Wer ist Kornél Esti? Ein Bohémien und Bürgerschreck, ein Mephisto der Moderne, der im eleganten Budapest sein Unwesen treibt, eine der lebendigsten Fiktionen, die jemals zu Papier gebracht wurden. Sein Schöpfer ist ein braver Bürger, zu feige, um selbst gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen. Doch da er zufällig fabelhaft schreiben kann, ersinnt er sein Alter Ego Kornél Esti und gewährt ihm jede erdenkliche Freiheit. So findet Kornél Esti den Weg in die "ehrliche Stadt", in der die Restaurants ihre miese Kost preisen und sich alle Zeitungen freimütig dazu bekennen, die Lüge und nichts als die Lüge abzudrucken. Im Zug verbringt er die ganze Nacht im intensiven Gespräch mit einem bulgarischen Schaffner - ohne auch nur eine Silbe der Landessprache zu beherrschen. Später berät Kornél Esti eine alte Dame in literarischen Fragen, obwohl er das Manuskript der späten Debütantin nicht einmal ausgepackt hat. Eine höchst unwillkommene Erbschaft zwingt ihn schließlich, das Geld unerkannt unter die Leute zu bringen. Das kostet mehr Zeit und Kraft, als man gemeinhin annehmen möchte ... Man staunt über den Einfallsreichtum jeder einzelnen Episode in Kornéls Lebensroman: Kein Wunder, daß Kosztolányi seinen Helden so sehr liebte. Wie ansteckend diese Liebe wirken kann, ist nun der ersten vollständigen deutschen Fassung zu entnehmen, in der neuen Übersetzung von Christina Viragh - die bereits Sandor Marai und Imre Kertész kongenial übertragen hat.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Weltenschwere und höchste Leichtigkeit" vereint "in so eleganter Mischung" - da kommt Rezensent Robin Detje aus dem Schwärmen gar nicht heraus. Der Novellenzyklus "Held seiner Zeit" des ungarischen "Dichterfürsten" Dezsö Kosztolanyi hat es ihm wirklich angetan. Das Buch sei nämlich - wie der Rezensent euphorisch versichert - nicht weniger als ein "Universalgemälde der menschlichen Existenz", wie es "vollständiger" kaum sein könne. Kosztolanyi, der laut Detje die "gesamte Geistesexplosion der Kunstmoderne" mitgemacht hat, macht sich in diesem Spätwerk "abgeklärt" über genau diese lustig. Hauptfigur ist der "modernistische Dichter" und Bohemian Kornel Esti, aus dessen selbsterzählten Lebensgeschichten von der Einschulung bis ins hohe Alter sich das Buch zusammensetzt. Rezensent Detje zitiert ausführlichst aus diesen Episoden, wobei ihm besonders die Erzählung einer Deutschlandreise, bei der der Protagonist in "schreckliche Deutschwut" gerät, zusagte. In Sachen "Komik" und "tiefem Wahrheitsgehalt" könne sie es locker mit "Asterix bei den Goten" aufnehmen, so Detjes Lob. Ebenso lobt er die Übersetzerin Christina Viragh für ihre "weißseidene, kaum sichtbar aufblitzende" Übertragung. Und der Dichter Kosztolanyi ist für Detje jenseits allen Lobes: "Deszö Kosztolanyi war ein Genie, vielleicht auch ein Gott."
© Perlentaucher Medien GmbH
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