ihre Idee beneiden.