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Eine phänomenologische Untersuchung der nationalsozialistischen Weltanschauung.Der israelische Historiker Boaz Neumann betrachtet die nationalsozialistische Weltanschauung phänomenologisch: Er untersucht die unmittelbar gegebenen Erscheinungen und stellt Zusammenhänge zwischen diesen her. Die Verortung dieser Weltanschauung sucht Neumann in den Bereichen Raum, Körper, Sprache; und dies wiederum in vier verschiedenen Sphären: der urbanen, der gesellschaftlich-politischen, der biologisch-ökologischen und schließlich der ontologischen. Immer kontrastiert er die »deutsch-arische« Welt mit der des…mehr

Produktbeschreibung
Eine phänomenologische Untersuchung der nationalsozialistischen Weltanschauung.Der israelische Historiker Boaz Neumann betrachtet die nationalsozialistische Weltanschauung phänomenologisch: Er untersucht die unmittelbar gegebenen Erscheinungen und stellt Zusammenhänge zwischen diesen her. Die Verortung dieser Weltanschauung sucht Neumann in den Bereichen Raum, Körper, Sprache; und dies wiederum in vier verschiedenen Sphären: der urbanen, der gesellschaftlich-politischen, der biologisch-ökologischen und schließlich der ontologischen. Immer kontrastiert er die »deutsch-arische« Welt mit der des paradigmatisch Anderen: des Juden. So stellt er etwa die neue deutsche Stadt dem Ghetto gegenüber, das Stadion dem Lager, die Sphäre des Lebensraums der des Vernichtungslagers - die Welt des Lebens der des Todes. Neumann kommt zu radikalen Ergebnissen: Der konstitutiv Andere in der nationalsozialistischen Weltanschauung, der Jude, war nicht potenzielles Objekt einer Tötung, da er genau genommen niemals dem »Leben« zugehörig war.
Autorenporträt
Boaz Neumann (1971-2015) war Dozent für Geschichtswissenschaften an der Universität Tel Aviv.

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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.01.2011

Sprachgeschichte
Boaz Neumann untersucht
die Weltanschauung der Nazis
Mit der Sprache des Nationalsozialismus haben sich schon viele Forscher beschäftigt, sowohl Zeitzeugen wie Victor Klemperer in seiner famosen LTI (Lingua Tertii Imperii) wie auch nachgeborene Schriftexegeten. Der junge israelische Historiker Boaz Neumann, der an der Universität Tel Aviv lehrt, hat nun versucht, mit einem radikalen Ansatz sozusagen ins Innerste der Nazi-Sprache vorzudringen – um so zu ihrem Verständnis zu gelangen.
Er macht sich diese Sprache ganz einfach zu eigen – so kündigt er es zumindest im Vorwort seiner Doktorarbeit an, die nun auf Deutsch erschienen ist. Seine These: Die komplette NS-Weltanschauung funktionierte nur in der Abgrenzung von den Juden: „Die Nationalsozialisten ,bedurften‘ ihrer in Raum, Körper und Sprache, um sie daraus zu entfernen und so den eigenen Lebensraum, den Körper, den Volkskörper sowie dessen Sprache als würdig und gereinigt zu definieren.“
Neumanns Ansatz basiert jedoch weniger in einer kritiklosen Darbietung des NS-Wortschatzes (er stellt wie jeder andere Historiker seine Zitate in den dazugehörigen Zusammenhang und lässt auch die NS-Opfer zu Wort kommen) als vielmehr in der Bildung von Beziehungspaaren, die jeweils der NS-Ebene und der jüdischen Welt zugeordnet werden.
So setzt der Autor etwa die brüllenden Heil-Rufe der „Volksgemeinschaft“, die „Allgegenwart und Dominanz der Lautsprecher“ und die Stimme des „fanatischen Predigers“ Hitler dem euphemistischen Sprachgebrauch, der bewussten Verwirrung der Opfer und dem Schweigen in den Vernichtungslagern gegenüber. Ein weiteres Kapitel widmet sich der „Reinigung“ der deutschen Sprache von Fremdwörtern und der gleichzeitigen Stigmatisierung der jüdischen Sprechweise – als „störendes Element in der Akustik des deutschen Lebensraums“.
Der Erkenntniswert dieser phänomenologischen Betrachtung ist kaum mit Klemperers linguistischer Analyse zu vergleichen, doch bietet das Buch ein breites Spektrum eher selten gedruckter Originalzitate, die das Bild des Nationalsozialismus komplettieren. Leicht enttäuscht konstatiert der Autor im Nachwort: „Wir können die NS-Weltanschauung nicht wirklich verstehen.“ ROBERT PROBST
BOAZ NEUMANN: Die Weltanschauung des Nazismus. Raum, Körper, Sprache. Wallstein-Verlag, Göttingen 2010. 269 Seiten, 29 Euro.
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