Marktplatzangebote
29 Angebote ab € 1,00 €
  • Buch mit Leinen-Einband

3 Kundenbewertungen

Geschichten über Abschiede, die bedrücken, und Abschiede, die befreien, über das Gelingen und Scheitern der Liebe, über Vertrauen und Verrat, über bedrohliche und bewältigte Erinnerungen und darüber, dass im falschen Leben oft das richtige liegen kann und im richtigen das falsche. Geschichten von Menschen in verschiedenen Lebensphasen, ihren Ängsten, Verstrickungen und Hoffnungen. »Liebe und mache, was du willst« ist vielleicht kein Rezept für ein gutes Ende, aber eine Antwort, wenn andere Antworten versagen.

Produktbeschreibung
Geschichten über Abschiede, die bedrücken, und Abschiede, die befreien, über das Gelingen und Scheitern der Liebe, über Vertrauen und Verrat, über bedrohliche und bewältigte Erinnerungen und darüber, dass im falschen Leben oft das richtige liegen kann und im richtigen das falsche. Geschichten von Menschen in verschiedenen Lebensphasen, ihren Ängsten, Verstrickungen und Hoffnungen. »Liebe und mache, was du willst« ist vielleicht kein Rezept für ein gutes Ende, aber eine Antwort, wenn andere Antworten versagen.
Autorenporträt
Bernhard Schlink, 1944, Jurist, lebt in Berlin und New York. Sein erster Roman ¿Selbs Justiz¿ erschien 1987; sein 1995 veröffentlichter Roman ¿Der Vorleser¿, in über 50 Sprachen übersetzt, mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet und 2009 von Stephen Daldry mit Kate Winslet unter dem Titel ¿The Reader¿ verfilmt, machte ihn weltweit bekannt. Zuletzt erschien von ihm der Roman ¿Das späte Leben¿ (2023).
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Nach den Erzählbänden „Liebesfluchten“ und „Sommerlügen“ erweist sich Bestsellerautor Schlink auch in „Abschiedsfarben“ als ein Autor, der seine Leser mit seinen Geschichten fesseln kann. „Er dachte schon, er könne die Vergangenheit wie ein gefaltetes Papierschiffchen auf den Kanal setzen und davonschwimmen lassen“, heißt es in der Erzählung „Altersflecken“, in der ein Mann von seinen Erinnerungen an Situationen, in denen er selbstsüchtig und rücksichtslos gewesen ist oder andere blamiert hat, eingeholt wird. In der raffiniert konstruierten Erzählung „Künstliche Intelligenz“ enthüllt sich die Lebenslüge eines Mannes, der seinen Freund um der eigenen Karriere willen verraten hat, sich dies aber nicht eingestehen will. In „Geschwistermusik“ geht es um die Frage, ob man eine verpasste Jugendliebe nachholen kann, in „Das Amulett“ ringt eine Frau damit, ihrem geschiedenen, todkranken Mann zu verzeihen, in „Jahrestag“ zweifelt ein älterer Mann daran, was er seiner jungen Frau noch geben kann. Schlinks Themen kreisen um Sehnsucht und Verlangen, Vertrauen und Verrat, Schuld und Scham. Dabei sind manche der elf Geschichten melancholisch, andere überraschen mit unerwarteten Wendungen. Sie alle verbindet die Einsicht, dass man sein Leben im nachhinein nicht korrigieren kann.

© BÜCHERmagazin, Christiane von Korff

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Claudia Tieschky findet in Bernhard Schlinks Erzählband, in dem der Autor deutsche Männer in der Nachkriegszeit über ihr Leben sinnieren lässt, zwar einerseits "faszinierende Gemälde männlicher Seelenlandschaften", hat aber doch einige Probleme mit dem Buch. So kritisiert sie beispielsweise, dass die beiden Eröffnungsgeschichten dem exakt selben - wenn auch gelungenen - Prinzip folgen. Außerdem stört sie sich an klischeehaften Formulierungen und Dialogen. Darüber hinaus nervt sie, wie überaus "sanft und duldsam" die weiblichen Figuren (die ohnehin sehr blass bleiben, so Tieschky) stets auf das männliche Leiden reagieren, und spricht von einem aus heutiger Sicht "leicht verstörenden" Frauenbild. Trotz interessanter Perspektiven kann sich die Rezensentin so nicht vollständig auf den Band einlassen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2020

Bleib über Nacht
Bernhard Schlinks "Abschiedsfarben"

Man muss hier wohl von einem Konzeptalbum sprechen: So, wie etwa Frank Sinatra mit "In the Wee Small Hours" eines über die blauen Morgenstunden aufnahm, hat Bernhard Schlink nun eines über "Abschiedsfarben" geschrieben. Die neun Stücke darauf verhandeln teils dramatische Abschiede, auch vom Leben, und in der Tradition des amerikanischen Showgeschäfts könnte man sie als tearjerker, also Tränenzieher, bezeichnen.

Schlink, der mit seinem Roman "Der Vorleser" sowie zahlreichen Krimis zum Bestsellerautor mit weltweitem Erfolg wurde und der teilweise in New York lebt, hat sich vom amerikanischen Showgeschäft wohl tatsächlich einiges abgeschaut - sowie auch von der Effizienz amerikanischer Kurzgeschichten. Dieser Autor weiß, eben auch am Krimi geschult, wie man früh eine Information streut, die Leser rätseln und somit gespannt weiter folgen lässt: Hatte der ältere Professor, der zu einer auf der Straße erstochenen jungen Frau ein sonderbares Verhältnis pflegte, auch ein Mordmotiv? Was für ein Paar trifft sich da in "Jahrestag" in einem Restaurant, inspiriert von Raymond Chandler? Was ist es, das die Frau und den Mann, die sich spät im Leben bei einem Konzert in der Philharmonie wiedersehen, in ihrer Jugend nicht hat zusammenkommen und glücklich werden lassen?

In der betreffenden Geschichte, "Geschwistermusik", entwirft Bernhard Schlink sehr geschickt eine Konstellation um einen wissbegierigen Schüler aus einfachen Verhältnissen, eine Tochter aus gutem Hause und deren gelähmt im Rollstuhl sitzenden Bruder, die vor dem Abitur ein wunderbares Jahr in jugendlicher Unklarheit der Beziehungen verbringen. Es endet jedoch abrupt und ohne Abschied. Beim unverhofften Wiedersehen nach Jahrzehnten ist die aufgestaute Trauer bei allen so groß wie das Rätsel, warum es so kam. Als die verhinderten Liebenden endlich nachts allein auf einer Terrasse sitzen und sie zu ihm sagt: "Bleib über Nacht", verbindet sich kriminalistische mit Liebes-Spannung.

Aber so gut Schlink solche aufbauen kann, so zuverlässig ruiniert er sie: "Auch nackt war sie eine Schönheit geblieben, und für einen Moment ging Philip durch den Kopf, ob die Brüste echt waren und ob, was sie sagte, echt war, ob sie wieder ein Spiel mit ihm spielte." Aus Schlinks insgesamt einfachem, leicht zugänglichem Erzählen ragen Ansätze der Überromantisierung heraus, die wie aus dem neunzehnten Jahrhundert und somit fremd im modernen Kontext wirken. Und manchmal auch Sätze reinen Kitsches: "Auch als Anna älter und größer wurde, verlosch ihr Licht nicht." Hier ist immerhin einzuräumen: Dies sagt ein älterer Professor, dessen Sprechweise und Weltsicht vielleicht entlarvend charakterisiert werden sollen - sieht er doch in dieser Anna nur "blonde Locken, rote Wangen, Lebenslust und Neugier" und erschnüffelt später an ihr "den unvergleichlichen, unwiederbringlichen Mädchenduft nach Kind und Frau und frischen Früchten, dessen Versprechen einen um den Verstand bringt".

Aber auch die Erzählerfiguren anderer Geschichten aus dem Band neigen zum Kitsch. In "Der Sommer auf der Insel" grüßt der Fährschiff-Kapitän "Moin Moin", geht der Sandburgenbau in Doktorspiele über und werden nach dem Abschied Briefe "voller Liebe und Schmerz geschrieben". Und in der Auftaktgeschichte "Künstliche Intelligenz", in der ein Mathematiker seinen Freund und Kollegen an die Stasi verraten hat und sich nun vor dessen hinterbliebener Tochter rechtfertigen muss, stören die Stellen, an denen die DDR auf "süßen Rotkäppchen-Sekt", "bedächtige Kollegen aus der Fabrik" und "Frauen mit toupierter blonder Haarpracht" zusammenschnurrt. Der Erzähler spricht dann auch vom "verhaltenen Leben in der DDR, in dem nicht Glanz und Geld, sondern Familie, Freunde, die Wohnung und die Datsche, ein kühnes Buch oder ein schräger Film, der Abend im Theater oder Konzert zählten". Das ist, selbst wenn man es für ausgestellte Figurenrede hielte, nicht schmeichelhaft.

Soll es ja womöglich auch nicht sein. Aber dennoch wünschte man sich, es wäre etwas genauer hingeschaut und erzählt worden - zumal die Geschichte des selbstgerechten Mannes, der noch der Tochter seines toten Freundes eine "Lust am Opfergewesen-Sein" unterstellt, ihrerseits spannend, grundsätzlich gelungen ist und in ihrer Art des Abschieds am Ende überrascht.

JAN WIELE

Bernhard Schlink:

"Abschiedsfarben".

Geschichten.

Diogenes Verlag, Zürich 2020. 240 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Bernhard Schlink gehört zu den größten Begabungen der deutschen Gegenwartsliteratur. Er ist ein einfühlsamer, scharf beobachtender und überaus intelligenter Erzähler. Seine Prosa ist klar, präzise und von schöner Eleganz.«