Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Technische Universität Dresden (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Protestkulturen im Nachkriegsdeutschland 1968-1989, Sprache: Deutsch, Abstract: Die in Deutschland schon traditionell anmutende Auffassung einer Divergenzideologie von Geist und Macht hatte vor allem in den fünfziger Jahren der Bundesrepublik Deutschland erneuten Aufschwung gefunden. So löste die in ihrem Umfang bis heute unikale Teilnahme des Autors und Grafikers Günter Grass am politischen Alltag in den sechziger Jahren ein sehr starkes Echo aus, da dies dem gewohnten Bild des deutschen Schriftstellers völlig zu widersprechen schien. Die Überwindung solcher Bedenken führten bei Grass zu einem dezidiert sozialdemokratischen Politikverständnis, dessen Ursachen und besondere Konturen in der vorliegenden Arbeit nachgezeichnet werden. Grass provozierte mit seiner bewussten politischen Stellungnahme eine Unterstützung seines Engagements und forderte damit zugleich die Aufhebung des alten Geist-Macht-Gegensatzes. Diese neuartige und kontroverse Auffassung wird anhand ausgewählter Schriften des Autors fokussiert. Da jedoch eine grundlegende Abhandlung seiner theoretisch-politischen Konzeption fehlt, war hierbei der Rückgriff auf die einzelnen Reden, die im Rahmen aktueller Bezüge entstanden, erforderlich. Dem vorangestellt sind jedoch auch die Ursachen der auch von Grass selbst formulierten Schwierigkeiten eines Schriftstellers bei der politischen Positionsfestlegung, ein elitäres Zögern, dass aus einer Haltung hervorgeht, die die Poesie als „rein“ und die Politik als „schmutzig“ begreift und so den Literaten losgelöst von jeglicher Bindung dieser Art sieht.