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Wie wurde Snow zum kaltblütigen Präsidenten?
Ehrgeiz treibt ihn an. Rivalität beflügelt ihn. Aber Macht hat ihren Preis.
Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegreichen Tributs zu werden. Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen - tiefer kann man nicht fallen. Von da an ist ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg, über Triumph oder Niederlage bestimmen. Innerhalb der Arena ist es ein Kampf um Leben und Tod, außerhalb der Arena kämpft Coriolanus gegen die aufkeimenden Gefühle für sein dem Untergang geweihtes Tribut. Er muss sich entscheiden: Folgt er den Regeln oder dem Wunsch zu überleben - um jeden Preis.
Was davor geschah: Das Prequel zum Mega-Erfolg "Die Tribute von Panem"
Erschreckend. Packend. Faszinierend: Wie wird ein Mensch zum Monster? Erfahre, wie Präsident Snow selbst Teil der Hungerspiele war. Tauche ein in das Panem vor der Zeit von Katniss Everdeen. Wie würdest du dich entscheiden? Auch Panem X wirft wieder viele ethische und moralische Fragen auf. Gut oder Böse - hast du wirklich eine Wahl?
Sonderausstattung mit edler Goldfolie auf dem Cover.
Nur in der ersten Auflage mit illustrierter Klappe um den Buchblock.
Ehrgeiz treibt ihn an. Rivalität beflügelt ihn. Aber Macht hat ihren Preis.
Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegreichen Tributs zu werden. Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen - tiefer kann man nicht fallen. Von da an ist ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg, über Triumph oder Niederlage bestimmen. Innerhalb der Arena ist es ein Kampf um Leben und Tod, außerhalb der Arena kämpft Coriolanus gegen die aufkeimenden Gefühle für sein dem Untergang geweihtes Tribut. Er muss sich entscheiden: Folgt er den Regeln oder dem Wunsch zu überleben - um jeden Preis.
Was davor geschah: Das Prequel zum Mega-Erfolg "Die Tribute von Panem"
Erschreckend. Packend. Faszinierend: Wie wird ein Mensch zum Monster? Erfahre, wie Präsident Snow selbst Teil der Hungerspiele war. Tauche ein in das Panem vor der Zeit von Katniss Everdeen. Wie würdest du dich entscheiden? Auch Panem X wirft wieder viele ethische und moralische Fragen auf. Gut oder Böse - hast du wirklich eine Wahl?
Sonderausstattung mit edler Goldfolie auf dem Cover.
Nur in der ersten Auflage mit illustrierter Klappe um den Buchblock.
„Das Lied von Vogel und Schlange“ spielt 64 Jahre vor Band 1 der Panem-Trilogie und erzählt die Geschichte von Coriolanus Snow. Der Blick in die Vergangenheit verrät, dass er nicht immer ein eiskalter Diktator war … aufschlussreich, spannend und absolut lesenswert!
Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange / Die Tribute von Panem Bd.4, Suzanne Collins
„Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange“ ist ein Prequel – und liefert als solches Erklärungen. Komplett aus der Perspektive des 18-jährigen Coriolanus Snow erzählt, erfahren wir, weshalb aus einem jungen Mann mit menschlichen Gefühlen ein kaltblütiger Präsident wurde.Die Tribute von Panem: weltverändernde Dystopie
Schon kurz nach Erscheinen im Jahr 2009 schoss der erste Teil der Trilogie „Tödliche Spiele“ an die Spitze der Bestsellerlisten. Die Zukunft, die in den Panem-Büchern beschrieben ist, scheint eine realistische und verstörende Weiterentwicklung unserer gegenwärtigen Gesellschaft zu sein. Das ist es, was Leser fesselt und zum Nachdenken anregt. „Tödliche Spiele“ wurde 2010 in Deutschland mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Im selben Jahr setzte das renommierte Time Magazine Suzanne Collins auf die Liste der 100 einflussreichsten Personen der Welt.Suzanne Collins
Suzanne Collins wurde 1962 im nordamerikanischen Hartford geboren. Ihre starke Vorstellungskraft setzte sie zunächst vor allem in Cartoons, als Drehbuchschreiberin und Autorin fantasievoller Kinder- und Jugendbücher um. 2008 veröffentlichte sie den ersten Teil der Buchreihe „Die Tribute von Panem“, eine Trilogie, die weltweit über 100 Millionen Mal verkauft und erfolgreich in vier Teilen verfilmt wurde. Weitere Infos und Bücher von Suzanne Collins finden Sie in ihrem Autorenporträt.Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.05.2020Monster im Werden
Blutig: Suzanne Collins' "Panem"-Prequel
Wenn auf der Dachterrasse Rosen gezüchtet werden und im Kochtopf gegen den Hunger nur Kohlsuppe vor sich hin blubbert, dann ist einiges in Schieflage geraten. Für die Familie Snow - einst mächtig, nun verarmt - heißt das, dass der einzige Erbe, der achtzehnjährige Coriolanus, nicht nur ständig damit rechnen muss, unter seinen reichen Freunden als Hochstapler dazustehen, sondern auch, dass seine einzige Chance auf ein seinen Vorstellungen gerechtes Leben in ihm selbst besteht: in seiner Geschmeidigkeit, in der Fähigkeit, das bestehende System zu analysieren und zu seinen Gunsten auszunutzen, und schließlich in der Bereitschaft, diesem Ziel alles unterzuordnen. Auch wenn es um so elementare Bedürfnisse eines Jugendlichen geht wie Freundschaft, Liebe oder ein Dasein ohne große Verstellung. Coriolanus jedenfalls verbirgt den Kohlgeruch, Symbol seiner Armut, mit dem Rosenduft aus dem Dachgarten seiner Großmutter.
Suzanne Collins hat ihre Trilogie "Die Tribute von Panem" um einen vierten Band ergänzt, der vor einigen Tagen erschienen ist. Er erzählt die Geschichte weiter, aber nicht als Fortsetzung, sondern in die Vergangenheit gerichtet. Denn die Handlung von "Das Lied von Vogel und Schlange" spielt 64 Jahre vor dem ersten Band, vor den 74. "Hungerspielen" also, die wie jedes Jahr zur Erinnerung an den einstigen Aufstand der "Distrikte" gegen die Zentrale, das "Kapitol", abgehalten werden, indem aus jedem Distrikt zwei "Tribute", ein Junge und ein Mädchen, ausgelost werden, um in einer Arena so lange gegeneinander zu kämpfen, bis nur noch einer von ihnen am Leben ist. Das Ergebnis ist aus der Trilogie bekannt, die Collins zwischen 2008 und 2010 veröffentlicht hatte und deren mehrteilige Verfilmung zum Welterfolg wurde: Das Mädchen Katniss aus dem 12. Distrikt gewinnt die 74. Spiele und wird danach zum Symbol eines weiteren, diesmal erfolgreichen Aufstandes der Distrikte. Am Ende lebt sie, versehrt an Leib und Seele, abgeschieden mit ihrer Familie in der Provinz und schreibt ihre Erinnerungen nieder.
Ihr großer Gegenspieler im Freiheitskampf war Präsident Coriolanus Snow, ein kalter Zyniker, der sich Katniss gegenüber ebenso kultiviert wie grausam zeigte. Das Prequel zur Trilogie ist ihm gewidmet und wird komplett aus seiner Perspektive erzählt. Die Handlung setzt ein, als zur Abhaltung der zehnten Hungerspiele erstmals Mentoren für die 24 Tribute bestimmt werden. Snow wird die junge Sängerin Lucy Gray Baird aus dem 12. Distrikt zugeteilt, in mancher Hinsicht eine Vorgängerin von Katniss (auf deren Namen sogar einmal angespielt wird), und Snows Interesse an ihr erscheint ihm und anderen bisweilen als der Liebe ähnlich, ist aber eng an das eigene Fortkommen geknüpft und wird schließlich genau in dieser Hinsicht problematisch. Völlig anders aber ist die Situation der Tribute, die nicht wie in der Trilogie anfangs gehätschelt und fernsehtauglich gemacht, sondern wie Tiere behandelt und in die Manege entlassen werden.
Die Spiele sind hier in eine Krise geraten, eigentlich will sie niemand mehr sehen, und der eigentliche Impuls der an gesellschaftlichen Prozessen so interessierten Autorin scheint die Schilderung zu sein, wie aus einem reinen Unterdrückungsinstrument ein als Massenunterhaltung akzeptiertes Fernsehereignis wird - Snows Ideen, die er in diesem Roman entwickelt, bahnen den Weg zu dem, was uns in der Trilogie begegnet.
Die Kunst der Autorin besteht darin, die Entwicklung des jungen Coriolanus zum späteren kultivierten Monster aus der Trilogie als keineswegs unausweichlich zu schildern, einige Weichenstellungen inklusive, trotzdem aber als plausibel darzustellen. Dazu trägt bei, dass er von echten Sadisten, aber auch von ambivalenten Gestalten umgeben ist, wozu auch ein tragischer Charakter gehört, der sich gegen das System auflehnt und dabei die falschen Allianzen zu knüpfen versucht. Und Collins spinnt den roten Faden ihrer Trilogie weiter aus, der in der menschlichen Stimme, im Gesang zumal, ein Symbol der Freiheit sieht.
Coriolanus jedenfalls wird auch später einen verräterischen Geruch mit Rosenduft unterdrücken müssen: In der Trilogie ist das der Geruch von Blut.
TILMAN SPRECKELSEN.
Suzanne Collins: "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange".
Aus dem Englischen von Peter Klöss und Sylke Hachmeister. Oetinger Verlag, Hamburg 2020. 608 S., geb., 26,- [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Blutig: Suzanne Collins' "Panem"-Prequel
Wenn auf der Dachterrasse Rosen gezüchtet werden und im Kochtopf gegen den Hunger nur Kohlsuppe vor sich hin blubbert, dann ist einiges in Schieflage geraten. Für die Familie Snow - einst mächtig, nun verarmt - heißt das, dass der einzige Erbe, der achtzehnjährige Coriolanus, nicht nur ständig damit rechnen muss, unter seinen reichen Freunden als Hochstapler dazustehen, sondern auch, dass seine einzige Chance auf ein seinen Vorstellungen gerechtes Leben in ihm selbst besteht: in seiner Geschmeidigkeit, in der Fähigkeit, das bestehende System zu analysieren und zu seinen Gunsten auszunutzen, und schließlich in der Bereitschaft, diesem Ziel alles unterzuordnen. Auch wenn es um so elementare Bedürfnisse eines Jugendlichen geht wie Freundschaft, Liebe oder ein Dasein ohne große Verstellung. Coriolanus jedenfalls verbirgt den Kohlgeruch, Symbol seiner Armut, mit dem Rosenduft aus dem Dachgarten seiner Großmutter.
Suzanne Collins hat ihre Trilogie "Die Tribute von Panem" um einen vierten Band ergänzt, der vor einigen Tagen erschienen ist. Er erzählt die Geschichte weiter, aber nicht als Fortsetzung, sondern in die Vergangenheit gerichtet. Denn die Handlung von "Das Lied von Vogel und Schlange" spielt 64 Jahre vor dem ersten Band, vor den 74. "Hungerspielen" also, die wie jedes Jahr zur Erinnerung an den einstigen Aufstand der "Distrikte" gegen die Zentrale, das "Kapitol", abgehalten werden, indem aus jedem Distrikt zwei "Tribute", ein Junge und ein Mädchen, ausgelost werden, um in einer Arena so lange gegeneinander zu kämpfen, bis nur noch einer von ihnen am Leben ist. Das Ergebnis ist aus der Trilogie bekannt, die Collins zwischen 2008 und 2010 veröffentlicht hatte und deren mehrteilige Verfilmung zum Welterfolg wurde: Das Mädchen Katniss aus dem 12. Distrikt gewinnt die 74. Spiele und wird danach zum Symbol eines weiteren, diesmal erfolgreichen Aufstandes der Distrikte. Am Ende lebt sie, versehrt an Leib und Seele, abgeschieden mit ihrer Familie in der Provinz und schreibt ihre Erinnerungen nieder.
Ihr großer Gegenspieler im Freiheitskampf war Präsident Coriolanus Snow, ein kalter Zyniker, der sich Katniss gegenüber ebenso kultiviert wie grausam zeigte. Das Prequel zur Trilogie ist ihm gewidmet und wird komplett aus seiner Perspektive erzählt. Die Handlung setzt ein, als zur Abhaltung der zehnten Hungerspiele erstmals Mentoren für die 24 Tribute bestimmt werden. Snow wird die junge Sängerin Lucy Gray Baird aus dem 12. Distrikt zugeteilt, in mancher Hinsicht eine Vorgängerin von Katniss (auf deren Namen sogar einmal angespielt wird), und Snows Interesse an ihr erscheint ihm und anderen bisweilen als der Liebe ähnlich, ist aber eng an das eigene Fortkommen geknüpft und wird schließlich genau in dieser Hinsicht problematisch. Völlig anders aber ist die Situation der Tribute, die nicht wie in der Trilogie anfangs gehätschelt und fernsehtauglich gemacht, sondern wie Tiere behandelt und in die Manege entlassen werden.
Die Spiele sind hier in eine Krise geraten, eigentlich will sie niemand mehr sehen, und der eigentliche Impuls der an gesellschaftlichen Prozessen so interessierten Autorin scheint die Schilderung zu sein, wie aus einem reinen Unterdrückungsinstrument ein als Massenunterhaltung akzeptiertes Fernsehereignis wird - Snows Ideen, die er in diesem Roman entwickelt, bahnen den Weg zu dem, was uns in der Trilogie begegnet.
Die Kunst der Autorin besteht darin, die Entwicklung des jungen Coriolanus zum späteren kultivierten Monster aus der Trilogie als keineswegs unausweichlich zu schildern, einige Weichenstellungen inklusive, trotzdem aber als plausibel darzustellen. Dazu trägt bei, dass er von echten Sadisten, aber auch von ambivalenten Gestalten umgeben ist, wozu auch ein tragischer Charakter gehört, der sich gegen das System auflehnt und dabei die falschen Allianzen zu knüpfen versucht. Und Collins spinnt den roten Faden ihrer Trilogie weiter aus, der in der menschlichen Stimme, im Gesang zumal, ein Symbol der Freiheit sieht.
Coriolanus jedenfalls wird auch später einen verräterischen Geruch mit Rosenduft unterdrücken müssen: In der Trilogie ist das der Geruch von Blut.
TILMAN SPRECKELSEN.
Suzanne Collins: "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange".
Aus dem Englischen von Peter Klöss und Sylke Hachmeister. Oetinger Verlag, Hamburg 2020. 608 S., geb., 26,- [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Für eingefleischte Fans ist das lang ersehnte Buch eine spannende Erweiterung des "Panem"-Kosmos. Ähnlich bunt bei der Zeichnung der überdrehten Kapitol-Spielmacher, ähnlich fesselnd bei den Kämpfen bis zum Tod und auch ähnlich brutal bei den Details der tödlichen Kinderkämpfe. Gleichzeitig steht mit Snow eine Figur im Mittelpunkt, die von Anfang an - trotz so mancher Gefühlsregung - eher unsympathisch und zutiefst berechnend wirkt. Ob der innere Gut-gegen-Böse-Kampf Snows für einen erneuten Kassenschlager reichen wird?" dpa, 19.05.2020
Monster im Werden
Blutig: Suzanne Collins' "Panem"-Prequel
Wenn auf der Dachterrasse Rosen gezüchtet werden und im Kochtopf gegen den Hunger nur Kohlsuppe vor sich hin blubbert, dann ist einiges in Schieflage geraten. Für die Familie Snow - einst mächtig, nun verarmt - heißt das, dass der einzige Erbe, der achtzehnjährige Coriolanus, nicht nur ständig damit rechnen muss, unter seinen reichen Freunden als Hochstapler dazustehen, sondern auch, dass seine einzige Chance auf ein seinen Vorstellungen gerechtes Leben in ihm selbst besteht: in seiner Geschmeidigkeit, in der Fähigkeit, das bestehende System zu analysieren und zu seinen Gunsten auszunutzen, und schließlich in der Bereitschaft, diesem Ziel alles unterzuordnen. Auch wenn es um so elementare Bedürfnisse eines Jugendlichen geht wie Freundschaft, Liebe oder ein Dasein ohne große Verstellung. Coriolanus jedenfalls verbirgt den Kohlgeruch, Symbol seiner Armut, mit dem Rosenduft aus dem Dachgarten seiner Großmutter.
Suzanne Collins hat ihre Trilogie "Die Tribute von Panem" um einen vierten Band ergänzt, der vor einigen Tagen erschienen ist. Er erzählt die Geschichte weiter, aber nicht als Fortsetzung, sondern in die Vergangenheit gerichtet. Denn die Handlung von "Das Lied von Vogel und Schlange" spielt 64 Jahre vor dem ersten Band, vor den 74. "Hungerspielen" also, die wie jedes Jahr zur Erinnerung an den einstigen Aufstand der "Distrikte" gegen die Zentrale, das "Kapitol", abgehalten werden, indem aus jedem Distrikt zwei "Tribute", ein Junge und ein Mädchen, ausgelost werden, um in einer Arena so lange gegeneinander zu kämpfen, bis nur noch einer von ihnen am Leben ist. Das Ergebnis ist aus der Trilogie bekannt, die Collins zwischen 2008 und 2010 veröffentlicht hatte und deren mehrteilige Verfilmung zum Welterfolg wurde: Das Mädchen Katniss aus dem 12. Distrikt gewinnt die 74. Spiele und wird danach zum Symbol eines weiteren, diesmal erfolgreichen Aufstandes der Distrikte. Am Ende lebt sie, versehrt an Leib und Seele, abgeschieden mit ihrer Familie in der Provinz und schreibt ihre Erinnerungen nieder.
Ihr großer Gegenspieler im Freiheitskampf war Präsident Coriolanus Snow, ein kalter Zyniker, der sich Katniss gegenüber ebenso kultiviert wie grausam zeigte. Das Prequel zur Trilogie ist ihm gewidmet und wird komplett aus seiner Perspektive erzählt. Die Handlung setzt ein, als zur Abhaltung der zehnten Hungerspiele erstmals Mentoren für die 24 Tribute bestimmt werden. Snow wird die junge Sängerin Lucy Gray Baird aus dem 12. Distrikt zugeteilt, in mancher Hinsicht eine Vorgängerin von Katniss (auf deren Namen sogar einmal angespielt wird), und Snows Interesse an ihr erscheint ihm und anderen bisweilen als der Liebe ähnlich, ist aber eng an das eigene Fortkommen geknüpft und wird schließlich genau in dieser Hinsicht problematisch. Völlig anders aber ist die Situation der Tribute, die nicht wie in der Trilogie anfangs gehätschelt und fernsehtauglich gemacht, sondern wie Tiere behandelt und in die Manege entlassen werden.
Die Spiele sind hier in eine Krise geraten, eigentlich will sie niemand mehr sehen, und der eigentliche Impuls der an gesellschaftlichen Prozessen so interessierten Autorin scheint die Schilderung zu sein, wie aus einem reinen Unterdrückungsinstrument ein als Massenunterhaltung akzeptiertes Fernsehereignis wird - Snows Ideen, die er in diesem Roman entwickelt, bahnen den Weg zu dem, was uns in der Trilogie begegnet.
Die Kunst der Autorin besteht darin, die Entwicklung des jungen Coriolanus zum späteren kultivierten Monster aus der Trilogie als keineswegs unausweichlich zu schildern, einige Weichenstellungen inklusive, trotzdem aber als plausibel darzustellen. Dazu trägt bei, dass er von echten Sadisten, aber auch von ambivalenten Gestalten umgeben ist, wozu auch ein tragischer Charakter gehört, der sich gegen das System auflehnt und dabei die falschen Allianzen zu knüpfen versucht. Und Collins spinnt den roten Faden ihrer Trilogie weiter aus, der in der menschlichen Stimme, im Gesang zumal, ein Symbol der Freiheit sieht.
Coriolanus jedenfalls wird auch später einen verräterischen Geruch mit Rosenduft unterdrücken müssen: In der Trilogie ist das der Geruch von Blut.
TILMAN SPRECKELSEN.
Suzanne Collins: "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange".
Aus dem Englischen von Peter Klöss und Sylke Hachmeister. Oetinger Verlag, Hamburg 2020. 608 S., geb., 26,- [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Blutig: Suzanne Collins' "Panem"-Prequel
Wenn auf der Dachterrasse Rosen gezüchtet werden und im Kochtopf gegen den Hunger nur Kohlsuppe vor sich hin blubbert, dann ist einiges in Schieflage geraten. Für die Familie Snow - einst mächtig, nun verarmt - heißt das, dass der einzige Erbe, der achtzehnjährige Coriolanus, nicht nur ständig damit rechnen muss, unter seinen reichen Freunden als Hochstapler dazustehen, sondern auch, dass seine einzige Chance auf ein seinen Vorstellungen gerechtes Leben in ihm selbst besteht: in seiner Geschmeidigkeit, in der Fähigkeit, das bestehende System zu analysieren und zu seinen Gunsten auszunutzen, und schließlich in der Bereitschaft, diesem Ziel alles unterzuordnen. Auch wenn es um so elementare Bedürfnisse eines Jugendlichen geht wie Freundschaft, Liebe oder ein Dasein ohne große Verstellung. Coriolanus jedenfalls verbirgt den Kohlgeruch, Symbol seiner Armut, mit dem Rosenduft aus dem Dachgarten seiner Großmutter.
Suzanne Collins hat ihre Trilogie "Die Tribute von Panem" um einen vierten Band ergänzt, der vor einigen Tagen erschienen ist. Er erzählt die Geschichte weiter, aber nicht als Fortsetzung, sondern in die Vergangenheit gerichtet. Denn die Handlung von "Das Lied von Vogel und Schlange" spielt 64 Jahre vor dem ersten Band, vor den 74. "Hungerspielen" also, die wie jedes Jahr zur Erinnerung an den einstigen Aufstand der "Distrikte" gegen die Zentrale, das "Kapitol", abgehalten werden, indem aus jedem Distrikt zwei "Tribute", ein Junge und ein Mädchen, ausgelost werden, um in einer Arena so lange gegeneinander zu kämpfen, bis nur noch einer von ihnen am Leben ist. Das Ergebnis ist aus der Trilogie bekannt, die Collins zwischen 2008 und 2010 veröffentlicht hatte und deren mehrteilige Verfilmung zum Welterfolg wurde: Das Mädchen Katniss aus dem 12. Distrikt gewinnt die 74. Spiele und wird danach zum Symbol eines weiteren, diesmal erfolgreichen Aufstandes der Distrikte. Am Ende lebt sie, versehrt an Leib und Seele, abgeschieden mit ihrer Familie in der Provinz und schreibt ihre Erinnerungen nieder.
Ihr großer Gegenspieler im Freiheitskampf war Präsident Coriolanus Snow, ein kalter Zyniker, der sich Katniss gegenüber ebenso kultiviert wie grausam zeigte. Das Prequel zur Trilogie ist ihm gewidmet und wird komplett aus seiner Perspektive erzählt. Die Handlung setzt ein, als zur Abhaltung der zehnten Hungerspiele erstmals Mentoren für die 24 Tribute bestimmt werden. Snow wird die junge Sängerin Lucy Gray Baird aus dem 12. Distrikt zugeteilt, in mancher Hinsicht eine Vorgängerin von Katniss (auf deren Namen sogar einmal angespielt wird), und Snows Interesse an ihr erscheint ihm und anderen bisweilen als der Liebe ähnlich, ist aber eng an das eigene Fortkommen geknüpft und wird schließlich genau in dieser Hinsicht problematisch. Völlig anders aber ist die Situation der Tribute, die nicht wie in der Trilogie anfangs gehätschelt und fernsehtauglich gemacht, sondern wie Tiere behandelt und in die Manege entlassen werden.
Die Spiele sind hier in eine Krise geraten, eigentlich will sie niemand mehr sehen, und der eigentliche Impuls der an gesellschaftlichen Prozessen so interessierten Autorin scheint die Schilderung zu sein, wie aus einem reinen Unterdrückungsinstrument ein als Massenunterhaltung akzeptiertes Fernsehereignis wird - Snows Ideen, die er in diesem Roman entwickelt, bahnen den Weg zu dem, was uns in der Trilogie begegnet.
Die Kunst der Autorin besteht darin, die Entwicklung des jungen Coriolanus zum späteren kultivierten Monster aus der Trilogie als keineswegs unausweichlich zu schildern, einige Weichenstellungen inklusive, trotzdem aber als plausibel darzustellen. Dazu trägt bei, dass er von echten Sadisten, aber auch von ambivalenten Gestalten umgeben ist, wozu auch ein tragischer Charakter gehört, der sich gegen das System auflehnt und dabei die falschen Allianzen zu knüpfen versucht. Und Collins spinnt den roten Faden ihrer Trilogie weiter aus, der in der menschlichen Stimme, im Gesang zumal, ein Symbol der Freiheit sieht.
Coriolanus jedenfalls wird auch später einen verräterischen Geruch mit Rosenduft unterdrücken müssen: In der Trilogie ist das der Geruch von Blut.
TILMAN SPRECKELSEN.
Suzanne Collins: "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange".
Aus dem Englischen von Peter Klöss und Sylke Hachmeister. Oetinger Verlag, Hamburg 2020. 608 S., geb., 26,- [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main