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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2010
Wie Männer ticken
Brost, Hauke

Wie Männer ticken


sehr gut

Wie ticken Männer? Das fragen sich Frauen schon seit Generationen, ach was sag ich, seit immer. Die Fragen dieses Buches stammen alle tatsächlich von Frauen und wurden dem Autor auch tatsächlich von Frauen gestellt, darunter auch Fragen auf die ein Mann selber gar nicht kommen würde (S. 13).

Einerseits ist das Buch durchaus unterhaltsam, teils witzig ironisch, aber es sollte auf keinen Fall wirklich ernst genommen werden, denn selbst der Autor schreibt „Ungerecht, subjektiv und einseitig und sicherlich auch irgendwie fies zeigt es die vielfältige Welt der Partnerschaft aus Sicht des Mannes“ (Kapitel 98 )

Des Weiteren widerspricht sich das Buch immer wieder selbst. In Kapitel 4 z. Bsp. steht „Es gibt durchaus Männer, die intelligente Frauen attraktiv finden. Vorausgesetzt, sie haben pralle Brüste und lange Beine. Das sind aber nur wenige Männer.“ Kapitel 36 hingegen behauptet: „Unterm Strich kann man sagen, dass große Brüste für einen Mann ziemlich unerheblich sind.“ Was nun, große Brüste oder eben nicht? Sind Männer doch nicht so einfach gestrickt wie dieses Buch behauptet. Angeblich wollen sie ja nur Sex aber dann ebbt der Drang danach doch natürlich ab, was nun?

Das Bild des Mannes, das in diesem Buch gemalt wird ist eher traurig, zumindest aus Sicht der Frau. Schon gewusst was Männerbeschaffungsmarketing ist? Nicht, dann einfach Kapitel 38 lesen.
Ich hoffe schwer dass es nicht stimmt, dass für ihn erst der Job kommt und dann erst Frau und Kinder (Kapitel 42), ich kenne zum Glück genug Männer die das anders sehen, aber auch durchaus welche bei denen diese Aussage zu 100% stimmt.

Als Fazit des Buches die optimale Partnerin (Kapitel 125): Sie lässt ihn weitgehend in Ruhe [eigentlich das Fazit fast jeden Kapitels]. Sie umsorgt ihn und merkt zum Beispiel, wenn sein Bier alle ist. Sie nervt ihn nicht mit häuslichem Kram [eigentlich das Fazit fast jeden Kapitels]. Sie passt auf, was für ihn im Kühlschrank ist. Sie macht sich auch nach Jahren noch für ihn schön. Sie schläft gerne mit ihm. Sie sieht gut aus. Sie managt den Haushalt. Sie bringt ein bisschen Geld nach Hause, muss ja nicht viel sein. Sie trinkt gerne einen mit, aber nur so viel, dass sie noch fahren kann. Sie achtet auf ihre Figur. Sie tut so als wenn sie zu ihm aufschaut. Sie ist Loyal. Sie macht ihn niemals von anderen lächerlich.“
Das Resümee des Mannes von heute, ein einziges Trauerspiel: „Denn die armen Männer sind verarscht von den Medien, haltlos hin- und herschwankend zwischen karrieremachendem Macho und Birkenstock-am-Fuß-und-Baby-auf-dem-Bauch-Träger, auf jeden Fall mit einem grundsätzlich schlechten Gewissen […], ist der Mann von heute ein orientierungsloses, gestriges, vom Aussterben bedrohtes, konzeptionsloses, verängstigtes, liebenswert-schrulliges, museumsreifes, hirnamputiertes, kaum noch ernstzunehmendes, tierparkreifes Wesen, das gerade seine neue Daseinsberechtigung in einer sich stets in Richtung mehr Weiblichkeit orientierenden Wirklichkeit sucht.“

Ich kann nur hoffen, dass es Männer gibt, die nicht diesen dargestellten Klischees entsprechen. Nach einigen Reaktionen männlicher Leser zu urteilen, die sich darin gar nicht wiederfinden konnten, scheint es noch Hoffnung für das männliche Geschlecht zu geben. Generell denke ich gibt es durchaus die beschriebenen Exemplare Mann, aber da rät selbst der Autor „Schießen sie den Mann in den Wind. Es gibt keinen besseren Rat.“ Und der muss es ja wissen.
Was in diesem Buch fehlt ist der liebende Mann, der seine Partnerin wirklich auf Händen trägt. Den scheint es nicht zu geben, vielleicht weil Frauen mit solch einem Partner einfach keinen Bedarf hatten, dem Autor Fragen zu stellen.

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2010
Der Götze von Akkon
Arentzen, Gunter

Der Götze von Akkon


sehr gut

Die Schnitzeljagd, die bereits in Teil 1 begann, führt die Archäologin und Schatzjägerin Jaqueline Berger und ihr Team zunächst nach Akkon und auf die Spuren der Templer. Immer wieder missachten Jaqueline und ihr Team die massiven Drohungen, die sie bereits seit dem Beginn ihrer Schnitzeljagd erhalten und die bereits Jaquelines erstes Team beinahe das Leben kosteten. Auch ihr neues Team tappt in einen Hinterhalt, und einer ihrer Teamkameraden zahlt dafür mit seinem Leben.

Diese Serie bleibt spannend. Von Anfang an führt diese Schnitzeljagd aus Teil 1 konsequent durch die Folgen, so dass es unmöglich ist oder zumindest nicht angeraten scheint, hier einen Quereinstieg in die Serie zu wagen. Diese Folge ist einerseits wieder eine spannende Grabräuberepisode mit vielen Hinweisen und eine Menge Abenteuer, andererseits versucht man leider krampfhaft wieder einen Schuss Erotik für das Erwachsene Publikum unterzubringen. So geraten Jaqueline und Nadine Weyer in die Hände libyscher Frauenhändler denen sie zwar entkommen können, aber damit beginnt für Jaqueline gerade erst der Alptraum. Sie wird gefoltert, vergewaltigt und das wird zwar nicht explizit ausgespielt, aber dennoch für meinen Geschmack zu sehr beschrieben. Diese Episode hätte man getrost auslassen können, das hätte die Geschichte eher gefördert als diese sinnlosen und nutzlosen Folterdetails. Besonders aufgrund dieser Szenen ist das Hörspiel nicht für Jugendliche geeignet und eher etwas für die erwachsene Hörspieleklientel, auch wenn die Geschichte an sich, sicherlich auch für ältere Teenager von Interesse wäre. Diese Frauenhändler und Folterepisode ist einfach zu viel des Guten/Schlechten und kommt bemüht rüber, als wenn eine bestimmte Sex und Erotikquote krampfhaft erfüllt werden müsste.

Insgesamt sind die Sprecher wieder sehr gut und dieselben wie in den Episoden davor. Die Klangkulisse und der Soundtrack sind stimmig. Insgesamt ein sehr gelungenes Abenteuerhörspiel.

Bewertung vom 04.07.2010
Für jede Lösung ein Problem
Gier, Kerstin

Für jede Lösung ein Problem


ausgezeichnet

Gerry ist 30, Single und laut Internetselbstanalyse neurotisch depressiv. Mit ihrem Leben geht es bergab, in allen Bereichen. Kein Mann, kein Sex, alle ihre Freunde heiraten und bekommen Kinder und dann verliert sie das Letzte was ihr noch Spaß macht: ihren Job als Autorin. Gerry beschließt ihrem Elend ein Ende zu machen und sich umzubringen. Zuvor jedoch schreibt sie jedem noch einen Brief in dem sie demjenigen so einige Wahrheiten an den Kopf wirft, die sie sich sonst nie gewagt hätte auszusprechen. Dummerweise geht der Selbstmordversuch gründlich schief und die Briefe sind bereits ausgeliefert…

Gerry ist wohl der Archetyp des weiblichen Singles über 30. Um einen herum geben alle mit ihren tollen Männern, ihren Häusern, ihren Kindern und ihren super Jobs an, Gerry jedoch hat nichts davon, weder Mann, noch Haus, noch Kinder und nun nicht einmal einen Job. OK, der war nicht super, aber er hat ihr Spaß gemacht. Gerry hatte nie vor mit 30 noch Single zu sein, wer hat das schon vor, ganz ehrlich. Eigentlich war das ganz anders geplant: Mit spätestens 28 wollte sie den Mann ihrer Träume heiraten, mit 29 das erste Kind bekommen und mindestens einen Apfelbaum gepflanzt haben (S. 29). Da hilft es nicht von der Mutter und der Verwandtschaft diesen gesellschaftlichen Makel regelmäßig unter die Nase gerieben zu bekommen und mit der Vermutung konfrontiert zu werden man sei lesbisch oder hätte einfach zu hohe Ansprüche. Auch Sprüche wie „Hey, Gerry, eine so hübsche, witzige und patente Frau wie du heiratet noch früh genug.“ (S. 165) helfen da herzlich wenig.

Kerstin Gier beschreibt in diesem Buch sehr treffend wie Frauen ab 30, die immer noch und seit längerer Zeit unfreiwillig Single sind, die Welt um sie herum wahrnehmen. Man verbringt die ganze Zeit mit diesen glücklichen Familien, das hält doch kein Mensch aus (S. 238). Man muss sich anhören, warum man keinen abbekommt. Man muss sich anhören man hätte ja keine Ahnung vom Leben, weil man keine Kinder hätte. Man muss sich anhören, man würde noch enden wie Erbtante Hulda. Wer das nicht selber erlebt hat wird die Darstellung in diesem Buch möglicherweise übertrieben und überspitzt empfinden, aber das ist leider nicht so. Kerstin Gier versteht es unnachahmlich die Realität pointiert, genau und doch witzig zu beschreiben. Eine Realsatire über das Leben eines weiblichen Singles über 30 und da gibt es sicherlich nicht wenige, die mit demselben Gedanken spielen oder gespielt haben wie Gerry.

Fazit: Witzig, pointiert und den Nagel auf den Kopf getroffen Frau Gier, leider.

1 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2010
Mein erstes Mal. Frauen aus vier Generationen erzählen
Vey, Jutta

Mein erstes Mal. Frauen aus vier Generationen erzählen


ausgezeichnet

Der erste Sex ist für Frauen ein einschneidendes Erlebnis. Mit diesem ersten Mal werden sie erst richtig erwachsen und zur Frau und das erste Mal vergisst man nie.
22 Frauen aus vier Generationen erzählen wie sie ihr erstes Mal erlebten angefangen mit Katharina (86) und endend mit Martha (16). Jede Erzählung ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden und das Leben der jungen Frauen ihrer Zeit.

„Gestern Tabu, heute Tischgespräch“, das fasst es sehr gut zusammen. Diese Geschichten sind eine Reise durch die sexuelle Aufklärung der letzten Jahrzehnte. Die ersten Geschichten sind geprägt und unglaublicher Naivität was Sexualität und Verhütung angeht, alles wurde verschwiegen und es wurde nur heimlich getuschelt, während die späteren Lebensberichte schon von deutlichem Wissen um diese Dinge berichtet. Aber auch die Sprache ändert sich bei den Erzählungen. Während die älteren Frauen noch mehr auf ihr soziales Umfeld eingehen, wie es damals war und warum es zum ersten Mal kam, während das erste Mal an sich eher am Rande erwähnt wird, sind die Berichte aus jüngerer Zeit von einer deutlich härteren, deutlicheren Sprache und deutlicherer Beschreibung des eigentliches Aktes geprägt. So zeigt nicht nur der Inhalt der Berichte wie sich die Werbung, Werte und Moral in den letzten 80 Jahren gewandelt haben, sondern vor allem auch die Sprache. Früher malte man sich noch Postkarten, schrieb sich Briefe, heute gibt es eine Hdl SMS.
Wer jedoch prickelnde erotische Geschichten und Beschreibungen des ersten Males erwartet, der sollte die Finger von diesem Buch lassen. Diese Erzählungen sind authentische Erlebnisse und somit auch Zeitzeugnisse. Das Fazit oft ernüchternd: Und seitdem habe ich die Nase voll von Männern. Ich muss keinen mehr haben (S. 47). Ich brauche keinen Mann mehr, das Thema ist für mich erledigt (S. 68 ).

Was sich jedoch wie ein roter Faden durch dieses Buch zieht ist, dass die Jungfräulichkeit schon vor 80 Jahren ab 20 Jahren und teils früher von jungen Männern und Frauen als Makel angesehen wurde, anders als es einem die Literatur sonst so weiß machen will. Hier wird mit einem Mythos aufgeräumt, der schon zu lange herumgeistert. Schon vor 80 Jahren gab es Schwangerschaften mit 14 und schon damals begannen die Jugendlichen in diesem Alter zu experimentieren, nur fehlte ihnen das Hintergrundwissen, da keiner darüber sprach und alles mystifiziert wurde. Damals wurde das in den Medien nicht so breitgetreten aber Jungfrau zu sein war schon vor 80 Jahren, soweit es sich nicht auf das Sternzeichen bezog, ein Gesellschaftlicher Makel unter den jungen Menschen. Dieser gesellschaftliche Druck zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Alle jungen Frauen fühlten sich spätestens ab 21, meist schon deutlich früher, unter Druck es endlich hinter sich zu bringen (S. 213), um dazuzugehören. Das ist nicht neu, das liegt nicht an unserer Zeit, das war schon immer so und so wird es auch immer bleiben.

Das Buch handelt fast alle Varianten des ersten Males ab. Das gibt es Frauen, die den Mann auch geheiratet haben, mit dem sie ihr erstes Mal hatten und danach nie einen anderen Mann hatten. Frauen, die das erste Mal im Urlaub zelebrierten. Das lesbische erste Mal und schwanger beim zweiten Mal.

Fazit: Ein beeindruckendes Zeitzeugnis der Wandlung der Sexuellen Moral unserer Gesellschaft.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2010
Wie Frauen ticken - Mit einem Sonderteil von Hauke Brost:
Brost, Hauke; Kroetz-Relin, Marie Th

Wie Frauen ticken - Mit einem Sonderteil von Hauke Brost: "Wie Frauen ticken - und wie wir Männer darüber denken"


ausgezeichnet

Wie ticken Frauen? Das ist wohl DIE Frage, die die Männerwelt bewegt. Für Männer sind Frauen geheimnisvolle, unvorhersagbare vor allem unberechenbare Wesen. Seit Jahrhunderten versuchen Männer zu Frauen zu erstehen oder besser, sie verstehen Frauen einfach nicht und belassen es dabei. Die Folge sind gescheiterte Beziehungen und Ehen oder es kommt erst gar nicht zu einer Beziehung.

Nach „Wie Männer ticken“ nun der zweite Band von Hauke Bost nur hat er sich diesmal weibliche Beratung geholt und zwar Theres Kroetz-Relin, die Gründerin von www.Hausfrauenrevolution.com.
Die 125 FAQ der Männerwelt was Frauen angeht werden in diesem Buch in 10 Themenbereichen behandelt, die versuchen die Welt der Frauen in für Männer verständlichen Beispielen zu erklären.

1. Die Frau und das Kennenlernen: Auf welche Signale muss man achten und was bedeuten diese? Wie kann ich meine Chancen anhand dieser Signale abschätzen und was muss ich tun, welche Spielchen muss ich spielen, um eine Frau zu erobern.
2. Die Frau und die Liebe: Was bedeutet Liebe für eine Frau und wie kann man eine Frau beeindrucken? Warum sind schöne Frauen Single und wonach suchen sich Frauen ihren Partner aus?
3. Die Frau und der Sex: Die Mythen der weiblichen Sexualität und was es braucht um eine Frau glücklich zu machen.
4. Die Frau und ihre Familie: Nestbauinstinkt, Geburt und Haushalt.
5. Die Frau und der Alltag: Haushalt, Schule, Stehpinkler und was eine Frau sonst noch so auf die Palme bringt.
6. Die Frau und ihr Job: Wer ist besser im Beruf? Frauen und Karriere gegen Familie versus Karriere.
7. Die Frau und ihr Äußeres: Wie wichtig ist sein und ihr Aussehen?
8. Die Frau und ihre Psyche: Warum reden Frauen und worüber mit wem?
9. Die Frau und ihre Geheimnisse: Warum gehen Frauen zu zweit aufs Klo und lieben Tupper Parties?
10. Die Frau und die Trennung: Fremdgehen, Trennung und Scheidung – Ursachen und Gründe.


Ich gebe zu, ich war erst recht misstrauisch. Es gibt wirklich viele Männer und Frauen Ratgeber. Die bekanntesten dürften wohl die von Allan Pease und Barbara Pease sein, diese handeln aber immer nur kleine Teilbereiche ab und behaupten von sich nicht zu erklären wie Frauen wirklich ticken.
Dieses Buch jedoch erklärt kurz und bündig wie Frauen in welchen Situationen reagieren und warum. Und als Expertin was das Verhalten von Frauen angeht (ich bin ja schließlich eine) muss ich sagen, ich muss in 95% der Beispiele zustimmen: Ja, so sind wir Frauen und genau so reagieren wir. Uns stört es nicht, dass Männer im stehen pinkeln, wir verbieten euch das nicht, um euch zu entmannen. Wir sehen es ja meist nicht und es ist uns egal. Was uns stört sind die Urinspritzer, die dabei entstehen und die wir dann wegputzen müssen. Also liebe Männer, pinkelt im stehen, putzt danach aber sofort den Boden um das Klo, das Klo, die Waschmaschine neben dem Klo und die Wand dahinter und zwar sofort und jedes Mal! Da ist es doch einfach sich einfach hinzusetzen, oder?
Das Fazit des Buches ist simpel: Der Mann muss einfach ein bisschen so werden, wie die Frau schon lange ist.

Allgemein muss ich sagen, das Buch ist sehr gelungen. Wenn mal Stress in der Beziehung herrscht, einfach entsprechende FAQ im Buch anstreichen und dem Exemplar Mann, das Frau gerade hat, hinlegen. Oder, lieber Mann, einfach die entsprechende FAQ nachschlagen, wenn Mann mal wieder ratlos ist.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2010
Gut gegen Nordwind \ Alle sieben Wellen
Glattauer, Daniel

Gut gegen Nordwind \ Alle sieben Wellen


ausgezeichnet

Ein Tippfehler, ein einfacher e vor i Tippfehler ist der Beginn einer der vielleicht romantischsten Liebesromane unserer Zeit.
Eigentlich wollte Emmi Rother nur ein Stadtmagazin abbestellen, aber ihre Kündigung landet in der falschen Mailbox, bei Leo Leike, Kommunikationsberater und Uni-Assistent für Sprachpsychologie. Leo arbeitet an einer Studie über den "Einfluss der E-Mail auf unser Sprachverhalten". Emmi und Leo sind von Anfang an auf der gleichen Wellenlänge und beginnen sich zu schreiben, irgendwann mehrmals täglich.
Sie werden einander zur zweiten Stimme, die sie durch den Alltag begleitet. Sie machen durch ihre E-Mails aus meinem inneren Monolog einen Dialog (S. 79). Sie werden wechselweise die jeweilige Stimme ihrer Fantasie (S. 81).
Diese E-Mail Korrespondenz wird zu einem festen Bestandteil ihres Tages und es ist ein schlechter Tag, wenn mal keine E-Mail von Emmi oder Leo in der Mailbox ist. Sie wissen, dass es ein absurdes Interesse ist. Es würde einer Begegnung niemals standhalten (S. 22), aber dennoch versuchen sie es, immer wieder, erfolglos.
Beide Nicht-Liebenden schöpfen aus der Sehnsucht nach der Liebe des anderen ihre Leidenschaft (S. 108).
"Gut gegen Nordwind" ist mehr als ein Liebesroman, mehr als Unterhaltung. Er beschäftigt sich mit wichtigen Fragen unserer heutigen Kommunikation. Wie real ist eine E-Mail Beziehung? Ist es eine Beziehung im klassischen Sinne? Ist es Real? Wie viel ist Realität und wie viel unsere eigene Einbildung, Fantasie und Wunschdenken? Kann man sich in die Worte eines anderen Menschen verlieben? Wie kann es sein, dass man sehnsüchtig auf E-Mails eines eigentlich Unbekannten wartet und hofft, denn man sei es durch einen Tippfehler oder eine Online-Plattform kennen gelernt hat. Kennt man diesem Menschen überhaupt?

"Alle Sieben Wellen" ist die lang ersehnte Fortsetzung der virtuellen Liebesgeschichte zwischen Emmi Rother und Leo Leike. Leo ist zurück aus Boston und Emmi hat noch immer nicht aufgegeben, dass irgendwann einmal eine andere Antwort als die des Sysadmins auf ihre Briefe zurückkommt.

"Alle sieben Wellen" hat natürlich nach "Gut gegen Nordwind" ein wenig von seiner Neuheit und Frische eingebüßt. Diesmal geht es weniger um die elementaren Fragen des ersten Bandes über die Realität von virtuellen Beziehungen, diesmal stehen die Geschichte und das Leben von Emmi und Leo im Vordergrund. War Band 1 ganz Gefühl wird es in Band zwei deutlich realer. Emmi und Leo tasten sich auch einander zu, langsam, erst die Stimme, dann neue Treffen, dann immer mehr und immer mehr. Wir erfahren mehr über ihr RL Leben, ihr Alter, ihre Kinder, ihre Beziehungen, aber noch immer sind sie sich einander Tagebuch und beide sehnen sich nach mehr und haben doch Angst davor. Denn noch immer stellen sich die beiden die Frage, wie viel ist real, wie viel Wunschdenken und könnte diese Beziehung im RL bestand haben. Ist es wert, diese wunderbare virtuelle Beziehung zu gefährden indem man dem Wunschbild ein echtes Gesicht, eine echte Stimme, eine echte Person überstülpt?

2006 erschien der Roman "Gut gegen Nordwind", wurde zum Bestseller und noch im selben Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert. 2009 erschien die ersehnte Fortsetzung "Alle sieben Wellen".
2010 nun also endlich eine Gesamtausgabe mit beiden Romanen für all jene, die Emmi und Leo nicht schon 2006 verfallen waren, so werden noch die letzen Leser eingefangen und zu Emmi und Leo Fans.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2010
Alle sieben Wellen
Glattauer, Daniel

Alle sieben Wellen


ausgezeichnet

Hier nun die lang ersehnte Fortsetzung der virtuellen Liebesgeschichte zwischen Emmi Rother und Leo Leike. Leo ist zurück aus Boston und Emmi hat noch immer nicht aufgegeben, dass irgendwann einmal eine andere Antwort als die des Sysadmins auf ihre Briefe zurückkommt.

„Alle sieben Wellen“ hat natürlich nach „Gut gegen Nordwind“ ein wenig von seiner Neuheit und Frische eingebüßt. Diesmal geht es weniger um die elementaren Fragen des ersten Bandes über die Realität von virtuellen Beziehungen, diesmal stehen die Geschichte und das Leben von Emmi und Leo im Vordergrund. War Band 1 ganz Gefühl wird es in Band zwei deutlich realer. Emmi und Leo tasten sich auch einander zu, langsam, erst die Stimme, dann neue Treffen, dann immer mehr und immer mehr. Wir erfahren mehr über ihr RL Leben, ihr Alter, ihre Kinder, ihre Beziehungen, aber noch immer sind sie sich einander Tagebuch und beide sehnen sich nach mehr und haben doch Angst davor. Denn noch immer stellen sich die beiden die Frage, wie viel ist real, wie viel Wunschdenken und könnte diese Beziehung im RL bestand haben. Ist es wert, diese wunderbare virtuelle Beziehung zu gefährden indem man dem Wunschbild ein echtes Gesicht, eine echte Stimme, eine echte Person überstülpt?

Fazit: Gelungene Fortsetzung, bei der sich der Autor jedoch sehr an den Wünschen und Wunschvorstellungen seiner Fangemeinde orientiert. Dennoch sehr unterhaltsam, wenn auch nicht mehr mit dem Tiefgang des ersten Bandes.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2010
Gut gegen Nordwind
Glattauer, Daniel

Gut gegen Nordwind


ausgezeichnet

Ein Tippfehler, ein einfacher e vor i Tippfehler ist der Beginn einer der vielleicht romantischsten Liebesromane unserer Zeit.
Eigentlich wollte Emmi Rother nur ein Stadtmagazin abbestellen, aber ihre Kündigung landet in der falschen Mailbox, bei Leo Leike, Kommunikationsberater und Uni-Assistent für Sprachpsychologie. Leo arbeitet an einer Studie über den „Einfluss der E-Mail auf unser Sprachverhalten“. Emmi und Leo sind von Anfang an auf der gleichen Wellenlänge und beginnen sich zu schreiben, irgendwann mehrmals täglich.
Sie werden einander zur zweiten Stimme, die sie durch den Alltag begleitet. Sie machen durch ihre E-Mails aus meinem inneren Monolog einen Dialog (S. 79). Sie werden wechselweise die jeweilige Stimme ihrer Fantasie (S. 81).
Diese E-Mail Korrespondenz wird zu einem festen Bestandteil ihres Tages und es ist ein schlechter Tag, wenn mal keine E-Mail von Emmi oder Leo in der Mailbox ist. Sie wissen, dass es ein absurdes Interesse ist. Es würde einer Begegnung niemals standhalten (S. 22), aber dennoch versuchen sie es, immer wieder, erfolglos.
Beide Nicht-Liebenden schöpfen aus der Sehnsucht nach der Liebe des anderen ihre Leidenschaft (S. 108).

Wer so etwas noch nie erlebt hat, kann das vielleicht nicht nachvollziehen. Ja, man kann sich in die Worte eines anderen Menschen verlieben (S. 90). Schreiben ist Küssen mit dem Kopf
(S. 90). Durch das Schreiben kann man einerseits mehr man selber sein als im normalen Leben, man kann mehr aus sich herausgehen, denn man kann seine Gedanken in Ruhe formulieren und korrigieren, bis sie schwarz auf weiß ausdrücken, was man ausdrücken wollte. Diese Zeit hat man im RL nicht, da muss man eine Fassade für die Öffentlichkeit wahren.

Dieser Roman ist mehr als ein Liebesroman, mehr als Unterhaltung. Er beschäftigt sich mit wichtigen Fragen unserer heutigen Kommunikation. Wie real ist eine E-Mail Beziehung? Ist es eine Beziehung im klassischen Sinne? Ist es Real? Wie viel ist Realität und wie viel unsere eigene Einbildung, Fantasie und Wunschdenken? Kann man sich in die Worte eines anderen Menschen verlieben? Wie kann es sein, dass man sehnsüchtig auf E-Mails eines eigentlich Unbekannten wartet und hofft, denn man sei es durch einen Tippfehler oder eine Online-Plattform kennen gelernt hat. Kennt man diesem Menschen überhaupt?

Sie sind nicht greifbar, Herr Leike, nicht antastbar, Sie sind nicht real, Sie sind ein einziges Fantasiegebilde […], Illusion vom unendlichen Glück der Gefühle, weltfremder Taumel, Liebesutopie, aus Buchstaben gebaut. (S. 183)

Das stimmt und stimmt doch wieder nicht. Denn die Gefühle sind real, der Mensch dahinter, ja ist er nun real oder Wunschdenken? Das ist hier die große Frage. Würde diese Beziehung im RL Bestand haben?

Dieser Roman war einerseits in dieser Form schon lange überfällig, andererseits ist er ein Klassiker im neuen Gewandt. Früher nannte man diese Romanform „Briefroman“. Und auch früher schon haben Menschen sich verliebt und geheiratet, die sich nur aus Briefen kannten. Was sich geändert hat ist die Geschwindigkeit, die Antworten kommen schneller und teils auch kürzer. Die Form jedoch, die Gefühle, die sind die gleichen Geblieben. Wenn man auf der gleichen Wellenlänge ist, wenn man sich versteht, macht es keinen Unterschied ob man sich schreibt oder sich unterhält. Wenn es auch keine Liebe wird, so oft doch zumindest Freundschaft.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.