Layers – die Wahrheit ist vielschichtig. Seit Dorian von zu Hause abgehauen ist, schlägt er sich auf der Straße durch – und das eigentlich ganz gut. Als er jedoch eines Morgens neben einem toten Obdachlosen aufwacht, gerät Dorian in Panik, weil er sich an nichts erinnert: Hat er selbst etwas mit dem Tod des Mannes zu tun? In dieser Situation bietet ihm ein Fremder unverhofft Hilfe an. Als Gegenleistung soll er nur ein paar geheimnisvolle Werbegeschenke verteilen. Aber als Dorian eines der Päckchen für sich behält, wird er von diesem Zeitpunkt an gnadenlos gejagt. Ein Hochspannender Tech-Thriller von Bestseller-Autorin Ursula Poznanski.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.12.2015Schöne neue Welt
Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Ursula Poznanskis Thriller „Layers“ spielt
in der Welt der elektronischen Medien und der Datenbrillen
VON MARTINA SCHERF
Dorian wacht eines Morgens auf, und nichts ist mehr, wie es war. Vor ein paar Monaten ist er von zu Hause abgehauen, seither lebt er auf der Straße und kommt ganz gut zurecht. Er hat gelernt, wachsam zu sein. Doch jetzt liegt neben ihm ein toter Obdachloser – und in seiner Blutlache Dorians Taschenmesser. Wie ist das möglich? Während die Panik in ihm hochkriecht, tritt ein Retter auf den Plan. Ein freundlicher junger Mann bietet Hilfe an und bringt ihn in ein luxuriöses Jugendheim mit lauter netten Menschen. Erst allmählich merkt Dorian, dass hier irgend etwas nicht stimmt.
In dieser Villa gibt es kein Internet und kein Fernsehen, aber dafür lässt Bornheim, der Chef, seine Schützlinge wissen, dass sie an etwas Großartigem teilhaben. Das fühlt sich erst mal gut an. Ethik ist das wichtigste Unterrichtsfach, es geht darum, die Welt zu verbessern. Die Jugendlichen sollen Flugblätter in der Stadt verteilen, aber mit niemandem reden. Anpassung wird belohnt. „Was ihr da draußen in der Stadt macht, ist wichtig“, gibt ihnen der charismatische Lehrer mit auf den Weg. Doch der 17-jährige Dorian ist zu intelligent, um keine Fragen zu stellen. Warum tragen sie verschiedene Farben? Wieso soll man sich nicht außerhalb des Parks bewegen? Und warum verschwindet ein Junge plötzlich? Je besser Dorian das System und seine ungeschriebenen Gesetze kennenlernt, desto mysteriöser kommt ihm alles vor. Er spürt, dass Bornheim ihn beobachtet und auf die Probe stellt – und dann erhält er seinen ersten größeren Auftrag. Mehr zu verraten wäre schade, denn Ursula Poznanski steigert die Spannung in ihrem neuen Roman Layers wirklich bis zur allerletzten der 445 Seiten. Jede Episode bringt eine neue Wendung, was gerade noch gewiss erschien, ist im nächsten Moment wieder auf den Kopf gestellt. Schon mit ihren vorangegangenen Jugendbuch-Bestsellern Erebos,Saeculum und der Eleria-Trilogie hat die Österreicherin bewiesen, dass sie diese Thriller-Technik perfekt beherrscht. Diesmal siedelt sie ihre Geschichte in der Welt der neuen Medien an. Es geht um Überwachung und Manipulation – und um eine Hightech-Datenbrille, deren Geheimnisse Dorian Stück für Stück entlarvt, die ihn aber gleichzeitig in Lebensgefahr bringt. Bald ist die Welt ein einziges feindliches Rätsel. Wie hatte Bornheim gesagt? „Du wirst mehr wissen als alle anderen, und dieses Wissen wird dein Lohn und deine Bürde zugleich sein.“
Die Gefühlslage ihres jugendlichen Helden schildert Poznanski glaubhaft und anschaulich. Das Schwanken zwischen Selbstachtung und Verzweiflung, das Bedürfnis nach Anerkennung, das Aufbäumen gegen die Ohnmacht. Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Die Autorin fordert ihre jungen Leser auf, diese Fragen für sich selbst zu beantworten, während sie Dorian auf seiner atemlosen Verfolgungsjagd begleiten. Aber der Junge wächst an den Gefahren, überwindet die Angst, agiert mit Instinkt und Verstand. Das macht Mut. Und schließlich ist es die Liebe zu einem Mädchen, die Dorian nicht aufgeben lässt und ihm Flügel verleiht. (ab 13 Jahre)
Ursula Poznanski: Layers. Loewe 2015. 445 Seiten, 14,95 Euro.
Die Welt als
ein einziges feindliches
Rätsel
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Ursula Poznanskis Thriller „Layers“ spielt
in der Welt der elektronischen Medien und der Datenbrillen
VON MARTINA SCHERF
Dorian wacht eines Morgens auf, und nichts ist mehr, wie es war. Vor ein paar Monaten ist er von zu Hause abgehauen, seither lebt er auf der Straße und kommt ganz gut zurecht. Er hat gelernt, wachsam zu sein. Doch jetzt liegt neben ihm ein toter Obdachloser – und in seiner Blutlache Dorians Taschenmesser. Wie ist das möglich? Während die Panik in ihm hochkriecht, tritt ein Retter auf den Plan. Ein freundlicher junger Mann bietet Hilfe an und bringt ihn in ein luxuriöses Jugendheim mit lauter netten Menschen. Erst allmählich merkt Dorian, dass hier irgend etwas nicht stimmt.
In dieser Villa gibt es kein Internet und kein Fernsehen, aber dafür lässt Bornheim, der Chef, seine Schützlinge wissen, dass sie an etwas Großartigem teilhaben. Das fühlt sich erst mal gut an. Ethik ist das wichtigste Unterrichtsfach, es geht darum, die Welt zu verbessern. Die Jugendlichen sollen Flugblätter in der Stadt verteilen, aber mit niemandem reden. Anpassung wird belohnt. „Was ihr da draußen in der Stadt macht, ist wichtig“, gibt ihnen der charismatische Lehrer mit auf den Weg. Doch der 17-jährige Dorian ist zu intelligent, um keine Fragen zu stellen. Warum tragen sie verschiedene Farben? Wieso soll man sich nicht außerhalb des Parks bewegen? Und warum verschwindet ein Junge plötzlich? Je besser Dorian das System und seine ungeschriebenen Gesetze kennenlernt, desto mysteriöser kommt ihm alles vor. Er spürt, dass Bornheim ihn beobachtet und auf die Probe stellt – und dann erhält er seinen ersten größeren Auftrag. Mehr zu verraten wäre schade, denn Ursula Poznanski steigert die Spannung in ihrem neuen Roman Layers wirklich bis zur allerletzten der 445 Seiten. Jede Episode bringt eine neue Wendung, was gerade noch gewiss erschien, ist im nächsten Moment wieder auf den Kopf gestellt. Schon mit ihren vorangegangenen Jugendbuch-Bestsellern Erebos,Saeculum und der Eleria-Trilogie hat die Österreicherin bewiesen, dass sie diese Thriller-Technik perfekt beherrscht. Diesmal siedelt sie ihre Geschichte in der Welt der neuen Medien an. Es geht um Überwachung und Manipulation – und um eine Hightech-Datenbrille, deren Geheimnisse Dorian Stück für Stück entlarvt, die ihn aber gleichzeitig in Lebensgefahr bringt. Bald ist die Welt ein einziges feindliches Rätsel. Wie hatte Bornheim gesagt? „Du wirst mehr wissen als alle anderen, und dieses Wissen wird dein Lohn und deine Bürde zugleich sein.“
Die Gefühlslage ihres jugendlichen Helden schildert Poznanski glaubhaft und anschaulich. Das Schwanken zwischen Selbstachtung und Verzweiflung, das Bedürfnis nach Anerkennung, das Aufbäumen gegen die Ohnmacht. Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Die Autorin fordert ihre jungen Leser auf, diese Fragen für sich selbst zu beantworten, während sie Dorian auf seiner atemlosen Verfolgungsjagd begleiten. Aber der Junge wächst an den Gefahren, überwindet die Angst, agiert mit Instinkt und Verstand. Das macht Mut. Und schließlich ist es die Liebe zu einem Mädchen, die Dorian nicht aufgeben lässt und ihm Flügel verleiht. (ab 13 Jahre)
Ursula Poznanski: Layers. Loewe 2015. 445 Seiten, 14,95 Euro.
Die Welt als
ein einziges feindliches
Rätsel
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
445 Seiten Hochspannung verspricht Rezensentin Martina Scherf mit Ursula Poznanskis neuem Jugendroman "Layers". Mit angehaltenem Atem liest sie die Geschichte des siebzehnjährigen Dorian, der als Straßenkind in eine mysteriöse Villa gerät, in der er geheimnisvolle Aufträge erhält. Die Autorin ersinnt hier nicht nur auf brillante Weise eine rätselhafte Welt der elektronischen Medien, sondern weiß auch ihren jugendlichen Helden lebensnahe und glaubwürdig zu schildern, lobt die Kritikerin, bei der auch die ethischen Fragen des Romans lange nachhallen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2015Wenn ich du wäre, würde ich abhauen
Ursula Poznanskis Jugendthriller "Layers" bringt einen Jungen fast um den Verstand
Nico ist Dorians Rettung. Weil er da ist, als der siebzehn Jahre alte Obdachlose von seinem Nachtlager in der Unterführung aufschreckt und einen zusammengekrümmten Menschen vor sich liegen sieht, in einer Blutlache, die sich langsam in seine Richtung ausbreitet. Mittendrin sein aufgeklapptes Taschenmesser. Weil Nico den entsetzten Dorian mit der Bemerkung beruhigt, es sei Notwehr gewesen, auch wenn er sie bei ihrer Wiederholung um eine entscheidende Nuance verändert: "Es war sicher Notwehr." Und weil er ihm anbietet, ihn mitzunehmen, schließlich arbeitet Nico für eine Organisation, die Jugendliche von der Straße holt. Und das mitten in der Nacht?
In ihrem neuen Thriller "Layers" stattet die österreichische Jugendbuchautorin Ursula Poznanski ihren Helden mit genügend Geistesgegenwart aus, um diesen Zufall seltsam zu finden, mit ausreichend Vorsicht, um zu bedenken, dass er sich diesem Nico und seiner Organisation auch ausliefert, wenn er in den dunklen Van steigt, und mit einem guten Schuss Neugier, der die Geschichte voranbringt. In Bornheims Villa werden die Jugendlichen untergebracht, versorgt und - Ethik ist hier Pflichtfach - unterrichtet. Sie bekommen einheitliche Kleidung mit verschiedenfarbigen Oberteilen. Was heißt es, wenn ein Neuling, der mit einem grauen Shirt beginnt, auf einmal ein grünes, dann ein rotes in seinem Schrank findet? Und welcher Sinn steckt hinter den regelmäßigen Einsätzen der Jugendlichen, die an öffentlichen Plätzen irgendwelche Handzettel für gute Zwecke verteilen müssen, sich dabei aber keineswegs vom Platz bewegen dürfen und immer wieder von Leuten auf seltsame Weise angegafft werden? Womit verdient dieser Bornheim eigentlich sein Geld, und was ist in den abgesicherten Gebäuden untergebracht, die hinter dem Hügel am Ende des die Villa umgebenden Parks liegen?
Viel ist es zunächst einmal nicht, was Dorian herausbekommt, aber er fällt auf, und seine Aufgabe ändert sich: Jetzt soll er wichtigen Leuten kleine schwarze Kästchen überbringen, unbedingt persönlich und ausschließlich mit dem Satz: "Das ist die zweite Lieferung." Die Reaktionen sind unterschiedlich, von Begeisterung über Reserviertheit bis zu nackter Angst. "Was hast du ihnen eigentlich getan, dass sie dir so etwas antun wollen?", raunt ihm der Chef eines Mobilfunkunternehmens zu. "Wenn ich du wäre, würde ich abhauen." Als er die Polizei rufen will, flieht Dorian. Das Kästchen nimmt er mit. Am vereinbarten Treffpunkt wartet er vergeblich darauf, vom dunklen Lieferwagen wieder eingesammelt zu werden. Schließlich weiß er sich nicht anders zu helfen, als das Kästchen zu öffnen.
Die Datenbrille, die Dorian darin findet, blendet nicht nur zusätzliche Informationen zu Zuverlässigkeit, Reichtum und Schwächen von Personen ein, zu schmutzigen Geschäften einiger Firmen oder zu Immobilien, die durch eine Notlage ihrer Besitzer weit unter Marktwert zu haben wären. Sie informiert auch über laufende Erpressungsversuche ausbeuterischer Unternehmen und über Konsequenzen, wenn die Unternehmen nicht nachgeben. Sie zählt die Tage bis zu einem ominösen Showdown. Und sie projiziert - eine Augmented-Reality-Petitesse - einen Raben namens Hugo in das Sichtfeld, der dem Brillenträger Rede und Antwort steht.
"Sie wollen dich töten", hatte der Mobilfunkchef Dorian noch angeherrscht, und das wollen sie bald tatsächlich. "Darf nicht überleben" liest er auf einem nur für Brillenträger sichtbaren Steckbrief über sich selbst. Dorian wird gejagt. Er wird mit seiner Freundin, die er unter den anderen Jugendlichen in Bornheims Villa gefunden hat, erpresst. Mit allerlei optischen Täuschungen in Fallen oder gleich in Richtung Wahnsinn getrieben, die den seltsamen Hugo wie ein putziges Maskottchen wirken lassen. Und er nimmt den Kampf auf.
Er treffe seine Entscheidungen danach, ob aus einer Handlung mehr Gutes oder mehr Schlechtes entstehe, hatte Nico im Ethikunterricht gesagt. Die Opfer, die dieser Geheimbund mit dem Ausstattungsvorteil Datenbrille in Kauf zu nehmen bereit scheint, sind gefährlich groß, auch unabhängig von Dorians misslicher Lage in seiner moralisch komplexen Situation.
Ein Junge unter Mordverdacht wird zum geförderten Mitwisser, dann zum gejagten Zu-viel-Wisser. Wie kann er das Risiko, wenn er sich der Polizei stellt, gegen die Gefahren abwägen, wenn er sich seiner Verfolger erwehrt? Oder seinen Erpressern stellt? Und wie weit soll die bekannte Maxime gelten, dass der Zweck die Mittel heiligt? Ursula Poznanski traut ihren jugendlichen Lesern kniffelige Fragen zu, ohne ihnen die Antworten zu servieren. Dass dies keine Zumutung ist, liegt an der Spannung und Finesse ihres Erzählens.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Das Video einer kurzen Lesung Ursula Poznanskis aus dem Anfang des Buchs findet sich im Internet unter www.faz.net/layers.
Ursula Poznanski: "Layers". Roman.
Loewe Verlag, Bindlach 2015. 448 S., br., 14,95 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ursula Poznanskis Jugendthriller "Layers" bringt einen Jungen fast um den Verstand
Nico ist Dorians Rettung. Weil er da ist, als der siebzehn Jahre alte Obdachlose von seinem Nachtlager in der Unterführung aufschreckt und einen zusammengekrümmten Menschen vor sich liegen sieht, in einer Blutlache, die sich langsam in seine Richtung ausbreitet. Mittendrin sein aufgeklapptes Taschenmesser. Weil Nico den entsetzten Dorian mit der Bemerkung beruhigt, es sei Notwehr gewesen, auch wenn er sie bei ihrer Wiederholung um eine entscheidende Nuance verändert: "Es war sicher Notwehr." Und weil er ihm anbietet, ihn mitzunehmen, schließlich arbeitet Nico für eine Organisation, die Jugendliche von der Straße holt. Und das mitten in der Nacht?
In ihrem neuen Thriller "Layers" stattet die österreichische Jugendbuchautorin Ursula Poznanski ihren Helden mit genügend Geistesgegenwart aus, um diesen Zufall seltsam zu finden, mit ausreichend Vorsicht, um zu bedenken, dass er sich diesem Nico und seiner Organisation auch ausliefert, wenn er in den dunklen Van steigt, und mit einem guten Schuss Neugier, der die Geschichte voranbringt. In Bornheims Villa werden die Jugendlichen untergebracht, versorgt und - Ethik ist hier Pflichtfach - unterrichtet. Sie bekommen einheitliche Kleidung mit verschiedenfarbigen Oberteilen. Was heißt es, wenn ein Neuling, der mit einem grauen Shirt beginnt, auf einmal ein grünes, dann ein rotes in seinem Schrank findet? Und welcher Sinn steckt hinter den regelmäßigen Einsätzen der Jugendlichen, die an öffentlichen Plätzen irgendwelche Handzettel für gute Zwecke verteilen müssen, sich dabei aber keineswegs vom Platz bewegen dürfen und immer wieder von Leuten auf seltsame Weise angegafft werden? Womit verdient dieser Bornheim eigentlich sein Geld, und was ist in den abgesicherten Gebäuden untergebracht, die hinter dem Hügel am Ende des die Villa umgebenden Parks liegen?
Viel ist es zunächst einmal nicht, was Dorian herausbekommt, aber er fällt auf, und seine Aufgabe ändert sich: Jetzt soll er wichtigen Leuten kleine schwarze Kästchen überbringen, unbedingt persönlich und ausschließlich mit dem Satz: "Das ist die zweite Lieferung." Die Reaktionen sind unterschiedlich, von Begeisterung über Reserviertheit bis zu nackter Angst. "Was hast du ihnen eigentlich getan, dass sie dir so etwas antun wollen?", raunt ihm der Chef eines Mobilfunkunternehmens zu. "Wenn ich du wäre, würde ich abhauen." Als er die Polizei rufen will, flieht Dorian. Das Kästchen nimmt er mit. Am vereinbarten Treffpunkt wartet er vergeblich darauf, vom dunklen Lieferwagen wieder eingesammelt zu werden. Schließlich weiß er sich nicht anders zu helfen, als das Kästchen zu öffnen.
Die Datenbrille, die Dorian darin findet, blendet nicht nur zusätzliche Informationen zu Zuverlässigkeit, Reichtum und Schwächen von Personen ein, zu schmutzigen Geschäften einiger Firmen oder zu Immobilien, die durch eine Notlage ihrer Besitzer weit unter Marktwert zu haben wären. Sie informiert auch über laufende Erpressungsversuche ausbeuterischer Unternehmen und über Konsequenzen, wenn die Unternehmen nicht nachgeben. Sie zählt die Tage bis zu einem ominösen Showdown. Und sie projiziert - eine Augmented-Reality-Petitesse - einen Raben namens Hugo in das Sichtfeld, der dem Brillenträger Rede und Antwort steht.
"Sie wollen dich töten", hatte der Mobilfunkchef Dorian noch angeherrscht, und das wollen sie bald tatsächlich. "Darf nicht überleben" liest er auf einem nur für Brillenträger sichtbaren Steckbrief über sich selbst. Dorian wird gejagt. Er wird mit seiner Freundin, die er unter den anderen Jugendlichen in Bornheims Villa gefunden hat, erpresst. Mit allerlei optischen Täuschungen in Fallen oder gleich in Richtung Wahnsinn getrieben, die den seltsamen Hugo wie ein putziges Maskottchen wirken lassen. Und er nimmt den Kampf auf.
Er treffe seine Entscheidungen danach, ob aus einer Handlung mehr Gutes oder mehr Schlechtes entstehe, hatte Nico im Ethikunterricht gesagt. Die Opfer, die dieser Geheimbund mit dem Ausstattungsvorteil Datenbrille in Kauf zu nehmen bereit scheint, sind gefährlich groß, auch unabhängig von Dorians misslicher Lage in seiner moralisch komplexen Situation.
Ein Junge unter Mordverdacht wird zum geförderten Mitwisser, dann zum gejagten Zu-viel-Wisser. Wie kann er das Risiko, wenn er sich der Polizei stellt, gegen die Gefahren abwägen, wenn er sich seiner Verfolger erwehrt? Oder seinen Erpressern stellt? Und wie weit soll die bekannte Maxime gelten, dass der Zweck die Mittel heiligt? Ursula Poznanski traut ihren jugendlichen Lesern kniffelige Fragen zu, ohne ihnen die Antworten zu servieren. Dass dies keine Zumutung ist, liegt an der Spannung und Finesse ihres Erzählens.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Das Video einer kurzen Lesung Ursula Poznanskis aus dem Anfang des Buchs findet sich im Internet unter www.faz.net/layers.
Ursula Poznanski: "Layers". Roman.
Loewe Verlag, Bindlach 2015. 448 S., br., 14,95 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ursula Poznanski traut ihren jugendlichen Lesern kniffelige Fragen zu, ohne ihnen die Antworten zu servieren." Fridtjof Küchemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung "Die Geschichte ist vielschichtig, sie erklärt keine Haltung zur einzig richtigen." Christine Steffen, nzz.ch "Layers ist gekonnt geschrieben, spannungsgeladen - und stimmt nachdenklich." Renate Pinzke, Hamburger Morgenpost "Spannend, gut konstruiert und kaum aus der Hand zu legen!" Christine Kranz, Stiftung Lesen "Vielschichtig." Cornelia Geissler, Berliner Zeitung "Fesselnd." Eltern family "Gewohnt spannend und unterhaltsam thematisiert sie die unendlichen technischen Überwachungsmöglichkeiten in der Zukunft." Birgit Scholl-meyer, eselsohr "Ursula Poznanski beweist auch mit 'Layers', dass sie ihre Leserinnen und Leser in einen Bann ziehen und die Spannung bis zum Schluss vorantreiben kann." Kay Hasse, hisandherbooks.de "'Layers' ist ein spannender und empfehlenswerter Jugendroman" diezukunft.de "Ein sehr spannender, aktueller und lesenswerter Sci-Fi-Thriller" Anna-Carina Blessmann, alliteratus.com "Eine packende Verfolgungsjagd quer durch Wien" Mag. Mathias Ziegler, wienerzeitung.at "Man will weiterblättern, weiterlesen." Angela Sommersberg, Kölner Stadt-Anzeiger "Der Autorin ist ein weiterer actionreicher, klug aufgebauter Roman mit viel zukunftsgerichteter Spannung gelungen." querlesen.de "'Layers' ist das perfekte Buch für alle, die gerne Jugendthriller mit futuristischen Elementen lesen und Wert auf eine hochwertige Umsetzung legen." damarisliest.de "Mixtur aus Thriller und Roadmovie. Ortswechsel, Perspektivenwechsel und unterschwellige Bedrohungen halten die Spannung hoch." Andrea Bogenreuther, Augsburger Allgemeine "Ein atemberaubender Thriller, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte!" Dr. Tanja Lindauer, 1000 und 1 Buch Auszeichnungen und Nominierungen: - Hansjörg-Martin-Preis 2016 - Auswahlliste 2016 der Jury der Jungen Leser, Wien