Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Erinnerungsbücher wie Meine freie deutsche Jugend von Claudia Rusch, um das es in der vorliegenden Ausarbeitung gehen soll, nehmen eine besondere Rolle ein, da sie nicht nur über den Prozess des Erwachsenwerdends erzählen, sondern auch über einen Staat schreiben, der parallel dazu verschwand. Die Ich-Erzählinstanz führt den Leser, in Meine freie deutsche Jugend über 27 pointenreichen Erinnerungsgeschichten, durch ihre Kindheit und Jugend in der DDR. In den einzelnen Geschichten wechselt der Standpunkt der Erzählerin vom Kind zur Jugendlichen oder zur Erwachsenen. Rusch wird mit jeder Geschichte älter, ähnlich dem Protagonisten eines Bildungsromans. Anders als im Erinnerungsbuch Zonenkinder von Jana Hensel, die den Anspruch hat im “Wir” für eine ganze Generation zu sprechen, geht es Claudia Rusch um Erinnnerungen an ihre individuelle Lebensgeschichte, diese ist einerseits geprägt von außergewöhnlichen Erfahrungen eines Oppossitionellenkindes in einem totalitären Staat und andererseits von typischen Kindheitsmustern in der DDR. Auf welch schicksalshafte Weise das Leben von Claudia Rusch mit der Existenz der DDR verbunden ist, wird schon am Geburtsdatum deutlich. Sie wurde 1971 geboren und feierte ihre Volljährigkeit im Jahr des Mauerfalls 1989. Damit wurde sie nicht nur vom Gesetz mit größeren Entscheidungsfreiheiten ausgestattet, sondern auch die Begrenzungen der DDR- BürgerInnen wurden gleichzeitig mit dem Fall der Mauer aufgehoben. Von Kritikern wurde ihr Buch in eine Reihe mit teils systemkritischen (u.a. Mein erstes T-Shirt von Jakob Hein) teils „ostalgischen“ (u.a. Zonenkinder von Jana Hensel) Auseinandersetzungen ihrer Generation mit Kindheit und Aufwachsen in der DDR gestellt. Entsprechend wurden Hensel und Rusch auch als östliches Pendant zur westlichen Generation Golf bezeichnet, der entsprechende Begriff Generation Trabant war schon 2001 geprägt worden. Auf den Aspekt der Gedächtnisgemeinschaft Generation Trabant werden ich im letzten Punkt eingehen. Die vorliegende Ausarbeitung ist so aufgebaut, dass auf eine gesamte Inhaltsangabe, aufgrund der Segmenthaftigkeit der einzelnen Erzählungen, verzichtet wird. Im ersten Punkt wird die Rolle des politischen Regimes und seiner Institutionen für die Identitätsbildung der werdenden Schriftstellerin untersucht. Zuletzt wende ich mich auch der Frage zu, wodurch das Verhältnis der autobiographischen Darstellung zum Prozess der Erinnerung gekennzeichnet ist.