Produktdetails
- Verlag: Kovar
- Seitenzahl: 240
- Abmessung: 245mm
- Gewicht: 810g
- ISBN-13: 9783925845703
- ISBN-10: 3925845704
- Artikelnr.: 06715850
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.1997Geheimnisvolle Schabbessuppe
Nach 60 Jahren gibt es wieder ein jüdisches Schullesebuch
ipp. Irgend etwas muß an der Schabbessuppe besonders sein, denkt sich Channah. Warum schmeckt die Suppe am Schabbat besser als andere Suppen an anderen Tagen? Die Mutter versichert ihr, daß sie nur mit Salz, Pfeffer und Dill würzt. Aber heimlich beobachtet das Mädchen an einem Freitag eben doch den einen goldenen Puder, der in den Topf rieselt.
Das Märchen vom "Schabbesgewürz" ist eine von vielen Geschichten über jüdische Kultur, die jetzt in einem Lesebuch mit dem Titel "Kinderwelten" erschienen sind und die in der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank vorgestellt wurden. Nach 60 Jahren liegen damit erstmalig wieder die Geschichten und Märchen für den Schulunterricht in gebundener Form vor. Das letzte jüdische Lesebuch für deutsche Kinder war 1938 gedruckt worden, und nahezu alle Exemplare sind in und nach der Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten vernichtet worden. Nach 1945 behalfen sich die Lehrer in jüdischen Schulen mit Fotokopien über Geschichten der jüdischen Kultur. In den Lesebüchern, die für die hessischen Lehranstalten vorgeschrieben waren, kamen nur die Nibelungen oder die christlichen Weihnachtsbräuche vor.
Das brachte fünf Lehrer der jüdischen Lichtigfeldschule auf die Idee, Geschichten, Gedichte und Rezepte zu sammeln und sie in dem Lesebuch für die dritte und vierte Klasse zusammenzustellen. In fünf Kapiteln erzählen sie in kindgerechter Form von jüdischen Fest- und Feiertagen, von alten Legenden und Sagen der Könige Salomo und David, aber auch von einer schwierigen Freundschaft zwischen einem arabischen Jungen und einem jüdischen Mädchen in diesen Tagen.
Das Buch, das das herkömmliche Lesebuch an jüdischen Schulen ersetzen soll, ist aber nicht nur für jüdische Schüler gedacht, sagte Autor Manfred Levi. Auch Kinder an staatlichen Schulen könnten viel über das Judentum erfahren. In einem Glossar werden darüber hinaus jüdische Worte erklärt, wie "koscher" und "trefe" für "rein" und "unrein". An dieser Stelle taucht auch der Begriff "Pogrom" auf, ansonsten aber geht das Buch nicht auf den Holocaust ein. Generell werde das Thema erst im fünften Schuljahr durchgenommen, erklärt Levi. Außerdem wolle man zeigen, daß das Judentum nicht nur eine Kultur der Vertreibung und Vernichtung sei, sondern auch eine positive Kraft besitze, sagt Autorin Noemi Staszewski. Das Buch sei allerdings nicht als ein religiöses Lehrbuch zu sehen.
Die Chance, daß es im Unterricht an anderen Schulen verwendet werde, schätzten die beiden Lehrer jedoch nicht allzu groß ein, da die Schulen kein Geld hätten und das Lesebuch nicht im Lehrmittelkatalog vorgesehen sei. "Aber vielleicht findet es wenigstens einen festen Platz in den Schulbibliotheken." "Kinderwelten" ist im Verlag "Roman Kovar" erschienen, in Buchhandlungen erhältlich und kostet 34 Mark.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nach 60 Jahren gibt es wieder ein jüdisches Schullesebuch
ipp. Irgend etwas muß an der Schabbessuppe besonders sein, denkt sich Channah. Warum schmeckt die Suppe am Schabbat besser als andere Suppen an anderen Tagen? Die Mutter versichert ihr, daß sie nur mit Salz, Pfeffer und Dill würzt. Aber heimlich beobachtet das Mädchen an einem Freitag eben doch den einen goldenen Puder, der in den Topf rieselt.
Das Märchen vom "Schabbesgewürz" ist eine von vielen Geschichten über jüdische Kultur, die jetzt in einem Lesebuch mit dem Titel "Kinderwelten" erschienen sind und die in der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank vorgestellt wurden. Nach 60 Jahren liegen damit erstmalig wieder die Geschichten und Märchen für den Schulunterricht in gebundener Form vor. Das letzte jüdische Lesebuch für deutsche Kinder war 1938 gedruckt worden, und nahezu alle Exemplare sind in und nach der Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten vernichtet worden. Nach 1945 behalfen sich die Lehrer in jüdischen Schulen mit Fotokopien über Geschichten der jüdischen Kultur. In den Lesebüchern, die für die hessischen Lehranstalten vorgeschrieben waren, kamen nur die Nibelungen oder die christlichen Weihnachtsbräuche vor.
Das brachte fünf Lehrer der jüdischen Lichtigfeldschule auf die Idee, Geschichten, Gedichte und Rezepte zu sammeln und sie in dem Lesebuch für die dritte und vierte Klasse zusammenzustellen. In fünf Kapiteln erzählen sie in kindgerechter Form von jüdischen Fest- und Feiertagen, von alten Legenden und Sagen der Könige Salomo und David, aber auch von einer schwierigen Freundschaft zwischen einem arabischen Jungen und einem jüdischen Mädchen in diesen Tagen.
Das Buch, das das herkömmliche Lesebuch an jüdischen Schulen ersetzen soll, ist aber nicht nur für jüdische Schüler gedacht, sagte Autor Manfred Levi. Auch Kinder an staatlichen Schulen könnten viel über das Judentum erfahren. In einem Glossar werden darüber hinaus jüdische Worte erklärt, wie "koscher" und "trefe" für "rein" und "unrein". An dieser Stelle taucht auch der Begriff "Pogrom" auf, ansonsten aber geht das Buch nicht auf den Holocaust ein. Generell werde das Thema erst im fünften Schuljahr durchgenommen, erklärt Levi. Außerdem wolle man zeigen, daß das Judentum nicht nur eine Kultur der Vertreibung und Vernichtung sei, sondern auch eine positive Kraft besitze, sagt Autorin Noemi Staszewski. Das Buch sei allerdings nicht als ein religiöses Lehrbuch zu sehen.
Die Chance, daß es im Unterricht an anderen Schulen verwendet werde, schätzten die beiden Lehrer jedoch nicht allzu groß ein, da die Schulen kein Geld hätten und das Lesebuch nicht im Lehrmittelkatalog vorgesehen sei. "Aber vielleicht findet es wenigstens einen festen Platz in den Schulbibliotheken." "Kinderwelten" ist im Verlag "Roman Kovar" erschienen, in Buchhandlungen erhältlich und kostet 34 Mark.
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