Der um 1400 entstandene ,libellus ackerman' setzt einen Streit zwischen einem Witwer und dem Tod über Grundprobleme von Leben und Tod, Liebe und Trauer in Szene, der bis heute durch die Radikalität der Fragestellung und seine rhetorische Raffinesse fasziniert. Die Arbeit analysiert diesen Streit im Anschluss an J.-F. Lyotard als ,différend', d.h. als Konflikt inkommensurabler Sprachspiele, der nicht entschieden werden kann, weil eine gemeinsame Urteilsregel fehlt. In den Blick genommen werden die Spieleinsätze, Regeln und Transformationen der konkurrierenden Diskurse. Dieser Ansatz ermöglicht, die spezifische Dynamik einer Kontroverse zu rekonstruieren, deren Streitpunkt sich ständig verschiebt, die aber sich auf jeder Ebene neu entzündet. Die Besonderheit des Textes liegt darin, dass er den Konflikt nicht im Rahmen traditioneller Diskursroutinen und Dialogformen schlichtet, sondern als einen Widerstreit offenhält, der nur von Gott, nicht von den Konfliktparteien aufgelöst werden kann.
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