Ist es erlaubt, den Tod eines unschuldigen Menschen herbeizuführen, wenn der Todeserfolg nicht beabsichtigt, sondern nur billigend in Kauf genommen wird? Die der scholastischen Moraltheologie entstammende Lehre vom voluntarium indirectum (Prinzip der Doppelwirkung, »PDW«) gestattet die Todesverursachung als Nebenfolge einer intrinsisch neutralen Handlung, sofern die Absicht des Akteurs ausschließlich auf den positiven Effekt gerichtet ist und das vorhergesehene Übel durch einen schwerwiegenden Grund aufgewogen wird. Die vorliegende Arbeit gelangt zum Ergebnis, dass das PDW ein philosophisch…mehr
Ist es erlaubt, den Tod eines unschuldigen Menschen herbeizuführen, wenn der Todeserfolg nicht beabsichtigt, sondern nur billigend in Kauf genommen wird? Die der scholastischen Moraltheologie entstammende Lehre vom voluntarium indirectum (Prinzip der Doppelwirkung, »PDW«) gestattet die Todesverursachung als Nebenfolge einer intrinsisch neutralen Handlung, sofern die Absicht des Akteurs ausschließlich auf den positiven Effekt gerichtet ist und das vorhergesehene Übel durch einen schwerwiegenden Grund aufgewogen wird. Die vorliegende Arbeit gelangt zum Ergebnis, dass das PDW ein philosophisch überzeugendes Konzept und ein geradezu notwendiges Korrektiv einer jeden deontologischen Ethik darstellt. Weiterhin zeigt sie auf, dass das PDW auch in der Rechtsdogmatik Anwendung finden sollte, um neuralgische Rechtsfragen in Zusammenhang mit der indirekten Sterbehilfe, dem Kollateralschaden im Krieg, dem Flugzeugabschuss und dem Lebensnotstand einer konsistenten Lösung zuzuführen.
Anton Löhmer studied law and philosophy in Freiburg i. Brsg., Munich and Vaduz and completed his doctorate under the supervision of Prof Gunnar Duttge at the Georg-August University of Göttingen. After practising law in Munich focusing on succession planning, he has been working as a lawyer in Liechtenstein since 2022, specialising in foundation law, inheritance law and tax law. He is also interested in the relationship between theology, ethics and legal dogmatics.
Inhaltsangabe
A. Die indirekte Sterbehilfe: ein strafrechtsdogmatischer Fremdkörper Der Grundsatz des absoluten Lebensschutzes - Die dogmatische Legitimation der indirekten Sterbehilfe
B. Das voluntarium indirectum im scholastischen System Die vier Voraussetzungen - Die historischen Ursprünge bei Thomas von Aquin - Der Streit um die naturnotwendigen Handlungsfolgen - Die vier Voraussetzungen im Lichte der scholastischen Handlungstheorie
C. Das voluntarium indirectum in der teleologischen Moraltheologie Das Naturrecht in teleologischer Kritik - Naturwidrigkeit und Vernunftwidrigkeit als Kriterien der intrinsischen Immoralität
D. Die Rezeption des Doppelwirkungsprinzips in der säkularen Ethik Die Trolley-Kasuistik - Die Verkennung des Handlungsobjekts - Di Nuccis »Ethics without Intention« - Das Doppelwirkungsprinzip und der Kantianismus
E. Die philosophische Berechtigung des Doppelwirkungsprinzips Konsistenz - Ein Mittelweg zwischen Konsequentialismus und Kantianismus - Jenseits der Handlungsfolgen
F. Die Anwendung des voluntarium indirectum in der Rechtsdogmatik Der Kollateralschaden im Kriegsvölkerrecht - Problemkreise der Strafrechtsdogmatik - Der Flugzeugabschuss
G. Zusammenfassung und Ausblick Die Integration des voluntarium indirectum: Eine subjektive Komponente? - Vorteile und Anwendungsbereiche des Doppelwirkungsprinzips - Das Doppelwirkungsprinzip im Deliktsaufbau
A. Die indirekte Sterbehilfe: ein strafrechtsdogmatischer Fremdkörper Der Grundsatz des absoluten Lebensschutzes - Die dogmatische Legitimation der indirekten Sterbehilfe
B. Das voluntarium indirectum im scholastischen System Die vier Voraussetzungen - Die historischen Ursprünge bei Thomas von Aquin - Der Streit um die naturnotwendigen Handlungsfolgen - Die vier Voraussetzungen im Lichte der scholastischen Handlungstheorie
C. Das voluntarium indirectum in der teleologischen Moraltheologie Das Naturrecht in teleologischer Kritik - Naturwidrigkeit und Vernunftwidrigkeit als Kriterien der intrinsischen Immoralität
D. Die Rezeption des Doppelwirkungsprinzips in der säkularen Ethik Die Trolley-Kasuistik - Die Verkennung des Handlungsobjekts - Di Nuccis »Ethics without Intention« - Das Doppelwirkungsprinzip und der Kantianismus
E. Die philosophische Berechtigung des Doppelwirkungsprinzips Konsistenz - Ein Mittelweg zwischen Konsequentialismus und Kantianismus - Jenseits der Handlungsfolgen
F. Die Anwendung des voluntarium indirectum in der Rechtsdogmatik Der Kollateralschaden im Kriegsvölkerrecht - Problemkreise der Strafrechtsdogmatik - Der Flugzeugabschuss
G. Zusammenfassung und Ausblick Die Integration des voluntarium indirectum: Eine subjektive Komponente? - Vorteile und Anwendungsbereiche des Doppelwirkungsprinzips - Das Doppelwirkungsprinzip im Deliktsaufbau
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