Heinrich von Stadens Beschreibung und Angriffsplan auf Moskovien von 1579 greift auf die Vorlage der Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés zurück: das Muster-Narrativ für koloniale Eroberung im 16. Jahrhundert. In seiner Beschreibung Moskoviens stilisiert er seine Begegnung mit Zar Ivan IV. (»dem Schrecklichen«) nach der Begegnung Cortés` mit dem Aztekenherrscher Montezuma. Cornelia Soldat untersucht diese Texte über Russland, die Teil eines groß angelegten Planes des Pfalzgrafen Georg Hans von Veldenz sind, die Herrschaftsverhältnisse im Baltikum grundlegend zu ändern. Im Zentrum steht dabei die Einschreibung Russlands in die Kolonialismus-Erzählung.
»Man sollte sich hüten, leichtfertige und anachronistische Parallelen bis in die Gegenwart zu ziehen. Trotzdem ermöglicht die Studie von Cornelia Soldat den überraschenden Einblick in eine Zeit, die zwar anderen Spielregeln gehorchte, deren Betrachtung aber dennoch eine Ahnung aufkommen lässt, wie lange die Geschichte der Entzweiung zwischen Westeuropa und seinen östlichen Nachbarn schon zurückreicht und wie sehr tradierte Vorstellungen und historische Narrative die Wahrnehmung voneinander prägten.« Johann Michael Möller, Karenina - Petersburger Dialog online, 20.03.2023 Besprochen in: Historische Zeitschrift, 316 (2023), Regina Stuber H-Soz-u-Kult, 05.07.2023, Andrej Doronin