Das vorliegende Buch stellt die Heuschrecken Bayerns in anschaulicher und umfassender Form vor. Reich bebildert bietet es dem einschlägigen Wissenschaftler, aber auch dem interessierten Naturkundler eine Fülle von Informationen über diese beliebte Insektengruppe. Das Kernstück bildet die ausführliche Darstellung aller 75 in Bayern nachgewiesenen Arten, vor allem in Bezug auf Verbreitung, Biologie, Lebensräume und Bestandssituation. Auch der Heuschreckenfauna verschiedener Lebensraumtypen und der einzelnen naturräumlichen Regionen wird breiter Raum gewidmet. Die besondere Berücksichtigung von Gefährdungsfaktoren und Schutzmassnahmen für Arten und ihre Lebensräume machen das Buch zu einem naturschutzfachlichen Standardwerk für die Heuschrecken Bayerns und darüber hinaus.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.10.2003Das Sterben der Warzenbeißer
Der Bestand an Heuschrecken verkleinert sich, ein Buch klärt über die Ursachen auf
Von Guido Kleinhubbert
Augsburg – Einst kam Locusta migratoria in Schwärmen über das Land und fraß die Felder kahl. Viele Bauern nannten sie „eine Plage Gottes”, droschen wild auf sie ein, konnten ihrem Ansturm aber nicht Herr werden. Heutzutage haben die Menschen in Europa eher keinen Grund mehr dazu, sich vor den Tieren, die sich übersetzt Wanderheuschrecken nennen, zu fürchten: Locusta migratoria und Artgenossen sind auf einem unfreiwilligen Rückzug.
Wie Johannes Voith vom Landesamt für Umweltschutz in Augsburg jetzt mitteilte, gehen Forscher davon aus, dass es zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts etwa 100 Mal so viele Heuschrecken gab. In einem Buch, das Voith und seine Kollegen nun herausgegeben haben, lässt sich nachlesen, warum der Bestand derartig geschrumpft ist und was man tun kann, um die Tiere zukünftig besser zu schützen. Das Buch heißt „Heuschrecken in Bayern”, umfasst 500 Seiten und ist das Ergebnis einer nahezu einzigartigen Datenerhebung: 300 Naturschützer und Wissenschaftler haben an 25 000 Orten in Bayern nach Heuschrecken gefahndet, 139 000 Fundnachweise geliefert und dabei etwa 70 Arten entdeckt.
„Deutschlandweit gesehen ist das ein Rekord”, sagt Voith, der in seinem Büro das Bild eines „Warzenbeißers” hängen hat. Wie Orthopterologen, zu deutsch Heuschreckenforscher, berichten, ließ man die Heuschrecke mit dem kräftigen Kiefer früher in Warzen beißen, weil sie dabei einen ätzenden, als Medikament geeigneten Magensaft absondert.
Genau wie die meisten anderen Heuschreckenarten litt der Warzenbeißer in den vergangenen Jahrzehnten in erster Linie unter der intensiven Bewirtschaftung von Acker- und Grasflächen. „Wenn eine Fläche sechs Mal im Jahr geschnitten und ständig gedüngt wird, ist das Gift für die Heuschrecken”, sagt Umweltschützer Voith. Viele Arten stehen schon auf der roten Liste und gehören damit zu den gefährdeten Tierarten.
Das jetzt neu vorgelegte Buch, das für 39,90 Euro erhältlich ist und mit 200 Farbfotos aufwartet, soll Naturfreunde sensibilisieren und ihnen dabei aufzeigen, wie faszinierend die Welt der Heuschrecken ist. Einige der Insekten sind nur einen Zentimeter lang, andere messen etwa das Fünffache. Manche protzen mit einem lilafarbenen Panzer, andere passen sich der Umwelt so genau an, dass sie im Gras, ihrem bevorzugten Lebensraum, kaum noch zu erkennen sind.
Heuschrecken lieben die Sonne und sind daher im Wald eher selten anzutreffen. Sind die optischen Unterschiede zwischen einzelnen Arten einmal nicht so deutlich, vertrauen die Forscher übrigens auf ihr Gehör: Der Gesang der Heuschrecken, das Zirpen, sei oft „sehr charakteristisch”, sagt Voith. Einige klopfen wild herum, andere ticken bedächtig wie ein Uhrwerk.
„Heuschrecken in Bayern”, Eugen Ulmer Verlag, herausgegeben vom Landesamt für Umweltschutz, 516 Seiten.
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Der Bestand an Heuschrecken verkleinert sich, ein Buch klärt über die Ursachen auf
Von Guido Kleinhubbert
Augsburg – Einst kam Locusta migratoria in Schwärmen über das Land und fraß die Felder kahl. Viele Bauern nannten sie „eine Plage Gottes”, droschen wild auf sie ein, konnten ihrem Ansturm aber nicht Herr werden. Heutzutage haben die Menschen in Europa eher keinen Grund mehr dazu, sich vor den Tieren, die sich übersetzt Wanderheuschrecken nennen, zu fürchten: Locusta migratoria und Artgenossen sind auf einem unfreiwilligen Rückzug.
Wie Johannes Voith vom Landesamt für Umweltschutz in Augsburg jetzt mitteilte, gehen Forscher davon aus, dass es zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts etwa 100 Mal so viele Heuschrecken gab. In einem Buch, das Voith und seine Kollegen nun herausgegeben haben, lässt sich nachlesen, warum der Bestand derartig geschrumpft ist und was man tun kann, um die Tiere zukünftig besser zu schützen. Das Buch heißt „Heuschrecken in Bayern”, umfasst 500 Seiten und ist das Ergebnis einer nahezu einzigartigen Datenerhebung: 300 Naturschützer und Wissenschaftler haben an 25 000 Orten in Bayern nach Heuschrecken gefahndet, 139 000 Fundnachweise geliefert und dabei etwa 70 Arten entdeckt.
„Deutschlandweit gesehen ist das ein Rekord”, sagt Voith, der in seinem Büro das Bild eines „Warzenbeißers” hängen hat. Wie Orthopterologen, zu deutsch Heuschreckenforscher, berichten, ließ man die Heuschrecke mit dem kräftigen Kiefer früher in Warzen beißen, weil sie dabei einen ätzenden, als Medikament geeigneten Magensaft absondert.
Genau wie die meisten anderen Heuschreckenarten litt der Warzenbeißer in den vergangenen Jahrzehnten in erster Linie unter der intensiven Bewirtschaftung von Acker- und Grasflächen. „Wenn eine Fläche sechs Mal im Jahr geschnitten und ständig gedüngt wird, ist das Gift für die Heuschrecken”, sagt Umweltschützer Voith. Viele Arten stehen schon auf der roten Liste und gehören damit zu den gefährdeten Tierarten.
Das jetzt neu vorgelegte Buch, das für 39,90 Euro erhältlich ist und mit 200 Farbfotos aufwartet, soll Naturfreunde sensibilisieren und ihnen dabei aufzeigen, wie faszinierend die Welt der Heuschrecken ist. Einige der Insekten sind nur einen Zentimeter lang, andere messen etwa das Fünffache. Manche protzen mit einem lilafarbenen Panzer, andere passen sich der Umwelt so genau an, dass sie im Gras, ihrem bevorzugten Lebensraum, kaum noch zu erkennen sind.
Heuschrecken lieben die Sonne und sind daher im Wald eher selten anzutreffen. Sind die optischen Unterschiede zwischen einzelnen Arten einmal nicht so deutlich, vertrauen die Forscher übrigens auf ihr Gehör: Der Gesang der Heuschrecken, das Zirpen, sei oft „sehr charakteristisch”, sagt Voith. Einige klopfen wild herum, andere ticken bedächtig wie ein Uhrwerk.
„Heuschrecken in Bayern”, Eugen Ulmer Verlag, herausgegeben vom Landesamt für Umweltschutz, 516 Seiten.
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