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Das US-Standardwerk zur Punk- und Hardcoregeschichte
Das Buch gibt Newcomern und Kennern einen fundierten Einblick in das Wesen von Punk, in die "Philosophie", die hinter der Bewegung steht. Autor Craig O'Hara, ein genauer Kenner der Szene, behandelt dabei Fragen nach dem Verhältnis von Punk, Politik und Anarchie, geht auf das ambivalente Verhältnis von Punks und Skinheads ein, beschreibt die Fanzine-Szene und widmet den Geschlechterverhältnissen im Punk ein eigenes Kapitel.
Natürlich kommt dabei auch die Musik nicht zu kurz. Vor allem die US-amerikanische Szene, von Klassikern wie Black
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Produktbeschreibung
Das US-Standardwerk zur Punk- und Hardcoregeschichte

Das Buch gibt Newcomern und Kennern einen fundierten Einblick in das Wesen von Punk, in die "Philosophie", die hinter der Bewegung steht. Autor Craig O'Hara, ein genauer Kenner der Szene, behandelt dabei Fragen nach dem Verhältnis von Punk, Politik und Anarchie, geht auf das ambivalente Verhältnis von Punks und Skinheads ein, beschreibt die Fanzine-Szene und widmet den Geschlechterverhältnissen im Punk ein eigenes Kapitel.

Natürlich kommt dabei auch die Musik nicht zu kurz. Vor allem die US-amerikanische Szene, von Klassikern wie Black Flag und Minor Threat bis zur jüngeren Hardcore- und Riot-Grrrl-Bewegung, wird ausführlich in O-Tönen und zahlreichen Abbildungen vorgestellt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2002

1977, im Frühjahr unseres rottenscharfen Mißvergnügens
Vor fünfundzwanzig Jahren entstand der Punk: Häßliches als modisch stets Verläßliches und lebende T-Shirts gegen die Langeweile der Kreisstädte / Von Michael Angele

Vor gut einem Vierteljahrhundert wurde der europäische Punk geboren. 1976 im Sommer hatte die selbstbewußt häßliche Kreatur in London das Licht der Welt erblickt. Das folgende Jahr fing für das Geschöpf mit dem giftgrünen Fell so vielversprechend an, daß die Kapelle "The Clash" in einem Song reimte: "1977 - hope I go to heaven". 1978 war Punk ein wundes Tier und auf der Titelseite des "Spiegel" angekommen. Der Artikel "Nadel im Ohr, Klinge am Hals" beschwor halb ein aggressives und bedrohliches Wesen, halb stimmte er den abgeklärten Abgesang auf den letzten Schrei aus der europäischen Pop-Metropole an. Ein "Punk-Experte" von der University of Oxford wurde herbeizitiert, der das Lob der Vorstädte sang, wo ein unverfälschter Punk jenseits aller Ausbeutung weiterlebe. Ein anderer Experte, ein Jugendpsychologe, belehrte die Leser des Hamburger Nachrichtenmagazins darüber, daß Punk "unmittelbar aus Arbeitslosigkeit und Teenager-Frustration" gekommen sei. Als Beleg wurde das Lied "London's Burning" der "Clash" angeführt. Das war kein gutes Beispiel. Joe Strummer, der Sänger und Texter, war Diplomatensohn, hatte erst ein Internat besucht und dann eine Kunsthochschule, und einen Teenager konnte man - im Gegensatz zu den meisten anderen Punks der ersten Stunde - den Sechsundzwanzigjährigen auch nicht mehr nennen; mit der Unmittelbarkeit ist das so eine Sache.

Es spricht vermutlich eher für eine Sache, wenn Gelehrte und Zeitgeistdiagnostiker erst einmal Mühe haben, sie auf den Begriff zu bringen. Aber die Betroffenen waren zu Beginn, in Deutschland wenigstens, auch nicht viel schlauer: "Ich hatte nur so eine Geschichte im ,Spiegel' gelesen", erinnert sich Gabi Delgado, der als Frontmann der Gruppe DAF (Deutsch-Amerikanische-Freundschaft) berühmt werden sollte, an seine Anfänge in Düsseldorf. Eine ganz böse Aura habe Punk durch diesen Artikel erhalten. Als müßte dieses Schreckbild aus den Medien noch überboten werden, kokettierte DAF in der Folge mit Nazisymbolen- und Männerherrlichkeit - "Tanz den Adolf Hitler". Man kann Delgados Erinnerungen nun in Jürgen Teipels Buch "Verschwende Deine Jugend" nachlesen, einem "Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave". Mit der Montage von unzähligen Gesprächen, die Teipel mit den wichtigsten Protagonisten jener Tage geführt hat, wurde eine glückliche Form gefunden: Entstanden ist eine Art Familienroman des deutschen Punk, mit der Band als Keimzelle, mit Oberhäuptern, Müttern, verschworenen Brüdern, schwierigen Töchtern und schon bald auch den ersten verlorenen Söhnen.

"Wir waren absolut auf England bezogen", erinnert sich Peter Hein, der damals als Namen ein Pseudonym aus einem "Clash"-Song trug und als Sänger von "Mittagspause" und "Fehlfarben" populär wurde. Die Faszination für den britischen Punk vermischte sich auf dem Kontinent mit regionalen Mentalitäten und Traditionen, man könnte durchaus eine kleine Heimatkunde schreiben. Auf die westdeutschen Zentren bezogen: In Hamburg trat Punk aggressiv und gesinnungsästhetisch auf, in Düsseldorf war er eher verspielt und modebewußt, und in Berlin geriet er in die Hände einer Boheme mit wenig Humor und viel Existentialismus. Das, wenn man so stark verallgemeinern darf, scheint auch den amerikanischen Punk auszuzeichnen. Zwar gab es in New York schon 1975 eine blühende Punkkultur, die sich um den Club "GBCB's" rankte, sie blieb aber ohne große Auswirkungen auf die kontinentale Jugend. Als sei es eine späte Rache für diese Ignoranz, bildet Punk in den Vereinigten Staaten bis heute eine stabile Subkultur - im Gegensatz zu England, wo er primär eine Mode war, die kam und ging.

Einer der Hauptgründe liegt in der zentralen Rolle der Fanzines, Zeitschriften, von denen einige wie "Maximum Rock N Roll (MRR)" durch Einzelhandelsketten verbreitet werden und so ein von der Mainstream-Presse relativ unabhängiges, gleichwohl beachtetes Dasein führen. Andererseits provoziert die Macht dieser Organe die Neuschöpfung von "unverfälschten" und "unzensierten", meistens fotokopierten Heftchen, in denen frische Bands gelobt oder vermutungsweise alternative politische Ansichten verbreitet werden. So hat sich der amerikanische Punk von seinen Anfängen als einer elitären Kunstbewegung mit exzentrischen Protagonisten wie Richard Hell oder den New York Dolls zu einer "community" entwickelt, die von der Popkultur ebenso weit weg scheint, wie sie der alten Hippiebewegung zum Verwechseln ähnlich geworden ist. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls Craig O'Haras Studie "The Philosophy of Punk", die ihr Material vor allem aus solchen amerikanischen Magazinen gewinnt.

Eine Brücke nach Europa schlägt O'Hara mit seinem Exkurs zur Band "The Crass", einer Verbindung aus zwölf Leuten, die in einer Kommune vor London lebten, eine Band mit anarchistischen Texten und archaischem Sound gründeten, ihre Platten selbst verlegten und in der CND (Campain for Nuclear Disarmament) aktiv wurden. Auch Jon Savage hält "Crass" für so bedeutsam, daß er im Ausblick seiner Studie "England's Dreaming" eine eigene Monographie zu ihr anregt. Sie würde jenen Teil von Punk und Postpunk behandeln, der den Romantizismus der großen Jugendbewegungen der Moderne beerbte: der unter britischen Autonomen populäre "Travelling Lifestyle", den Savage als Erbe der 1984 aufgelösten "Crass" nennt, ist so gesehen eine Mischung aus Wandervogel und Beatnik.

Daß der zeitgenössische Punk aus den Vereinigten Staaten wiederum den Eindruck erwecken kann, er sei eine Dachorganisation der dortigen Minderheitenverbände, verfälscht das Bild. Ende der siebziger Jahre war Punk die erste Subkultur, die den Verstoß gegen political correctness in gewissen Grenzen tolerierte und in manchen Kreisen sogar zum guten Ton erhob. "Wir waren gegen die, die dagegen waren", sagt Peter Hein. Der Nonkonformismus richtete sich nach zwei Seiten: gegen den Mainstream der Mehrheit, aber auch gegen andere Minderheiten. Die feinen Unterschiede begannen dort, wo nicht mehr in erster Linie der Spießer verachtet wurde, das überließ man den "Prollpunks", sondern der Sandalen- und Bartträger. Der Kampf gegen den "Konformismus des Andersseins" (Norbert Bolz), der zwanzig Jahre später auf breiter intellektueller Front - also irgendwie auch mit Gespür für die Freude an vielseitiger Zustimmung - geführt wurde, hat im Punk seinen naiven Ursprung. "Man durfte auf einmal wirklich etwas gegen die Hippies sagen", erinnert sich Jäkie Eldorado. Er wurde berühmt durch ein Foto, das ihn mit Hundehalsband und herausgestreckter Zunge am Bein des Sängers Iggy Pop zeigt. Das Bild ging durch die deutschen Medien und schien die krankhaften Neigungen der Punks zu bezeugen.

Richtig ist, daß ein paar eher verklemmte Teenager ganz gut den Verdacht auf Perversion zu wecken wußten: "Ich hatte eben versucht, mich stereotyp zu verhalten. Und ich hatte es eben schon gut drauf, mich im richtigen Augenblick fotografieren zu lassen", sagt Eldorado. Wenig später lieferte der "deutsche Herbst" reichhaltiges Material für die Provokation der Selbstdarsteller. T-Shirts mit dem RAF-Emblem wurden für schick gehalten, der "Spiegel" zitierte das Boulevardblatt "Paris Match", das den Vergleich ganz direkt und ohne Ironie zog: "Punk ist ein neuer nihilistischer Wahnsinn nach dem Terrorismus in Westdeutschland." Gegen die Engländer hatten die deutschen Provokateure allerdings das Nachsehen. Joe Strummer trug ein T-Shirt, welches das RAF-Emblem zusätzlich mit einem Brigade-Rosse-Schriftzug umrahmte.

In London schlug Punk wirklich ein neues Kapitel in der Geschichte der Aufmerksamkeit auf. Das hatte verschiedene Gründe, die sich alle in Jon Savages exzellentem Buch finden. Punk war hier von Beginn an viel stärker mit Pop-art und historischer Avantgarde angereichert, inklusive ihrer paradoxen Polemik gegen die Kunst. Wie die Superstars aus Andy Warhols "Factory" legten sich auch die jungen Punks um Malcolm McLaren, den Manager der "Sex Pistols", Pseudonyme zu: Siouxie Soux, Billy Idol, Johnny Rotten. Schon 1970 hatte der Kunstschüler McLaren in einem Manifest geschrieben: "Sei kindisch. Sei unverantwortlich. Sei respektlos. Sei alles, was diese Gesellschaft haßt." Sechs Jahre später schien die Zeit reif, mit dieser Verhaltenslehre aus dem Situationismus scheinbar die ganze Welt, tatsächlich aber nur die Popkultur zu erobern. "Fordere das Unmögliche", lautete ein entsprechender Slogan auf einem T-Shirt aus dem "SEX", der Boutique seiner damaligen Lebensgefährtin, der ehemaligen Schullehrerin Vivien Westwood, an der Londoner King's Road, die als Keimzelle des Punks gilt. In der Kleidung, den Plattencovers, in seinen Fanzines war Punk eine Sache von Leim und Schere, eine "bricolage". Da London im Gegensatz zu Deutschland keine popkulturelle und -industrielle Wüste war, konnten die Basteleien rasch massenwirksam werden. Eine Grenze bildete dabei das Hakenkreuz, das im Sommer 1976 von den Urpunks getragen wurde. Nicht ein Nazisymbol wurde nämlich der Verkaufsschlager der nächsten Saison, sondern ein verfremdetes Emblem der englischen Nation: die "Union Jack"-Flagge, deren Mitte ein Porträt der Königin zierte. Ihre Augen wurden von den Lettern "God Save the Queen" bedeckt, ihr Mund war mit dem Schriftzug "Sex Pistols" überklebt.

Auf 1977 - selten, so Savage, wurde ein Jahr mehr verherrlicht - fiel auch das silberne Thronjubiläum von Elisabeth II. Pünktlich dazu wurde "God Save the Queen", die erste Single der "Sex Pistols", veröffentlicht, die sofort an die Spitze der Charts stürmte - "There is no future, in Englands's dreaming!" Wenn man so will, handelte es sich um einen brillanten dezisionistischen Akt, der in seinem Sarkasmus viele jener Untertanen vereinte, die etwas gegen die Royals, gegen die konservative Regierung, oder auch nur gegen die eigene Langeweile hatten. Am 7. Juni, an dem Jubiläumsabend, fuhren die "Sex Pistols" samt Anhang in einem Schiff namens "Queen Elizabeth" die Themse hoch und runter und spielten ihre Songs, bis die Polizei sie stoppte.

Danach ging es abwärts mit der Gruppe und dem Punk, Drogenkonsum und Gewalt nahmen zu. Anfang 1979 kam der Film "The Great Rock 'n' Roll Swindle" in die Kinos, mit dem Malcolm McLaren noch einmal hemmungslos den Punk-Mythos vermarkten wollte und sein Vorhaben im gleichen Zug selbstironisch kommentierte. Der Film ist in zehn Lektionen eingeteilt, die erste Lektion lautet: "How to manufacture your group", wie Sie ihre Gruppe herausbringen, die letzte: "Who killed bambi?"

Der Sinn für Symbolik war in England stärker entwickelt als in Deutschland. Das zeigt sich auch bei jener Spielart von Punk, die vordergründig dem sozialen Realismus verpflichtet war. Gewiß waren die gut anderthalb Millionen britischen Arbeitslosen im Sommer 1977 keine Erfindung des Punk, ebensowenig wie der Amtsantritt von Margaret Thatcher zwei Jahre später ein weiterer Streich von McLaren war. Dennoch wurde mit der Arbeiterklasse im Punk auf eigene Weise umgegangen. Anders als die proletarischen Teds oder die Skinheads waren die Punks überwiegend Mittelstandskinder mit einer tiefen Sehnsucht nach Authentizität. Wenn man so will, wurde im Punk um "street credibilitiy", Glaubwürdigkeit an der Schulhofmauer, gespielt. Eher gegen die eigene Intention wird der konstruktive Charakter des Echten im Film "Rude Boy" deutlich, der die Geschichte eines jungen "Clash"-Fans aus dem Süden Londons erzählt. Dieser, Ray, begleitet die Band auf ihren Tourneen als Roadie, zwischendurch darf er Joe Strummer von seinen schlechten Zukunftsaussichten und dem harten Leben in Brixton erzählen. Anfang und Ende des Films liefern Bilder von den heftigen Rassenunruhen in diesem Stadtteil. Indem Ray Songs wie "White Riot" liebt, legitimiert er deren klassenkämpferische Botschaften. In einer Szene stellt er sich allerdings quer. "Ich habe nichts gegen Schwarze, aber ist es nicht komisch, wenn ein Schwarzer ,White Riot' singt. Das ist doch so, wie wenn ein Weißer ,Rastafarai' ruft".

Diesen widersprüchlichen, ambivalenten und dadurch eben faszinierenden Stil eigneten sich deutsche Punks ganz unterschiedlich an. Eine Form lief auf zunehmende Beschleunigung und Radikalisierung hinaus; "Schneller, härter" lautete ein Slogan der zweiten Generation, der von der nachfolgenden um den Zusatz "kaputter" bereichert wurde. "No Future - das war für mich ein ironisches Statement", behauptet dagegen Moritz R., der nach seiner Punkphase mit "Der PLAN" zu einem unfreiwilligen Geburtshelfer der "Neuen Deutschen Welle" wurde. Was dort bestenfalls vom Punk beerbt wurde, war Thomas Fehlmann von den "Fehlfarben" zufolge ein allgemeines Interesse am schlechten Geschmack; "Das ist so schlecht, daß es schon wieder gut ist", pflegten nicht nur Radiomoderatoren zu sagen. Aber auch die Expansion eines unabhängigen Produktions- und Vertriebsnetzes ging im wesentlichen auf Punk zurück, direkt auf das Hamburger Zickzack-Label von Alfred Hilsberg, der sich auch als Journalist in Szene gesetzt hatte. Legendär ist seine Artikelserie für die Musikzeitschrift "Sounds". Die Ermutigung zum Selbermachen bildet den kleinsten gemeinsamen Nenner an positiven Urteilen in "Verschwende meine Jugend". Ein anderer Mann der ersten Stunde, Trini Trimpop, der erst beim KFC (Kriminalitätsförderungsclub) und dann bei den "Toten Hosen" musizierte, erinnert sich, daß ein Büdchen vor dem Bahnhof die Zeitschriften "Sounds" und "New Musical Express" führte. Punk war in einer Metropole geboren worden, aber seine Kraft bezog er aus dem Gefälle von Stadt und Land, aus dem Drang, der Langeweile von Samstagnachmittagen in Kreisstädten zu entkommen. Wenn man dann in die nächste große Stadt fuhr, hielt man Ausschau nach Graffiti aus der dortigen Punkszene: Das Internet oder MTV existierten noch nicht, und der Punk lebte davon, daß die Botschaften aus dem Untergrund nicht mühelos empfangen werden konnten. Allerdings waren sie in erschwinglichem Maße selbst zu produzieren, es gab den "Korg MS 20"-Synthesizer, Kassettenrecorder und Xerox-Kopierer.

"Punk hat die aktuelle Mediensituation vorweggenommen", sagt Xao Seffcheque, damals "Sounds"-Autor und heute Verfasser von Drehbüchern, "aber die kommerzielle Auswertung findet erst seit Anfang der Neunziger so richtig statt." Moritz R., der im Punk eine ironische Überaffirmation erkennt, hält letztlich auch Harald Schmidt für dessen Produkt. Dagegensein als Dabeisein. "Das Ideal der Zugänglichkeit, das seither durch das Internet erweitert wurde, ist ein Vermächtnis von Punk", schreibt wiederum Jon Savage, der ansonsten die "utopischen Ketzereien" als Geschenk an die Nachwelt sieht. Das Wissen um ihre Vergänglichkeit war im Punk aber weit verbreitet. Schon bald drehten sich die Diskussionen darum, ob Bambi nun wirklich schon tot sei oder vielleicht in Finnland oder hinter dem Eisernen Vorhang noch leben würde. 1983, als die Sache dann endgültig entschieden schien, kam ein heute längst vergriffenes Sachbuch "rororo" mit dem Titel "Wir waren Helden für einen Tag" auf den Markt. Darin wird ein Nachruf auf Iggy Pop, der am 21. September 1977 gestorben sein soll, nachgedruckt: "an diesem tag hörte ich nämlich seine neue lp ,lust for life' zum ersten mal."

Iggy Pop erfreut sich heute guter Gesundheit, und auch der Schreiber der Zeilen, Mary Lou Monroe, der mit dem "Ostrich" das erste deutsche Fanzine kreierte, lebt, hat aber an Punk schwer zu tragen. "Es war mir nicht möglich, ein Doppelleben zu führen. Ich war einer der linientreusten Punks." Andere wie Jürgen Engler von "Male" und den "Krupps" erzählen dagegen mit Durchblickermiene, daß die Szene vor allem aus Lug, Trug und Fassade bestand. Und dann gibt es noch die sentimentale Geschichte vom Helden, um den es jeden Tag etwas einsamer wird, weil Punk mit jedem Tag ein wenig länger zurückliegt.

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