Die Geschichte von Franck Ribéry ist einzigartig. Den Beginn seines Lebens überschattet ein tragischer Autounfall. Er überlebt, ist aber von da an durch eine markante Narbe in seinem Gesicht gezeichnet. Während seiner Jugend hat er deswegen mit bösen Provokationen anderer Kinder zu kämpfen. Als junger Fußballer muss er lange warten, bis er sich bei den Profis durchsetzen kann. Er spielt zunächst in unterklassigen Ligen bei verschiedenen Vereinen und verdient sein Geld auf dem Bau. Doch 2004 schafft er den Durchbruch beim FC Metz und in der 1. französischen Liga. Nach durchwachsenen Stationen bei Galatasaray Istanbul und Olympique Marseille landet er im Juli 2007 schließlich beim FC Bayern München, wo er schnell zum Publikumsliebling wird und eine tiefe Freundschaft zu seinem Mitspieler Daniel Van Buyten entwickelt. Nach einer Affäre mit einer Minderjährigen und einer skandalösen WM mit der französischen Nationalmannschaft macht Ribéry 2010 die schlimmste Phase seines Lebens durch. Drei Jahre später gewinnt er mit den Bayern das Triple und gilt als einer der besten Spieler der Welt.
Diese Biografie, geschrieben von einem langjährigen Weggefährten, zeichnet die Stationen dieses ungewöhnlichen Fußballerlebens nach und zeigt uns Franck Ribéry von seiner privaten Seite.
Diese Biografie, geschrieben von einem langjährigen Weggefährten, zeichnet die Stationen dieses ungewöhnlichen Fußballerlebens nach und zeigt uns Franck Ribéry von seiner privaten Seite.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2014Das Cover ist gut
Die neue Biografie über Franck Ribéry klinkt sich immer dann aus, wenn es spannend wird im Leben des FC-Bayern-Profis
Der erste Eindruck: So nah ist man diesem Lebensgesicht des Fußballs noch nie gekommen. Jede Pore ausgeleuchtet. Jedes Barthaar gestochen scharf. Und die Augen: Das Buch schaut einen an. Als wäre auch das einer dieser Späße, mit denen Franck Ribéry immer alle bei Laune hält, ein Spiel unter Männern: Wer hält dem Blick des Anderen länger stand? Man kann das eine Weile spielen, das Buch gewinnt immer. Und dann natürlich die Narbe auf der rechten Wange, die eigentlich schon die ganze Geschichte erzählt, die Narbe liegt im schrillen Licht. Es sollen ja in erster Linie die Wunden ausgeleuchtet werden auf den 188 Seiten, die Tiefen- und Untiefen dieser Aufsteiger-Biografie.
FRANCK. Das Cover ist gut. Aber so nahe wie beim ersten Augenkontakt kommt man Franck Ribéry beim Lesen dann leider nicht mehr.
Alexis Menuge, der für die Sporttageszeitung L’Équipe aus München berichtet, hat viele Gespräche mit Ribéry geführt, und zunächst einmal ist es dem Autor nun wichtig zu erwähnen, dass er „nie eine Zeile“ über Ribérys „Privataffäre sowie über sein schlechtes Benehmen mit der französischen Nationalmannschaft bei der WM 2010 in Südafrika berichtet hatte und immer fair gewesen war“. Das ist gewissermaßen der handwerkliche Rahmen für das Buch „Franck“, das diesen Freitag erscheint: Nahe dran, aber wenn es spannend wird, nicht mehr dabei. Menuge hat mit vielen über Ribéry geredet, mit Vater François, mit Ottmar Hitzfeld, sogar mit dem Schuldirektor in Boulogne-sur-Mer, der Franck „noch von früher kennt“. Dabei hat Menuge durchaus ein paar Geschichten zutage gefördert, die vor allem den jungen Ribéry lebendig machen, den sie auf dem Schulhof „Quasimodo“ nannten wegen seiner Narbe, ein Andenken an einen überlebten Autounfall. „Irgendwie habe ich meine ganze Wut in mein Spiel gepackt“, sagt Ribéry. Das war wohl nötig bei einem, der sich mit 19 noch für 1500 Euro in der dritten Liga verdingte, in Alès, Region Languedoc-Roussillon, Departement Gard. Ehe der Klub bankrott ging und Ribéry sogar das Geld fehlte, um sich und seiner Verlobten Wahiba etwas zu essen zu kaufen.
Das war die Zeit, als er mit dem Vater auf dem Bau schuftete, „diverse Erdarbeiten vornehmen“, Presslufthammer und so, „ im Nachhinein eine Lehre für mich“. Mehr erfährt man darüber nicht, und je erfolgreicher dieser Ribéry dann wird, desto mehr verliert sich die Beschreibung seiner Stationen in Plattitüden. Ständig gibt er „seine beste Antwort auf dem Platz“ und bereitet „mustergültig“ dieses oder jenes Tor vor, wenn der Nationaltrainer anruft, ist er „tief berührt“, und nachts träumt er vom „Ballon d’Or“. Banalitäten werden wie Geheimnisse aufgeschrieben.
Um Zahia, die minderjährige Prostituierte, kommt Menuge jetzt nicht mehr herum, auch nicht um den von Ribéry mit initiierten Trainingsboykott 2010 in Südafrika. In Frankreich wird sein Bild bis heute stark von diesen Geschichten geprägt, spannendes Thema eigentlich: zwei Länder, zwei völlig verschiedene Wahrnehmungen. Ausgeleuchtet wird das aber kaum, der Fokus liegt darauf, dass Ribéry die französische Sichtweise „verletzt“.
Spannend wiederum andere Details, die viel über die Branche erzählen. Wie etwa der FC Bayern dem zum Islam konvertierten Ribéry jederzeit Halal-Fleisch zur Verfügung stellt. Und bei Bedarf einen Privatjet.
CLAUDIO CATUOGNO
A. Menuge: Franck. Mit einem Vorwort von Daniel van Buyten. Riva-Verlag, 188 Seiten, 16,99 Euro.
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Die neue Biografie über Franck Ribéry klinkt sich immer dann aus, wenn es spannend wird im Leben des FC-Bayern-Profis
Der erste Eindruck: So nah ist man diesem Lebensgesicht des Fußballs noch nie gekommen. Jede Pore ausgeleuchtet. Jedes Barthaar gestochen scharf. Und die Augen: Das Buch schaut einen an. Als wäre auch das einer dieser Späße, mit denen Franck Ribéry immer alle bei Laune hält, ein Spiel unter Männern: Wer hält dem Blick des Anderen länger stand? Man kann das eine Weile spielen, das Buch gewinnt immer. Und dann natürlich die Narbe auf der rechten Wange, die eigentlich schon die ganze Geschichte erzählt, die Narbe liegt im schrillen Licht. Es sollen ja in erster Linie die Wunden ausgeleuchtet werden auf den 188 Seiten, die Tiefen- und Untiefen dieser Aufsteiger-Biografie.
FRANCK. Das Cover ist gut. Aber so nahe wie beim ersten Augenkontakt kommt man Franck Ribéry beim Lesen dann leider nicht mehr.
Alexis Menuge, der für die Sporttageszeitung L’Équipe aus München berichtet, hat viele Gespräche mit Ribéry geführt, und zunächst einmal ist es dem Autor nun wichtig zu erwähnen, dass er „nie eine Zeile“ über Ribérys „Privataffäre sowie über sein schlechtes Benehmen mit der französischen Nationalmannschaft bei der WM 2010 in Südafrika berichtet hatte und immer fair gewesen war“. Das ist gewissermaßen der handwerkliche Rahmen für das Buch „Franck“, das diesen Freitag erscheint: Nahe dran, aber wenn es spannend wird, nicht mehr dabei. Menuge hat mit vielen über Ribéry geredet, mit Vater François, mit Ottmar Hitzfeld, sogar mit dem Schuldirektor in Boulogne-sur-Mer, der Franck „noch von früher kennt“. Dabei hat Menuge durchaus ein paar Geschichten zutage gefördert, die vor allem den jungen Ribéry lebendig machen, den sie auf dem Schulhof „Quasimodo“ nannten wegen seiner Narbe, ein Andenken an einen überlebten Autounfall. „Irgendwie habe ich meine ganze Wut in mein Spiel gepackt“, sagt Ribéry. Das war wohl nötig bei einem, der sich mit 19 noch für 1500 Euro in der dritten Liga verdingte, in Alès, Region Languedoc-Roussillon, Departement Gard. Ehe der Klub bankrott ging und Ribéry sogar das Geld fehlte, um sich und seiner Verlobten Wahiba etwas zu essen zu kaufen.
Das war die Zeit, als er mit dem Vater auf dem Bau schuftete, „diverse Erdarbeiten vornehmen“, Presslufthammer und so, „ im Nachhinein eine Lehre für mich“. Mehr erfährt man darüber nicht, und je erfolgreicher dieser Ribéry dann wird, desto mehr verliert sich die Beschreibung seiner Stationen in Plattitüden. Ständig gibt er „seine beste Antwort auf dem Platz“ und bereitet „mustergültig“ dieses oder jenes Tor vor, wenn der Nationaltrainer anruft, ist er „tief berührt“, und nachts träumt er vom „Ballon d’Or“. Banalitäten werden wie Geheimnisse aufgeschrieben.
Um Zahia, die minderjährige Prostituierte, kommt Menuge jetzt nicht mehr herum, auch nicht um den von Ribéry mit initiierten Trainingsboykott 2010 in Südafrika. In Frankreich wird sein Bild bis heute stark von diesen Geschichten geprägt, spannendes Thema eigentlich: zwei Länder, zwei völlig verschiedene Wahrnehmungen. Ausgeleuchtet wird das aber kaum, der Fokus liegt darauf, dass Ribéry die französische Sichtweise „verletzt“.
Spannend wiederum andere Details, die viel über die Branche erzählen. Wie etwa der FC Bayern dem zum Islam konvertierten Ribéry jederzeit Halal-Fleisch zur Verfügung stellt. Und bei Bedarf einen Privatjet.
CLAUDIO CATUOGNO
A. Menuge: Franck. Mit einem Vorwort von Daniel van Buyten. Riva-Verlag, 188 Seiten, 16,99 Euro.
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