Die Datierung holozäner Sedimente in Flachwassergebieten des norddeutschen Küstenraums mit Hilfe herkömmlicher Verfahren erweist sich als schwierig, da die oberen Sedimentschichten ständig erodiert und umgelagert werden, was auf Bioturbation, Wellenschlag und gezeitenabhängige Meeresströmungen zurückzuführen ist. Unter extremen Bedingungen, z.B. beeinflusst durch Stürme oder Eisgang, können Schichten bis zu einer Mächtigkeit von mehreren Dezimetern betroffen sein. Eine mögliche Alternative zur Datierung junger Sedimente stellt die Aminosäure-Racemisierungs-Methode (AAR) dar. Die AAR-Methode beruht auf der Bestimmung von Aminosäure-D/L-Verhältnissen in den organischen Matrices biogener Carbonate. Mit Hilfe der AAR- Methode wurde Schalenmaterial von insgesamt 267 Muschelproben an sechs verschiedenen Standorten aus dem Niedersächsischen und Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer datiert. Die ermittelte durchschnittliche Sedimentakkumulationsrate von 34 ± 2 cm/Jahrhundert entspricht derin der Literatur allgemein angenommenen Sedimentationsrate von 25 - 30 cm/Jahrhundert, die aus dem Anstieg des Meeresspiegels in jüngster Zeit berechnet wurde.