Muss die Sonderschule weiterbestehen oder können die behinderten Schüler in die Regelschule integriert werden? Die Diskussion wird auf beiden Seiten heftig geführt. Die Standpunkte scheinen unvereinbar. Dann geschieht es: ein erfahrener Pädagoge, der stets in einer Realschule unterrichtet hat, wird in eine Schule für Körperbehinderte "verschoben". Es ist eigentlich nur ein Verwaltungsakt, aber es wird mehr. In einer Schule für Körperbehinderte werden alle schwerbehinderten Kinder unterrichtet. Eine Ablehnung gibt es nicht. Viele Schüler leiden an Muskeldystrophie, andere sind schwere Spastiker und wieder andere haben durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit die Behinderung bekommen. Sie alle sollen in einer Schule für Körperbehinderte nach ihren Möglichkeiten gefördert werden. Das ist eigentlich nur einem ausgebildeten Sonderpädagogen möglich. Die ganze bisherige Berufserfahrung zählt deshalb nicht mehr, bis er verstanden hat, was Behinderungen sind und wie anders die so unterschiedlich behinderten Kinder ihre Welt verstehen und begreifen. Staunend betritt er Schritt für Schritt eine Welt, die so ganz anders ist. Vieles von dem, was uns so selbstverständlich ist, wie Eile und Hast, aber auch Handeln und Wollen, zählt hier nicht. Jedes Kind hat seinen ganz eigenen Weg gefunden, seine Welt zu erleben und zu gestalten. Man kann sie nur verstehen und mit ihnen arbeiten, wenn man bereit ist, sich in ihre Welt zu versetzen. Aber dazu müssen Grenzen überschritten und Brücken gebaut werden. Der Weg des Lehrers in die Sonderschule wird zu einem Weg, den jeder gehen muss, der sich intensiv mit einem behinderten Menschen befasst, sei es beruflich oder als Eltern oder Verwandte eines behinderten Kindes. "Den Weg haben wir alle gehen müssen", bestätigten die Eltern auf einem Gesprächsabend dem Autor, als er seine Erfahrungen erzählte. Deshalb wird das Buch zu einer Vorbereitung und zu einem Wegbegleiter in "ein fernes Land".