Dieses Buch erbringt den Nachweis, dass das Werk des vermeintlichen Käferdichters Adalbert Stifter durchdrungen ist von Formen der Gewalt und der (Ver-)Führung. In einem werkübergreifenden Ansatz werden einerseits zentrale theoretische Schriften Stifters, andererseits - in einem breit angelegten Close Reading-Teil - einige seiner Erzählungen und autofiktionalen Texte analysiert (u. a. Abdias, Brigitta, Aus dem bairischen Walde). Die Untersuchung der literarischen Texte erfolgt dabei mit Fokus auf die Darstellung von Gewaltphänomenen und deren Verbindung zur Dichterseherthematik, zu großen Führungsfiguren, gewalttätigen Erziehungskonstellationen und leidenschaftlich-erotischen Verführungsszenarien. Die Studie zeigt, dass Stifters Texte zwar vielfach durchdrungen sind von Versuchen einer Gewaltbesänftigung, dabei aber nicht selten auf Formen der Führung zurückgreifen, die selbst gewalttätige Züge tragen. Freigelegt wird so Stifters Poetik einer (Ver-)Führung der sanften Gewalt.