London ist laut und anstrengend, die Batemans sehnen sich nach Ruhe und haben sich für den Sommer auf dem Land in Yorkshire eingemietet. Vor allem der Vater, ein nervöser Journalist, hofft auf Entspannung in der bäuerlichen Umgebung. Hier trifft sein kleiner Sohn Harry auf Bell, den jüngsten Sohn der Vermieter, und eine tiefe Jungenfreundschaft beginnt. Sommer für Sommer und mit jedem gemeinsam erlebten Abenteuer wird diese Freundschaft erneuert, so unterschiedlich die Sphären, in denen sie mit ihren Familien leben, auch sind. Ein hell leuchtendes Ferienbuch von Jane Gardam, in dem die Spannung zwischen Stadt- und Landmenschen mit so viel Weisheit und Humor eingefangen ist.
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buecher-magazin.deBell und Harry sind zwei kleine Jungen. Bell ist acht Jahre alt, Harry erst fünf. Bell lebt auf dem Land in Yorkshire, mit Eltern und Schwester, Katzen, Hunden und Schafen. Harry lebt mit den Eltern eigentlich in London, aber die Familie hat für die jährlichen Ferien ein altes Farmhaus aus dem Besitz von Bells Familie gepachtet. Und so entsteht über die Jahre hinweg ein enges Verhältnis zwischen den Familien, insbesondere eine tiefe Freundschaft zwischen den Jungen. Die Grand Old Lady der englischen Literatur, Jane Gardam, die erst vor wenigen Jahren auch für den deutschen Sprachraum entdeckt wurde, hat mit dem erstmals 1981 erschienenen Roman einen bezaubernden Reigen von Feriengeschichten geschrieben. Aus der Perspektive von Bell, die ganz zum Schluss von der seiner Tochter abgelöst wird, erhalten wir einen skeptischen und amüsierten Blick auf die komischen Städter, die sich als Erstes "ein Telefon geholt, wie sie sich auch einen Kühlschrank geholt haben". Gardam schreibt in leichtem Ton, den die Übersetzung erfrischend kess aufgreift, über die Bedingungen und Gepflogenheiten des Landlebens ebenso wie über die Schrulligkeiten und Spleens seiner Bewohner und seiner gelegentlichen Besucher. Dabei greift sie wunderbare Details auf, wie sie meist nur von Kindern entdeckt werden.
© BÜCHERmagazin, Jeanette Stickler
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2019Mit einer Prise Bullerbü
Jane Gardam erzählt vom ländlichen Yorkshire
Jane Gardams endlich auch bei uns erschienener Roman "Bell und Harry" ist ein wunderbares Buch für Leser jeden Alters. Zusammen lachen, nachdenklich werden und teilnehmen an den Sorgen und Freuden der Bewohner eines Dorfes im Norden von England - nicht nur für verregnete Ferientage ist der Roman eine ideale Lektüre. In der kargen Gegend Yorkshires, dem Hohlen Land, wie der Roman im Original heißt, kennt sich die Autorin gut aus, sie ist dort geboren. Sie taucht also auch in ihre Kindheitserinnerung ein, wenn sie am Anfang den achtjährigen Bauernsohn Bell erzählen lässt und sich für ihn und seinen noch jüngeren Freund Harry aus London Abenteuer ausdenkt, die die von Tom Sawyer und Huckleberry Finn weit übertreffen. In diesem buchstäblich hohlen Land, am Rande eines Hochmoors gelegen und durchzogen von unterirdischen Flüssen und Schächten verlassener Silberminen, lauern und locken stets Gefahren. Die Landschaft bietet also die beste Szene für Abgründiges, Naturkatastrophen eingeschlossen.
Wie Kinder denken und sprechen, weiß Jane Gardam. Sie hat es in vielen preisgekrönten Kinderbüchern erprobt. Die beiden Freunde verstehen sich, obwohl sie aus unterschiedlichen Lebenswelten kommen. Gespenster und unheimliche Gestalten, die sich dann doch als nicht so bedrohlich entpuppen wie befürchtet, sind für sie Realität, die man respektieren muss. Sie gehören zu uralten Geschichten, die Jane Gardam nie belehrend, vielmehr immer in ihrem besonderen ironischen und humorvollen Tonfall dazwischen einstreut. Wikinger, Kelten und Römer kommen darin vor. Bis heute kann man ihre Spuren finden.
In die kleinen, zum Teil schon lange leerstehenden Steinhäuser ziehen allmählich immer mehr Londoner ein, die eine Alternative zur Stadt suchen. Weil sie sich nicht anpassen, sind sie unbeliebt. Anders die Familie von Harry. Die ist einfach nett und natürlich, alle hören gerne zu und bieten Tee an, wenn jemand vorbeikommt. Sie helfen sogar bei Katastrophen. Der Vater ist Journalist. Einmal besucht ihn eine Kollegin vom Fernsehen, eine "Institution". Sie bietet Anlass für eine hinreißende Karikatur. Ein bisschen Boshaftigkeit und Spott müssen nicht nur die Londoner, auch die Nachbarn in Schottland und Irland ertragen.
Über einen Zeitraum von dreißig Jahren kommen wechselnde Erzähler zu Wort. Es sind abgeschlossene Kapitel, locker verbunden und stets so frisch und spontan erzählt, dass von der ersten Seite an bis zum Schluss nie auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt. Nichts von Larmoyanz und Nabelschau. Jane Gardam hat etwas zu sagen, und das tut sie charmant, lustig, ironisch - und zuweilen mit einer Prise Bullerbü gewürzt. Zum Schluss sei Isabel Bogdan gelobt. Sie hat das Buch makellos und mit merkbar großem Vergnügen übersetzt.
MARIA FRISÉ
Jane Gardam: "Bell und Harry". Roman.
Aus dem Englischen von Isabel Bogdan. Hanser Berlin Verlag,
Berlin 2019.
190 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jane Gardam erzählt vom ländlichen Yorkshire
Jane Gardams endlich auch bei uns erschienener Roman "Bell und Harry" ist ein wunderbares Buch für Leser jeden Alters. Zusammen lachen, nachdenklich werden und teilnehmen an den Sorgen und Freuden der Bewohner eines Dorfes im Norden von England - nicht nur für verregnete Ferientage ist der Roman eine ideale Lektüre. In der kargen Gegend Yorkshires, dem Hohlen Land, wie der Roman im Original heißt, kennt sich die Autorin gut aus, sie ist dort geboren. Sie taucht also auch in ihre Kindheitserinnerung ein, wenn sie am Anfang den achtjährigen Bauernsohn Bell erzählen lässt und sich für ihn und seinen noch jüngeren Freund Harry aus London Abenteuer ausdenkt, die die von Tom Sawyer und Huckleberry Finn weit übertreffen. In diesem buchstäblich hohlen Land, am Rande eines Hochmoors gelegen und durchzogen von unterirdischen Flüssen und Schächten verlassener Silberminen, lauern und locken stets Gefahren. Die Landschaft bietet also die beste Szene für Abgründiges, Naturkatastrophen eingeschlossen.
Wie Kinder denken und sprechen, weiß Jane Gardam. Sie hat es in vielen preisgekrönten Kinderbüchern erprobt. Die beiden Freunde verstehen sich, obwohl sie aus unterschiedlichen Lebenswelten kommen. Gespenster und unheimliche Gestalten, die sich dann doch als nicht so bedrohlich entpuppen wie befürchtet, sind für sie Realität, die man respektieren muss. Sie gehören zu uralten Geschichten, die Jane Gardam nie belehrend, vielmehr immer in ihrem besonderen ironischen und humorvollen Tonfall dazwischen einstreut. Wikinger, Kelten und Römer kommen darin vor. Bis heute kann man ihre Spuren finden.
In die kleinen, zum Teil schon lange leerstehenden Steinhäuser ziehen allmählich immer mehr Londoner ein, die eine Alternative zur Stadt suchen. Weil sie sich nicht anpassen, sind sie unbeliebt. Anders die Familie von Harry. Die ist einfach nett und natürlich, alle hören gerne zu und bieten Tee an, wenn jemand vorbeikommt. Sie helfen sogar bei Katastrophen. Der Vater ist Journalist. Einmal besucht ihn eine Kollegin vom Fernsehen, eine "Institution". Sie bietet Anlass für eine hinreißende Karikatur. Ein bisschen Boshaftigkeit und Spott müssen nicht nur die Londoner, auch die Nachbarn in Schottland und Irland ertragen.
Über einen Zeitraum von dreißig Jahren kommen wechselnde Erzähler zu Wort. Es sind abgeschlossene Kapitel, locker verbunden und stets so frisch und spontan erzählt, dass von der ersten Seite an bis zum Schluss nie auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt. Nichts von Larmoyanz und Nabelschau. Jane Gardam hat etwas zu sagen, und das tut sie charmant, lustig, ironisch - und zuweilen mit einer Prise Bullerbü gewürzt. Zum Schluss sei Isabel Bogdan gelobt. Sie hat das Buch makellos und mit merkbar großem Vergnügen übersetzt.
MARIA FRISÉ
Jane Gardam: "Bell und Harry". Roman.
Aus dem Englischen von Isabel Bogdan. Hanser Berlin Verlag,
Berlin 2019.
190 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Jane Gardam hat etwas zu sagen, und das tut sie charmant, lustig, ironisch - und zuweilen mit einer Prise Bullerbü gewürzt. Zum Schluss sei Isabel Bogdan gelobt. Sie hat das Buch makellos und mit merkbar großem Vergnügen übersetzt." Maria Frise, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.19
"Der Charme des frühen Romans liegt zum einen in dem einprägsamen Personal, zum anderen in dem ungekünstelten Tonfall." Maike Albath, Süddeutsche Zeitung, 06.07.19
"Jane Gardam verfügt über diesen ganz eigenen subtil, liebevoll, ironischen Ton. Ein großes, leichtes Sommervergnügen." Ursula May, hr2 Kultur, 01.07.19
"Wenn mich jemand am Ende des Jahres nach meinen liebsten Büchern 2019 fragen wird, dann gehört dieses Buch aus dem Juni ganz sicher dazu." Christine Westermann, WDR 5, 28.06.19
"Gardams Buch hat einen ähnlichen Charme wie Astrid Lindgrens 'Ferien auf Saltkrokan' ... als Sommerlektüre ein großes Vergnügen." Claudia Voigt, Der Spiegel, 15.06.19
"Mit diesem Buch kann man träumen: Noch einmal jung sein, Sommerferien, Bauernhof, Freundschaft." Kurier, 08.06.19
"Die fabelhafte britische Autorin fängt die Gerüche, die Farben, die Wunder ein und erzählt davon, wie sich Städter und Dorfbewohner miteinander versöhnen können, wenn sie sich gegenseitig ein bisschen sein lassen, wie sie sind." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 28.05.19
"Ein Ferienbuch, das alle Generationen mit großem Vergnügen lesen können." Manuela Reichart, Deutschlandfunk Kultur, 20.05.19
"Der Charme des frühen Romans liegt zum einen in dem einprägsamen Personal, zum anderen in dem ungekünstelten Tonfall." Maike Albath, Süddeutsche Zeitung, 06.07.19
"Jane Gardam verfügt über diesen ganz eigenen subtil, liebevoll, ironischen Ton. Ein großes, leichtes Sommervergnügen." Ursula May, hr2 Kultur, 01.07.19
"Wenn mich jemand am Ende des Jahres nach meinen liebsten Büchern 2019 fragen wird, dann gehört dieses Buch aus dem Juni ganz sicher dazu." Christine Westermann, WDR 5, 28.06.19
"Gardams Buch hat einen ähnlichen Charme wie Astrid Lindgrens 'Ferien auf Saltkrokan' ... als Sommerlektüre ein großes Vergnügen." Claudia Voigt, Der Spiegel, 15.06.19
"Mit diesem Buch kann man träumen: Noch einmal jung sein, Sommerferien, Bauernhof, Freundschaft." Kurier, 08.06.19
"Die fabelhafte britische Autorin fängt die Gerüche, die Farben, die Wunder ein und erzählt davon, wie sich Städter und Dorfbewohner miteinander versöhnen können, wenn sie sich gegenseitig ein bisschen sein lassen, wie sie sind." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 28.05.19
"Ein Ferienbuch, das alle Generationen mit großem Vergnügen lesen können." Manuela Reichart, Deutschlandfunk Kultur, 20.05.19