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Mit der flächendeckenden Pionierarbeit der Beschreibung der Baudenkmäler Polens nach historischen Regionen werden deutschen Lesern die Kultur- und Kunstschätze des wenig bekannten Nachbarlandes wie auch des 'gemeinsamen Kulturerbes' näher gebracht. Erstmalig in der teilweise schwierigen deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte werden die ca. 2500 bedeutendsten Objekte mit den wichtigsten Baudaten und Informationen zu Ausstattung und beteiligten Künstlern unter Berücksichtigung ihrer historischen Funktionen dargestellt: in der Metropole Breslau, in Residenzstädten wie Glogau, Liegnitz oder…mehr

Produktbeschreibung
Mit der flächendeckenden Pionierarbeit der Beschreibung der Baudenkmäler Polens nach historischen Regionen werden deutschen Lesern die Kultur- und Kunstschätze des wenig bekannten Nachbarlandes wie auch des 'gemeinsamen Kulturerbes' näher gebracht. Erstmalig in der teilweise schwierigen deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte werden die ca. 2500 bedeutendsten Objekte mit den wichtigsten Baudaten und Informationen zu Ausstattung und beteiligten Künstlern unter Berücksichtigung ihrer historischen Funktionen dargestellt: in der Metropole Breslau, in Residenzstädten wie Glogau, Liegnitz oder Teschen, in regionalen Zentren wie Hirschberg oder Glatz, in kleineren Landstädten und schließlich in den jüngeren Industrieregionen um Waldenburg und Kattowitz, dazu bedeutende Kloster- und Wallfahrtsanlagen wie Grüssau, Heinrichau oder Annaberg ebenso wie eine Vielzahl von Schlössern und Herrensitzen. Sämtliche Orte sind nach den heute gültigen Ortsnamen angeordnet. Ein Ortsregister und ein Künstlerverzeichnis sowie reiches Karten- und Planmaterial und ein Glossar ergänzen die Texte. Damit liegt ein für Kunsthistoriker wie für alle an Schlesien Interessierte unentbehrliches Handbuch vor. In Anlehnung an die von Georg Dehio begründeten traditionsreichen deutschen Handbücher eröffnet der Band über Schlesien die neue Reihe 'Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen'. Sie wird von einem Team aus deutschen und polnischen Kunsthistorikern unter der Leitung des Herder-Instituts Marburg in Kooperation mit der Dehio-Vereinigung und führenden polnischen Einrichtungen bearbeitet und herausgegeben. Der Band erscheint parallel auf polnisch.
Autorenporträt
Georg Dehio (1850 - 1932) wechselte Anfang der 1870-er Jahre - nach dem Studium der Geschichte bei Waitz und Sybel in Göttingen und Bonn zur Kunstgeschichte über. Er war Privatdozent in München und später Ordinarius in Königsberg und bis 1918 in Straßburg. In seinen letzten Tübinger Lebensjahren (ausschließlich gewidmet der "Geschichte der Deutschen Kunst") wurden ihm zahlreiche hohe Ehrungen zuteil.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2006

Der Kompetenzvorsprung der polnischen Seite
Auch eine Ost-Erweiterung: Das Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Schlesien

Als der "Arbeitskreis deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger" vor einem knappen Jahrzehnt über das Projekt eines gemeinsam zu bearbeitenden Handbuchs der Kunstdenkmäler in Schlesien debattierte (F.A.Z. vom 12. September 1997), runzelte manch älterer polnischer Teilnehmer mißtrauisch die Stirn. Noch einmal wehte ein Hauch der Vergangenheit durch den Saal, einer Vergangenheit, in der die Kunstlandschaften entlang der oberen und mittleren Oder ein Zentrum des Kulturkampfes zwischen den beiden Nationen gewesen waren.

Hatte die alte, von den Nationalsozialisten kräftig geförderte "Ostforschung" anhand der schlesischen Kunst die Überlegenheit des Germanentums über das Slawentum zu demonstrieren gesucht, so verschrieben sich die polnischen Kunsthistoriker nach 1945 verstärkt der Aufgabe, die deutschen Einflüsse herunterzuspielen und die früheren Verbindungen zu den polnischen Kernländern überzubetonen, um so den von der kommunistischen Propaganda konstruierten historischen Anspruch Polens auf seine "wiedergewonnenen Gebiete" im Westen zu untermauern.

In dem nun erschienenen, im Auftrag des Marburger Herder-Instituts und der Dehio-Vereinigung in Zusammenarbeit mit dem polnischen Zentrum für die Erforschung und Dokumentation von Kunstdenkmälern herausgegebenen Handbuch ist von den alten Antagonismen nichts mehr zu spüren. Die einstige Kampfzone erhält, wie es im Vorwort heißt, ihre "historische Stellung als Brückenland und Schmelztiegel der verschiedenen ethnisch-kulturellen Elemente und Einflüsse" wieder. An die Stelle der geschichtsverfälschenden nationalistischen Überemphase mancher früherer Darstellungen tritt das aus den Dehio-Bänden vertraute, in seiner Nüchternheit heilsame Stakkato eines prosaischen Inventars.

Die wissenschaftliche Leitung des Projekts oblag den deutschen Kunsthistorikern Ernst Badstübner, Dietmar Popp und Dethard von Winterfeld sowie dem früheren polnischen Generalkonservator Andrzej Tomaszewski. Die von Christine Nielsen und Sawomir Brzezicki koordinierte Kärrnerarbeit der Bestandsaufnahme von rund 2500 Denkmälern in über 1200 Orten leistete aber ein größerer Mitarbeiterstab, dem fast ausschließlich polnische Forscher angehörten. Darin zeigt sich der deutliche Kompetenzvorsprung der polnischen Seite, der nicht zuletzt daraus resultiert, daß die Beschäftigung mit Schlesien in der deutschen Kunstwissenschaft jahrzehntelang als fachlich obsolet galt und politisch im Ruch des Revanchismus stand.

Das Bearbeitungsgebiet orientiert sich im wesentlichen an der preußischen Provinz Schlesien in ihren Grenzen bis 1914. Somit ist auch das nach dem Ersten Weltkrieg vom Deutschen Reich abgetrennte, in den wiedererstandenen polnischen Staat einverleibte Ostoberschlesien einbezogen. Schlesische Gebiete, die außerhalb des heutigen Polen liegen, bleiben dagegen unberücksichtigt. Während für den deutsch gebliebenen westlichen Teil Niederschlesiens das Dehio-Handbuch Sachsen herangezogen werden kann, müssen die kunsthistorisch interessierten Besucher der heute zu Tschechien gehörenden schlesischen Territorien bis auf weiteres leider ohne den fachlichen Beistand des Dehio auskommen.

Abweichend von der bisherigen Dehio-Praxis, wurden den alphabetisch nach heutigen Ortsnamen geordneten Denkmalbeschreibungen historische und kunsthistorische Einführungstexte vorangestellt, um deutschen Lesern einen Überblick über die Kulturgeschichte einer Region zu geben, die hierzulande zur Terra incognita geworden ist. Eine andere wegweisende Weiterentwicklung des bewährten Handbuch-Konzepts besteht in der Einbeziehung vernichteter Denkmäler. So wurden viele Bau- und Kunstwerke dem Vergessen entrissen, die den Kampfhandlungen des Krieges, den Zerstörungsaktionen der Nazis, den Brandschatzungen der Roten Armee oder dem spontanen und organisierten Vandalismus der Nachkriegsjahrzehnte zum Opfer gefallen waren.

Programmatisch hatten es sich die Initiatoren des Bandes zum Ziel gesetzt, nicht nur kanonische Denkmäler von der Romanik bis zum Klassizismus, sondern gleichermaßen auch die von Zerstörung und Deformation besonders bedrohten Zeugnisse späterer Epochen zu dokumentieren. Dieser Vorsatz wurde nur teilweise eingelöst. So findet man in dem Band erwartungsgemäß umfangreiches Material zu unzähligen gotischen Kirchen, barocken Palästen und Klöstern zwischen Grünberg (Zielona Góra) im Nordwesten und Bielitz (Bielsko-Biaa) im Südosten oder auch zu den Bauten und Siedlungen der klassischen Moderne in Breslau. Selbst eine so unscheinbare Kleinstadt wie das ostoberschlesische Orzesche (Orzesze) samt eingemeindeter Dörfer wurde mit einem halben Dutzend Einträgen zu Kirchen, Schlössern und Gutshäusern von der Renaissance bis zum Expressionismus gewürdigt.

Dagegen erscheint die Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich unterbelichtet. Im Abschnitt zur oberschlesischen Industriemetropole Kattowitz (Katowice) zum Beispiel wurde die futuristische Mehrzweckhalle "Spodek" (1965 bis 1971), einer der markantesten Bauten der polnischen Spätmoderne, nur mit wenigen Worten bedacht. Selbst das etwa gleichzeitig errichtete monumentale Denkmal für die schlesischen Aufständischen, ein historisch hochinteressantes und künstlerisch nicht völlig bedeutungsloses Zeitzeugnis, war nur eine beiläufige Erwähnung wert.

Solche läßlichen Mängel sollten nicht den Blick für die beeindruckende Gesamtleistung des deutsch-polnischen Großprojekts verstellen. Ebenso befriedigend ist, daß gleichzeitig eine polnische Fassung erschienen ist und weitere Dehio-Bände zu den Kunstdenkmälern in Polen folgen sollen. Eine Ausweitung auf andere Länder dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Vielleicht entwickelt sich das weitergeführte Lebenswerk Georg Dehios noch zu einem Exportschlager.

ARNOLD BARTETZKY

Ernst Badstübner u.a. (Hrsg.): "Schlesien". Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2005. XVIII u. 1297 S., mit 80 Grundrissen und Plänen sowie 34 Karten, geb., 49,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sichtlich beeindruckt ist Arnold Bartetzky von diesem umfangreichen Handbuch, das rund 2500 Kunstdenkmäler in über 1200 Orten in den schlesischen Gebieten des heutigen Polens dokumentiert. Ausführlich würdigt er die fruchtbare Zusammenarbeit deutscher und polnischer Wissenschaftler. Beiden Seiten bescheinigt er, sich statt nationaler Emphase wissenschaftliche Nüchternheit auf die Fahnen geschrieben zu haben und alte Antagonismen hinter sich zu lassen. Besonders lobt Bartetzky die den jeweiligen Denkmalbeschreibungen vorangestellten historischen und kunsthistorischen Einführungstexte, die über die Kulturgeschichte der Region informieren. Auch die Einbeziehung von im Krieg vernichteten Denkmälern findet seinen Beifall. Dass die Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg etwas zu kurz kommt, hält er angesichts der imposanten Gesamtleistung des deutsch-polnischen Großprojekts für einen "lässlichen Mangel".

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