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Thema des Buches ist die Entwicklung von Architekturordnungen in den bedeutendsten griechischen Kolonien des nördlichen Schwarzmeergebiets. Dabei werden sowohl die Bereiche der öffentlichen als auch der privaten Architektur untersucht. Die genaue Analyse der Architekturglieder zeigt, dass die frühesten Exemplare der ionischen Ordnung nur von einer stilistischen Richtung beeinflusst wurden. Diese wird hauptsächlich mit der Region von Südionien und dort vor allem mit Milet, der Mutterstadt der ersten Kolonien am Nordpontos, verbunden. Bis zum Ende der spätarchaischen Zeit lässt sich die…mehr

Produktbeschreibung
Thema des Buches ist die Entwicklung von Architekturordnungen in den bedeutendsten griechischen Kolonien des nördlichen Schwarzmeergebiets. Dabei werden sowohl die Bereiche der öffentlichen als auch der privaten Architektur untersucht. Die genaue Analyse der Architekturglieder zeigt, dass die frühesten Exemplare der ionischen Ordnung nur von einer stilistischen Richtung beeinflusst wurden. Diese wird hauptsächlich mit der Region von Südionien und dort vor allem mit Milet, der Mutterstadt der ersten Kolonien am Nordpontos, verbunden.
Bis zum Ende der spätarchaischen Zeit lässt sich die Entwicklung eines lokalen ionischen Stils in Olbia und in der bosporanischen Region, besonders auch in Pantikapaion, beobachten. Zu den ersten öffentlichen Bauten mit Architekturornamentik gehören Tempel und Altäre. Im 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr. treten jedoch verschiedene stilistische Einflüsse auf: Die nordwestliche Region ist stark mit Attika verbunden - in der lokalen Steinproduktion werden vorherrschend architektonische Details der dorischen und ionischen Ordnung unter attischem Einfluss gefertigt. Die nordöstliche Region entwickelt sich dagegen unter dem starken Einfluss der ionischen Ordnung Kleinasiens, während die Ausbildung des Architekturstils im Bosporanischen Reich - sowohl im europäischen als auch im asiatischen Teil - von Vorbildern öffentlicher Bauten der Hauptstadt Pantikapaion geprägt ist. In der hellenistischen Zeit erreicht die Verwendung der verschiedenen Architekturordnungen bei monumentalen Bauten in allen Regionen des Nordpontos ihren Höhepunkt, die lokalen Architekturwerkstätten florieren. In dieser Zeit wird nun auch die dritte, die korinthische Ordnung, aufgenommen. Diese wird hauptsächlich für kleine Architekturformen genutzt, beispielsweise in Grabbauten, eingefriedeten Bezirken und kleinen Tempeln. In der gesamten vorrömischen Zeit werden weniger als zehn Prozent der Marmorteile importiert, wobei diese hauptsächlich zur ionischen und korinthischen Ordnung gehören.
Das Auftreten der Römer in der Region beendet schließlich die Entwicklung der lokalen Architekturschulen. Ab dieser Zeit, dem 1. Jahrhundert n. Chr., sind vor allem Imitationen der tuskanischen und korinthischen Ordnung unter dem Einfluss italischer Werkstätten zu verzeichnen. Von hadrianischer Zeit bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. ist die stilistische Entwicklung der Dekoration öffentlicher Architektur dann eng mit dem kaiserlichen Marmorhandel verknüpft: Der Import von Marmorteilen aus den Steinbrüchen der Insel Prokonnesos über das Schwarze Meer wird einer lokalen Herstellung vorgezogen. Folglich liegt der Anteil importierter Marmorteile in den ersten Jahrhunderten n. Chr. bei fast 70 Prozent.
Als Hauptergebnis der Studie ist zu verzeichnen, dass nun auch die Region des nördlichen Schwarzmeergebiets in den allgemeinen Entwicklungsprozess griechischer Architekturformen eingebunden werden kann und damit ein weiterer Aspekt der Akkulturation während der griechischen Kolonisation aufgezeigt wird.

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Rezensionen
"Ungeachtet solcher Anmerkungen (...) bleibt die Arbeit aber eine ausdrücklich zu lobende Grundlagenarbeit und beeindruckende Erschließungsleistung. Mit ihr führt B. eine wichtige Materialgattung der griechischen Kultur dieser Region mit außergewöhnlicher Kenntnis und Materialdurchdringung der Diskussion zu. Sie wird eine internationale Rezeption der regionalen Architektur deutlich begünstigen. Unbedingt anregend, stellt sie die Architekturforschung zur Region in vielerlei Hinsicht auf eine neue Basis, auf der weiterführende Fragen überhaupt erst in Angriff genommen werden können, etwa nach der Bedeutung monumentaler Architektur im Rahmen kolonialer Erfahrung oder nach kontextuell unterschiedlichen semantischen Dimensionen von Architektur."

Patric-Alexander Kreuz

In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft. 14 (2011) S. 1157-1164.
http://gfa.gbv.de/dr,gfa,014,2011,r,23.pdf
(15.05.2012)