Argula von Grumbach, geborene von Stauff, wagte es, als Frau den öffentlichen Raum zu betreten. Indem sie den jungen, von lutherischen Ideen geprägten Magister Arsacius Seehofer verteidigte, forderte sie nicht nur die Gelehrten der Universität Ingolstadt, sondern das gesamte katholische Establishment heraus. Der Tagungsband versammelt Aufsätze, die sich mit der ersten reformatorischen Schriftstellerin ebenso wie mit ihrer Familie und weiteren weiblichen "Grenzgängerinnen" beschäftigen. Er öffnet aber auch zahlreiche Fenster in eine äußerst spannende, energiegeladene Zeit, in eine Welt der "fliegenden Worte", der Bilderschlachten, Disputationen um den rechten Glauben, tiefer Religiosität, des Umsturzes fester Ordnungen, eine Zeit generationeller Abgrenzungen, als humanistische Ideen die Universitäten eroberten und sich gegen die scholastische Tradition stellten. Die Aufsätze brillanter Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen entführen den Leser in eine bewegte Periode, in der sich Menschen aus unterschiedlichen Gründen auf den Weg zu neuen Orten machten, in der Seuchen und Kriege die Städte bedrohten und bahnbrechende Entdeckungen die Welt zu verändern begannen, in eine Welt der Abgrenzungen und Grenzüberschreitungen zugleich. In Ingolstadt, dessen Stadtbild von eindrucksvollen Gebäuden aus dieser Zeitenwende geprägt ist, kreuzen sich viele Wege - bedeutender Personen ebenso wie zukunftsweisender Ideen.