Eins vorweg, «Der kleine Prinz» ist kein Märchenbuch für Kinder, auch wenn sein Protagonist ein kleiner Bub ist, der ganz allein auf einem winzigen Asteroiden lebt, «Der Planet seiner Herkunft war kaum größer als ein Haus», heißt es im Buch. Um der Einsamkeit dort zu entfliehen, andere Menschen
kennen zu lernen, hat er ihn verlassen. Auf sechs nahe gelegenen anderen kleinen Planeten trifft er…mehrEins vorweg, «Der kleine Prinz» ist kein Märchenbuch für Kinder, auch wenn sein Protagonist ein kleiner Bub ist, der ganz allein auf einem winzigen Asteroiden lebt, «Der Planet seiner Herkunft war kaum größer als ein Haus», heißt es im Buch. Um der Einsamkeit dort zu entfliehen, andere Menschen kennen zu lernen, hat er ihn verlassen. Auf sechs nahe gelegenen anderen kleinen Planeten trifft er zuerst einen König, der ihn als seinen Untertanen betrachtet, dann einen Eitlen, den er bewundern soll, einen Säufer, der säuft, um zu vergessen, dass er säuft, einen Unternehmer, dem angeblich alle Sterne gehören, einen Laternenanzünder, der seine Pflicht allzu ernst nimmt, und einen Geografen, der dicke Bücher schreibt, in denen nichts von den wichtigen Dingen des Lebens geschrieben steht. Der Geograf rät ihm, den Planeten Erde zu besuchen, «er hat einen guten Ruf». Ich-Erzähler dieser Geschichte ist ein Pilot, der wegen Motorschadens in der Wüste notlanden musste, beide sind sie quasi vom Himmel gefallen, wie sie lachend feststellen. Sie freunden sich schnell an, und der Prinz erzählt von seinem Planeten, seiner Reise auf die Erde und von seinen Erlebnissen.
Als ungewöhnlich filigran gezeichnete Parabel angelegt, enthält diese berührende Geschichte auch Elemente der Fabel, die Pflanzen und Tiere können selbstverständlich sprechen. Eine Rose, ein Fuchs und eine Schlange gehören somit zu den handelnden Figuren, letztere sogar mit tödlichem Auftrag. Mit dem Besuch der sechs Planeten verweist Saint-Exupéry auf menschlich allzumenschliche Schwächen, er legt behutsam moralisch Fragwürdiges bloß, indem er die unverdorbene Perspektive des Kindes benutzt. «Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar» ist eines der Schlüsselzitate des kleinen Prinzen. Damit will der Autor Mut machen für die Dinge des Lebens, die wirklich wichtig sind, für die es sich lohnt zu leben, ein flammendes Plädoyer für die Menschlichkeit also. Es gibt einige autobiografische Bezüge in diesem Text, die empfindliche Rose mit den vier Dornen kann als Hinweis auf den Ehekonflikt des Autors angesehen werden. Seine Einsamkeit in New York, wo er das Buch im Exil geschrieben hat, fließt ebenso ein wie die Bruchlandungen, von denen er selbst so einige hingelegt hat als Pilot, eine Notlandung in der Sahara (sic!) eingeschlossen. Die Fliegerei sei eigentlich eine Flucht vor den irdischen Sorgen, hat er seine Passion mal zu erklären versucht.
Was ist denn nun «Der kleine Prinz», ein philosophisch verklausuliertes Märchen? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, wie schön es ist, dieses Buch zu lesen! «Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können!» tröstet der Prinz den Piloten beim Abschied. «Wenn du dieses Buch gelesen hast, wirst du froh sein, es getan zu haben», möchte ich schamlos plagiierend jedem potentiellen Leser zurufen!