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Die Liebe eines Enkels zu seinem Großvater, ein Leben für Bücher und ein Salon voller Ideen Ein Haus voller Bücher, in dem Abend für Abend eine illustre Gästeschar lebhaft diskutierte. Als Kind kam Sasha Abramsky dies ganz selbstverständlich vor. Erst viel später wurde ihm bewusst, welcher Schatz sich hinter der unauffälligen Fassade dieser Londoner Doppelhaushälfte verbarg: Sein Großvater Chimen, der 2010 hochbetagt starb, hatte im Laufe seines Lebens geschätzte zwanzigtausend Bücher zusammengetragen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen Englands geschaffen - zugleich ein Spiegel der…mehr

Produktbeschreibung
Die Liebe eines Enkels zu seinem Großvater, ein Leben für Bücher und ein Salon voller Ideen
Ein Haus voller Bücher, in dem Abend für Abend eine illustre Gästeschar lebhaft diskutierte. Als Kind kam Sasha Abramsky dies ganz selbstverständlich vor. Erst viel später wurde ihm bewusst, welcher Schatz sich hinter der unauffälligen Fassade dieser Londoner Doppelhaushälfte verbarg: Sein Großvater Chimen, der 2010 hochbetagt starb, hatte im Laufe seines Lebens geschätzte zwanzigtausend Bücher zusammengetragen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen Englands geschaffen - zugleich ein Spiegel der großen gesellschaftspolitischen Debatten des 20. Jahrhunderts.

Voller Zärtlichkeit erinnert sich Abramsky an seinen Großvater und dessen unvergleichliche Büchersammlung - ein einzigartiges Vermächtnis.

ORF-Bestenliste Dezember 2015

Mit Bildteil und einem Nachwort von Philipp Blom.
Autorenporträt
Abramsky, Sasha
Sasha Abramsky, geboren 1972 in England, wuchs in London auf und studierte Politik, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Oxford. Anschließend nahm er an der New Yorker Columbia University Graduate School of Journalism ein Journalistik-Studium auf. Er arbeitet als freier Journalist und Autor. Seine Artikel erscheinen im 'Guardian', 'Observer', 'Independent' und 'Sunday Telegraph' ebenso wie im 'New Yorker' online. Sein jüngstes Buch, 'The American Way of Poverty: How the Other Half Still Lives' wurde von der 'New York Times' in die Liste der hundert wichtigsten Bücher des Jahres 2013 aufgenommen. Sasha Abramsky lebt mit seiner Familie in Kalifornien.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Als Kind liebte es Sasha Abramsky, seine Großeltern in ihrem Haus im Hillway 5 zu besuchen. Dort fühlte er sich zwischen den 20000 Büchern, immer neuen Gästen und den duften Köstlichkeiten aus Oma Mimis Küche geborgen - in einer geselligen Welt aus Wissen und Liebe. Nach dem Tod von Chimen 2010 kehrt er zurück in seine Erinnerung und lädt uns ein in dieses ureigene Universum, das seine Großeltern in London erschaffen haben. Vom Schlafzimmer, mit den verborgenen Kostbarkeiten wie Marx' Handschriften, geht es in die Diele, in der er der vielen Gäste gedenkt, die in diesem offenen Haus der Ideen ein- und ausgingen. Im Herzen des Hauses, der Küche, sammelte Mimi Menschen wie ihr Mann die Bücher. Im Wohnzimmer breitet sich das Wissen der Weltgeschichte doppelreihig über alle Wände aus und im Salon wurde die sozialistische Revolution diskutiert. Chimen war ein Universalgelehrter, als Nachfahre einer osteuropäischen berühmten Rabbinerdynastie wurde er Kommunist und Atheist, der seine jüdischen Wurzeln jedoch nie vergaß. Sasha Abramsky erinnert, recherchiert, liest - und findet im Leben seiner Großeltern ein ganzes Jahrhundert Zeitgeschichte verdichtet.

© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2015

Salon für Ideologien aller Art

Wenn der Sohn des Rabbis an Marx glaubt: Sasha Abramsky liest sich durch das Haus seines Großvaters und beschwört eine versunkene Epoche.

Von Hannes Hintermeier

Wer je die Büchergrotten von besessenen Sammlern betreten hat, kennt das Gefühl: Hier hat jemand die Kontrolle über sein Leben einem größeren Gegenüber geopfert. Es regiert das Gefühl, die vollgestopften Regale, die Bücherstalagmiten am Fußboden reklamierten das besitzanzeigende Fürwort - das ist unser Sammler, er lebt nur für uns. Einer dieser unheilbar von der Bücher- und Wissenskrankheit Befallenen wird jetzt dem Vergessen entrissen: Chimen Abramsky (1916 bis 2010), jüdischer Exilant in London. Sein Enkel Sasha, Journalist und Sachbuchautor in Kalifornien, hat das Leben seines Großvaters rekonstruiert und sich durch "Das Haus der zwanzigtausend Bücher" gearbeitet.

Zwei Seelen schlagen in der Brust des im vorrevolutionären Minsk geborenen Sohnes des bedeutenden Rabbiners Yehezkel Abramsky, der wegen der Judenverfolgung 1932 nach London emigriert. 1936 geht Chimen nach Jerusalem, um Geschichte zu studieren. Bei einem Heimaturlaub 1939 verhindert der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs seine Rückkehr nach Palästina. Er findet einen Job im Londoner East End in der Verlagsbuchhandlung Shapiro, Valentine & Co., die Tochter des Besitzers, Miriam Nirenstein, wird seine Frau. 1944 kaufen die beiden das Haus 5 Hillway im Stadtteil Highgate. Die Eheleute sind engagierte Mitglieder der Kommunistischen Partei, und alsbald trifft sich in dem Häuschen die jüdisch-marxistische Elite der Zeit.

Der Atheist Chimen wird sich trotz der vielen Brüche dieses langen Lebens nie ganz von den Ritualen seiner angestammten Religion emanzipieren, schon um des Familienfriedens willen. Vom Kommunismus wendet er sich erst nach dem Ungarischen Volksaufstand 1956 ab, da war das Ausmaß der Stalinschen "Säuberungen" längst bekannt. Seine hemmungslosen Lobhudeleien auf den Diktator, die er unter lächerlichen Kaum-Pseudonymen in Parteizeitungen verfasst hatte, vergräbt er tief in seinen Bücherstapeln. Nach dem Verlust der Ideologie wirft sich Abramsky auf das Sammeln von jüdischem Schrifttum. Das Aktionshaus Sotheby's sichert sich seine Expertise, Abramsky ist maßgeblich daran beteiligt, dass von den siebziger Jahren an überhaupt ein antiquarischer Markt dafür entsteht. Sein fotografisches Gedächtnis hilft ihm. Ein junger Kollege erinnert sich später, wie er Chimen anhand einer Fotografie um eine Einschätzung bat, welchen Marktpreis der hebräische Psalter aus dem fünfzehnten Jahrhundert wohl habe? Die Antwort sei wie aus der Pistole geschossen gekommen: "Er wurde am 17. Juli 1956 bei Parke-Bernet verkauft, Los 14, 18 000 Dollar. Vorher war er in der Siegfried-Sammlung, Frankfurt, Baer-Verkauf, Januar 1922, Los 3, 90 Mark. Ihm fehlen zwei Blätter nach Folio 17, Blatt 61 wurde nachträglich ersetzt, und das Gebet am Ende ist einzigartig. Heutzutage ist er 630 000 bis 675 000 Pfund wert."

Triumph des gelehrten Autodidakten: Als Endfünfziger bringt es Abramsky, dank tatkräftiger Unterstützung seines Freundes, des weithin bekannten Philosophen Isaiah Berlin, zum Senior Fellow am St Antony's College in Oxford. Später wird er Goldsmid Professor für Hebrew and Jewish Studies am University College in London. Er ist im Pensionsalter auf dem Gipfel seiner Laufbahn, und in seinem Wohnzimmer sitzen Liberale.

Sein Biograph meint es gut mit ihm, und er meint es auch gut mit sich selbst, so emotional aufgeladen und streckenweise ausufernd ist sein Buch geworden. Dass der zierliche Gelehrte (er maß nur gut eineinhalb Meter) eine Erscheinung in der Welt des Geistes und Gelehrsamkeit war, daran lässt er keinen Zweifel. Das unterfüttert er bei seinem Streifzug durch die Sammelgebiete von sozialistischer Literatur bis zu raren Judaica mit Ausflügen in die Geschichte des Marxismus und des Ostjudentums, wie sie schon vielfach beschrieben wurden.

Er erschließt des Großvaters geistige Routen mit einem Rundgang durch die Zimmer, indem er deren inhaltliche Korrespondenzen aufschlüsselt. Zutritt regelte Chimen so: In manche Räume kamen nur handverlesene Gäste, ohne einen Zugangsprüfung schafft es keiner. Karl Marx' Mitgliedsausweis der Ersten Internationale von 1864 zeigte er ebenso selten, wie er regelmäßig mit seinen Kindern und Enkeln zu dessen Grab im benachbarten Highgate Cemetery pilgerte.

Das Buch "Karl Marx and the British Labour Movement", 1965 zusammen mit Henry Collins verfasst, bleibt die einzige größere Publikation Abramskys - eine lange geplante Marx-Biographie kommt ebenso wenig zustande wie seine Autobiographie oder ein Katalog seiner Bestände. "Er war", sagt sein langjähriger Weggenosse Eric Hobsbawm, "ungemein gelehrt, aber es gelang ihm nicht, seine Bildung in eine Form zu bringen." Nach dem Tod der Ehefrau 1997, die als Sozialarbeiterin und rastlos kochende Mutter der Kompanie den Betrieb des Salons ermöglichte, verfallen das ohnehin ungepflegte Haus und sein Bewohner immer mehr. Das Dach ist undicht, aber die bibliophilen Kostbarkeiten aus Vellum und Pergament überstehen auch das.

Den Kosmos dieses Büchersammlermenschenlebens rettet der Enkel für die Nachgeborenen. Auch und gerade weil diese, wie Philipp Blom in seinem Nachwort diagnostiziert, den Glauben ans Buch verloren hätten. Tatsächlich kann man sich eine solche Geschichte im Digitalzeitalter nur mit Mühe vorstellen.

Im Anhang werden Stammbäume ausgebreitet, hilfreicher wäre der Grundriss des Hauses, ein Literaturverzeichnis und angesichts der Fülle der Salongäste ein Personenregister gewesen. Und so detailliert er Interieurs ausmalt, in zwei Punkten ist Sasha Abramsky zurückhaltend: Mit Auskünften, wie sein Großvater diese Sammelleidenschaft finanziert hat und, viel wichtiger, was aus der Sammlung wurde. Sie sei "verkauft worden", heißt es nüchtern. Nach allem, was wir nun über den Großvater wissen, hätte ihm das nicht gefallen.

Sasha Abramsky: "Das Haus der zwanzigtausend Bücher". Mit einem Nachwort von Philipp Blom.

Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. dtv Verlagsgesellschaft, München 2015. 408 S., Abb., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht hundertprozentig freundlich bespricht Hannes Hintermeier diese Biografie eines ungewöhnlichen Mannes, der 2010 im Alter von bald hundert Jahren starb, eines gläubigen Marxisten und glühenden Stalinisten, der sich erst 1956 von der Kommunistischen Partei abwandte und der sich doch nie ganz vom Judentum seiner Kindheit löste und mit Hingabe Judaica sammelte. Geschrieben wurde die Biografie vom Enkel des Mannes, und leider scheint sie ein bisschen zu ausufernd und selbstverliebt geschrieben zu sein. Man lernt einiges: etwa dass Abramsky mit Isaiah Berlin und Eric Hobsbawm befreundet war. Aber das Buch hätte in einigem auch besser gemacht sein können. Ein Personenregister und einen Grundriss des Londoner Hauses von Abramsky, wo seine Bibliothek stand, vermisst der Rezensent schmerzlich. Auch über den Verbleib der Sammlung, die nach Abramskys Tod schnöd verkauft wurde, hätte Hintermeier gern mehr erfahren.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Es ist schöner als ein Roman, erhellender als ein Sachbuch, persönlicher als eine Biographie."
Harald Loch, der-zauberberg.eu 02.11.2015