Dieser Band von Tierstudien beleuchtet den Begriff, das Konzept, das Phänomen sowie die Praxis der Arbeit in Bezug auf nichtmenschliche Tiere. Es geht um die Arbeit von Tieren, mit Tieren und für Tiere, z.B. als Subsistenzarbeit, Lohnarbeit, Erwerbsarbeit, Fronarbeit, Sklavenarbeit, Gastarbeit, Mitarbeit, emotionale Arbeit, entfremdete Arbeit, Kollaboration, Charity- oder Care-Arbeit. Tiere produzieren für sich selbst und für andere. Sie sind instinktiv, gezwungenermaßen oder freiwillig tätig, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder um von Menschen eine Lebensberechtigung zugesprochen zu bekommen. Die meisten Säugetiere arbeiten in der Landwirtschaft, im Transportwesen, im Medizinsektor, in der Unterhaltungsindustrie, bei der Polizei, beim Militär oder in Privathaushalten. Manche Tiere steigern durch ihre bloße Anwesenheit menschliche Produktivität, z.B. wenn sie im Klassenzimmer oder Büro zur Verbesserung des Arbeitsklimas eingesetzt werden. Dennoch existiert die Auffassung, dass Tiere nicht wirklich arbeiten. Tierliche Tätigkeit und Produktion werden selten als Dienst, Leistung oder Werk gewürdigt, weil ihnen vorgeblich keine bewusste Überlegung vorangeht. Tiere werden vielmehr oft als Kapital betrachtet bzw. als auszubeutende Ressourcen. Allein dadurch sind sie untrennbar in die Abläufe einer kapitalistisch verfassten Welt eingebunden. Die Beiträge beschäftigen sich u.a. mit streikenden Eseln, der Rolle von Jagd- und Gesellschaftshunden im Mittelalter, mit Bibern als Ökosystemingenieur*innen, Fürsorge in der Tiermedizin, dem Arbeitsbegriff in verschiedenen Reitweisen, Cochenilleschildläusen als Arbeiter*innen, der Poetisierung der Arbeitsleistung von Tieren in der Kinderliteratur und der Betrachtung sogenannter Nutztiere im Kunstunterricht. In künstlerischen Beiträgen werden tierliche Fürsorgearbeit im Krieg, eine Spürhundestaffel in Malawi und eine Aktualisierung des Kommunistischen Manifests für Tiere vorgestellt, aber auch die Werkzeuge, mit denen sogenannten Nutztieren zu Leibe gerückt wird. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Martin Bartelmus, Charlotte E. Blattner / Leonie M. Bossert, Marc Bubeck / Anna K. E. Schneider, Kendra Coulter, Martin Gabriel, Fabian Holzinger, Marcello Pocai, Alix Ricau, Oliver Schnoor, Tom Ullrich / Anne Heimerl und Simone Wagner. Mit künstlerischen Beiträgen von Marta Bogdańska, Julia Gunther, Terike Haapoja und Timo Stammberger.