Ohne Zweifel zählt die Frage 'Was ist der Staat?' zu einer der Grundfragen des politischen Denkens. Ganz besonders aus emanzipatorischer Perspektive war diese Frage stets untrennbar mit einer zweiten verbunden: der nach den Grenzen und Möglichkeiten des bürgerlichen Staates im Kontext progressiver, gesellschaftsverändernder Praxis. Ist der Staat ein bloßes Instrument, das lediglich der eigenen Verfügungsgewalt unterworfen werden muss, um die Verhältnisse zum Besseren zu wenden? Oder ist Staatlichkeit per se eine Form bürgerlicher Vergesellschaftung, an der transformatorische Praktiken notwendigerweise abprallen müssen? Am Beispiel der staatstheoretischen Überlegungen in den Werken von Michel Foucault und Nicos Poulantzas soll versucht werden, diese beiden scheinbar gegensätzlichen Zugänge zur Staatsfrage einer Vermittlung zuzuführen. Letzteres vor allem dadurch, das Foucaults und Poulantzas' Überlegungen auf die konkreten politischen Erfahrungen im Frankreich der Nachkriegszeit bezogen und in ihren ideengeschichtlichen Kontext eingebunden dargestellt werden, um so im Rekurs auf die heterogenen Quellen dieses Staatsdenkens, deren Nutzen für eine kritische Staatstheorie der Gegenwart abzuwägen.