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Ein Buch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Partei - pointiert, analytisch und spannend erzählt. Die SPD ist die älteste Partei Deutschlands. Wer die Sozialdemokratie verstehen will, muss ihre Geschichte kennen, ihre Höheflüge, ihre bitteren Niederlagen. Lebendig, kritisch und mit festem Blick auf die Gegenwart durchschreitet der Göttinger Politologe und Historiker Franz Walter die Biographie einer großen und doch oft unglücklichen Partei. Er porträtiert die Persönlichkeiten, die die einstmals verfolgte Vertreterin der Arbeiterbewegung und aktuelle Regierungspartei geprägt haben -…mehr

Produktbeschreibung
Ein Buch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Partei - pointiert, analytisch und spannend erzählt.
Die SPD ist die älteste Partei Deutschlands. Wer die Sozialdemokratie verstehen will, muss ihre Geschichte kennen, ihre Höheflüge, ihre bitteren Niederlagen. Lebendig, kritisch und mit festem Blick auf die Gegenwart durchschreitet der Göttinger Politologe und Historiker Franz Walter die Biographie einer großen und doch oft unglücklichen Partei. Er porträtiert die Persönlichkeiten, die die einstmals verfolgte Vertreterin der Arbeiterbewegung und aktuelle Regierungspartei geprägt haben - und jene, die dieses fragile Erbe heute in ihren Händen halten: von August Bebel über Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder bis hin zu Sigmar Gabriel, Martin Schulz und Andrea Nahles.
Als die SPD im Mai 1863 entstand, war Bismarck noch nicht Kanzler und Deutschland noch kein Nationalstaat. Der Weg der Partei führte durch Industrialisierung, Krieg und Depression, optimistischen Aufbruch - und schwere Krisen. Die Geschichte der SPD ist deutsche Gesellschaftsgeschichte, geprägt von Abenteurern und Konvertiten, Charismatikern und Populisten, Präsidenten und Kanzlern.
Zugleich erzählt dieses brillante Buch vom schleichenden Ende einer traditionsreichen Gegenkultur der Arbeiter und kleinen Leute. An ihrer Stelle klafft heute eine Lücke, deren ganze Dimension erst allmählich sichtbar wird. Hat die SPD im 21. Jahrhundert nur eine bewegte Geschichte - oder auch eine Zukunft?
Autorenporträt
Franz Walter, geboren 1956, war bis Herbst 2017 Professor für Politikwissenschaft und Direktor des Instituts für Demokratiewissenschaft an der Universität Göttingen. Zuletzt hat er Bücher über Bürgerproteste, den politischen Tabubruch und das Gesellschaftsbild von heutigen Unternehmern publiziert. Der Geschichte der sozialistischen Parteien gehört sein stetes Augenmerk.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.11.2018

Legenden - Mythen - Konvertiten - Verräter
150 Jahre großer Erfolge und grandiosen Scheiterns - Eine "Biographie" der SPD

Nur weil Bemerkungen immer und immer wiederholt werden, sind sie nicht automatisch wahr. Wenn über die SPD und ihre derzeitige äußerst schwierige Lage etwa oft zu hören ist, es sei ein Trauerspiel mit dieser so "traditionellen und stolzen" Partei, dann klingt das ein bisschen so, als solle der Absturz der SPD noch dramatischer beschrieben werden, als er es eh schon ist. 150 Jahre Parteigeschichte! Die Partei von Otto Wels und Willy Brandt! Aber eines ist keine überzogene Dramatisierung. Diese Partei "produziert Legenden, Mythen, Helden und Märtyrer, auch Konvertiten und Verräter, also den gesamten Stoff, der nötig ist für ,große Erzählungen'", schreibt Franz Walter in seiner Geschichte über die SPD. Warum diese Partei so redet, kämpft und handelt, wie sie es gerade tut, versteht man erst zu einem guten Teil, wenn man sieht, wo sie herkommt, wie sie früher geredet, gekämpft und gehandelt hat. Also sollte man 150 Jahre Parteigeschichte studieren - oder die knapp 400 Seiten von Walters hervorragender "Biographie" der SPD lesen.

Walter, 62 Jahre alt, war bis vergangenen Herbst Professor für Politikwissenschaft und Direktor des Instituts für Demokratieforschung an der Universität Göttingen. Will man etwas über die SPD erfahren, kommt man an ihm nicht vorbei. Aber auch seine anderen Bücher über die politischen Ideengeschichte sind augenöffnend. Der Begriff Biographie passt gut zu einem Buch über die SPD, denn wie bei einem Menschen prägen auch eine Partei die Dinge, die sie in ihren ersten Jahren erlebt hat, auch später noch.

Die SPD war mal eine soziale Bewegung, gleichzeitig traditionell und modern. Handwerksgesellen fürchteten beim Aufkommen der Industrialisierung um ihre Privilegien. Sie waren schon organisiert, und ihnen fiel es deswegen relativ leicht, politische Forderungen aufzustellen. Doch dann übernahmen die Arbeiter - eigentlich nur ein paar von ihnen, die für die sozialistische Sache eintraten. Arbeitervereine schlossen sich an. Sie waren sich längst nicht einig, wie sich die Partei entwickeln sollte - und legten damit den Grundstein für Flügelkämpfe, Spaltungen und Streit. Bis heute ist die SPD im besten Sinne eine sehr vielstimmige Partei, im schlechtesten Sinne manchmal auch eine Chaostruppe.

Walter zeigt, dass die SPD sowohl eine Geschichte des Erfolgs, aber auch eine des Scheiterns ist. Beides hängt eng zusammen. Die SPD versprach immer den Aufstieg - und stieg damit selbst auf. Sie war irgendwann nicht mehr die Bewegung der Zukurzgekommenen, wie Walter es einmal ausdrückte. Sie verlor den Kontakt zu denen, die nicht aufgestiegen waren. Als sich die Parteiführung Anfang des Jahrtausends an die Sozialstaatsreformen machte, die in Hartz IV gipfelten, wurde laut Walter klar, dass die neue sozialdemokratische Elite wenig von den Nöten der Menschen "da unten" wusste und verstand.

Mit der Schröder-Ära geht Walter, der in seiner Parteibeschreibung immer klar und fair ist, hart ins Gericht. Pragmatismus könne eine gute Sache sein, findet Walter - siehe Helmut Schmidt. Aber wenn dieser ganz ohne Prinzipien daherkomme, wie bei dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem britischen New-Labour-Premierminister Tony Blair, dann habe er etwas "Wurschtiges". Alles ist möglich. Das passt nicht jedem. Die Loyalität der Anhänger schwand zunehmend. Dieses Gefühl des Verlassenseins ist sogar vererbbar. Das ist ein Grund, warum am vergangenen Wochenende beim "Debattencamp" der SPD, einer Veranstaltung, mit der die Partei Ideen für den Erneuerungsprozess sammeln wollte, auch sehr junge Leute jubelten, als die Parteivorsitzende Andrea Nahles ankündigte, Hartz IV "hinter uns zu lassen", obwohl die Jubelnden selbst noch in die Grundschule gingen, als die Reformen ins Werk gesetzt wurden.

Die Enttäuschten gibt es freilich nicht nur bei der SPD. "Die Voraussetzungen, unter denen unsere Volksparteien entstanden sind, haben sich aufgelöst: die großen Organisationen im Vorfeld, die homogenen Weltanschauungen. Wenn das alles nicht mehr ist, warum sollte dann dieser Parteitypus fortbestehen?" Das klingt, als sei es angesichts schwacher Wahlergebnisse von Union und SPD und starker der Grünen ein aktueller Kommentar. Walter hat das aber schon vor acht Jahren gesagt. Und auch eine andere Analyse seiner SPD-Biographie über die Vergangenheit erklärt eine aktuelle Verschiebung: Die politische Mitte, von der alle sprechen und in die viele wollen, ist kein unbestimmbarer Ort. Auch die Personen in der Mitte haben Maßstäbe, Prinzipien und Vorstellungen von ihrem Leben. Sie wollen von den Parteien entsprechend angesprochen werden. Wer das schafft, ist erfolgreich.

Die SPD hat es mal geschafft, jetzt schafft sie es immer weniger. Walter beschreibt, wie die SPD sich trotzig immer wieder in der Vergangenheit in die Nische zurückgezogen hat und sich dann im Rückzug dem politischen Gegner moralisch überlegen fühlte. Wenn sie dann doch ranmusste, so beschreibt es Walter, stolperte sie oft von einem Regierungsprojekt ins nächste. Dass die SPD im vergangenen Bundestagswahlkampf viele Themen hatte, aber kein Thema, wie es jetzt häufig heißt, hängt damit zusammen.

Die Erinnerung an früher, was diese Partei alles geleistet hat, ist für ihre Politiker oft eine Kraftquelle. Manchmal liegt der Partei die eigene Geschichte aber auch schwer auf den Schultern. "Die Sozialdemokraten lernten, das Leiden wertzuschätzen", schreibt Walter. "Leid ermöglichte ihnen die Selbstverortung als Partei einer höheren Ethik, auf die sie sich stets dann zurückbesannen, wenn die Zeiten beschwerlich wurden." Sehr lange waren die Sozialdemokraten in der Opposition. Sie waren stolz auf ihr "Nein", das sie denen in der Regierung entgegenschleudern konnten. Daraus lässt sich erahnen, welche Kraft es die derzeitige Parteiführung kosten muss, angesichts der zahlreichen Gegner der großen Koalition das Regieren zu verteidigen.

MONA JAEGER

Franz Walter: Die SPD. Biografie einer Partei. Von Ferdinand Lasalle bis Andrea Nahles.

Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2018. 416 S., 16,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Das Buch zur Stunde (...) spannend und anschaulich (...) ein Standardwerk. Franz Sommerfeld der Freitag 20181213