Dem Thema der Geschlechterdifferenz wurde in der Wissenschaft nur wenig sichtbare Aufmerksamkeit gewidmet. Daher erstaunt es nicht, wie sparlich, frag mentiert und einseitig die Kenntnisse der Wissenschaften zu diesem Thema wirk lich waren. Wiihrend der letzten 15 Jahre wurde dies durch die Arbeit von Wissenschaft lerinnen deutlich, deren Bindungen an die Frauenbewegung eine veriinderte Wahmehmung und Wertung zunachst der eigenen Situation in der Wissenschaft zur Folge hatte und schlieBlich den Blick auf die Wissenschaft veriinderte. Seither wachst die Zahl der Studien tiber die abgewertete und vemachlassigte soziale Er fahrung von Frauen und die Ungleichheiten im Geschlechterverhaltnis. In den Sozialwissenschaften avancierte die Geschlechtskategorie allmiihlich zur "strukturrelevanten Statusrolle".1 Das ist ein Resultat gesellschaftlicher Veriinderungen wahrend der letzten Jahrzehnte, in denen Frauenrollen einen anderen Status einzunehmen begonnen haben. Ein Ausdruck davon ist die generelle VergroBerung von Rollenspielraumen fUr Frauen, mit der die Loslosung aus den dominanten Zuschreibungen der primaren Rollenmuster als Mutter und Ehefrau sowie sekundarer Berufstiitigkeit verbunden ist. In diesem ProzeB gehen traditionelle Bindungen der Frauenrolle nicht verloren, sondem veriindem sich durch Umschichtungen bei der Gewichtung von Statusrollen. Diese Entwicklung beeinfluBt nicht nur einzelne Bereiche in unserer Gesellschaft wie die Familie, sondem greift auch auf andere institutionelle Bereiche tiber. Die Kategorie Geschlecht in den Sozialwissenschaften erflihrt eine Bedeu tungserweiterung, so daB sie, vergleichbar mit theoretischen Konzepten von "Klasse" oder "Schicht", als grundlegende Dimension sozialer Organisation ver standen werden muB. Das ist eine folgenreiche These, deren moglicher Bedeutung ich in dieser Ar 2 beit nachgehe.
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