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Seit 1985 schreibt G. S. Becker, mit aktiver Unterstützung seiner Frau, eine monatliche Kolumne in 'Business Week'. Mit der ihm eigenen unerbittlichen Konsequenz werden Probleme des Alltags aus ökonomischer Sicht referiert. Einwanderung, Privatisierung des öffentlichen Dienstes, Bildung auch für Arme, Drogenpolitik, Soziale Sicherung, freier Wettbewerb der Religionen, Wohlfahrtsunterstützung für Kinder statt für Mütter: So heißen einige der hier versammelten Beiträge vom Nobelpreisträger für Wirtschaft, dem berühmten Professor der 'Chicagoer Schule'. Sie können als Mustervorlagen einer…mehr

Produktbeschreibung
Seit 1985 schreibt G. S. Becker, mit aktiver Unterstützung seiner Frau, eine monatliche Kolumne in 'Business Week'. Mit der ihm eigenen unerbittlichen Konsequenz werden Probleme des Alltags aus ökonomischer Sicht referiert. Einwanderung, Privatisierung des öffentlichen Dienstes, Bildung auch für Arme, Drogenpolitik, Soziale Sicherung, freier Wettbewerb der Religionen, Wohlfahrtsunterstützung für Kinder statt für Mütter: So heißen einige der hier versammelten Beiträge vom Nobelpreisträger für Wirtschaft, dem berühmten Professor der 'Chicagoer Schule'. Sie können als Mustervorlagen einer angewandten Volkswirtschaftspolitik gelten. Prof. Dr. Gary S. Becker lehrt an der University of Chicago. Prof. Dr. Guity Nashat Becker lehrt an der University of Illinois in Chicago.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.1998

Das Leben aus wirtschaftlicher Sicht
Kurzweilige Essays über die Ökonomik des Alltags

Gary S. Becker/Guity Nashat Becker: Die Ökonomik des Alltags. Von Baseball über Gleichstellung zur Einwanderung: Was unser Leben wirklich bestimmt. Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 1998, 408 Seiten, 49,80 DM.

Der amerikanische Nobelpreisträger Gary S. Becker hat sich der Aufgabe verschrieben, auch jene Bereiche menschlichen Tuns mit der Ökonomie wissenschaftlich zu erklären, die man gemeinhin als außerökonomisch betrachtet. Es verwundert daher nicht, daß die Nichtökonomen, in deren Fachgebieten Becker wildert, leicht echauffiert den Begriff des "ökonomischen Imperialismus" in die Diskussion gebracht haben. Doch das macht den Versuch der ökonomischen Deutung vermeintlich unökonomischer Bereiche nicht weniger interessant. In seinem Buch "Die Ökonomik des Alltags", das Becker zusammen mit seiner Frau Guity Nashat Becker geschrieben hat (auch sie lehrt - ebenso wie ihr Mann - an der University of Chicago), findet der Leser hiervon einige Kostproben. Das Buch bietet zweifellos eine kurzweilige Lektüre. Da es sich um eine Sammlung von Kolumnen handelt, die die Beckers in den letzten Jahren für die renommierte Wirtschaftszeitschrift "Business Week" geschrieben haben, ist der Adressat eindeutig ein nichtakademisches Laienpublikum, was keineswegs bedeutet, daß Fachleute nicht ihre Freude an den amüsant geschriebenen - und auch von Gerhard Engel kongenial übersetzten - Essays hätten.

Ob es um die Höhe der Gehälter der Baseballspieler in der amerikanischen Oberliga geht oder darum, wie geschiedene Ehefrauen ihre unterhaltsmüden Exgatten zum Zahlen bringen können - es sind vielseitige Facetten des menschlichen Lebens, die hier unter die Lupe genommen werden. In den meisten Fällen zielen die Autoren auf die (Wirtschafts-)Politik und ihre Wirkungen auf den Alltag. Die Beckers schildern, wie die "soziale Hängematte" des Staates die vorsorgende Institution der Familie zunehmend unterminiert. Sie zeigen, daß die freie Schulwahl für die Eltern - mit Hilfe von Bildungsgutscheinen - bessere Schulen durch Wettbewerb zur Folge haben könnte. Sie beweisen, daß nicht Quoten und staatliche Lohnpolitik langfristig den Frauen zu gleichem Einkommen gegenüber den Männern verhelfen, sondern das freie Spiel von Angebot und Nachfrage. Sie erinnern daran, daß es nicht die staatliche Industriepolitik gewesen ist, die in Asien die Wirtschaft angekurbelt hat, sondern der private Drang nach mehr Ausbildung und Schaffung von Humankapital. Immigranten, so zeigen sie auch, sind eine wirtschaftliche Bereicherung für jedes Land, jedoch sollte man ihnen alle Sozialleistungen streichen, damit richtige Anreize für die Leistungswilligen geschaffen werden.

Die beiden Beckers machen es deutlich: Der Ökonom kann viel zur Politik sagen - und zwar nicht nur zur Wirtschaftspolitik. Das nutzen sie zugleich auch im eigenen Interesse. Ökonomen könnten nicht nur das Leben erklären, sagen sie, sondern die Menschheit könnte auch nicht mehr ohne die Ökonomen leben. Dazu habe unter anderem beigetragen, daß sich in neuerer Zeit die Wirtschaftswissenschaften immer mehr von der Makroökonomie hin zur verstärkten Einsicht in einen mikroökonomisch fundierten methodologischen Individualismus entwickelt habe. Eine solche Ökonomie sei lebensnah und daher vielseitig verwendbar. Die These, daß die Menschheit ohne Ökonomen nicht leben könne, mag vielleicht an eine übertriebene Eigenwerbung erinnern. Doch beweisen Gary und Guity Nashat Becker, daß man in den letzten Jahrzehnten wirklich in vielen Fällen der ökonomischen Theorie gefolgt ist. Ein Beispiel nennen sie die Bekämpfung der Kriminalität. In den sechziger Jahren hätte man die Kriminellen als therapiebedürftige "Opfer" gesehen. Heute würde man wieder an die individuelle ökonomische Vernunft des potentiellen Täters appellieren und durch harte Strafe die Kosten des Verbrechens für die Täter steigen lassen.

Bevor man das Autorenteam Becker damit gleich als Verfechter des rücksichtslosen starken Staats in Sachen Kriminalität abtut, sollte man auch lesen, was die beiden zum Thema Drogen zu sagen haben. Die Prohibition, die hier immer noch gelte, werde zu Recht zunehmend angezweifelt, meinen sie. Sie hätte das Suchtproblem nicht gelöst, aber die (Beschaffungs-)Kriminalität erheblich steigen lassen. Legalisierung sei die ökonomisch rationale Antwort darauf. Sie würde die wirtschaftliche Verknüpfung von Drogen und Kriminalität, wie sie heute dank staatlicher Intervention bestehe, auflösen. Daß die Ökonomie, so wie die Beckers sie verstehen, durchaus wesentliche Beiträge zur Bekämpfung und auch zur Prävention von Verbrechen leisten kann, sollte auch allen jenen zu denken geben, die immer noch ihrer reichen Erbtante nach dem Leben trachten. Letztlich sagt die Ökonomie nämlich doch nichts anderes als der Volksmund: Verbrechen lohnt sich nicht. DETMAR DOERING

(Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Königswinter)

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