Gibt es ein Objekt Stadtraum, das Thema der Kulturgeschichte werden kann? Ist es möglich, die Kulturgeschichte eines Platzes in derselben Weise zu erfassen, wie bereits andere Gegenstände in den Fokus einer kulturgeschichtlichen Betrachtung genommen wurden?Corradi antwortet mit einem entschiedenen Ja. Und zwar nicht nur, weil in vielen Fällen ein Platz mit gutem Recht den Status eines Kunstwerkes beanspruchen kann. Diese Studie über einen Architekturplatz wie den Michaelerplatz zeigt, dass bestimmte urbane Orte in erster Linie kulturelle Objekte sind, das heißt auch kollektive, plurale Werke, die eine neue asymbolische Form darstellen. Diese Werke entstehen nicht neu, sondern gestalten sich in einem bereits formierten, an historischen Bestimmungen reichen urbanen Umfeld. Im Laufe der Zeit verändern sie sich und werden immer wieder neu interpretiert.Am Beispiel des Wiener Michaelerplatzes zeigt der Autor die wichtigen formalen und begrifflichen Strukturen in der Konstruktion eines solchen Stadt-Textes im Wandel der Epochen und macht das Architekturverständnis und die urbanistischen Strategien deutlich, die diesem zugrunde liegen. Solcherart entsteht ein Panorama der Bedeutungen und Wechselwirkungen, das über die Geschichte der Wiener Innenstadt hinaus zu einem umfassenden Verständnis der europäischen Stadtkultur beiträgt
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