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Benutzername: 
hasirasi2
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 1128 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2017
Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen
Waxman, Abbi

Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen


ausgezeichnet

Lilian ist Witwe und Mutter zweier kleiner Töchter. Den frühen Tod ihres Mannes hat sie auch nach 3 Jahren noch nicht verwunden. „... die ersten drei Monate sind wie der Vietnamkrieg, nur ohne Drogen.“ S. 155 Ohne ihre Schwester Rachel und ihre Therapeutin hätte sie den Kampf gegen die immer wiederkehrenden Depressionen sicher längst schon aufgegeben.
Lilian illustriert Schulbücher. Das zwar nicht ihr Traumjob, aber er ist sicher und die Kollegen sind nett. Als ihre Chefin ihr anbietet, ein Gemüsebuch zu illustrieren, ist sie begeistert – endlich mal etwas neues. Allerdings muss Lilian dafür an einem Gärtnerkurs teilnehmen. Und während sie mit den Händen im Dreck wühlt, von ungewohnten Gefühlen für den Kursleiter aus den Bahn geworfen wird und sieht, wie sich die Pflänzchen und anderen Teilnehmer verändern, kann sie in ihrem Kopf und Herz endlich Platz für eine neue Liebe machen.

Das Buch hat mich sehr überrascht. Auf den ersten Blick wirkt es wie der typische Frauenroman: junge Witwe lernt neuen Mann kennen -> kurze Verwicklung -> Happy End. Aber es ist sehr viel tiefer als das leichte, fröhliche Cover vermuten lässt. Lilian ist nicht nur traurig, sondern so krank, dass sie in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden musste. In dieser Zeit hat sich ihre auf den ersten Blick flatterhafte Schwester um die Töchter gekümmert, damit diese ihr nicht weggenommen wurden. Jetzt ist Lilian auf dem Weg der Besserung, aber die Trauer bestimmt nach wie vor ihr Leben.
Trotz der Schwere des Themas, ist es sehr amüsant und unterhaltsam geschrieben. Lilian ist herrlich sarkastisch - ich mag ihren Humor. Ihre Töchter sind in dem richtigen Alter für die falschen Fragen - ob sie z.B. je wieder heiraten kann, wo sie doch mit Daddy verheiratet ist. Rachel und der Gartenkurs bringen sie dazu, endlich aus ihrem Schneckenhaus zu kommen und neue Erfahrungen zu machen, wieder Freude und Freunde zuzulassen. Letztendlich ändert der Gartenbau-Kurs nicht nur Lilians, sondern das Leben aller Teilnehmer. Sie lernen sich gegenseitig kennen und schauen hinter die Fassaden, teilen ihre Gärten und Geheimnisse, werden echte Freunde bzw. Partner.

„Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen“ hat mich sehr berührt und ich empfehle es unter anderem allen Fans von Jojo Moyes und Anna McPartlin.

Bewertung vom 20.03.2017
Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten
Sánchez, Mamen

Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten


sehr gut

Cecilia ist Anfang 40, als ihr Mann sie wegen einer Jüngeren verlässt. Kinder hat sie leider auch keine, steht plötzlich allein da. Nur ihre Karriere als Anwältin ist ihr geblieben und das Haus, welches ihr ihre Großeltern vererbt haben.
Sie könnte sich jetzt verkriechen und trauern, aber sie nutzt lieber die Chance für einen Neuanfang - und der gelingt ihr wirklich gut. Sie baut das für sie allein viel zu große Haus kurzerhand in eine Pension für Studentinnen um. Dabei lässt sie sich weder von ihren Eltern noch vom Bauunternehmer Andrés verunsichern. Und auch dem jungen Asylanten Justice, der bisher unbemerkt im Garten des Hauses gewohnt hat, gibt sie eine Chance. Er darf weiterhin im Garten wohnen, wenn er bei den Umbauten hilft.
Bald findet eine Haushälterin, Azucena, in die Pension. Sie bewirbt sich auf die Anzeige, welche Cecilias Großeltern vor 3 Jahren aufgegeben haben! Und auch die Pensionsgäste, 3 Studentinnen, sind schnell gefunden. Aber bei 5 Frauen unter einem Dach kommt es natürlich zu Reibungen, weshalb nach und nach verschiedene Pensionsregeln aufgestellt werden.
Diese Regeln, welche gleichzeitig die Kapitel-Überschriften bilden, werden natürlich noch im selbigen gebrochen oder widerlegt.

„Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten“ ist eine sehr unterhaltsame, ziemlich spannende und tiefgründige Geschichte. Themen wie der Umgang mit Trauer und Asylanten werden nicht wertend, sondern mit einer besonderen Leichtigkeit erzählt. Aber eine gewisse Dramatik bleibt natürlich nicht aus. Dazu kommt die mystische Komponente durch Cecilias Großeltern, deren Geister nachts in der Pension gesehen werden, das plötzliche Auftauchen von Azucena und Andrés Verschlossenheit. Natürlich erzählen auch die Studentinnen nicht alle ihre Geheinisse und sorgen für so manche Verwicklung. Diese vielen kleinen Dinge machen die Geschichte spannend.

Das Miteinander der Protagonisten hat mir sehr gut gefallen, da wird geflirtet, geliebt und gelacht, geweint, es werden Intrigen gesponnen, Grabenkämpfe ausgetragen und Entdeckungen gemacht. Ein Auf und Ab wie im wahren Leben. Zeitweise war das Buch fast ein Krimi, an anderen Stellen mir dafür aber etwas zu langatmig. Und auch das Ende kam mir etwas zu plötzlich, war mit zu viele Zufällen und Dramen behaftet. Außerdem blieb eine wichtige Sache ungeklärt. Dafür haben mich die Geister der tanzenden Großeltern besonders berührt.

Bewertung vom 17.03.2017
Retour / Luc Verlain Bd.1
Oetker, Alexander

Retour / Luc Verlain Bd.1


sehr gut

Vor 15 Jahren hat Commisaire Luc Verlain das Aquitain verlassen, um in Paris Karriere zu machen und vor seinen Erinnerungen zu fliehen. Jetzt kommt er wieder, weil er sich um seinen erkrankten Vater kümmern muss. Außerdem braucht er nach den Attentaten in Paris (u.a. Charlie Hebdo) einen entspannteren Arbeitsplatz - er muss zur Ruhe kommen, alles verarbeiten.
Doch bereits an seinem ersten Arbeitstag wird die Leiche einen jungen Mädchen am Strand gefunden – sie wurde erschlagen. Für die Bewohner ihres Dorfes ist klar – es muss Hakim, ihr algerischer Ex-Freund gewesen sein.

„Retour“ ist das sehr unterhaltsame Krimidebüt von Alexander Oetker. Er war lange Zeit Korrespondent in Paris und verbringt einen großen Teil des Jahres in Frankreich – und genau das merkt man dem Buch auch an. Gerade in den Szenen, die in Paris spielen habe ich die Straßen und Plätze förmlich sehen können. Ich habe während zweier Urlaub in einer Nebenstraße der Rue der Rivoli gewohnt (die eine wichtige Rolle spielt) und es war wie nach Hause kommen.
Auch die Schilderungen des Aquitain, der Städte, Landschaften und des Meeres sind toll. Man möchte sich sofort ins Auto setzen und losfahren, bildet sich ein, das Salz auf der Haut und den Wind im Gesicht spüren zu können. Und wenn dann noch das Essen und der Wein beschrieben wird - das grenzt schon fast an seelische Grausamkeit ;-).

Luc war mir zwar etwas zu promiskuitiv, aber er wird ja schon im Klappentext als „Lebemann“ beschrieben und diesem Ruf wird er voll gerecht. Tolle Frauen und Affären säumen seinen Weg – hier wäre weniger manchmal mehr gewesen. Sich gleich am ersten Tag und auf den ersten Blick in die neue Kollegin zu verlieben, die ihn dann auch noch beständig anflirtet – das war mir etwas zu viel des Guten. Dabei wirkt er eher zerbrechlich, wenn er in lange verdrängten Erinnerungen schwelgt. Hat er doch in der Nähe des Leichen-Fundortes seine Jugendliebe verloren und auch das Schicksal seiner Mutter bleibt geheimnisvoll.
Sein gleichgestellter Kollege Etxeberria hat ein Ego so groß wie ganz Frankreich und ist extrem unsympathisch. Die Unterschiede zwischen den beiden Protagonisten und die Spannungen zwischen ihnen sind extrem realitätsnah und machen die Figuren und Handlungen lebendig.

Der Kriminalfall an sich ist sehr spannend. Ich hatte zwar relativ früh einen Verdacht, konnte diesen aber nicht begründen und auch das Motiv war mir bis zur endgültigen Aufklärung nicht klar. Die Tote hatte so einige Geheimnisse, die erst nach und nach ans Licht kommen und weitere Verdächtige ins Visier von Luc und seinen Kollegen (und des Lesers) rücken. Man hat also genügend Anhaltspunkte zum Miträtseln. Auch die Art und Weise, wie das Thema Fremdenhass und Lynchjustiz im Zusammenhang mit dem Fall behandelt wird, fand ich sehr gelungen.

Alles in allem ist „Retour“ der vielversprechende Start einer neuen Krimireihe (der nächste Teil erscheint im März 2018) und macht Lust auf Frankreich, Sonne und noch viel Mee(h)r ...

Bewertung vom 15.03.2017
Das Brombeerzimmer
Töpfer, Anne

Das Brombeerzimmer


ausgezeichnet

Wie lange darf man trauern? Diese Frage stellt sich Nora täglich, seit ihr Mann Julian vor einem Jahr beim Joggen verstarb – er war erst 30. Sie kann auch noch nicht mit der Tradition brechen, jeden Sonntag neue Marmelade für ihn zu kochen, inzwischen stapeln sich fast 350 Gläser auf seinem Schreibtisch. Zum Glück fängt ihre beste Freundin Katharina sie in dieser schwierigen Situation auf: „"Mit einer Freundin ist alles viel weniger schlimm. Oder alles noch schöner." S. 366
Als Nora dann einen Brief von Julians Tante Klara findet, in dem es um ein besonderes Marmeladenrezept geht, fasst sie sich ein Herz und sucht gegen den Willen von Julians Familie die alte Dame in der Vorpommerschen Boddenlandschaft. Und die Geheimnisse, die sie dabei aufdeckt, verändern nicht nur ihr eigenes Leben.

Selten hat mich in letzter Zeit eine Familiengeschichte so gefesselt und berührt wie „Das Brombeerzimmer“. Schon im ersten Kapitel musste ich ein Taschentuch zücken und letztendlich habe ich reichlich 400 Seiten an nur einem Tag bis kurz vor Mitternacht gelesen, weil ich unbedingt wissen musste, wie es ausgeht (Schlaf wird überbewertet).

Der Autorin Anne Töpfer ist es gelungen, eine zutiefst bewegende Geschichte über Verlust, Trauer und Freundschaft geschickt mit der traumhaften vorpommerschen Landschaft und sehr inspirierenden ausgefallenen Rezepten zu verbinden, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenläuft.
Ich fühlte mich sofort mit Nora verbunden und hätte ihr genau wie Katharina in dieser schweren Zeit gern beigestanden. Zu ihnen gesellen sich im Laufe der Handlung noch weitere starke Frauen. Sie alle verbinden die großen Verluste, welche sie im Leben hinnehmen mussten, und daraus resultierende Geheimnisse. Mir hat ihre Entwicklung gefallen: Auch wenn der Weg steinig und voller Missverständnisse war, hat er sich am Ende doch gelohnt. „Trauer erfordert Mut, Nora. Vielleicht wird sie irgendwann etwas Revolutionäres in dir wecken.“ S. 45

Bewertung vom 09.03.2017
Der grüne Palast
Hohmann, Peggy

Der grüne Palast


sehr gut

Wien 1816: Erzherzogin Leopoldine von Österreich ist jung, charmant, intelligent – nur dem gängigen Schönheitsideal entspricht sie leider nicht. Und eigentlich würde sie auch lieber Pianistin werden als heiraten, aber sie weiß natürlich, dass sie sich dem Willen der Monarchie (in Form ihres Vaters, Kaiser Franz) beugen muss. Sein Berater, Fürst von Metternich, favorisiert die Verbindung mit dem Königreich Portugal. Dessen Thronanwärter Dom Pedro sieht unverschämt gut aus, wird aber unter der Hand als jähzornig, egoistisch und cholerisch beschrieben. Aber Leopoldine könnte ihn sich ja erziehen. Und eine Liebesheirat wird eh überschätzt: „Die Ehe schützt einen nicht, denn die Menschen heiraten, um Kinder zu haben, nicht aber, um das Verlangen des Herzens zu stillen.“ S. 35/36
Außerdem lebt die königliche Familie seit Jahren in Brasilien im Exil. Also wird Leopoldine trotz der angespannten politischen Lage zusammen mit ihrer Vertrauten Gräfin Lazansky, Fürst von Metternich und dem Marquis von Marialva (dem Unterhändler des portugiesischen Königshauses) auf die Reise quer durch Europa bis nach Livorno und von dort weiter nach Brasilien geschickt ...

Mich hatte bereits der Einstieg ins Buch gepackt. Da der Roman komplett aus Briefen besteht, welche die Protagonisten mit Familie und Freunden austauschen, ist man immer mittendrin, weiß, was sie gerade denken und fühlen. Ich habe m.E. noch nie etwas Ähnliches gelesen – Hut ab vor dieser Idee und der Umsetzung.
Gleichzeitig resultiert aus eben diesen Briefen aber auch ein großes Manko – keiner der Briefe ist datiert. Nur auf dem allerersten Brief findet sich zumindest die Jahreszahl 1816, ab da ist es der Vorstellungskraft und Fantasie des Lesers überlassen, in welchem Jahr oder gar Monat man sich gerade befindet. Vor allem die Zeit in Brasilien verschwimmt zu einer unübersichtlichen Anhäufung von Geschehnissen und die Spannung lies dadurch deutlich nach. Ich hatte immer das Gefühl, dass nur Wochen oder Monate vergangen sind, dabei hat Leopoldine 8 Kinder geboren – es müssen also Jahre gewesen sein.

Leopoldines Entwicklung vom Backfisch zur erwachsenen eigenständigen und vor allem politischen Person hat mir sehr gut gefallen. Auch Dom Pedros zwei Gesichter werden sehr gut geschildert. Besonders gelungen fand ich die Beschreibungen der Flora und Fauna und der tropischen Hitze – trotz deutschem Winter war mir gleich deutlich wärmer. Aber auch das wienerische Flair kommt gut rüber.

Da die Geschichte (Briefe) frei erfunden ist, aber von Erzherzogin Leopoldines Leben inspiriert, habe ich habe selbige natürlich gegoogelt. Ihre Lebensdaten und auch die Umstände ihres Todes waren so, wie im Buch beschrieben. Man könnte es also durchaus als Romanbiografie beschreiben.

Bewertung vom 06.03.2017
Das Glück der kleinen Augenblicke
Montasser, Thomas

Das Glück der kleinen Augenblicke


ausgezeichnet

Die junge Italienerin Marietta Piccini ist freie Lektorin in einem kleinen Londoner Verlag. Sie will ihrem Verleger Pauls Geschichte eigentlich vorenthalten, weil sie anders ist – Paul ist nämlich nicht der Autor, sondern der Protagonist eines Manuskriptes, welches sie gefunden hat. Und es ist unvollendet – so kann man es doch nicht veröffentlichen! Doch die Geschichte lässt weder sie noch ihren Verleger los und bald wird klar: Paul scheint seine eigenen Erlebnisse aufgeschrieben zu haben. Er ist vom Pech verfolgt und Marietta würde das durch die Rückgabe des Manuskripts gern ändern. Also beginnt sie, ihn immer verbissener zu suchen. Aber jedes Mal, wenn sie denkt, dass sie kurz vor dem Ziel ist, wird sie wieder ausgebremst – entschleunigt. Und so ganz nebenbei lernt sie durch die Suche endlich London und ihre Mitmenschen kennen. Sie bricht aus ihrem eigenen kleinen Kosmos aus, fängt an, „Das Glück der kleinen Augenblicke“ zu entdecken und wertzuschätzen.

Ich mochte die Geschichte von Anfang an. Auch die Idee des Buches im Buch gefiel mir gut, zumal es sich durch die andere Schriftfarbe gut abhebt.
Marietta und die anderen Protagonisten waren mir mit ihren Eigenheiten sehr sympathisch. Zu Beginn ist Marietta sehr introvertiert, schüchtern und einsam. Doch mit der Suche bricht sie auf, fängt an, das Leben und den Kontakt zu anderen Menschen zu genießen, statt sich immer nur in ihren Manuskripten zu verkriechen. Zudem lernt sie, dass ein Verlust nicht immer etwas Schlechtes sein muss, weil man dadurch etwas anderes gewinnen kann – wenn man es denn zulässt.
Die ganze Handlung wirkt heimelig, intim – man fühlt sich fast, als würde man in die Welt der Protagonisten eindringen, aber nur ganz dezent. Oder sie durch eine Glasglocke beobachten. Ich mochte den sehr ruhigen Stil, nichts wird überhastet, man hat das Gefühl, alle Zeit der Welt beim Lesen zu haben.
Und nicht zuletzt ist das Buch auch sehr romantisch: Mariettas Suche nach Paul, die Beziehungen der anderen Personen. Wenn es nicht in London spielen würde, hätte ich es vom Laissez-faire-Gefühl her in Paris angesiedelt. Ich bin begeistert.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2017
Tod am Deich / Kripo Greetsiel Bd.1
Busch, Ulrike

Tod am Deich / Kripo Greetsiel Bd.1


ausgezeichnet

Wer unserem Blog (http://nichtohnebuch.blogspot.de/) schon länger folgt weiß, dass ich ein Fan von Ulrike Buschs „Cosy-Krimis“ bin – auch wenn ich den Begriff „Cosy“ wohl nie mögen werde ;-). Neben den Kripo-Wattenmeer-Bücher erschien jetzt im Klarant Verlag der Auftakt zu ihrer neuen Ostfriesland-Reihe um Kriminalhauptkommissar Tammo Anders, seiner Kollegin Fenna Stern – und seinem Hund Buddy. Ok, ich gebe es zu: ich bin voreingenommen, da ich selber einen Hund habe. Aber keine Angst, es ist kein „Hunde-Krimi“, Buddy spielt keine tragende Rolle oder wird vermenschlicht, nur bei zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Showdown darf er helfend eingreifen ;-) ...

Tammo findet beim morgendlichen Gassigehen in Greetsiel die Leiche des angesehenen Teehändlers Folkert Petersen. Schnell ist klar: es war Mord! Zum vermutlichen Tatzeitpunkt hatte Folkert angeblich eine Verabredung mit Enno Duwe, doch der ist vor 25 Jahren verschwunden – oder ist er etwa zurück?! Auch in Folkerts Familie und Firma scheint nicht alles eitel Sonnenschein gewesen zu sein, aber dessen Söhne (und Nachfolger) Justus und Fabian streiten das ab.
Auch Tammos alte Flamme Rieke versteift sich schnell darauf, dass es nur Enno gewesen sein kann, zumal dieser früher das ganze Dorf terrorisiert und ihr Leben maßgeblich beeinflußt hat. Aber wenn sie ehrlich ist, hat sie am Tatabend jemand ganz anderen zusammen mit Folkert auf dem Deich gesehen ...
Und je länger Tammo und Fenna ermitteln, desto mehr Verdächtige tauchen auf.

„Tod am Deich“ unterhält seinen Leser bestens mit komplizierten Vergangenheiten und Familienbeziehungen, verschwundenen (Tat?)Waffen, falschen Alibis und mysteriösen Verstrickungen. Ich konnte bis zuletzt miträtseln und habe den (oder die ;-) ?) Täter nicht erraten. So muss ein Krimi für mich sein!
Auch das Privatleben der Ermittler passt sehr gut zur Handlung. Selbst der ruppigste Polizist ist mir im Laufe des Buches richtig ans Herz gewachsen – es hat „gemenschelt“. Zudem funkte es zwischen Tammo, Fenna und Buddy. Da geht doch sicher noch was, oder?!

5 Sterne für diesen perfekten Sommer-Sonne-Strand oder gemütlicher-Couchnachmittag-Badewannen-Krimi!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2017
Meister der Täuschung / Schwert und Krone Bd.1
Ebert, Sabine

Meister der Täuschung / Schwert und Krone Bd.1


ausgezeichnet

1137: Kaiser Lothar ist tot, kurz zuvor hat er – gegen das herrschende Prinzip der freien Königswahl – seinen Schwiegersohn Heinrich den Stolzen als seinen Nachfolger bestimmt. Aber nicht nur der Erzbischof von Trier, Alberto von Montreuil, möchte stattdessen lieber Konrad von Staufen auf dem Thron sehen. Gelingen kann dies aber nur mit einem Trick, zu dem Konrad erst überredet werden muss. Wer herrschen will, der muss es auch wirklich wollen – und zwar wollen um jeden Preis. (S. 27) Denn Lothars einflussreiche Witwe Richenza will ihrem Schwiegersohn den Thron unbedingt erhalten ...

„Schwert und Krone - Meister der Täuschung“ ist der Auftakt der neuen Saga von Sabine Ebert rund um die Barbarossa-Ära. Im vorliegenden Band geht es um die Jahre 1137 bis 1147 – in diesen 10 Jahren ändert sich für die Beteiligten zum Teil ihre ganze Welt.
Sabine Ebert hat sich wieder neu erfunden: Die Geschichte wird erstmals aus den verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichsten Protagonisten erzählt. Wir erleben durch sie politische Ränkespiele, Machtwechsel und Kriege, Allianzen und Verschwörungen. Außerdem werden damit die verschiedensten Lebensumstände geschildert. Frauen waren machtlos, wenn sie nicht gerade die Witwe des Kaisers, Mutter des Königs oder Äbtissin waren. Oft wurden sie nur als Spielball ihres (natürlich männlichen) Vormunds gesehen, ohne eigenen Willen und schon als Kindsbräute verschachert.
Aber auch die Herrscher waren nur Menschen (z.B. beschwert sich Albrecht über die drückende Krone – sie soll ihn an die Schwere des Amtes erinnern), geprägt von Selbstzweifeln, Angst vor der Kirche und ewigen Verdammnis - jedes Wort, jedes Bündnis muss gut überlegt werden. Wer ist gerade Feind, wer Freund? Man konnte nie wirklich sicher sein.

Eine weitere Besonderheit des Buches ist, dass es ca. 90 % der Protagonisten wirklich gab und die Ereignisse so oder ganz ähnlich stattgefunden haben.
Mir als Dresdnerin haben es da natürlich die Szenen rund um den Meißner Markgrafen Konrad von Wettin angetan, der einerseits familiär mit Lothars Witwe Richenza verbunden ist, aber andererseits seinem rechtmäßig gewählten König Konrad von Staufen Treue schwören musste. Er wandert auf einem schmalen Grat, seine Lösung heißt abwarten: „Das Reich ist groß und der Kaiser fern!“ (S. 110)
„Schwert und Krone“ endet mit der Idee des Wendenkreuzzuges, den Konrad von Wettin ins Leben rufen will, um einem (weiteren) Kreuzzug ins gelobte Land zu entgehen. Bei der Premierenlesung in Meißen hat Sabine Ebert verraten, dass es um genau diesen Wendenkreuzzug im nächsten Band gehen wird – ausgelegt ist dieses Epos übrigens auf 10 Bände.

Was jetzt hier vielleicht nach trockener Geschichte klingt, ist in Wahrheit ungemein farbenprächtig und anschaulich. Durch die Perspektivwechsel wird es nie langweilig und auch die Namensgleichheiten haben nicht für Verwirrungen gesorgt. Sabine Ebert ist eben eine Könnerin ihres Fachs. Ich habe die knapp 600 Seiten an 3 Abenden verschlungen, so spannend ist es.
Ergänzt wird es durch ein Personenregister, Stammtafeln, Stammbäume, ein Glossar und eine Zeittafel. Es wurde sogar extra eine Karte mit den Gemarkungen der damaligen Zeit für das Buch angefertigt (im Vorsatz), die es so bisher nicht gab.

5 Sterne und meine volle Leseempfehlung für alle Fans gut recherchierter und trotzdem unterhaltender historischer Romane! Hoffentlich kommt Band 2 bald ...

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2017
Das Gold der Raben / Myntha, die Fährmannstochter Bd.3
Schacht, Andrea

Das Gold der Raben / Myntha, die Fährmannstochter Bd.3


ausgezeichnet

Mir gefällt an dieser Reihe besonders, dass sie, obwohl fortlaufend erzählt, auch Protagonisten aus älteren Bänden wieder auftauchen lässt. Deren eigene Geschichten, die sich inzwischen fernab von Köln weiterentwickelt haben, bleiben mit der Geschichte verwoben, alles fliest wieder zusammen. Wie ein Muster, dass erst nach dem Weben ersichtlich wird. In diesem Band kommt ein alter Bekannter von Lore, Mynthas Haushälterin, nach 15 Jahren zurück – welcher wird natürlich nicht verraten ;-). Aber er bringt Lores Gefühle ganz schön durcheinander ...

Leider war das Buch wieder viel zu schnell ausgelesen und so warte ich jetzt sehnsüchtig auf den nächsten Band.