Als ich im April letzten Jahres Su Turhans Erstling Kommissar Pascha, ein Fall für Zeki Demirbilek ausgelesen hatte, freute ich mich schon auf den angekündigten Folgeband, denn ich mochte die Geschichte und die Charaktere. Anfang diesen Jahres war es soweit und Bierleichen erschien. Ich war sofort
Feuer und Flamme und dass die Rezension jetzt erst erscheint, ist lediglich meiner stinkenden…mehrAls ich im April letzten Jahres Su Turhans Erstling Kommissar Pascha, ein Fall für Zeki Demirbilek ausgelesen hatte, freute ich mich schon auf den angekündigten Folgeband, denn ich mochte die Geschichte und die Charaktere. Anfang diesen Jahres war es soweit und Bierleichen erschien. Ich war sofort Feuer und Flamme und dass die Rezension jetzt erst erscheint, ist lediglich meiner stinkenden Faulheit und akuter Freizeit-Knappheit geschuldet.
Allerdings passt die Rezension auch jetzt ganz gut, denn seit gestern ist wieder Ramadan und damit wären wir auch schon mitten in der Geschichte drinne: Zeki Demirbilek fastet. Auch wenn ich gedacht hatte, Kommissar Pascha schon recht gut zu “kennen”: damit hätte ich dann doch nicht gerechnet.
Der gute Mann fastet und er leidet – und zwar konsequent die kompletten 368 Seiten durch. Aber er tut es und schon alleine dafür ziehe ich vor ihm und allen Muslimen, die in einem nicht-muslimischen Land die Disziplin dafür aufbringen können, den Hut.
Alle, die schon mal gefastet haben, wissen: deine Laune ist – zumindest am Anfang – scheiße. Man ist ziemlich dünnhäutig und fährt schnell aus der Haut. So ergeht es auch Zeki, der ja auch sonst nicht unbedingt zu den ausgeglichensten gehört. Da passt ein Mord (oder doch ein Unfall?) so gar nicht ins Konzept. Schnell ist das ganze Team um die Migra – Jale, Vierkant und Pius – beisammen und es wird im Bier Milieu ermittelt.
Auch wenn in diesem Band wieder das Hauptaugenmerk nicht auf dem kriminalistischen Fall liegt, ist dieser sehr gut konstruiert und bis zum Ende spannend. Zumindest ich hätte nicht gedacht, wie man Türken mit dem allerheiligsten der Bayern – dem Bier – in einen Fall verstricken kann.
Es gibt einige Tote und noch mehr Verdächtige und bei den Ermittlungen führt uns Su Turhan wieder durch die schönste Stadt Deutschlands: die erste Leiche wird im Wittelsbacher Brunnen gefunden, wir kosten mit Pius Gerstensaft auf dem Bierfestival und genießen mit Zeki sein Iftar am Nockherberg. Wer schon länger nicht mehr in Minga war, ist mit diesem Buch mittendrin statt nur dabei!
Doch nicht nur mit der Stadt feiert der Leser ein Wiedersehen: auch alte Bekannte wie Zekis Ex-Frau Selma, seine beiden Kinder Özlem und Aydin und sein bester Freund Robert, mit dem er sich gerne zu ein paar Partien tavla trifft, tauchen wieder auf und sorgen für ordentlich Tohuwabohu.
Es ist schön zu sehen, wie sich die Charaktere entwickeln und wie die aufeinander aufbauenden Geschichten weitergehen – ich wage sogar zu behaupten, dass beide Romane fast mehr von den Geschichten um die einzelnen Protagonisten leben als von der Kriminalhandlung – zumindest empfinde ich das so. Auch dass ein kleiner Teil der Handlung an den Bosporus verlegt wird, scheint zur Tradition zu werden – ist eine nette Abwechslung und hat im vorliegenden Fall perfekt gepasst.
Alles in allem ein würdiger Nachfolger, der dem Erstling in nichts nachsteht.
Absolute Leseempfehlung!