Rabbi Berl Edelsteins poetische Kindheitserinnerungen sind geprägt von chassidischen Erzähltraditionen und jiddischem Witz. Der Sohn eines Rabbiners aus dem ungarisch-rumänischen Grenzland durchläuft die klassisch-jüdische Erziehung: erst als Chedar-Schüler, danach als Talmud-Student. An sämtlichen Festen und Ritualen des jüdischen Kalenders nimmt er mit großer, kindlicher Leidenschaft teil. Er erzählt von Besuchen der Zigeuner und von den Zirkusvorstellungen im Dorf, berichtet von Lausbubenstreichen in den Wäldern der Umgebung und erinnert sich an seine verbotenen Träume von den Nachbarstöchtern. Edelsteins poetisch-spirituelle Stärke verläßt ihn selbst dann nicht, wenn er das gewaltsame Ende seines ostjüdischen Universums durch das Vordringen der NS-Schergen beschreibt. Erfüllt von der Gedankenwelt des Talmud und der Midraschim kämpft er als Achtzehnjähriger in Auschwitz um sein Überleben. "Schabbatnachmittage im Obstgarten" ist weniger ein Buch über den Holocaust als vielme hr eine kostbare Sammlung persönlicher Erinnerungen an den verlorenen Reichtum jüdischen Lebens in Osteuropa.