Öffentlichkeitsbeteiligung wurde viele Jahre als Allheilmittel für eine erfolgreiche Umsetzung von Stadtplanungs- und -entwicklungsprozessen angesehen. Immer deutlicher jedoch wird, dass die alltäglichen Erfahrungen auf kommunaler Ebene häufig stark von den normativen Erwartungen und Anforderungen der Theorie abweichen und unintendierte Nebenwirkungen auftreten. Daran anknüpfend wirft die Arbeit einen kritischen Blick auf die Öffentlichkeitsbeteiligung bei Stadtplanungs- und -entwicklungsprozessen und untersucht am Beispiel der Stadt Riedlingen, was die Gründe für den (Miss-)Erfolg von Partizipationsprozessen sind. Anhand von qualitativen leitfadengestützten Interviews mit Bürger_innen und Vertreter_innen von Stadtverwaltung und den beauftragten planenden und beratenden Büros sowie auf Basis eines sozialkonstruktivistischen Zugriffs kombiniert mit der Systemtheorie nach Luhmann kann aufgezeigt werden, dass die Konstruktion der Öffentlichkeitsbeteiligung sowohl von den individuellen Erfahrungen und persönlichen Interessenslagen, als auch den systemischen Logiken der involvierten Akteure abhängig ist, wodurch eine erfolgreiche Kommunikation zwischen den involvierten Akteuren unwahrscheinlich wird. Aus den empirischen Befunden geht überdies hervor, dass die Erfahrungen mit und Bewertungen von den gegenwärtigen Beteiligungsverfahren in Riedlingen überwiegend negativ gefärbt sind. Als Gründe für den Misserfolg der Partizipationsprozesse werden vor allem die geringe und selektive Beteiligung, die begrenzten Möglichkeiten der Einflussnahme, fehlendes Lokalwissen der beauftragten Büros, die Unübersichtlichkeit der Verfahren und deren Einbettung in die Projektplanung sowie die unzureichenden Umsetzungen der geäußerten Anliegen hervorgehoben. Anhand der Ausführungen der Interviewpartner_innen wird deutlich, dass die Öffentlichkeitsbeteiligung in Riedlingen eher zu Frustration und Vertrauensverlust führt, statt in einer gesteigerten Legitimation und Akzeptanz von Planungsprojekten resultiert und es daher einer kritischen Selbstreflektion und Nachjustierung von Partizipationsprozessen bedarf.