Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 10,99 €
  • Gebundenes Buch

Am 08. Mai 1945 war auch für die Münchner der Zweite Weltkrieg zu Ende. Bei insgesamt 73 Luftangriffen waren 45 % der Bausubstanz zerstört worden. Der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmerl gab die Parole "Rama dama" aus und alle packten mit an. Statt einkaufen zu gehen, stand man Schlange, hütete die kostbaren Lebensmittelmarken wie seinen Augapfel oder fuhr zum Hamstern aufs Land. Statt Bier gab es Hefesud und billiges Fleisch kam von der Freibank ... Lassen Sie sich anhand der authentischen Fotos Georg Fruhstorfers zurückversetzen in eine Zeit, die von Zerstörung und Erschöpfung, aber auch von Hoffnung und neuem Lebensmut geprägt war.…mehr

Produktbeschreibung
Am 08. Mai 1945 war auch für die Münchner der Zweite Weltkrieg zu Ende. Bei insgesamt 73 Luftangriffen waren 45 % der Bausubstanz zerstört worden.
Der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmerl gab die Parole "Rama dama" aus und alle packten mit an.
Statt einkaufen zu gehen, stand man Schlange, hütete die kostbaren Lebensmittelmarken wie seinen Augapfel oder fuhr zum Hamstern aufs Land. Statt Bier gab es Hefesud und billiges Fleisch kam von der Freibank ...
Lassen Sie sich anhand der authentischen Fotos Georg Fruhstorfers zurückversetzen in eine Zeit, die von Zerstörung und Erschöpfung, aber auch von Hoffnung und neuem Lebensmut geprägt war.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.09.2004

Als die Stadt in Trümmern lag
Ein Bildband mit Fotografien von Georg Fruhstorfer zeigt München kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
Von Franz Freisleder
Können wir uns so etwas heute noch vorstellen, wenn wir durch die Altstadt spazieren, die Maximilianstraße entlang? Die Frauenkirche, aus Schutthügeln ragend und hinter hochgeschossenem Gestrüpp versteckt wie ein verwunschenes Dornröschenschloß? Der Alte Peter, ausgebrannt und von Bombeneinschlägen in der Mitte gespalten? Oder einen handgeschriebenen Zettel, angeschlagen am Eingang zum Schauspielhaus, auf dem wir lesen: „Eine Massen-Erkrankung an den Städt.Bühnen hat den Spielplan der Kammerspiele zum Zusammenbruch geführt. Das Theater muss deshalb zunächst Mittwoch und Donnerstag dieser Woche geschlossen bleiben. Der Theaterarzt stellte bei den meisten Mitgliedern einen solchen Grad von Unterernährung fest, dass ihre stark reduzierte Widerstandskraft dem Jahreswechsel nicht mehr gewachsen war. An schweren grippösen Infektionen sind folgende Mitglieder erkrankt: Frau Koppenhöfer, Frau Nicklisch, Frau Macheiner, Frau Rupp, Frl. Noelle, Herr Dahlke, Herr Reiser, sowie durch operativen Eingriff zur Zeit ausgeschaltet Herr Wery.”
Es gibt nicht mehr allzu viele Münchnerinnen und Münchner, die derlei Impressionen noch aus eigenem Erleben vor Augen haben. Für sie ist der Bildband „Hurra, wir leben noch! - München nach 1945” von Heidi und Georg Fruhstorfer ein bewegendes Erinnerungsbuch. Unter rund 80 Fotos finden sich auch die drei geschilderten Szenen. Den jüngeren Generationen dokumentiert er den Aufbauwillen ihrer Eltern und Großeltern, die Mühsal und Opferbereitschaft, die ihnen vor allem die ersten Nachkriegsjahre abforderten. Georg Fruhstorfer hat die Bilder noch aus seinem Archiv mit mehr als 2000 Aufnahmen ausgewählt und zusammen mit seiner Frau Heidi betextet. Das Erscheinen des Buchs erlebte er nicht mehr. Er starb im Juni 2003.
Trümmerberge und Baracken, Schwarzer Markt und Warteschlangen, heimatlose Heimkehrer und ausgemergelte Hamsterer; Männer, die Blindgänger entschärfen und Kinder, die in Ruinen spielen. So erlebte Fruhstorfer - vor dem Krieg Berufsschullehrer und Redakteur - nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft die zu 45 Prozent zerstörte Stadt München. Und so fotografierte er sie auf seinen Rundgängen, auf denen ihn später seine Frau begleitete. Bald kamen Schnappschüsse dazu, die das aufgehobene Fraternisierungsverbot illustrieren; Bilder von den ersten fliegenden Händlern, von provisorischen Gaststätten, vom erneuerten kirchlichen Leben, vom Wiederauftauchen Münchner Originale wie des Kohlrabi-Apostels oder des Vogel-Jakobs. Bis wir endlich „wieder wer” waren - belegt durch den umjubelten Einzug der Fußball-Weltmeister von 1954 durchs Karlstor oder den Besuch von Gina Lollobrigida bei Konen in der Sendlinger Straße im Jahr darauf.
Ein Bild aus dem Jahr 1947 könnte ohne Unterschrift wohl kaum jemand enträtseln: Das Hochzeitsfoto des noch völlig unbekannten Schauspielers Gustl Bayrhammer. Dabei hätte er ohne Weiteres an Stelle von Gert Fröbe den Otto Normalverbraucher in der „Berliner Ballade” spielen können. So dürr war er damals.
Heidi und Georg Fruhstorfer, „Hurra, wir leben noch! - München nach 1945”, Wartberg Verlag, Großformat, 64 Seiten, rund 80 Fotos, ISBN 3-8313-1336-9, 17,80 Euro.
Bild oben: Vom Rosental aus ging der Blick durch Ruinen zu den Türmen der Frauenkirche und zum Neuen Rathaus. Bild links: Am 20. Juni 1948 standen die Münchner in der Marienstraße Schlange, um die ersten DM-Scheine zu erhalten. Fotos: Fruhstorfer
…mehr