Inhalt
Die 29jährige Hyoju sieht sich binnen weniger Wochen vor den Scherben ihres Lebens. Vom Freund verlassen und aus ihrem Job geworfen, scheint ihr Leben in einem sinnlosen Trott aus Essen und Trinken zu versinken. Doch dann erreicht sie ein merkwürdiger Anruf: Ihre Großmutter ist gestorben,
und das obwohl Hyoju ihr Leben lang davon ausging, keine Familie mehr zu besitzen. Sie macht sich…mehrInhalt
Die 29jährige Hyoju sieht sich binnen weniger Wochen vor den Scherben ihres Lebens. Vom Freund verlassen und aus ihrem Job geworfen, scheint ihr Leben in einem sinnlosen Trott aus Essen und Trinken zu versinken. Doch dann erreicht sie ein merkwürdiger Anruf: Ihre Großmutter ist gestorben, und das obwohl Hyoju ihr Leben lang davon ausging, keine Familie mehr zu besitzen. Sie macht sich auf den Weg in das kleine Dorf der ihr fremden Frau, und findet dort eine Aufgabe, der sie sich stellen muss, auf Leben und Tod.
Von magischen Ideen und mangelnder Umsetzung
Hyojus Leben in Seoul hat, man kann es gar nicht anders sagen, keinen wirklichen Sinn mehr, seit sie sich in ihren eigenen vier Wänden verkriecht, von aller Welt verlassen. Da kommt die Nachricht der verstorbenen Großmutter – und ein in Aussicht gestelltes Erbe – gerade recht. Trotzdem packt Hyoju eher widerwillig ihren Koffer und macht sich auf die Suche nach einer Vergangenheit, die sie so nicht kannte. Im Dorf angekommen, wird ihr schnell bewusst, wie traditionell das Leben auf dem Land noch immer ist. Die Totenfeier zieht sich über mehrere Tage hin, die Hyoju mehr oder weniger still über sich ergehen lässt, und nur hier und da mit Großmutter Jangchon, eine Freundin der Verstorbenen, einige Worte wechselt.
Gleich zu Beginn wird sie gewarnt, den nahen Wald nicht ohne Kerze zu betreten, doch der Zufall will es, dass sie eben genau dieses doch tut. Eine silbrige Gestalt löst sich prompt von ihr und zu Hyojus großem Entsetzen muss sie feststellen, dass das ihr Schatten war. Mit Hilfe eines seltsamen Mannes, der keinerlei Gesichtsausdrücke zu beherrschen scheint, soll sie nun innerhalb von fünf Nächten ihren Schatten wiederfinden, denn sonst wird sie zu einem Teil des Waldes. Wenn sie ihn jedoch rechtzeitig zurückbekommt, verliert sie sämtliche Erinnerungen an die Tage im Wald und ihre Bewohner.
Die Idee der Geschichte ist voller Magie und auch die einzelnen Wesen, denen wir im Laufe der Seiten begegnen, haben durchaus Potenzial. Doch Hyojus Nächte an der Seite des Mannes entpuppen sich bei näherem Betrachten als recht zusammengestückelt. Kaum etwas habe ich über Hyoju erfahren, was darüber hinausging, dass sie eine Waise ist und mit ihrem Leben scheinbar nichts anzufangen weiß. Im Gleichklang damit ist ihr ihre neue Umgebung sowie deren Geschichten herzlich egal, sie braucht sehr lang, um sich überhaupt für den Namen von so einigen Dingen zu interessieren. Und so wie Hyoju ihr mangelndes Interesse an den Tag legte, so legte ich meines ebenso ab, trabte gemächlich mit ihr durch den nächtlichen Wald und folgte den Fußspuren ihres Schattens, immer nur halbwegs darauf gespannt, welche Episode sich uns als nächstes öffnen würde.
Die Bilder, die der magische Wald in meinem Kopf zu malen begann, gefallen mir dabei eigentlich wirklich gut. Bereits zu Beginn fühlte ich, wie zauberhaft ghibli’eske Zeichnungen in mir entstanden, die mich in den Verlauf der Geschichte durchaus eintauchen lassen wollten, wenn … Ja, wenn ich nicht immer wieder durch schablonenartige Beschreibungen (es gibt mehr Worte als alabastern, um etwas durchscheinend weißes zu beschreiben!), beharrliche Wiederholungen und einfältige Dialoge aus dieser Welt herausgerissen worden wäre. Auch hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen zu diesem besonderen Wald gewünscht, zu den Wesen darin, deren Bestimmung und wieso die Schatten der Menschen hier eigentlich verschwinden.
Fazit
An sich eine interessante Idee, allerdings mit ausbaufähigen Charakteren. Die Umsetzung, besonders sprachlich gesehen, ist eher weniger geglückt und führte dazu, dass mich vieles kalt ließ, was mit anderen Worten vermutlich berauschend schön gewesen wäre.