In Deutschland wurde in den letzten Jahren ein seit langem ignoriertes bundesweites Problem publik: unser Bildungssystem leidet unter einem alarmierend engen und von kaum einem anderen europäischen Land übertroffenen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Leistungsniveau. Mit dem Ziel, die Ausgegrenzten zu integrieren, ist die Alphabetisierungsdekade der Vereinten Nationen auch ein Thema für Deutschland. Das von der UNESCO koordinierte "Family Literacy" Modellprojekt (FLY) beruht auf der Adaption sowohl angloamerikanischer als auch englischer Erfahrungen in der Förderung der familialen Sprachkultur. Mit diesem in Deutschland bisher einmaligen Projekt hält eine neue Form von generationsübergreifender Präventionsarbeit Einzug in unser Bildungssystem. Das Projekt trägt zur sozialen Öffnung der Schulen bei und ermöglicht umfassende familienorientierte Zugänge zur Schrift und zur Schriftkultur, die insbesondere auch Familien mit Migrationshintergrund offen stehen sollen. Dieses Buch beschäftigt sich erstmals in deutscher Sprache mit den Ursprüngen des seit den achtziger Jahren weltweit expandierenden Family Literacy Gedankens und spürt divergierende Entwicklungslinien auf. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, inwieweit das für Deutschland neue Konzept tatsächlich zur Reduktion sozialer Benachteilung beitragen kann und welche Voraussetzungen dafür gewährleistet sein müssen. In ausführlicher Form wird sich dem von der UNESCO koordinierten Modellprojekt FLY gewidmet. Ein großangelegter Vergleich zwischen internationalen und nationalen familienpädagogischen Konzepten führt Transfer- und Verbesserungsoptionen für zukünftige deutsche Family Literacy Projekte auf.