Der Beamte zog an der Kette an meinem Handgelenk. Ich hatte versucht, mich nicht direkt neben die vielen Drogensüchtigen zu setzen. Aber zum ersten Mal in meinen Leben gab es keinen Abstand zwischen anderen Menschen, die ich nicht mochte, und mir. Zum ersten Mal hatte ich keine Kontrolle über mein Leben. Die Staatsgewalt hatte meine Person übernommen. Ich musste mich nackt auf einen Spiegel stellen. Die Beamten begutachteten mich wie ein Stück Vieh und machten nebenbei ihre Scherze... Meine neunjährige Haftzeit brachte mich oft an den Rand meiner Kräfte, das, was mir erzählt wurde, überstieg meine schlimmsten Alpträume. Aber ich hatte die einmalige Chance, die kein Wissenschaftler, Reporter, Psychologe oder Kriminalbeamter je haben wird, den Kriminellen in den Kopf zu schauen, mit ihnen zu diskutieren und zu streiten, immer mit der Angst, dass sie mich verletzen könnten. Für sie war ich einer von ihnen. Kriminelle öffnen sich nur Ihresgleichen, ohne die Befürchtung zu haben, nocheinmal verurteilt zu werden. Und Männer, die aussahen, als könnten sie kein Wässerchen trüben, erzählten mir bald von ihrer Freude am Töten, von Gewalt und Brutalität, die ihr Leben bestimmten... Alexander Fitzek erlebte als Häftling neun Jahre lang den Alltag in einem deutschen Gefängnis. In dieser Zeit führte er viele Interviews mit anderen Insassen, um deren Gründe für teils grauenhafteste Taten zu erforschen - er fragte sich immer wieder, wie ein Mensch zu derartigen Grausamkeiten fähig sein konnte. Die Antwort gaben ihm die Verurteilten, die Mörder, Kinderschänder und Vergewaltiger. Erschütternd, erschreckend, brutal und ehrlich.