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Der Höhepunkt in Martin Walsers Alterswerk - ein neuer Roman als Summe und Bilanz.
"Mit der Unwahrheit ein Glückskunstwerk zu schaffen, das ist die menschliche Fähigkeit überhaupt." Wer sagt das? Seine Frau nennt ihn mal Memle, mal Otto, mal Bert, er versucht zu erkennen, wie aus Erfahrungen Gedanken werden. Den Widerstreit von Interessen hat er hinter sich gelassen, Gegner und Feinde auch, sein Wesenswunsch ist, sich herauszuhalten, zu schweigen, zu verstummen. Am liebsten starrt er auf eine leere, musterlose Wand, sie bringt die Unruhe in seinem Kopf zur Ruhe. "Mir geht es ein bisschen zu…mehr

Produktbeschreibung
Der Höhepunkt in Martin Walsers Alterswerk - ein neuer Roman als Summe und Bilanz.

"Mit der Unwahrheit ein Glückskunstwerk zu schaffen, das ist die menschliche Fähigkeit überhaupt." Wer sagt das? Seine Frau nennt ihn mal Memle, mal Otto, mal Bert, er versucht zu erkennen, wie aus Erfahrungen Gedanken werden. Den Widerstreit von Interessen hat er hinter sich gelassen, Gegner und Feinde auch, sein Wesenswunsch ist, sich herauszuhalten, zu schweigen, zu verstummen. Am liebsten starrt er auf eine leere, musterlose Wand, sie bringt die Unruhe in seinem Kopf zur Ruhe. "Mir geht es ein bisschen zu gut", sagt er sich dann, "zu träumen genügt".

"Statt etwas oder Der letzte Rank" ist ein Roman, in dem es in jedem Satz ums Ganze geht - von größter Intensität und Kraft der Empfindung, unvorhersehbar und schön. Ein verwobenes Gebilde, auch wenn es seine Verwobenheit nicht zeigen will oder sogar versteckt. Ein Musikstück aus Worten, das dem Leser größtmögliche Freiheit bietet, weil es von Freiheit getragen ist: der Freiheit des Denkens, des Schreibens, des Lebens. So nah am Rand der Formlosigkeit, ja so entfesselt hat Martin Walser noch nie geschrieben. Das fulminante Porträt eines Menschen, ein Roman, wie es noch keinen gab.

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Autorenporträt
Martin Walser, 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, war einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2015 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum «Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres» ernannt. Martin Walser starb am 26. Juli 2023 in Überlingen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2017

Das kann ja jeder behaupten
Martin Walser liest im Frankfurter Literaturhaus aus seinem neuen Roman. Doch halt: Roman?

Vor der Lesung unterhält sich das Publikum. "Ich hätte allmählich ja auch so große Augenbrauen wie Martin Walser, wenn ich sie mir nicht regelmäßig abschneiden würde", sagt ein Herr in der letzten Reihe. Prompt tritt der Schriftsteller auf, der nicht nur buschige Brauen besitzt, sondern auch viele Bücher hinter sich hat. Neue Titel stellt er regelmäßig in Frankfurt vor, zuletzt vor zwei Jahren im Holzhausenschlösschen "Ein sterbender Mann", Monate vor dem Erscheinen des Buches, nun im Literaturhaus "Statt etwas oder Der letzte Rank", ein paar Wochen nach der Veröffentlichung des Bandes, wie stets vor ausverkauftem Saal.

Walser, der am 24. März 90 Jahre alt wird, tritt ans Pult und liest sich im Stehen knapp eine Stunde lang einmal quer durch das schlanke Buch. "Nicht mehr sprechen", heißt es gleich in einem der ersten Kapitel, trotzdem wirkt es recht wortreich. Ein alter Mann schaut zurück auf sein Leben, denkt an Gegner, Feinde, Freunde und Begegnungen, löst sich von Bindungen diverser Art, lässt Ärgernisse hinter sich, unter ihnen politische und ästhetische Theorien, äußert sich mal prägnant, mal widersprüchlich, mal schwatzhaft. Und hat selbstverständlich nicht das Geringste mit Walser selbst zu tun, auch wenn diverse Passagen zu Irrungen und Wirrungen politischer und amouröser Art es für Augenblicke kokett nahelegen und es im weiteren Verlauf des Abends noch mehrfach um des Autors Abkehr von der Theoriegläubigkeit geht.

Ein "Sprachspiel" sei das Buch geworden, sagt Walser nach dem Ende seines Vortrags im Gespräch mit dem Literaturkritiker Christoph Schröder. Für gewöhnlich hebe ein Roman bei ihm mit Figuren und Handlung an: "Man lernt ihn kennen, indem man ihn schreibt." Beim neuen Buch sei es anders gewesen: "Diesmal war es eine Stimmung, die immer neue Variationen produzierte." Sie habe er aufgeschrieben: "Es geht nur noch um die Sachen selbst." Er stehe allerdings dazu, sagt Walser, dass es sich um die Geschichte einer versuchten Selbstbefreiung handele. "Ich bin ein Apfelbaum, der Birnen trägt", sagt in diesem Zusammenhang der zur Eigenartigkeit entschlossene Ich-Erzähler des Buches. Deswegen, fügt Walser hinzu, habe er den Band trotz allerlei Bedenken germanistischer Art schließlich Roman genannt. Ein Entwicklungsroman, sagt Schröder. "Ja, das denke ich auch", erwidert der Autor.

Und worum geht es nun wirklich? Um dieses und jenes, zum Beispiel um das Ungenügen der Ironie, ganz sicher aber um die Lossagung von Theorien aller Art. Natürlich nur beim Mann im Roman, nicht bei dem auf dem Podium: "Als Erstes befreit er sich von den Theorien." Was bleibe denn von einem Menschen übrig, der sich von allen Utopien befreit habe, fragt Schröder. "Er", antwortet Walser, der nahtlos bei sich selbst weitermacht. Wenn er daran denke, was er alles geschluckt habe: "Du bist nicht du selbst, du bist andauernd im Dienst von etwas anderem." Dann unterläuft ihm ein kleiner Versprecher, der unfreiwillig das Marktschreierische der folgenden Behauptung offenbart: "Ich bin jetzt schlagwortartig übergelaufen von der Erklärung zur Verklärung." Die Literatur solle es ruhig so halten wie die Religion: "Die Wirklichkeit muss verklärt werden, sonst ist sie unerträglich." Zwischenapplaus und hingerissene kleine Zustimmungslaute mehrerer Groupies. Und das friedvolle Ende des Buches? Auch wenn es nicht vom Autor handele - sei Walser selbst immer friedlich gewesen, der in zahlreiche Kontroversen Verstrickte, gerne auch in Frankfurt? "Ich glaube schon, dass ich immer friedlich war, aber ich habe es nicht sagen mögen. Ich musste immer was behaupten." Das hört sich dann endlich nicht mehr nach Spiel und Verklärung an.

FLORIAN BALKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Dieses Buch ist ein Abschied - nicht vom Leben, sondern von Regeln, von Theorien, von Erwartungen. (...) Einfach lesen und staunen! Claudio Armbruster ZDF "Heute Journal"