Bären als Bergführer, ein Hippo und ein Elefant als schwergewichtige Bergsteiger und der König der Tiere als Hasenherz am Steilhang - im «Alpenclub der Tiere» zeigt sich das wahre Selbst der Spezies und spiegelt sich jenes ihrer enschlichen Pendants. In der nostalgischen Bildsprache der Originalillustrationen von 1910 und einer kongenialen Textneuschöpfungvon Dan Wiener liegt nun die deutsche Erstausgabe eines Klassikers der Alpinliteratur vor. Das Buch «The Animals Alpine Club» von Graham Clifton Bingham, illustriert von George Henry Thompson, erschien erstmals 1910 in London. Die liebevoll-humoristische Darstellung der Gründung eines Alpenclubs durch Tiere und die Schilderung der ersten Bergbesteigung durch ungeübte tierische Alpinisten richtet sich an Erwachsene, die mit ihren Kindern den Einstieg in denBergsport planen. Mehr noch aber ist das Buch eine satirische Spiegelung der Welt der menschlichen Alpinistenund zeigt, wie das wahre Selbst jedes Einzelnen sich erst am Berg offenbart.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2019Für den Tisch Wie schön, dass der "Alpenclub der Tiere", dieses hübsche kleine Bilderbuch über bergsteigende Tiere, nun endlich auf Deutsch erschienen ist. Im Jahr 1910 ist "The Animals Alpine Club" der beiden Engländer Graham Clifton Bingham (Text) und George Henry Thompson (Illustrationen) in London erschienen. Und allein dieser Umstand, macht die Fabel heute noch lesenswerter, wirft sie doch ein Licht auf eine Zeit, in der Alpinismus noch etwas ganz anderes war. Es geht um vier Tiere, einen Löwen, einen Elefanten, ein Flusspferd und einen Bären, der in den Schweizer Bergen natürlich der Bergführer ist und seine unerfahrenen Freunde auf den Gipfel führt. Dass die Geschichte in der Schweiz spielt, steht zwar nicht in den von Dan Wiener übersetzten Endreimtexten, aber es fällt nicht schwer, darin eine Spielform der Matterhorn-Erstbesteigung im Jahr 1865 zu sehen. Damals war der Brite Edward Whymper mit englischen Kameraden und Schweizer Bergführern erstmals auf den Gipfel gestiegen - zu einem hohen Preis, denn vier von sieben stürzten zu Tode. Auch im "Alpenclub der Tiere" klettert die Seilschaft, die trotz Rüssel, Mähne und Breitmaul in ihren Karo-Tweed-Anzügen recht britisch anmutet, nach oben, einige bekommen es mit der Angst zu tun, es gibt Schlüsselstellen zu meistern, und dann reißt, wie damals am Matterhorn, ein Seil - und ausgerechnet der Löwe stürzt ab, landet aber unversehrt im Tal. Wie damals gibt es einen Wettlauf zum Gipfel, und eine Illustration, die die Schatten des Bären und des Elefanten im Bergnebel erscheinen lässt, erinnert sehr an eine Darstellung aus Whympers Matterhorn-Buch.
Doch dieses wunderbar ironische und humorvolle Büchlein funktioniert für Kinder und Erwachsene auch ohne alle alpinhistorischen Anspielungen - schon allein deshalb, weil nach der Bergsteigerei in der Hütte tierisch gefeiert wird. Oder, um es in der Sprache des Buches zu sagen: "Das wird ein Spaß! Mich macht die Höhenangst kein bisschen blass!"
asl
Graham Clifton Bingham (Text), George Henry Thompson (Illustrationen): "Alpenclub der Tiere". AS-Verlag, 22 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Doch dieses wunderbar ironische und humorvolle Büchlein funktioniert für Kinder und Erwachsene auch ohne alle alpinhistorischen Anspielungen - schon allein deshalb, weil nach der Bergsteigerei in der Hütte tierisch gefeiert wird. Oder, um es in der Sprache des Buches zu sagen: "Das wird ein Spaß! Mich macht die Höhenangst kein bisschen blass!"
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Graham Clifton Bingham (Text), George Henry Thompson (Illustrationen): "Alpenclub der Tiere". AS-Verlag, 22 Euro
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