Das lesenswerte Buch von Amaris Schulte Richtering bietet eine facettenreiche Darstellung des Phänomen Wahn im Rahmen der Schizophrenie, fokussiert auf die Frage der Bewertung des religiösen Wahns im Vergleich zur Religiosität, deren aktuelle Konzeptualisierungen aus religionspsychologischer Sicht
dargestellt werden.
Die Arbeit bietet einen anregenden Einblick in Fragestellungen der Bedeutung…mehrDas lesenswerte Buch von Amaris Schulte Richtering bietet eine facettenreiche Darstellung des Phänomen Wahn im Rahmen der Schizophrenie, fokussiert auf die Frage der Bewertung des religiösen Wahns im Vergleich zur Religiosität, deren aktuelle Konzeptualisierungen aus religionspsychologischer Sicht dargestellt werden.
Die Arbeit bietet einen anregenden Einblick in Fragestellungen der Bedeutung und daran anknüpfend des Umgangs mit religiös-wahnhaften Phänomenen, mit denen psychiatrisch Tätige sich konfrontiert sehen.
Aktuelle Konzeptualisierungen des Krankheitsbildes der schizophrenen Störung und des Wahns werden sehr detailreich und fundiert dargestellt, wobei die psychiatriegeschichtliche Entwicklung des Verständnisses wahnhafter Störungen bis hin zur aktuellen ICD-10 bzw. DSM-IV Klassifikation kenntnisreich und übersichtlich dargestellt werden.
Wesentliche religionspsychologische Konzeptionen der vergangenen vierzig Jahre werden erörtert und kritisch gewürdigt, wobei auch psychoanalytische ebenso wie an Piaget orientierte strukturgenetische Modelle berücksichtigt werden.
Die Arbeit verfolgt das sinnvolle Ziel des interdisziplinären Diskurses zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, Medizin und Theologie mit ihren jeweiligen Teildisziplinen (Psychiatrie und Religionspsychologie. Mitunter wäre eine komprimierende Darstellung der Konzepte zur Religiosität und wahnhaften Störungen vorteilhaft gewesen, die mit einer Zuspitzung auf Fragen einhergehen könnte. Wen die subjektive Sinnhaftigkeit der diskutierten Erfahrungen von einerseits religiös-aktiven Menschen und andererseits wahnhaft Erkrankten, der sollte dieses Buch lesen.
Angesichts der Vielzahl der dargestellten religionspsychologischen Konzeptionierungen von Religiosität bleiben die in der Fragestellung implizierten Annahmen von echter Religiosität" und echtem religiösen Erleben" teilweise nur angedeutet.
Auf Grenzen der bisherigen wissenschaftlichen Erarbeitung des Themas werden deutlich aufgezeigt und Anregungen für die weitere Auseinandersetzung werden immer wieder kompetent gegeben.
Für religiös, spirituell und psychiatrisch interessierte ein lesenswertes Buch!
Dr. med. Dipl.-Psych. Karsten Herrmann
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Oberarzt des NLKH Lüneburg