Die Studie befasst sich mit dem frühen Prosawerk des syrisch-kurdischen Autors und Dichters Salim Barakat. Im Mittelpunkt von Barakats teils realistischen, teils mit fantastischen Elementen versetzten narrativen Texten stehen die Lebenswelt der Kurden in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, der wachsende Druck des arabischen Nationalismus auf die kurdische Minderheit in Syrien und die Reaktion der Kurden auf die politische Realität. Anhand einer dialogisch angelegten, literaturwissenschaftlichen Lektüre analysiert Burgi Roos die Konstruktion der kurdischen Identität und die Dekonstruktion des kurdischen Nationalismus.
Innerhalb der zeitgenössischen arabischen Literatur besticht das Werk des kurdischen Dichters, Autobiografen und Romanciers arabischer Sprache, Salim Barakat, durch seine Eigenständigkeit und die Kühnheit des sprachlichen Ausdrucks. Geboren in Qamishly, einer Kleinstadt in Syrien, in der Nähe zur türkischen Grenze, erlernte der Autor die arabische Sprache erst in der Schule.
Zu den Themen der frühen Werke, die im vorliegenden Band literaturwissenschaftlich untersucht werden, zählen die Auseinandersetzung des Kindes und Heranwachenden mit der kurdischen Lebenswelt: die Landschaft und ihre Menschen sowie die Auswirkungen der nationalistisch-arabischen Politik Syriens auf die Kurden des Zweistromlandes in den fünfziger bis siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Entdeckung der Sexualität und die Erfahrung erlittener und ausgeübter Gewalt bilden weitere thematische Schwerpunkte. Identitätssuche, die Erfahrung von Erniedrigung, Unterdrückung und die Auseinandersetzung mit innerkurdischen Mythen und Widersprüchen vor dem Hintergrund einer "glorreichen" Vergangenheit werden in teils realistisch beschreibenden, teils fantastisch anmutenden Erzählpassagen dargestellt.
Salim Barakats Frühwerk wurde von der arabischen Literaturkritik mit einem gewissen Unbehagen aufgenommen. Einerseits erkennt die Literaturkritik seine innovative Kreativität im Umgang mit der arabischen Sprache an und zählt ihn zu den Dichterfürsten seiner Generation, anderen arabischen Kritikern muten die kurdischen Themen und der Stil des magischen Realismus befremdlich an.
Diese Studie will einerseits einen Beitrag leisten zur Auseinandersetzung mit der kurdischen Kultur, Literatur und Geschichte im Nahen Osten und andererseits zur modernen arabischen Literaturwissenschaft. Salim Baraks Texte werden daraufhin untersucht, wie Identität konstruiert (oder dekonstruiert) wird, wie im narrativen Genre Nationalismus - auch der kurdische - dargestellt und ad absurdum geführt wird. Der Lektüre liegen die Literaturtheorien von Roland Barthes und Michail Bachtin zugrunde. In einem dialogischen Prozess werden verschiedene Aussageebenen des polyphonen Textes analysiert. Sens propre und sens figuré werden gegenübergestellt und auf Widersprüche und/oder Übereinstimmung geprüft. Nicht selten entfaltet sich erst in dieser dialogischen Auseinandersetzung mit dem Text der "Sinn", der sich wiederum einer weiteren dialogischen Lektüre unterziehen muss. Ein wichtiger Part kommt dabei der lesenden Person zu.
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Innerhalb der zeitgenössischen arabischen Literatur besticht das Werk des kurdischen Dichters, Autobiografen und Romanciers arabischer Sprache, Salim Barakat, durch seine Eigenständigkeit und die Kühnheit des sprachlichen Ausdrucks. Geboren in Qamishly, einer Kleinstadt in Syrien, in der Nähe zur türkischen Grenze, erlernte der Autor die arabische Sprache erst in der Schule.
Zu den Themen der frühen Werke, die im vorliegenden Band literaturwissenschaftlich untersucht werden, zählen die Auseinandersetzung des Kindes und Heranwachenden mit der kurdischen Lebenswelt: die Landschaft und ihre Menschen sowie die Auswirkungen der nationalistisch-arabischen Politik Syriens auf die Kurden des Zweistromlandes in den fünfziger bis siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Entdeckung der Sexualität und die Erfahrung erlittener und ausgeübter Gewalt bilden weitere thematische Schwerpunkte. Identitätssuche, die Erfahrung von Erniedrigung, Unterdrückung und die Auseinandersetzung mit innerkurdischen Mythen und Widersprüchen vor dem Hintergrund einer "glorreichen" Vergangenheit werden in teils realistisch beschreibenden, teils fantastisch anmutenden Erzählpassagen dargestellt.
Salim Barakats Frühwerk wurde von der arabischen Literaturkritik mit einem gewissen Unbehagen aufgenommen. Einerseits erkennt die Literaturkritik seine innovative Kreativität im Umgang mit der arabischen Sprache an und zählt ihn zu den Dichterfürsten seiner Generation, anderen arabischen Kritikern muten die kurdischen Themen und der Stil des magischen Realismus befremdlich an.
Diese Studie will einerseits einen Beitrag leisten zur Auseinandersetzung mit der kurdischen Kultur, Literatur und Geschichte im Nahen Osten und andererseits zur modernen arabischen Literaturwissenschaft. Salim Baraks Texte werden daraufhin untersucht, wie Identität konstruiert (oder dekonstruiert) wird, wie im narrativen Genre Nationalismus - auch der kurdische - dargestellt und ad absurdum geführt wird. Der Lektüre liegen die Literaturtheorien von Roland Barthes und Michail Bachtin zugrunde. In einem dialogischen Prozess werden verschiedene Aussageebenen des polyphonen Textes analysiert. Sens propre und sens figuré werden gegenübergestellt und auf Widersprüche und/oder Übereinstimmung geprüft. Nicht selten entfaltet sich erst in dieser dialogischen Auseinandersetzung mit dem Text der "Sinn", der sich wiederum einer weiteren dialogischen Lektüre unterziehen muss. Ein wichtiger Part kommt dabei der lesenden Person zu.
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