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Produktdetails
  • Verlag: Agon
  • Seitenzahl: 216
  • Deutsch
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 738g
  • ISBN-13: 9783897842427
  • ISBN-10: 3897842424
  • Artikelnr.: 12554228
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Andreas Hütig studierte Philosophie, Politikwissenschaften, Komparatistik und Jura in Mainz. Er ist Mitarbeiter des Studium generale der JGU Mainz und lehrt und forscht interdisziplinär zu Fragen der Kulturtheorie und der Ethik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2004

Nachdenken mit Jürgen K.

"Abseits denken" - der Titel klingt, als würde er über einem Essay Adornos stehen. Dabei wäre der Philosoph wohl kaum auf den Gedanken gekommen, daß "Abseits" auch ein Begriff aus dem sportlichen Regelwerk ist. Daß es trotzdem eine Verbindungslinie zwischen Frankfurter Schule und Frankfurter Eintracht gibt, hat Eckhard Henscheid mit seinen Anekdoten über Fußball und Kritische Theorie belegt. Im übrigen sind sich Ball- und Geistesakrobaten in Deutschland, anders als etwa in Frankreich oder England, weitgehend fremd geblieben.

Damit wollten sich Johannes Marx und Andreas Hütig, zwei Doktoranden an der Mainzer Universität, nicht abfinden. In ihrem Buch lassen sie Sozial-, Geistes- und Sprachwissenschaftler zu Wort kommen, die sich anspruchsvoll, aber auch unterhaltsam zum Thema äußern. Marx und Hütig mußten die 15 fußballaffinen Autoren nicht lange von dem Projekt überzeugen. Ein Verlag war auch schnell gefunden, mit Agon sogar einer der renommiertesten auf dem Markt für Sportbücher.

"Die kulturwissenschaftliche Forschung wendet sich immer mehr den Alltagsphänomenen zu", sagt der 28 Jahre alte Politologe Marx. Themen wie Fußball, die lange außerhalb des akademischen Kanons lagen, werden zum Forschungsgegenstand. Für die beiden Herausgeber ist "Abseits denken" allerdings die erste Publikation über Fußball. So beschäftigt sich Hütig im universitären Alltag mit der Philosophie des Neukantianers Ernst Cassirer und Marx mit der Entwicklung politikwissenschaftlicher Theorien. Mit ihrem Buch versuchen sie nicht nur, die vermeintliche Kluft zwischen Geistesadel und Proletensport zu überbrücken, sondern die Wissenschaft für den Fußball und den Fußball für die Wissenschaft fruchtbar zu machen.

Von besonderem Interesse nicht nur für Mainzer Fußballanhänger dürfte ein zehn Seiten langes Interview am Schluß des Buches sein. Jürgen Klopp, der Trainer des FSV Mainz 05, gewährt darin dem Journalisten Daniel Meuren Einblicke in seine Ansichten und Methoden. Klopp, der neben seiner Profi-Karriere ein Sportstudium abschloß, gilt nicht umsonst als Intellektueller. Er hat mehr zu sagen als Trainer-Phrasen. Dabei läßt er sich nicht zu aufgesetzten "Philosophien" hinreißen, sondern schildert aufschlußreich, was er über Training und Mannschaftsführung, Bücher und Universität, persönliche Motivation und die bevorstehende Europameisterschaft denkt.

Die Lektüre wäre sogar einem fußballerischen Kostverächter wie Adorno zu empfehlen. Womöglich würde er in Klopp sogar einen Geistesverwandten entdecken.

MATTHIAS TRAUTSCH

"Abseits denken", herausgegeben von Andreas Hütig und Johannes Marx, 216 Seiten, Agon Sportverlag, Kassel 2004, 17,50 Euro.

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